Der AUDI E5 Sportback wird in einer eigenen Fertigungsstätte auf dem Werkgelände von SAIC Volkswagen in Anting, Shanghai produziert - Bildnachweis: Audi
Eigenständige Produktion bei SAIC Volkswagen
Mitten im für die Autoindustrie so bedeutenden chinesischen Markt hat Audi gemeinsam mit dem langjährigen Partner SAIC ein neues Kapitel aufgeschlagen. In Anting bei Shanghai ist am 18. August 2025 die Serienfertigung des vollelektrischen Audi E5 Sportback angelaufen. Zeitgleich eröffnete der Hersteller die Vorbestellungen, die Auslieferungen sollen bereits im September beginnen. Damit will Audi seine Position im weltweit größten Markt für Elektroautos festigen und gleichzeitig neue Maßstäbe für die Kooperation zwischen deutscher Ingenieurstradition und chinesischer Innovationskraft setzen.

Die Fertigung erfolgt auf einer neu eingerichteten Produktionslinie innerhalb des bestehenden SAIC-Volkwagen-Werkes in Anting. Dort sind zunächst rund 700 Beschäftigte tätig, die den E5 Sportback montieren, prüfen und für die Kunden ausliefern werden. Nach Unternehmensangaben sollen in den kommenden zwei Jahren mindestens zwei weitere Modelle folgen, die exklusiv in Anting gebaut werden. Die Produktion stützt sich auf einen hohen Automatisierungsgrad und digitale Prozesse, bei denen auch Methoden des maschinellen Lernens zur Qualitätssicherung zum Einsatz kommen. Audi betont außerdem eine engere Integration lokaler Zulieferer, was einerseits die Fertigungskosten senken, andererseits aber auch mögliche Abhängigkeiten vom chinesischen Markt verstärken dürfte.

Das Modell im Detail
Der Audi E5 Sportback ist ein viertüriges, vollelektrisches Modell, das optisch zwischen klassischem Coupé-Stil und Limousine angesiedelt ist. Kunden können zwischen vier Antriebsvarianten mit Heckantrieb oder quattro-Allrad wählen. In der stärksten Version leistet das Fahrzeug bis zu 579 kW und beschleunigt in 3,4 Sekunden von null auf hundert. Entscheidend ist jedoch die Reichweite, die mit bis zu 770 Kilometern angegeben wird. Diese Werte dürften im Alltag niedriger ausfallen, sind aber im Vergleich zum Wettbewerb – etwa von Tesla, Nio oder BYD – durchaus konkurrenzfähig.

Die technische Basis bildet eine sogenannte Advanced Digitized Platform, die laut Audi konsequent auf Software-Updates aus der Ferne ausgelegt ist. Funktionen wie Fahrerassistenzsysteme, Infotainment oder Energiemanagement können demnach regelmäßig aktualisiert und erweitert werden. Für den chinesischen Markt hat das Modell außerdem ein tief eingebettetes digitales Ökosystem, das eng mit lokalen Navigations- und Bezahldiensten verknüpft ist. Dieser Aspekt verdeutlicht, dass Audi gezielt auf die unterschiedlichen Kundenanforderungen in China eingeht.
Marktstart in China und Auswirkungen auf Deutschland
Preislich positioniert sich der E5 Sportback in China in einem breiten Spektrum. Die Einstiegsversion mit Heckantrieb wird ab umgerechnet rund 49.000 Euro angeboten. Die leistungsstärkeren Allradvarianten bewegen sich deutlich darüber, je nach Ausstattung bis knapp unter 80.000 Euro. Damit liegt das Modell im oberen Segment der chinesischen E-Fahrzeuge, konkurriert dort aber direkt mit Spitzenmodellen lokaler Hersteller, die mit aggressiven Preisen und hoher technischer Ausstattung auf sich aufmerksam machen.
In angepasster Form mittelfristig auch nach Europa denkbar?
Für den deutschen Markt hat Audi bislang keinen offiziellen Starttermin genannt. Branchenkenner gehen aber davon aus, dass das Fahrzeug in angepasster Form mittelfristig auch nach Europa kommt. Hierzulande würde es zwischen dem Q6 e-tron und dem A6 e-tron angesiedelt sein. Damit könnte Audi insbesondere Kunden ansprechen, die ein elegantes, sportliches Modell mit Langstreckenreichweite suchen. Allerdings müsste sich der Hersteller auf ein sehr kompetitives Umfeld einstellen, da in Europa neben Tesla auch deutsche Konkurrenten wie BMW mit dem i5 oder Mercedes mit dem EQE Sportlimousine bereits präsent sind. Die Frage wird daher sein, ob das chinesisch entwickelte und gebaute Modell dieselbe Akzeptanz wie klassische Audi-Modelle aus Europa finden kann.
Bedeutung für Audi und strategische Einordnung
Die Kooperation mit SAIC verdeutlicht, wie eng deutsche Hersteller inzwischen von China abhängig sind. Für Audi ist der Schritt notwendig, um Marktanteile im Reich der Mitte zu sichern, zumal die Konkurrenz durch junge, rein chinesische Marken stetig wächst. Zugleich ist es ein Balanceakt: Fahrzeuge, die in China entwickelt und produziert werden, müssen auch global die Premium-Ansprüche erfüllen, die Kunden mit Audi verbinden. Dass Audi eine eigenständige Fertigungsstätte in Anting eingerichtet hat, zeigt den Anspruch, langfristig im Segment der gehobenen E-Autos mitzuspielen.
Für den europäischen Markt bedeutet dies, dass Fahrzeuge wie der E5 Sportback nicht nur technologisch, sondern auch kulturell eine Brücke schlagen müssen. Käufer müssen davon überzeugt werden, dass ein in China gebautes Modell dieselben Qualitätsmaßstäbe erfüllt wie ein in Ingolstadt oder Neckarsulm produziertes Fahrzeug. Audi steht damit vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits ist es notwendig, die chinesische Kundschaft mit hochgradig digitalisierten Angeboten zu gewinnen. Andererseits muss die Marke in Europa ihre Glaubwürdigkeit als Premiumhersteller verteidigen. Mit dem Produktionsstart des Audi E5 Sportback in Anting hat Audi einen wichtigen Schritt gesetzt, der weit über den chinesischen Markt hinausreicht. Das Modell markiert nicht nur einen weiteren Meilenstein im Ausbau der Elektroflotte, sondern auch einen Testlauf dafür, wie westliche und chinesische Automobilkultur zusammengeführt werden können. Ob der E5 Sportback dabei mehr als ein Nischenmodell außerhalb Chinas wird, hängt maßgeblich davon ab, wie stark Audi die Balance zwischen Lokalisierung und globaler Markenidentität zu halten vermag.

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