MOTORMOBILES

Das Automagazin im Internet

20,8 Kilometer, 07:46,13 Minuten – Der Golf GTI Edition 50 bezwingt die Nordschleife

Volkswagen Golf GTI Edition 50 - Bildnachweis: Volkswagen

  

Nordschleifen-Rekord für das Geburtstagsmodell

Der Nürburgring war schon immer eine Bühne für besondere automobile Statements. Dass nun ein seriennahe Prototyp des VW Golf GTI Edition 50 auf dieser legendären Strecke einen neuen Rundenrekord für ein Volkswagen-Serienmodell aufgestellt hat, ist mehr als nur ein PR-Coup. Es ist ein fahrdynamisches Ausrufezeichen, das sich gleichzeitig durch nüchterne Daten und Fakten einordnen lässt – und deutlich zeigt, wo die Leistungsfähigkeit eines modernen Fronttrieblers im Jahr 2025 liegen kann.

Mit einer offiziell gestoppten Rundenzeit von 07:46,13 Minuten auf der vollen Nordschleifen-Distanz von 20,8 Kilometern fährt der Golf GTI Edition 50 auf den ersten Platz unter allen bislang auf der Strecke erfassten VW-Serienfahrzeugen. Gesteuert wurde der Prototyp vom langjährigen VW-Werksfahrer und Testentwickler Benny Leuchter. Interessant: Die gemessene Zeit beinhaltet die komplette Rundenlänge inklusive des Start- und Zielbereichs an der Tribüne T13 – eine Messweise, die bei früheren Rekordfahrten wie etwa beim Golf R „20 Years“ nicht zum Einsatz kam. Dort betrug die offizielle Zeit 07:47,31 Minuten, gemessen auf verkürzter Distanz. Vergleicht man unter gleichen Voraussetzungen, erreichte der neue GTI Edition 50 auf der gleichen Rundenvariante eine Zeit von 07:41,27 Minuten – ein klares Zeichen für die weiterentwickelte Dynamik des neuen Sondermodells.

Technikträger mit Serientechnik

Der neue GTI Edition 50 versteht sich als sportlichste Interpretation des GTI-Prinzips zum 50-jährigen Jubiläum der Baureihe, das Volkswagen im Jahr 2026 feiern wird. Bereits der Name verweist auf dieses Jubiläum, unter dem die Baureihe 1976 mit 110 PS das Segment der kompakten Sportler begründete. Heute steht die Sonderedition für ein nochmals geschärftes Konzept, das auf bewährte GTI-Technik zurückgreift, aber mit feinen technischen Details ergänzt wird.

Herzstück ist der bekannte 2,0-Liter-TSI-Vierzylinder mit rund 300 PS Leistung. Die genaue Motorleistung wurde bislang nicht offiziell genannt, dürfte sich aber in der Größenordnung des Golf GTI Clubsport bewegen. Serienmäßig kommt ein 7-Gang-DSG zum Einsatz, Allradantrieb bleibt dem Golf R vorbehalten. Wesentlichen Anteil an der Performance hatte ein optionales Performance-Paket, das im Rekordfahrzeug verbaut war. Es umfasst unter anderem ein speziell abgestimmtes Sportfahrwerk, besonders leichte 19-Zoll-Schmiederäder und darauf aufgezogene Semislicks vom Typ Bridgestone Potenza Race. Die Kombination reduziert nicht nur die rotierenden Massen, sondern verbessert auch Traktion, Kurvenverhalten und Rückmeldung. Trotz widriger Witterungsverhältnisse mit teilweise nasser Fahrbahn konnte der GTI Edition 50 damit ein hohes Maß an Fahrpräzision und Stabilität unter Beweis stellen – laut Entwickler Leuchter ein entscheidender Faktor für die gelungene Rundenzeit.

Einordnung: Zwischen Clubsport und Golf R

Der neue Golf GTI Edition 50 positioniert sich oberhalb des regulären GTI und des GTI Clubsport, bleibt dabei aber beim klassischen Frontantrieb. Im Vergleich zum 2016er Clubsport S, der mit 310 PS in 07:49,21 Minuten ebenfalls von Benny Leuchter über den Ring gefahren wurde, verbessert sich die neue Sonderedition um über drei Sekunden – trotz nahezu identischer Leistung. Die Konsequenz: Ein besseres Fahrwerk, optimierte Reifen und detailliertes Feintuning können auf der anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt auch ohne Allradantrieb für bemerkenswerte Fortschritte sorgen.

Im Vergleich zur sportlichen Konkurrenz bleibt der Honda Civic Type R allerdings weiterhin Benchmark unter den frontgetriebenen Kompaktsportlern. Mit einer Zeit von 07:44,88 Minuten liegt der Japaner derzeit knapp vor dem neuen VW-Modell. Dennoch zeigt sich der Golf GTI Edition 50 konkurrenzfähig, wenn man bedenkt, dass die Rekordrunde unter nicht optimalen Bedingungen zustande kam.

Modellangebot, Preise und Marktstart

VW plant die offizielle Premiere des Golf GTI Edition 50 am 20. Juni 2025, unmittelbar vor dem Start des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring. Der Marktstart ist für 2026 vorgesehen, also genau 50 Jahre nach Einführung des ersten Golf GTI. Die Sonderedition wird voraussichtlich in mehreren Varianten angeboten, darunter auch ein GTI Edition 50 mit 1,5-Liter-TSI und 150 PS. Diese Einstiegsvariante ist bereits konfigurierbar und startet ab 27.180 Euro.

Für den eigentlichen GTI Edition 50 mit Performance-Fokus dürfte sich der Preis deutlich oberhalb des regulären GTI bewegen, der aktuell mit 265 PS ab rund 45.655 Euro gelistet ist. Die Clubsport-Variante mit 300 PS beginnt derzeit bei etwa 49.225 Euro. Für den Jubiläums-GTI mit Performance-Paket und Sonderausstattung ist somit ein Einstiegspreis von über 50.000 Euro realistisch. Gebrauchte Edition-50-Modelle mit 150-PS-TSI-Motoren sind aktuell zu Preisen ab etwa 31.000 Euro im Handel zu finden, allerdings ohne sportlichen Anspruch des Rekordmodells.

Rekord mit Substanz

Der Golf GTI Edition 50 ist mehr als nur eine Jubiläumsikone. Die Nordschleifenzeit zeigt, wie präzise Volkswagen das Potenzial seines Kompaktmodells weiterentwickelt hat. Trotz klassischem Frontantrieb gelingt ein Fahrverhalten auf Spitzenniveau, das sogar den allradgetriebenen Golf R aussticht – zumindest auf dieser einen, besonderen Strecke. Dass dies mit seriennaher Technik und unter nicht perfekten Bedingungen gelang, spricht für das technische Konzept. Gleichzeitig bleibt ein realistischer Blick angebracht: Der Civic Type R bleibt der Maßstab bei den Fronttrieblern, der Golf GTI Edition 50 ist jedoch nah dran. Für Fans der Baureihe und für all jene, die ein Stück markenhistorischer Fahrdynamik erleben wollen, bietet die Edition 50 eine glaubwürdige Perspektive auf die sportliche Zukunft des GTI.