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Alfa Romeo Stelvio Sport mit 2 Liter Biturbo-Benziner – Bella macchina

Im Test der hochbeinige Alfa Romeo Stelvio Super 2.0 16V (280PS) der sich die Plattform mit der Gulia teilt und den die Italiener nach dem Stilfser Joch benannt haben – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Alfa Romeo Stelvio Sport mit 2 Liter Biturbo-Benziner

Die traditionsreiche italienische Marke drängt mit mit Macht zurück in den Markt. Die Giulia legte den Grundstein, mit dem Stelvio folgt nun das Modell, das im boomenden Segment der SUVs nun für eine Wiederbelebung der Marke Alfa Romeo sorgen soll. Denn SUV geht derzeit immer, bei allen Herstellern. Wir hatten den Alfa Romeo Stelvio mit dem muskulösen Biturbo-Benziner mit 280 PS einem ausführlichen Fahrbericht unterzogen. Direkte Wettbewerber des nach dem Passo dello Stelvio (Stilfser Joch) benannten Alfa Romeo Stelvio dürften der Audi Q 5, BMX X 3, Mercedes GLC und Hyundai Santa Fe sein. In der von uns gefahrenen Version Sport auch der Porsche Macan mit ähnlichen Dimensionen.

Alfa Romeo Stelvio Super 2.0 16V (280PS)
Im Test der hochbeinige Alfa Romeo Stelvio Super 2.0 16V (280PS) der sich die Plattform mit der Gulia teilt und den die Italiener nach dem Stilfser Joch benannt haben - Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Was die traditionsreiche Marke Alfa Romeo in den vergangenen Jahren durchlebte, ist schon bemerkenswert. Aktuell spricht vieles dafür, dass diese Marke endlich wieder mit sportlichen, emotionalen Modellen sowie guter Technik Boden gut macht. Die Marke befindet sich auf dem besten Wege zu alter Stärke. Auch wenn es ein noch ein weiter Weg sein dürfte, so macht bereits die Giulia den vielversprechenden Anfang. Von der Giulia soll es allerdings keine Kombi-Version geben. Auch für diese Kundengruppe stellt das neue SUV Stelvio eine Überlegung als Kombi-Ersatz dar. Obwohl der Stelvio auf der gleichen Plattform wie die Giulia aufbaut und das markentypische Gesicht mit dem dreieckigen Schild des „Scudetto“ sowie die flach gezeichneten Scheinwerfer trägt, zieht das SUV mehr Blicke auf sich als die Sportlimousine. Mit einer Länge von 4,68 Meter, einer Breite von 1,90 Meter und einer Höhe von 1,67 Meter und die 20-Zoll-Alufelgen präsentiert sich der Stelvio als eine imposantere Erscheinung. Die sanften Linien der Seitenpartie oder das leicht abfallende coupé-förmige Dach mildern nicht diesen Eindruck. Das ausgeprägte Heck erinnert unwillkürlich an den des Porsche Macan.

 

Interieur Alfa Romeo Stelvio Super – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Interieur

Dass sich der Stelvio nicht nur die Plattform, sondern auch sonst viele Gleichteile mit der Giulia teilt, klärt der erste Blick in das absolut identische Cockpit. Den Italienern läßt sich ein Händchen für Einrichtungen attestieren. Die Inneneinrichtung wirkt edel, zumal wenn sie mit Leder und Holzdekor aufgewertet wird. Das Interieur wirkt mit glattem Leder und Verzierungen im Vergleich zu älteren Alfa-Romeo-Modellen in Bezug auf Materialauswahl, Gestaltung und Verarbeitung deutlich hochwertiger und besser verarbeitet. Der Automatikwählhebel erinnert uns deutlich an selbigen in Fahrzeugen von BMW. Als sportlich orientiertes SUV verwöhnt der neue Alfa Romeo Stelvio den Fahrer mit auf ihn ausgerichteter Armaturentafel, einem beheizbaren Lederlenkrad mit integriertem Motorstart-Knopf sowie aus Aluminium gefertigten Sportpedalerie samt Fussstütze.

Die sportlichen Sitze sind top und passen auf Anhieb. Wie angegossen präsentieren sie sich mit viel Seitenhalt. Das etwas gewöhnungsbedürftige Infotainment und Bedienkonzept und Farb-Display im Breitformat – ohne Touchkonzept – kennen wir bereits aus der Giulia. In unseren Testwagen ist der große 8,8-Zoll-Bildschirm (22,4 Zentimeter) eingebaut, allerdings vermissen wir eine zeitgemäße Touchfunktion. Navi und Co. werden noch ganz konventionell über ein Drehrad angesteuert. Die Multimedia-Funktionalitäten sind zwar nicht ganz aktuell. Dafür verfügt die Stelvio bereits über eine Konnektivität mit Apple Carplay und Android Auto. Die Steuerung mit dem „Rotary Pad“ getauften Drehdrücksteller mit Handschrifterkennung bedürfen einer kurzen Eingewöhnungszeit. Lassen sich dann aber gut bedienen.

Die Platzverhältnisse sind hervorragend – auch auf der Rückbank. Die hoch aufragende Mittelkonsole trennt Fahrer und Beifahrer deutlich. Die Sicht nach hinten ist durch die abfallende Dachlinie eingeschränkt und empfiehlt die Rückfahrkamera als ein Pflicht-Extra.

Das Fassungsvermögen des Kofferraum ist großzügig. In der Standardstellung fasst er 525 Liter, klappt man die geteilten Rücksitzlehnen um, läßt sich der Stauraum auf 1.600 Liter vergrößern.

 

Mit einer Länge von 4,68 Meter, einer Breite von 1,90 Meter und einer Höhe von 1,67 Meter und Die 20-Zoll-Alufelgen präsentiert sich der Stelvio als eine imposantere Erscheinung. Die sanften Linien der Seitenpartie oder das leicht abfallende coupé-förmige Dach mildern nicht diesen Eindruck – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Gieriger Bi-Turbobenziner

Für unserem Fahrbericht haben wir uns für den 280-PS starken Bi-Turbo-Benziner entschieden. Eine Wahl, die nicht nur wegen der aktuellen Diesel-Debatte etliche Stelvio-Kunden treffen dürften. Alfa Romeo erwartet eine Quote von rund 25 Prozent-Anteil in Deutschland. Überrascht sind wir von dem druckvollen, drehfreudigen und geradezu gierig auftretenden Turbobenziner. Das Aggret mit turbiniger Charakteristik im Gegnsatz zu einem Diesel voll in der Alfa-Tradition. Der komplett aus Aluminium gefertigte Vierzylinder ist mit der elektro-hydraulischen Ventilsteuerung MultiAir ausgerüstet. Zusammen mit dem 2-in-1-System der Turboaufladung und der Kraftstoffdirekteinspritzung mit bis zu 200 bar sorgt dies für ein spontanes Ansprechverhalten und hohe Effizienz. So viel Spass der Motor auch bereitet. Im Portemaonaie hinterläßt er tiefe Spuren. Sparen lässt sich mit dem Benziner weder beim Verbrauch noch bei der Anschaffung. Ein Stelvio mit 210 PS starkem Selbstzünder ist deutlich günstiger.

Die beachtliche Literleistung von 140 PS pro Liter Hubraum ist eine Ansage. Im Fahrbetrieb fühlt sich dies anfänglich eher unspektakulär an. Mit dafür verantwortlich ist der gut abgestimmte Einsatz der beiden wassergekühlten Turbolader, mit denen sich der Vierzylinder bei verhaltener Fahrweise wie ein Sauger anfühlt. Ein „Turboloch“ ist praktisch nicht existent, dafür schiebt der Zweiliter-Biturbo herrlich linear und nachdrücklich durch das Drehzahlband. Ein Blick auf die flachverlaufende Drehmomentkurve, die ab 2.250 Touren sich so flach wie bei einem Turbodiesel präsentiert, verdeutlicht diesen Eindruck.Mit zum guten Eindruck trägt die serienmäßige Achtgang-Automatik von ZF. Die sehr gut abgestimmte Automatik unterstützt den Turbo mit ruckfreien – nur kaum wahrnehmbaren – Schaltvorgängen. Die Schaltstrategie des Automaten, läßt sich über den DNA-Drehregler (Dynamik, Natural und Advanced) beeinflußen. Wird der „Dynamik“-Modus in den drei Fahrprogrammen ausgewählt, erhält bei kräftigen Gasgeben auch noch grimmige Auspuffrotzer während der Schaltvorgänge. Aber die Schaltvorgänge lassen sich über große Metall-Schaltpaddel hinter dem Lenkrad beeinflussen. Den Null-Hundert-Paradesprint erledigt das SUV in nur 5,7 Sekunden.

Der Alfa Romeo Stelvio verbraucht zweifelsohne deutlich mehr als der Hersteller verspricht. Der angegebene kombinierte Normverbrauch (NEFZ) von 7,0 Litern auf 100 Kilometern ist im Alltag eine deutliche Untertreibung. Wir bewegten uns bei ökonomischer Fahrweise um 9,5 Liter, häufig jedoch um die 11 Liter je hundert gefahrene Kilometer.

 

Technische Daten Alfa Romeo Stelvio Super
Hersteller:Alfa Romeo / FCA
Karosserie:SUV Midsize
Motor:Bi-Turbo Vierzylinder 2.0 16V mit Start/Stopp
Getriebe:8-Gang Automatik AT8
Antrieb:Allradantrieb Q4
Hubraum:1.995 ccm
Emissionsklasse:Euro 6
Leistung:206 kW (280 PS) bei 5.250 U/min
Drehmoment:400 Nm bei 2.250 U/min
Von 0 auf 100:5,7 s
Höchstgeschwindigkeit:230 km/h
Verbrauch (ECE):7,0 Liter
CO2-Ausstoß 161 g/km
EffizienzklasseC
Kraftstoff:Benzin
Wendekreis:11,75 Meter
Kofferraum:525 - 1.600 Liter
Anhängelast ungebremst/gebremst750/2.300 kg
Tankinhalt:64 Liter
Leergewicht:1.735-1.990 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.687/1.903/1.617/2.818 mm
Grundpreis Testwagen ab:50.000 Euro
Testwagenpreis:64.160 Euro

Eine echte Fahrmaschine – obwohl SUV

Der Alfa Romeo Stelvio steht voll in der Tradition des Hauses. Ein wunderbarer Antrieb treffen auf ein ausbalanciertes Fahrwerk. Punkten kann der Stelvio zudem mit einer sehr sportlich motivierten Lenkung.

Mit straffer Federung und sehr direkter Lenkung setzt er sich gekonnt von seinen Wettbewerbern im SUV-Segment ab. Ohne auf übertriebene Härte zu setzen, ermöglicht das Fahrwerk einen guten Kompromiss aus Fahrkomfort und Härte in rasch gefahrenen Kurven. Die Motorleistung wird vom elektronisch gesteuerten Allradradantrieb Alfa Q4 sicher auf die Strasse gebracht. Nachdem Alfa Romeo auf ein Hecktriebler-Layout mit automatisch zuschaltender Vorderachse programmiert, stellt sich ein erfreuliches Maß an Bisskraft und Fahrspaß auf einem hohen Level. Unter Normalbedingungen fährt Alfas SUV als Hecktriebler. Der stufenlose Allradeinsatz setzt erst bei Traktionsverlust ein und läßt die Vorderachse bis zu 60 Prozent der Antriebsleistung übernehmen. Die Kraftverschiebung geschieht vollautomatisch. Das leicht übersteuernde Fahrverhalten macht Laune, ist aber im Handling stets handlich und sicher. Das ESP betätigt sich erst bei forcierter Gangart als Spaßbremse und lässt sich auch nicht deaktivieren. Der Stelvio kurvt herrlich ums Eck wie eine Limousine. Kurven können übrigens im Stelvio regelrecht zur Sucht werden. Dank Allrad und ausgewogenem Fahrwerk hält der Italiener unbeirrt die Spur.

Mit seinem Wendekreis von 11,75 Metern empfiehlt sich das SUV nur bedingt für die Stadt.

Preise und Extras

Die Preisliste des Stelvio beginnt bei knapp 40.000 Euro. Für den 280-PS-Turbo sind mindestens 50.000 Euro anzulegen. Addieren sich dann noch in diversen Ausstattungspaketen gebündelte Fahrassistenten, Konnektivitätsfeatures und Komfortdetails, sind Listenpreise jenseits 60.000 Euro kaum vermeidbar Unser Testwagen ruft mit einigen Etxras 64.160 Euro auf. Bestimmte Optionen vermisst man bei Alfa Romeo allerdings noch immer. So gibt es weder für Geld noch gute Worte einen Stau-Assistenten, Head-Up-Display oder eine Verkehrszeichenerkennung.

 

Fazit: So macht ein Comeback Spass

Der Stelvio sieht verdammt gut aus und er fährt sich auch richtig gut. Er ist das erste SUV in der Firmengeschichte von Alfas Romeo. Nach der ebenfalls vollauf gelungenen Giulia bieten die Italiener nun endlich auch eine Alternative im absolut boomenden Segment der SUV. Das Design des Alfa Romeo Stelvio verkörpert eine betörende Balance aus Tradition, Geschwindigkeit und Eleganz

 

 

Alfa Romeo Stelvio Super 2.0 16V (280PS)
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