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Der Raumfahrer: Fiat Doblo Facelift (2015) im Fahrbericht

Fiat Doblò Lounge 1.6 16V Mjet mit 105 PS im Fahrbericht. Der Hochdachkombi richtet sich verstärkt auch an Privatkäufer mit viel Platzbedarf - Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Mit üppigem Platzangebot und bis zu sieben Sitzen

Fiat hat im Frühjahr 2015 den Doblò kräftig renoviert. Der praktische Kastenwagen erhielt eine komplett neu gestaltete Front und ein Innenraum-Update. Die Auffrischung hat dem Nutzwert-Riesen gut getan. Die neue Front aus neuen Scheinwerfer, Haube und Stoßfänger lächelt  sogar ein klein wenig. Zielgruppe dieses fahrenden Raumwunders mit bis zu sieben Sitzplätzen dürften Familien aber auch Gewerbetreibende sein. Einerseits ist der Doblò ein Großraummobil für die kostenbewusste Kundschaft, andererseits ist das Fahrzeug in der Version als Doblò Cargo ein talentiertes Nutzfahrzeug für Handel und Handwerk. Und so entfallen etwa zwei Drittel des Gesamtabsatzes auch auf gewerbliche Kunden. Der Hochdachkombi soll in Zukunft aber nicht nur im Segment der Nutzfahrzeuge erfolgreich fahren, sondern richtet sich verstärkt auch an Privatkäufer mit viel Platzbedarf. All denen die sich nicht an der Optik eines Stadtlieferwagen stören und Status-Symbole nachrangig, aber Stauraum enorm wichtig erscheint, für die könnte der renovierte Fiat Doblò sich als die passende Wahl erweisen. Wir sind die PKW-Variante mit bkurzem Radstand in der Ausstattung Lounge gefahren. Eine weitere Varinate komplettiert das Angebot des Doblò in wenigen Wochen mit der in Genf ausgestellten Trekking-Variante des Doblò. Direkte Wettbewerber des italienischen Hochdachkombi sind neben dem nahezu baugleichen Opel Combo der Citroen Berlingo Multispace, Peugeot Partner Tepee, Renault Kangoo und nicht zu letzte der VW Caddy von Volkswagen Nutzfahrzeuge.

Fiat Doblò Lounge 1.6 16V Mjet 105 PS im Fahrbericht
Der Raumfahrer: Fiat Doblò Facelift (2015) im Fahrbericht
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Modelljahr 2015

Der Kastenwagen mit Schiebetüren wurde nun für das akuelle Modelljahr umfassend aktualisiert. Mit dem Modelljahr 2015 präsentiert sich der aktualisierte Doblò mit aufgefrischten Scheinwerfern sowie neuen gestalteten Stoßfängern. Zwei markante Falze auf der Motorhaube verleihen der Front deutlich mehr Ausdrucksstärke. Der Wagen gewinnt spürbar an Prägnanz und muss sich auch optisch nicht mehr verstecken. Aber das geht auch gar nicht, denn der Doblo ist alles andere als kompakt. Am Heck ist der modellgepflegte Doblò an den neugeformten Rückleuchten und der in Wagenfarbe lackierten Zierleiste zu erkennen. Der Doblò des Modelljahrgang 2015 ist in den Austattungsvarianten Pop und Lounge bestellbar. Die Preise beginnen bei 17.600 Euro (Pop) und 20.050 Euro (Lounge).

 

Optik

Der erste Eindruck den der Doblò auf seine Betrachter hinterläßt wird primär durch seine schiere Größe geprägt. Er ist groß und vor allem hoch. Und für einen üblicherweise eher eckigen Kastenwagen ist der Doblò ganz schön abgerundet geworden. Der Hersteller Fiat sieht in dem Soblo soetwas wie ein automobile Interpretation des Schweizer Taschenmessers. Es gäbe kaum eine Aufgabe, der dieser Wagen nicht gewachsen sei. Wer bei Ikea seine Möbel in den Doblò lädt, darf sich der neidischen Blicke der anderen Autofahrer sicher sein. Soviel Platz bieten nur die wenigsten. Damit die Logistik im Heck während der Fahrt nicht durcheinander gerät, lässt sich der Ladeboden wie bei einem höhenverstellbaren Regal auf verschiedenen Ebenen fixieren und sogar mit bis zu 70 Kilo belasten. Platz ist reichlich vorhanden. Hinter der Rücksitzbank befinden sich 790 Liter Laderaum. Die Rücksitzbank lässt sich im Verhältnis 60/40 umlegen und den Stauraum auf bis zu 3.200 Liter erweitern. Die Variante mit 35 Zentimeter mehr Radstand schluckt sogar bis zu unglaubliche 4.000 Liter. Das sind vier Kubikmeter. Das Beladen des Kofferraums wird über die extrem große Heckklappe wird zum Kinderspiel. Die Ladekante befindet sich extrem tief – knapp über Kniehöhe. Es gibt Ablagen in Hülle und Fülle. Besonders praktisch das Hochfach unterm Dach in der ersten Reihe. Flaschen, Reiseproviant, Landkarte, Taschentücher, Sonnenbrille, Fotoapparat oder Smartphone – der Doblò hat für all das einen Aufbewahrungsort.

Bezüglich Varianz und Raumökonomie ist der Doblò typischen Familienautos klassischen Zuschnitts wie einem VW Passat und selbst einem einem Ford C-Max oder VW Touran haushoch überlegen. Details wie zwei Schiebetüren oder einer dritten Sitzreihe (ab 650 Euro Aufpreis) untermauern diesen Anspruch noch.

Innenraum

Der Einstieg gestaltet sich dank riesiger Türausschnitte höchst bequem. Im Pflichtenheft des Doblò geht es primär um Platz, weniger um Prestige. Der Innenraum gibt sich spartanisch. Viel Kunstsoff und einfache Stoffsitze beherrschen das Bild. Der renovierte Innenraum des Doblò mit neuem Cockpit und Armaturenträger präsentiert sich sogar mit einem Hauch Luxus: Ein klein wenig edler Klavierlack zur Verzierung und matte Kontrastleiste sowie unterschäumte Oberflächen. Das Nutzfahrzeug-Ambiente wurde so gut es geht kaschiert – gleichwohl das Interieur zweifelsohne den Nutzwert untergeordnet wurde. Optik, Haptik und Materialauswahl gehen soweit in Ordnung. Auch die Verarbeitung ist gut. In unserem Testwagen klapperte oder knarzte nichts. Das neue Cockpit gibt sich aufgeräumter. Diverse Knöpfe und Bedienelemente wurden entrümpelt. Dies tut der Übersichtlichkeit gut. Das optionale Navi von TomTom ist samt Touchdisplay nun vollständig in die Mittelkonsole integriert. Kunden haben die Wahl zwischen einem Basis-Bluetooth-Radio sowie Uconnect mit 5-Zoll-Touchscreen ab 450 Euro. Zu einem Aufpreis für 950 Euro gibt es das in unserem Testwagen verbaute Uconnect mit integrierten TomTom-Navi. Die Navigationslösung ist auf der Höhe der Zeit, performant und besticht mit einem hohen TomTom-typischen Bedienkomfort. Die Kopffreiheit ist unbeschreiblich, so unglaublich viel Raum befindet sich über den Köpfen aller Insassen. Auch großgewachsene Fahrer finden auf Anhieb bequeme Sitzverhältnisse vor. Was dem Doblò über Standards wie vier Airbags oder Klimaanlage hinaus an Komfort- oder Assistenzsystemen zu fehlen scheint, kompensiert er mit praktischen Details wie zwei Schiebetüren und einer optionalen dritten Sitzreihe (ab 650 Euro Aufpreis) wieder aus.

Fahreigenschaften und Antrieb

Das Motorenangebot wurde ebenfalls überarbeitet, die Aggregate sind bis zu 15 Prozent sparsamer geworden. Bei den Motoren stehen zwei Benziner mit 95 PS und 120 PS (beide 1,4 Liter Hubraum) und drei Diesel mit 90 PS, 105 PS (1,6 Liter Hubraum) und 135 PS aus zwei Litern Hubraum zur Auswahl. Auch eine bivalente Erdgasvariante mit 120 PS steht bereit. Die Benziner erfüllen nun die Abgasnorm Euro 6, die Diesel sind noch mit Euro 5+ eingestuft. Wir fuhren den Doblò mit Selbstzünder und 77kW / 105PS. Den Motor gibt es in den beiden Leistungsstufen mit 90 und 105 PS, beide mit Euro 5+. Bei 110 km/h dreht der Vierzylinder-Selbstzünder noch unterhalb 2.000 Umdrehungen pro Minute. Für die Stadt und die Landstraße bietet der Dieselantrieb mit seinen 290 Newtonmeter maximales Drehmoment genügend Kraft.

Ein technisches Update gab es laut Fiat bei der Schalthebel-Mechanik, um die Gangwechsel zu erleichtern. Und tatsächlich schaltet sich das Sechsganggetriebe äußerst präzise. Die manuelle Schaltung überzeugt mit kurzen und präzisen Schaltwegen. Der sechste Gang ist besonders lang ausgelegt. Unser durchschnittlicher Testverbrauch über alles betrug 5,6 Liter Diesel je 100 gefahrene Kilometer. Wenig in Anbetracht eines so großen Fahrzeugs. Zur Verbrauchsreduktion trägt auch das serienmäßige Start/Stopp bei. Die Fahreigenschaften geben sich unaufällig. Fiat gelang ein guter Kompromiss aus der maximalen Zuladung und Komfort. Straßenunebenheiten neutralisiert das Fahrwerk extrem gut. Im Gegensatz zu den Wettbewerbern verfügt der Doblò hinten über keine einfache Starrachse, sondern über eine sogenannte Bi-Link-Hinterachse mit Kurvenstabilisator. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 164 km/h erreicht. Ab Tempi oberhalb 130 Stundenkilometer steigt die Geräuschkulisse im Innenraum deutlich an. Trotzdem macht der Doblò auf der Autobahn mit dem von uns gefahrenem Diesel eine ganz passable Figur.

Technische Daten Fiat Doblo Lounge 1.6 16V MultiJet mit 77 kW / 105 PS
Hersteller: Fiat
Karosserie: Hochdach-Kombi
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, Common-Rail-Direkteinspritzung(Typ Multijet)
16V
Abgangsreinigung
Oxydations-Katalysator und DPF
Abgansnorm
Euro5+
Hubraum: 1.598 ccm
Leistung
Benzinmotor:
77 kW ( 105 PS) bei 4.000 U/min
Drehmoment Motor: 290 Nm bei 1.500 U/min
Antrieb
Frontantrieb
Getriebe:
6-Gang manuell
Von 0 auf 100 13,4 s
Höchstgeschwindigkeit: 164 km/h
Verbrauch (ECE)
5,5 Liter
CO2-Ausstoß 126 g/km
Kraftstoff: Diesel
Tankinhalt 60 Liter
Kofferraumvolumen (nach VDA-Norm) 790 bis 3.200 Liter
Länge/Breite/Höhe/Radstand in mm 4.406/1.832/1895 (inkl. Dachreling)/2755
Leergewicht / Zuladung 1.485 kg / 525 kg (5-Sitzer)
Wendekreis
11,2 m
Basispreis (Pop) ab 17.600,- Euro
Testwagenbasispreis Lounge (kurzer Radstand) 20.500,- Euro

 

Preise und Extras

Traditionell sind Nutzfahrzeuge eher mager ausgestattet. So auch der Doblò, dessen Konfiguration sich damit relativ einfach gestaltet, denn viele Optionen und Extras stehen schlichtweg nicht zu Wahl. Das Basismodell in der Ausstattungsvariante Pop – unter anderem serienmäßig mit Multifunktionslenkrad und Klimaanlage an Bord – verteuerte sich mit dem Facelift moderat um 200 Euro auf 17.600 Euro. In der Basisversion gibt es nur wenige Annehmlichkeiten für die Insassen und selbst ein Beifahrerairbag wurde aus Kostengründen weggelassen. Wer unter anderem einen höhenverstellbaren Fahrersitz, elektrisch verstellbare Außenspiegel oder eine einfache Radioanlage wünscht, muss zur nächst höheren Ausstattungsstufe greifen. Diese kostet 750 Euro (netto) Aufpreis. Die in unserem Testwagen verbauten Details wie Klimaanlage, Funkfernbedienung für Zentralverriegelung oder seitliche Schiebetüren kosten ebenfalls extra. Unser Testwagen läßt sich mit dem Paket „Lounge“ zu einen Basispreis von 20.500 Euro ordern. Zu einem Aufpreis in Höhe von 1.100 Euro gibt es den Kastenwagen mit einem um 22 Zentimeter angehobenen Dach. Für die XL-Version mit langem Radstand verlangen die Italiener in der Ausstattung Lounge mindestens 23.950 Euro.

FAZIT: Unterwegs im neuen Fiat Dobló – mehr als ein Raumwunder

Wir sind angenehm postiv überrascht. Es ist nicht allein das Raumvolumen, mit dem dieses Auto seinen Nutzwert begründet. Preislich positioniert sich der deutlich geräumigere Italiener unterhalb eines vergleichbar ausgestatteten VW Caddy aus Hannover/Stöcken. Konnte Fiat mit dem Doblò bisher vor allem bei Gewerbetreibenden punkten, könnte sich mit der Überarbeitung auch die Nachfrage bei Privatkunden deutlich beleben. Verdient hätte das der neue Doblò auf jeden Fall.

Fiat Doblò