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4Wheel-Pickup: Mitsubishi L200 im Fahrbericht

Im Test: Der Pickup Mitsubishi L200 2,5 Di-D Plus AT Doppelkabine aus Japan im Fahrbericht - Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Die vierte Generation des Mitsubishi L200 – Nutzfahrzeug mit Qualitäten

Die vierte Generation des Mitsubishi L200 geht in das neunte Produktionsjahr. Wir haben den Pick-Up zum Ende seines Produktionszyklus nochmal einem Fahrbericht unterzogen. Es gibt ein stichhaltiges Argument, dass den L200 auch vor seinen modernen Wettbewerbern wie Amarok oder Ford noch kräftig punkten läßt. Dies ist sein „Super-Select“-Allradantrieb. Diese läßt dem Benutzer alle Freiheiten der Konfiguration. So lässt sich zwischen reinem Heckantrieb, permanentem Allrad mit offenem oder gesperrten Zwischendifferential und der Geländeuntersetzung wählen. Dies allerdings nur, wenn man die von uns getestet teure Club Cab Plus -Ausstattung wählt, die günstigeren L200 fahren mit starr zuschaltbarem Allradantrieb. Das Segment der Pickups ist in Europa sicherlich eine Nische. Aber eine so spannende, das nun nach Volkswagen Nutzfahrzeuge (Amarok) sogar Mercedes demnächst auch in Deutschland ein Pickup-Angebot unterbreiten möchte.

 

Fahrbericht Mitsubishi L200 2.5 Di D Plus AT Doppelkabine
Dennoch ist auch die jetzige Generation dieses Pickup durchaus eine Überlegung wert. Sei es als Gebrauchter oder als Angebot zum Modellwechsel. Im Herbst werden wir den Nachfolger testen und in den Vergleich setzen.
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Eine 1,80 Meter lange Ladefläche nimmt beinahe eine Tonne Nutzlast auf

Die Höhe des Wagens ist mit 1,78 Meter durchaus beachtlich. Zum Vergleich: Der Fahrer sitzt ungefähr  50 Zentimeter höher als in einem gewöhnlichen Pkw. Das sorgt für Übebrlick auch ggü. vielen SUVs. Der L200 ist schon eine imposante Erscheinung und trotzdem im Wettbewerbsumfeld eher von der kompakten Sorte. Bei seinem letzten Facelift erhielt der L200 eine verlängerte Pritsche, um den Längennachteil ggü. seinen direkten Wettbewerbern wenigstens etwas zu kompensieren. In Relation zum Radstand sorgt dies für einen entsprechend langen Hecküberhang. Auf der großen Ladefläche des 5,29 Meter langen Pick-ups herrschen paradiesische Platzverhältnisse auch für extrem sperrige Güter. Um die Pritsche mit einem Gabelstapler schnell und einfach beladen zu können, kann die Heckklappe an ihren Befestigungspunkten ausgehängt werden und somit fast im 180 Grad-Winkel nach unten geöffnet werden. Alternativ bildet die flach gelegte Heckklappe eine Verlängerung der Ladefläche, um so auch zum Bsp. längere Gegenstände wie Rohre von A nach B zu transportieren. Durch Verstärkungen an der Karosserie beim letzten Facelift konnte die Torsionssteifigkeit um sieben Prozent erhöht werden. Auch das Fahrwerkslayout wurde optimiert. Neue Assistenzsysteme wie Spurhaltehelfer, Anhängerassistent und Berganfahrassistent machen den L200 mit seinem Permanent-Allradsystem auch in schwerem Gelände zu einem echten Alleskönner. Bei der Ausstattung legte Mitsubishi noch vor dem anstehenden Generationswechsel kräftig nach: Bessere Sitze, bessere Dämmung und mehr Optionen wie beispielsweise eine Zweizonen-Klimaanlage, Rückfahrkamera, schlüsselloses Starten oder Digitalradio kommen direkt dem Komfort zu Gute.

Interieur

In Deutschland bieten die Japaner drei verschiedene Fahrerhäuser an: Zweitürig als Einzelkabine, Club Cab mit zweiter Sitzreihe und wie unser Testwagen als viertürige Doppelkabine für maximal fünf Personen. Für seine relativ kompakt gestaltet Kabine bietet der Mitsubishi L200 erstaunlich viel Platz im Innenraum. Auch die Ausstattung und Cockpit-Gestaltung des Intense-Topmodells ist nach wie vor ansehnlich. Auf moderne Zutaten wie ein Festeinbau-Navi oder gar ein Multimedia-System muss allerdings verzichtet werden. Dies bieten die Japaner selbst im Top-Modell nicht in einer Erstausrüstung ab Werk an, sondern nur als nachträglich installiertes Händler-Zubehör. Als äußerst nützlich erweist sich die versenkbare Heckscheibe. Sie trägt auf Wunsch zur relativ zugfreien Entlüftung des Innenraums bei.

Antrieb

Der 2,5 Liter große Dieselmotor unseres Test-Pickups leistet 178 PS. Der langhubig ausgelegte Power-Diesel ist trotz der Vierventil-Technik im Zylinderkopf, Direkteinspritzung und dem Turbolader mit Ladeluftkühlung kein Ausbund an Sportlichkeit. Der Mitsubishi L200 positioniert sich eindeutig eher als nutzwert-orientiertes Arbeitstier. Das hohe Gewicht eines Pickup fordert zwar seinen Tribut, dafür ist der L200 mit dem Diesel-Aggregat aber zuverlässig und ausreichend motorisiert. Der Selbstzünder gibt akustisch deutliche Hinweise über seine Herkunft, läuft kernig und im Stand auch schon mal unrund. Der Dieselmotor aus der 4D56-Baureihe debütierte bereits in den 1980er Jahren im Vorvorgänger des heutigen Modells, wurde allerdings stets mit neuer Einspritz-, Lader- und Steuertechnik modernisiert, um von ursprünglich 74 auf heute bis zu 178 PS zu erstarken. Das maximale Drehmoment von 400 Newtonmeter legt der Vierzylinder im Drehzahlbereich zwischen 2.000 und 2.850 Umdrehungen pro Minuten an. Dank des durchzugsstarken Motors bewährt sich der L200 als grundehrlicher Lastesel. Die Anhängelast darf bis zu beachtlichen drei Tonnen betragen. Dies prädestiniert den l200 als Zugmaschine für zwei große Pferde oder auch ein größeres Boot. Der große Dieselmotor wird nur in Verbindung mit dem “SuperSelect 4WD” getauftem permanenten Allradantrieb und der Top-Ausstattung “Club Cab PLUS” ausgeliefert. Optional steht gegen Aufpreis auch ein Automatikgetriebe zur Wahl (1.800 Euro)

Fahreigenschaften

Das technisch gereifte Fahrwerk des Mitsubishi L200 kann sein Alter nicht völlig verbergen. Die technisch jüngeren Wettbewerber im Pickup-Umfeld  fahren sich da doch etwas zackiger. Insbesondere „onroad“ und schnell angefahrenen Kurven. Scharfe Kurvenscheitel oder schlechte Wege sollten mit dem L200 etwas langsamer als mit den deutlich jüngeren Ford Ranger oder VW Amarok angegangen werden. Leichte Stöße über die Hinterachse die bei den moderneren Wettbewerbern schon deutlich in den Hintergrund gedrängt wurden, reicht der Mitsubishi blattgefedert leider noch ziemlich ungemildert an die Insassen weiter. Jenseits befestigter Straßen zeigt der L200, was er besonders gut beherrscht. Hier verweist er selbst jüngere Wettbewerber deutlich auf die Plätze. Der L200 überzeugt in Bezug auf Getriebeabstimmung. Abstimmung der Federung, Unterfahrschutz sowie schlichtweg einer enormen Bodenfreiheit. Der aufwändige Allradantrieb ist beim L200 mit einer langen Untersetzung ausgelegt. Dies führt auch beim ersten Gang des Fünfgang-Getriebes  zu drehzahlsenkenden Auslegung im Übersetzungsverhätnis von 32:1. Im Normalbetrieb 4H verteilt das Mittendifferenzial die Antriebsleistung zu gleichen Teilen an die Vorder- und Hinterachse.Gibt es zwischen den Achsen einen großen Unterschied beim Grip, lässt sich hierzu das Mittendifferenzial (4HLC) sperren. Das kommt zum Einsatz, wenn beispielsweise die Vorderachse auf Asphalt und die Hinterachse auf einem nassen Randstreifen stehen. Ohne die Sperre des Mittendifferenzials würden die Hinterräder zum Durchdrehen neigen. Wo der Untergrund es erfordert wie zum Beispiel auch bei extrem steilen Abstiegen ist die Geländeuntersetzung (4LLC) hilfreich. 50 Zentimeter Watttiefe, ein Rampenwinkel von annähernd 24 Grad oder ein vorderer Böschungswinkel von 33,4 Grad dokumentieren, dass es nur wenig gibt, was den L200 aufzuhalten vermag. In der Stadt hilft der für die Fahrzeugklasse geringe Wendekreis von 11,80 Metern von Bordstein zu Bordstein. Allerdings ist auch immer der immense Überhang der Ladefläche beim Rückwärtssetzen zu beachten. Mit seinen stolzen 5,26 Metern in der Länge überragt er sogar die verlängerte Mercedes-S-Klasse um einen Zentimeter.

Sicherheit kommt nicht zu kurz

Auch im Kapitel Sicherheit braucht sich der L200 noch lange nicht zu verstecken. Die umfangreiche Sicherheitsausstattung umfasst nicht nur serienmäßig das ESP, sondern auch 6 Airbags. Im NCAP Crashtest lieferte der Mitsubishi ein respektabels 4-Sterne Ergebnis für die Sicherheit der Insassen ab. In der PickUp Klasse gehört der L200 sogar zu den Top-Modellen hinsichtlich der Unfallsicherheit beim simulierten Seitenaufprall.

Preise und Ausstattung

Der Grundpreis für den PickUp beläuft sich auf 24.590 Euro mit Einzelkabine. Serienmäßig sind dabei Klimaanlage, Zentralverriegelung sowie Antiblockiersystem (ABS). Die höchste Ausstattungslinie Top plus kostet mindestes 35.590 Euro. Für diesen Preis gibt es die elektronische Stabilitätskontrolle (MASC), eine Traktionskontrolle (MATC) und den permanenten Allradantrieb serienmäßig. Zusätzlich waren beim Testwagen noch Anhängerkupplung,  Sitzheizung vorn und ein elektrisch justierbarer Fahrersitz enthalten.

Steuervorteil

Der Pickup L200 verfügt in Deutschland über eine Zulassung als LKW (Lastkraftwagen). Ein Vorteil ist die immense Steuer-Ersparnis. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 2.850 Kilogramm berechnet das Finanzamt für den L200 172 Euro Kfz-Steuern pro Jahr. Zum Vergleich: Bei einer PKW-Zulassung würden bei 2.477 ccm Hubraum und einer CO2-Emission von 204 Gramm pro gefahrenem Kilometer 455 Euro anfallen.

Techn.
Daten
Mitsubishi
L200 2,5 Di-D plus AT Doppelkabine
Hersteller: Mitsubishi
Karosserie: PickUp
Doppelkabine
Motor:
Vierzylinder-Turbodiesel Direkteinspritzer
Hubraum: 2.477 ccm
Leistung: 131 kW (78 PS) bei 3.750 0 U/min
Getriebe 5-Gang manuell
Drehmoment: 400
Nm bei 2.000 bis 2.850 U/min
Antriebsart Allradantrieb
Superselct 4WD
Watttiefe 500 mm
Steigfähigkeit 70%
Rampenwinkel 23,8 Grad
Böschungswinkel vorne/hinten 33,4 / 20,9
Grad
Höchstgeschwindigkeit: 179 km/h
Verbrauch (ECE) 7,7 Liter
CO2-Ausstoß 204 g/km
Energieeffizienzklasse C
Kraftstoff: Diesel
Tabkvolumen 75
Liter
Schadstoffklasse Euro
5
Leergewicht/zulässiges
Gesamtgewicht
1.958
– 2.160kg / bis max. 2.850 kg
Laderaumhöhe
460 mm
Laderaumlänge 1.505
mm
Laderaumbreite 1.085
mm
Anhängelast (gebremst)
3.000
kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 5.260/1.815/1.780/3.000
mm
Wendekreis 11,8
Meter
Testwagenpreis: Ab
3
2.540 Euro

Fazit: Pick-Up mit extrem großer Ladefläche

Einen permanenten Allradantrieb erst recht mit zusätzlichem Untersetzungsgetriebe sucht man auf dem deutschen Pickup Markt vergeblich.Der einzige nennenswerte Konkurrent ist der Amarok mit permanent 4×4. Der hat dann aber keine Geländereduktion anzubieten und ist erheblich teurer. In Sachen 4×4-Technik bleibt der L200  auch in Sachen Preis weiterhin konkurrenzlos. Neben den Nutzfahrzeug-Qualitäten bietet der L200 im Innenraum erstaunlich viel Komfort und PKW-Ambiente. Das kommt den Insassen auf langen Strecken entgegen. In Kürze (Juni 2015) folgt zwar die neue Generation des Mitsubishi L200. Dennoch ist auch die jetzige Generation dieses Pickup durchaus eine Überlegung wert. Sei es als Gebrauchter oder als Angebot zum Modellwechsel. Im Herbst werden wir den Nachfolger testen und in den Vergleich setzen.

Mitsubishi L200 2.5 Di D