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AvD-Röhrl-Klassik 2025: Wenn Legenden gemeinsam Geschichte schreiben

Tradition trifft Engagement: Der AvD wird Namensgeber der Röhrl-Klassik - Bildnachweis: AvD

 
Mit Rückenwind durch die Alpen: AvD wird Namensgeber der Röhrl-Klassik

Wer den Namen Röhrl hört, denkt unweigerlich an Drifts auf verschneiten Alpenpässen, an fahrerische Präzision und an eine Ära des Motorsports, die bis heute fasziniert. Wenn nun der traditionsreiche Automobilclub von Deutschland (AvD) seinen Namen künftig mit der Röhrl-Klassik verbindet, ist das mehr als ein PR-Coup – es ist ein Zeichen strategischer Neuausrichtung, aber auch ein Schulterschluss zweier Institutionen, die das automobile Kulturgut pflegen wollen. Im September 2025 wird die Oldtimer-Rallye erstmals als „AvD-Röhrl-Klassik“ durch das Alpenvorland führen – ausgehend von Bregenz am Bodensee, auf Routen, die Fahrfreude und Technikgeschichte vereinen sollen.

Neues Umfeld, vertraute Handschrift

Die vierte Auflage der Röhrl-Klassik bringt nicht nur eine neue geographische Kulisse mit sich. Mit der Etablierung rund um Bregenz betritt die Veranstaltung zwar neue Regionen, bleibt aber ihrer DNA treu: Wertungsprüfungen und touristische Etappen für klassische Automobile, eingebettet in eine technisch anspruchsvolle Routenführung. Die Auswahl des Bodensee-Raums ist dabei kein Zufall. Die Region bietet landschaftlich reizvolle Strecken, grenzüberschreitende Kulissen und eine hohe Dichte an Oldtimer-Enthusiasten.

Veranstalter bleibt weiterhin Peter Göbel, fünffacher Deutscher Rallyemeister und Kopf des Rallye-Teams Plusrallye. Göbels Konzept, Events nicht als Show, sondern als sportlich wie organisatorisch solide ausgerichtete Klassiker-Rallyes zu gestalten, scheint auch beim AvD zu verfangen. Der Automobilclub war bereits in den Vorjahren als Sponsor involviert, agiert 2025 jedoch erstmals als offizieller Namensgeber.

Historie mit Symbolkraft

Der Schritt zur vertieften Partnerschaft ist nicht nur organisatorisch motiviert. Auch persönliche Verbindungen spielen eine Rolle. Lutz Leif Linden, Präsident des AvD, hat über familiäre und berufliche Stationen hinweg enge Bezüge zu Walter Röhrl aufgebaut. Schon in den 1970er-Jahren war Lindens Vater im Club aktiv, als Röhrl bei der Olympia-Rallye antrat. Später kreuzten sich ihre Wege erneut, unter anderem bei Porsche, wo Linden als PR-Manager tätig war.

Doch das Engagement ist nicht rückwärtsgewandt. Vielmehr steht es sinnbildlich für das Ziel, Motorsportgeschichte in die Gegenwart zu tragen. Der AvD, einst Mitgründer des DMSB und langjähriger Ausrichter von Motorsportveranstaltungen auf nationaler Ebene, positioniert sich mit dem Engagement als kultureller Bewahrer einer Epoche, in der automobile Ingenieurskunst und fahrerisches Können noch direkt miteinander verwoben waren.

Ausweitung der Zusammenarbeit

Die Namenspartnerschaft bei der Röhrl-Klassik ist nur der Anfang. Plusrallye und der AvD planen, ihre Kooperation auf weitere Veranstaltungen auszudehnen. Schon für 2026 ist ein Jubiläum geplant: Die AvD-Histo-Monte, die 1993 ins Leben gerufen wurde und seit ihrem Neustart 2015 von Göbels Team organisiert wird, feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Auch diese Rallye steht in der Tradition großer Fernfahrten und zieht Jahr für Jahr Teilnehmer mit historischen Fahrzeugen an.

Neben dem Alpenvorland und dem klassischen Monte-Carlo-Ambiente soll künftig auch Göbels Heimat, das Sauerland, wieder zur Bühne für Oldtimer-Enthusiasten werden. Die dortige Veranstaltung, bislang als Sauerland-Klassik bekannt, wird in Zukunft unter dem Titel „AvD-Sauerland-Klassik“ firmieren. Für den AvD ist das ein logischer Schritt zur stärkeren regionalen Präsenz und ein Bekenntnis zum Standort Deutschland als Plattform für klassische Fahrzeugkultur.

Technik trifft Betreuung

Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Infrastruktur. Veranstaltungen von Plusrallye zeichnen sich seit Jahren durch ein für Teilnehmer überaus relevantes Detail aus: einen funktionierenden Pannendienst entlang der gesamten Strecke. Hier übernimmt der AvD traditionell die Rolle des technischen Rückhalts – mit mobilen Serviceteams und praxiserprobten Mechanikern. In einer Zeit, in der viele Veranstalter auf Kosteneffizienz statt Betreuung setzen, hebt sich dieses Serviceangebot wohltuend ab. Für Teilnehmer klassischer Fahrzeuge ist der technische Support kein Bonus, sondern eine Grundvoraussetzung für eine entspannte Teilnahme.

Dass Walter Röhrl persönlich dieses Detail lobend hervorhebt, unterstreicht dessen Bedeutung. Auch wenn der vierfache Monte-Carlo-Sieger aktuell nicht aktiv im Fahrbetrieb involviert ist, prüft er einen Besuch der kommenden AvD-Histo-Monte – ein symbolischer Schulterschluss mit der Szene, der für Aufmerksamkeit sorgen dürfte.

Bewertung und Ausblick

Mit dem Schritt zur Namenspartnerschaft unterstreicht der AvD seinen Anspruch, über den reinen Clubbetrieb hinaus als Akteur im automobilen Kulturbereich aufzutreten. Die Röhrl-Klassik profitiert dabei von der organisatorischen Stabilität und dem Netzwerk eines etablierten Partners. Gleichzeitig bleibt kritisch zu beobachten, ob durch die zunehmende Markenintegration nicht auch eine gewisse Uniformität Einzug in das Segment der klassischen Rallyes hält. Die Balance zwischen Markenpräsenz und der Wahrung individueller Veranstaltungsidentität wird in den kommenden Jahren entscheidend sein.

Für Oldtimer-Fans, Technikinteressierte und Liebhaber der klassischen Fahrkultur bleibt die AvD-Röhrl-Klassik 2025 jedoch ein Fixpunkt im Kalender. Der Mix aus historischem Anspruch, landschaftlich reizvollen Strecken und zuverlässiger Organisation schafft eine Plattform, auf der automobile Geschichte nicht nur präsentiert, sondern gelebt wird.