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Der Abgas-Skandal von VW weitet sich aus

11 Millionen TDI-Fahrzeuge betroffen

Die Volkswagen-Affäre um die Emission von Dieselmotoren weitet sich aus. Nach einer heutigen Gewinnwarnung hat sich die Börsenkapitalisierung der Volkswagen AG seit Freitag den 18.09.2015 um 27 Mrd. Euro reduziert. Auch die BaFIN ermittelt, ob die heutige Gewinnwarnung zu spät erfolgte und Insidergeschäfte ermöglichte. Heute Abend hat der Konzern eingeräumt, dass auch in Europa die betrügerische prüfstandserkennende Firmware ausgeliefert wurde. Allerdings nicht überall mit denselben Auswirkungen wie in den USA.

Worum geht es?

Moderne Fahrzeuge können Prüfstandsituationen erkennen. Die Auswertung einer Vielzahl von Sensoren wie bspw. des Gierratensensor des ESP erkennt Querbeschleunigungen in Releation zu Lenkeingaben und interpretiert,  ob das das Auto ins Schleudern gerät. Wenn sich das Lenkrad nicht bewegt, obwohl die Räder auf den Rollen des Prüfstands beschleunigen kann darüber auf eine Prüfstandsituation gerschlossen werden. Im freien Fahrbetrieb identifizierten Messungen deutlich erhöhte Emissionen von Stickoxiden. Die schlechten Abgasergebnisse lassen sich dadurch erklären, dass die Abgasnachbehandlung im Realen Fahrbetrieb durch die Motorsteuerungssoftware drastisch reduziert wurde.

VW beteuert, dass die aktuellen Diesel-Modelle der EU6-Norm für Länder der Europäischen Union die gesetzlichen Anforderungen und Umweltnormen erfüllen, teilte Volkswagen am Dienstag den 22.09.2015 in Wolfsburg mit. Der Konzern versicherte, sie beeinflusse weder Fahrverhalten, Verbrauch noch Emissionen.

Baureihe EA 189 betroffen

Bei Fahrzeugen mit Motoren aus der Baureihe EA 189 wurde in den USA eine auffällige Abweichung zwischen Prüfstandswerten und realem Fahrbetrieb festgestellt. Erste VW-Prüfungen haben ergeben, dass dieser Software-Code auch in der Firmware anderer Diesel-Fahrzeugen des Konzerns implementiert worden sei. Bei der Mehrheit dieser Motoren habe sie keine Auswirkungen. Weltweit seien schätzungsweise rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Dies entspricht zahlenmäßig einer Jahresproduktion des gesamten VW-Konzerns. Man arbeite „mit Hochdruck daran, diese Abweichungen mit technischen Maßnahmen zu beseitigen“, so VW.

Der Konzern kündigte an, noch in diesem Quartal 6,5 Milliarden Euro „ergebniswirksam zurückzustellen“. Die Rückstellung dient für die anstehenden Rückrufe, Prozesse, die US-Strafzahlungen, Regressansprüche enttäuschter Kunden sowie Aktionäre und „weiterer Anstrengungen, um das Vertrauen unserer Kunden zurück zu gewinnen“. Die Ergebnisziele des Konzerns für das Jahr 2015 werden entsprechend – mit der Folge eines Verlustjahres – angepasst.

 

Video-Statement des Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG

 

„Die Unregelmäßigkeiten bei Diesel-Motoren unseres Konzerns widersprechen allem, für was Volkswagen steht. Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle Antworten auf alle Fragen. Aber wir sind dabei, die Hintergründe schonungslos aufzuklären. Dazu kommt in diesen Stunden alles auf den Tisch. So schnell, gründlich und transparent wie möglich. Dazu arbeiten wir weiter eng mit den zuständigen staatlichen Stellen und Behörden zusammen. Diese schnelle und umfassende Aufklärung hat höchste Priorität. Das sind wir unseren Kunden, unseren Mitarbeitern und der Öffentlichkeit schuldig. Um es klar zu sagen: Manipulieren und Volkswagen – das darf nie wieder vorkommen.

 

Viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt vertrauen unseren Marken, unseren Autos und Technologien. Es tut mir unendlich leid, dass wir dieses Vertrauen enttäuscht haben. Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten. Wir werden alles tun, um entstandenen Schaden wiedergutzumachen. Und wir werden alles tun, um Vertrauen Schritt für Schritt zurückzugewinnen.

 

In unserem Konzern arbeiten mehr als 600.000 Menschen daran, die besten Autos für unsere Kunden zu bauen. An unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerichtet sage ich: Ich weiß, mit wieviel Einsatz und großer, echter Aufrichtigkeit Sie Tag für Tag Ihre Arbeit machen. Deshalb wäre es falsch, wenn wegen der Fehler einiger Weniger die harte und ehrliche Arbeit von 600.000 Menschen unter Generalverdacht gerät. Das hat unsere Mannschaft nicht verdient.

 

Auch deshalb bitten wir um Vertrauen auf unserem weiteren Weg: Wir klären das auf. Wir arbeiten intensiv an den nötigen technischen Lösungen. Und wir werden alles tun, um Schaden von unseren Kunden und  Mitarbeitern abzuwenden. Ich gebe Ihnen mein Wort: Bei all dem werden wir mit der größtmöglichen Offenheit und Transparenz vorgehen.“