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Dacia gewährt erweiterte Garantie von bis zu sieben Jahren auf seine Neuwagen

Dacia dehnt die Garantie seiner Neuwagen auf sieben Jahre aus - Bildnachweis: Dacia

Dacia und die neue 7-Jahres-Garantie

Manchmal sind es kleine Änderungen in den Garantiebedingungen, die große Fragen aufwerfen. Dacia, bislang vor allem für günstige Einstiegspreise und robuste Modelle bekannt, wagt nun einen Schritt, der in Deutschland durchaus Beachtung verdient: eine erweiterte Garantie von bis zu sieben Jahren für Neuwagen. Was zunächst nach einem großzügigen Kundenversprechen klingt, offenbart bei genauerem Hinsehen eine Mischung aus langfristiger Bindungsstrategie und echter Sicherheitsleistung für den Käufer.

Vom Gebrauchtwagen- zum Neuwagenangebot

Bislang war die sogenannte Treuegarantie ausschließlich für Gebrauchtwagen vorgesehen. Nun weitet der Hersteller sie auch auf Neufahrzeuge aus. Die Struktur ist klar: Nach Ablauf der üblichen dreijährigen Herstellergarantie greift eine Anschlussgarantie, die sich jedes Jahr verlängern lässt, sofern das Auto gemäß Herstellervorgabe bei einem Dacia-Vertragspartner gewartet wurde. Damit kann ein Fahrzeug bis zu sieben Jahre oder 150.000 Kilometer gegen bestimmte Reparaturkosten abgesichert werden.

Aber so einfach wie es klingt, ist es nicht. Denn die Garantie erneuert sich nicht automatisch ohne Zutun, sondern hängt direkt an den Inspektionen. Jedes Jahr muss ein Besuch in der Vertragswerkstatt erfolgen, nur dann schiebt sich die Garantie um weitere zwölf Monate oder maximal 30.000 Kilometer nach vorne. Eine versäumte Wartung kann die Kette durchbrechen.

Bedingungen und Einschränkungen

Anspruch haben Fahrzeughalter, deren Wagen beim Service jünger als sechs Jahre und zwei Monate ist oder weniger als 120.000 Kilometer gefahren hat. Interessant ist, dass dieser Anspruch auch dann gilt, wenn die Fahrzeughistorie nicht regelmäßig bei Dacia selbst gepflegt wurde. Das bedeutet: Wer beispielsweise sein Auto in einer freien Werkstatt hat warten lassen, kann trotzdem in den Rhythmus einsteigen.

Der Umfang der Garantie bezieht sich auf viele mechanische und elektronische Bauteile, dazu zählen neben Motor- und Getriebekomponenten auch wichtige Steuergeräte. Abgedeckt sind nicht nur die Materialkosten, sondern auch die Arbeitszeit beim Vertragspartner. Auffallend ist, dass die Treuegarantie beim Wiederverkauf übertragen werden kann, was den Restwert des Fahrzeugs erhöhen könnte, da potenzielle Käufer mehr Sicherheit erhalten.

Ein Blick über den Tellerrand

Deshalb drängt sich die Frage auf, wie dieses Versprechen im Vergleich zur Konkurrenz dasteht. Sieben Jahre Garantie sind im Markt kein Einzelfall mehr. Kia bietet beispielsweise bereits seit 2007 eine siebenjährige Herstellergarantie, Hyundai gewährt in Deutschland mindestens fünf Jahre unabhängig von der Laufleistung. Toyota setzt auf zehn Jahre für den Hybridantriebsstrang. Dacia steht mit seiner Lösung also nicht allein, wohl aber im Spannungsfeld zwischen Markenselbstverständnis und Kundenloyalität. Während Kia die lange Garantie ohne jährliche Zusatzbedingung gewährt, ist bei Dacia die Bindung an die Vertragswerkstatt der Schlüssel.

Man darf fragen, ob die Garantie damit eher Serviceverkauf durch die Hintertür ist oder tatsächlich ein Signal für gewachsene Qualität. Kritisch betrachtet dürfte die Pflicht zur Markenwerkstatt bei vielen Kunden auf Skepsis stoßen, da Inspektionen dort meist teurer sind als in freien Betrieben. Auf der anderen Seite bietet sie gerade für Menschen, die auf lange Haltedauer setzen, eine klare Kostenkontrolle und zusätzliche Kalkulationssicherheit.

Preise und Modelle im Überblick

Dacia-Fahrzeuge gelten seit Jahren als Preisbrecher. In Deutschland beginnt die aktuelle Preisliste beim kleinen Sandero, der ab knapp über 12.000 Euro neu erhältlich ist. Das SUV Duster liegt in der Basisversion bei rund 17.500 Euro, während der kompakte Jogger, wahlweise als 7-Sitzer, ab rund 19.000 Euro startet. Selbst das Elektro-Modell Spring bleibt mit rund 18.000 Euro am unteren Rand des Marktes.

Aber die niedrigen Einstiegspreise relativieren sich, wenn man die Gesamtkosten einer langen Haltedauer betrachtet. Wer sich jährlich an die Vertragswerkstatt bindet, muss mit fixen Wartungskosten rechnen, die für Kleinwagen und SUV zwischen 200 und 500 Euro pro Jahr liegen können. Im Gegenzug erhält man allerdings die Option, Reparaturen von teuren Komponenten über die Garantie abzudecken.

Signal oder Strategie?

Dacia setzt mit dieser neuen Regelung ein deutliches Zeichen. Für viele Kunden, die sich nach wie vor über die günstige Anschaffung definieren, ist es eine Möglichkeit, die Folgekosten besser abzusichern. Für den Hersteller bedeutet es zugleich, die eigene Werkstattbindung zu stärken und die Marke über Vertrauen zu stabilisieren.

Ob diese Balance am Markt aufgeht, bleibt abzuwarten. Einerseits wünschen sich viele deutsche Käufer Garantien, die mit Hyundai oder Kia mithalten. Andererseits könnte der faktische Unterschied – die Abhängigkeit von den jährlichen Werkstattbesuchen – zum Knackpunkt werden. Persönlich bleibt bei mir ein Restzweifel, ob Dacia den Spagat schafft: attraktives Preisschild einerseits und langfristiges Serviceversprechen andererseits. Wer bislang beim Kauf mit Vorbehalten gegenüber Haltbarkeit und Materialqualität rang, könnte nun überzeugt werden, zumindest dem Angebot längerfristig eine Chance zu geben.