
Führerschein - Bildnachweis: MOTORMOBILES
Führerschein-Reform: Das ändert sich für Fahranfänger, Profis und Vielfahrer
Fast 20.000 Tote pro Jahr auf EU-Straßen – die EU reagiert mit der größten Führerschein-Reform seit Jahrzehnten. Ab 2030 wird der Führerschein digital, Fahranfänger müssen zwei Jahre Probezeit absolvieren, und Alkohol am Steuer könnte teurer werden. Doch was bedeutet das konkret für Sie? Und warum warnen Automobilclubs vor überzogenen Härten? Hier die komplette Analyse der neuen Regeln, ihrer Chancen und Risiken.
Der digitale Führerschein: Fluch oder Segen?
Ab 2030 soll der digitale EU-Führerschein zum Standard werden – gespeichert im europäischen Digital Identity Wallet auf dem Smartphone. Das Versprechen: Kein Verlust mehr, einfache Umstellung beim Umzug ins EU-Ausland und weniger Bürokratie. Doch der Teufel steckt im Detail. Zwar bleibt das Recht auf einen physischen Ausweis erhalten, besonders für Reisen in Drittstaaten. Kritiker wie der European Automobile Club (EAC) mahnen jedoch: Die technische Umsetzung könnte zum Flickenteppich führen, wenn Mitgliedsstaaten unterschiedliche Systeme nutzen. Zudem bleiben Fragen zum Datenschutz und zur Haftung bei Handy-Diebstahl offen.
Probezeit und Null-Promille: Schärfere Regeln für Fahranfänger
Neu ist die europaweit einheitliche Probezeit von zwei Jahren für alle Führerschein-Neulinge. Bei Verstößen wie Alkohol am Steuer, Fahren ohne Gurt oder Handynutzung drohen härtere Strafen – bis zum Führerscheinentzug. Der EAC begrüßt diese Maßnahme, kritisiert aber, dass die ursprünglich geplante Null-Promille-Grenze für Fahranfänger nicht verbindlich festgeschrieben wurde. Stattdessen appelliert die EU lediglich an die Mitgliedsstaaten, eine Nulltoleranz-Politik umzusetzen. Studien zeigen: Junge Fahrer unter 30 sind in 40 % aller tödlichen Unfälle verwickelt – hier soll die Reform ansetzen.
Begleitetes Fahren ab 17: Turbo für den Nachwuchs
Erfahrene Autofahrer kennen es aus Deutschland: Begleitetes Fahren ab 17 wird nun EU-weit eingeführt. Junge Fahrer dürfen ab 17 Jahren Auto fahren, wenn ein erfahrener Beifahrer anwesend ist. Für Lkw-Fahrer (Kategorien C1/C1E) soll dies optional gelten – ein Schritt gegen den akuten Fahrermangel. Der EAC fordert hier einheitliche Schulungsstandards, um Qualitätsunterschiede zwischen den Ländern zu vermeiden.
Gesundheitschecks und Lizenzen: Flexibilität statt Zwang
Anders als zunächst geplant wird es keine verpflichtenden Gesundheitschecks für ältere Fahrer geben. Stattdessen setzt die EU auf freiwillige Selbstauskünfte und nationale Spielräume. Führerscheine für Pkw und Motorräder gelten künftig 15 Jahre (10 Jahre, wenn sie als Personalausweis dienen), Lkw- und Bus-Lizenzen müssen alle fünf Jahre erneuert werden. Der EAC lobt diese Lösung als pragmatisch, warnt aber vor bürokratischen Hürden bei grenzüberschreitenden Umzügen.
EAC-Position: Lob für Sicherheit, Kritik an Umsetzung
Die European Automobile Clubs (EAC), darunter der ACV, unterstützen grundsätzlich die Reform. Besonders die Harmonisierung der Probezeit und die verbindlichen Schulungen zu Handynutzung, toten Winkeln und Fahrassistenzsystemen werden gelobt. Kritik gibt es jedoch an zwei Punkten:
Fahrverbote: Der EAC fordert, dass EU-weite Führerscheinentzüge nur bei schweren Delikten wie Trunkenheit oder Rasen gelten – nicht aber bei Bagatelldelikten wie Falschparken.
Digitale Lücken: Die Clubs drängen auf eine schnelle, einheitliche Umsetzung des digitalen Führerscheins, um Chaos an Grenzen zu vermeiden.
Fazit: Mehr Sicherheit – aber zu welchem Preis?
Die EU-Führerschein-Reform birgt Potenzial: Digitale Prozesse entlasten Bürger, schärfere Regeln für Fahranfänger könnten Tausende Leben retten. Doch die Herausforderungen sind enorm – von technischen Kinderkrankheiten bis zum Streit über Alkoholgrenzen. Der EAC fordert hier klare Leitplanken: „Wer betrunken fährt, darf kein Rad mehr in die Hand bekommen – egal ob in Portugal oder Polen.“ Ob die Reform ihr Ziel erreicht, hängt nun von der Umsetzung in den Mitgliedsstaaten ab. Eins ist sicher: Autofahrer müssen sich auf neue Ära einstellen – digital, kontrolliert, und hoffentlich sicherer.
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