Citroen elektrifiziert breit - vom Stadtstromer bis zum 400-Kilometer-SUV - Bildnachweis: Citroen / Stellantis
Citroen elektrifiziert weiter – zwischen Alltagstauglichkeit und Zweifel an der Reichweiten-Realität
Es wirkt fast so, als würde Citroen die Preismarken und technologische Vielfalt bei elektrifizierten Antrieben neu definieren. Aber während die Franzosen ihr Angebot erweitern und sich als „Demokratisierer“ der Elektromobilität inszenieren, stellt sich die Frage, wie viel Alltagspraxis hinter den nüchternen Daten steckt. Die jüngsten Modellneuheiten öffnen zwar eine neue Preisdiskussion, gleichzeitig aber auch den Raum für kritische Betrachtung.
Kleine Batterie, große Wirkung?
Besonders beim neuen e-C3 „Urban Range“ zielt der Hersteller auf eine Kundengruppe, die bisher entweder wegen der hohen Anschaffungskosten oder wegen der ausufernden Reichweitenversprechen auf E-Autos verzichtet hat. Die 30-kWh-Batterie stammt aus der robusten LFP-Technologie, die bekanntermaßen langlebig und unempfindlich gegenüber häufigen Ladezyklen ist. Mit einer Normreichweite von knapp über 210 Kilometern im WLTP-Zyklus wirkt das Modell vor allem wie ein Instrument für die Stadt und den täglichen Pendelverkehr ins Umland. Aber in der Realität können Ladeverluste, Wintereinsatz oder dauerhaft hohes Tempo diese Spanne deutlich verkürzen.
Der Preis von 19.990 Euro in Deutschland wirkt wie eine neue Untergrenze für vollwertige Elektromobilität im Kleinwagenformat. Deshalb ist der e-C3 in dieser Version mehr als nur ein Lückenfüller zwischen dem minimalistischen Citroen Ami und teureren Kompaktstromern – er deckt eine wachsende Käuferschicht ab, die bewusst mit kleineren Batterien lebt, um Kosten, Gewicht und Ressourcenaufwand gering zu halten. Interessant bleibt die Option auf DC-Schnellladen mit maximal 30 kW, die unterwegs eine gewisse Flexibilität erlaubt, aber klar unter den marktüblichen Werten von etwa 100 bis 150 kW liegt.
Mehr Platz, mehr Reichweite – aber auch mehr Gewicht
Mit dem e-C3 Aircross bringt Citroen einen Elektro-SUV in das Preissegment um 30.690 Euro. Die Reichweite von bis zu 400 Kilometern im Normzyklus klingt zunächst großzügig. Aber wie so oft hängt diese Zahl von zahlreichen Faktoren ab. Die 54-kWh-Batterie dürfte in der Praxis für Vielfahrer die Grenze markieren, und im Winterbetrieb können selbst 100-kW-Schnellladefunktionen nicht über den längeren Ladebedarf hinweg täuschen.
Trotzdem wird deutlich: Citroen positioniert den Aircross als eine Art Familien-Elektroauto mit gutem Nutzwert, klassischem SUV-Schnitt und dem Anspruch, auch längere Reisen darstellen zu können, ohne permanent die nächste Ladesäule suchen zu müssen. Die Konkurrenz etwa von Renault mit dem Mégane E-Tech oder von Volkswagen mit dem ID.4 zeigt, dass der Markt in diesem Segment hart umkämpft ist – und dass Preisvorteile nicht allein den Ausschlag geben, sondern auch Batterietemperatur-Management, Softwarekomfort und Ladeinfrastruktur ins Gewicht fallen.
Hybrid bleibt im Spiel
Während viele Hersteller ihre Plug-in-Hybriden zurückfahren, hält Citroen mit dem C5 Aircross in einer überarbeiteten Version dagegen. Die elektrische Reichweite von durchschnittlich 95 Kilometern im WLTP-Mix ist tatsächlich ein auffälliger Fortschritt gegenüber den Vorgängerwerten – und damit für viele Berufspendler real genug, um den Tagesbedarf ohne Benzin zu decken. Aber mit einer kombinierten Systemleistung von 195 PS und über 1.100 Kilometern Gesamtreichweite im Verbund mit dem 1,6-Liter-Turbobenziner tritt das Modell auch als Langstreckenlösung an.
Dennoch bleibt die Frage: Braucht der Markt diese Zwischenlösung, wenn die Ladeinfrastruktur für reine Batterieautos weiter wächst? Für Käufer, die keine regelmäßige Schnellladeoption in Reichweite haben oder deren Fahrprofil stark zwischen Stadt und Land pendelt, kann der Hybrid sinnvoll bleiben. Aber wer den Kaufpreis von mindestens 38.990 Euro investiert, sollte den langfristigen Mehrwert aus Steuerersparnissen und Verbrauchsvorteilen genau berechnen, zumal Plug-in-Hybride ohne regelmäßiges Laden ihre CO₂-Bilanz schnell verschlechtern.
Zwischen Euphorie und Realität
Citroen wirkt mit dieser Modelloffensive zugleich bodenständig und ambitioniert: günstige Einstiegsmodelle, ein familienfreundlicher E-SUV und ein Hybrid für Zweifler. Die strategische Linie zielt klar auf Marktanteile in Deutschland, wo Preis und praktische Alltagstauglichkeit gleichwertig gewichtet werden. Aber der wahre Test wird nicht auf dem Datenblatt bestanden, sondern im Alltag – wenn Reichweite, Ladezeiten und Komfort unter den realen Bedingungen von Verkehr, Witterung und Infrastruktur bewertet werden.

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