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Der Seat Ateca 1.4 TSI im Kurztest – Was kann er und was kostet der kleine Bruder vom VW Tiguan!?

Seat Ateca 1.4 TSI mit 150 PS und DSG im Kurztest - Bildnachweis: MOTORMOBILES

Das erste SUV der Spanier

Seat positioniert sein erstes und brandneues Kompakt-SUV als günstigere Konzernalternative mit geringfügig kleineren Dimensionen zum Schwestermodell VW Tiguan. Etwas agiler und etwas kürzer soll der in Tschechien montierte Ateca  nahezu ähnlich großen Praxisnutzen bieten. Zielgruppe sind ausdrücklich auch Familien.

Das dem Ateca ein Erfolg beschienen sein wird ist so gut wie ausgemacht. Endlich gab es nach diversen SUV-Studien aus Spanien die Freigabe aus Wolfsburg, dass auch Seat ein SUV anbieten darf. Dazu bedient sich die VW-Tochter aus dem VW-Konzernbaukasten und präsentiert sich mit kantigem Design und ein paar exklusiven Details zur Differenzierung gegenüber seinen Wettebwerbern aber auch Konzernbrüdern.

Seat Ateca Kurztest
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Der Zuspruch bei den kompakten SUVs ist ungebrochen. Wenn die Prognosen zutreffen, wird das Segment der Kompakten SUV bis 2020 in Europa nochmals um 25 Prozent zulegen. Nahezu jedes zweite fahrzeug ist dann ein Crossover oder SUV. Und noch ein Indiz wird Seat freuen: Bereits  5.000 Kunden haben schon vor der Markteinführung Anfang Juni 2015 ungesehen einen Kaufvertrag unterschrieben. Das ist beachtlich und sicherlich dem Design und der fairen Preisstruktur beim Ateca geschuldet. Erste Wartezeiten bauen sich je nach Konfiguration beim Ateca  auf. Die Nachfrage ist beträchtlich. Mehr als 11.000 Bestellungen registrierte die deutsche Seat-Dependance innerhalb von nur zwei Monaten. Damit ist der fesche Spanier mit deutschen Wurzeln für 2016 so gut wie ausverkauft. Direkte Wettebewerber des Ateca dürften der Hyundai Tucson, Kia Sportage, Nissan Quashquai, Peugeot 3008, Misubishi ASX, Toyota RAV, SSangYong Tivoli, Opel Mokka und Jeep Renegade sowie Fiat 500X zu suchen sein. Allesamt bereits gut im Markt eingeführt. Seat ist hier spät dran. Dafür ist mit dem Ateca noch lange nicht Schluss. Wem der Ateca noch zu groß sein sollte, könnten die Spanier in Kürze auf dem Pariser Autosalon eine spannende Studie präsentieren. Seat wird dort eine kleine Crossover-Studie vorstellen, die sich unterhalb des Ateca positionieren soll.

Interieur mit erstaunlich viel Platz

Platz mangelt es weder vorn noch hinten – weder Sitzposition noch Raumgefühl geben  Anlass zu Kritik. Auch hinten sind Erwachsene ordentlich untergebracht. Eine verschiebbare Rücksitzbank wie im neuen Tiguan gibt es nicht. Dafür können die Lehnen vom Kofferraum aus flachgelegt werden, schaffen so bis zu 1.604 Liter Ladevolumen. Damit toppt der Ateca sogar großvolumige Kombis wie das T-Modell der Mercedes E-Klasse oder Volvo V90.Bei aufgestellten Lehnen sind es bei der Frontantriebsvariante recht üppige 510 Liter.

Das Armaturenbrett baut sich Van-artig vor dem Fahrer auf.  Das Cockpit präsentiert sich im positiven Sinne im Seat-typischen Layout. Fahrerorientiert erweist es sich als funktional, übersichtlich und weitgehend selbsterklärend.  Der Bedienblock rund um die Klimaanlagenverstellung erklärt sich im Wesentlichen von selbst, das Infotainment ebenso.

Das neue kompakte SUV aus Spanien hat es in sich. Einige Gimmicks sind spannend – zuweilen auch verspielet. Die Starttaste für den Motor, deren Beleuchtung pulsiert – okay kein must-have. Das Flackern soll den Herzschlag nachahmen und die Emotionalität betonen. Geschenkt.  Anders sieht es aber schon bei optionalen Extras aus: Die automatische Heckklappe (350 Euro) läßt sich per Fußbewegung öffnen. An sich nichts besonderes. Aber dadurch, dass sie sich dann genauso umgekehrt auch wieder schließen lässt schon.
In Bezug auf Infotainment und Konnektivität bedient sich Seat beim Modularen Infotainment Baukasten der zweiten Generation. Hier zeigt sich der Seat auf dem letzten Stand der Technik.  Smartphone-Betriebssysteme wie Android und iOS lassen sich problemlos mit dem Auto pairen. Sogar eine kabellose Ladesschale für den Qi-Standard unterstützende Android-Phones hat Seat im Angebot.

Antrieb

Der erst zum Jahresende verfügbare Einstiegs-Ateca erhält einen neuen kleinen Dreizylinder-Benziner mit 115 PS.  Seat verspricht, dass der kleine TSI mit dem Ateca in keiner Weise überfordert sein solle. Wir fuhren den 150 PS starken 1.4 TSI den Seat zu Preisen ab mindestens 2(.700 Euro anbietet. Der Vierzylinder-Turbobenziner harminiert hervorragend zum Ateca. Das Aggregat stemmt sein maximales Drehmoment von 250 Newtonmeter bereits ab 1.500 Umdrehungen pro Minute auf die Kurbelwelle. Genauso früh wie der gleichkräftige, aber wesentlich teurere 1,6-Liter-Diesel zu Preisen ab 26.210 Euro. Der durchzugsstarke TSI punktet mit Laufruhe und Geschmeidigkeit. Sein kombinierter Normverbrauch gibt der Hersteller mit 5,3 Liter an. Damit konsumiert er auf dem Papier nur  unwesentlich (0,1 Liter) mehr als der TSI Dreizylinder.

Fahraktives SUV

Trotz gleicher Plattform des mobilen Querbaukasten ( MQB-A1-Plattform ) und sehr geringen Differenzen bei den Fahrdynmikwerten fühlen sich schnell gefahrene Kurven im Seat Ateca spürbar fahrfreudiger, präziser und leichtfüßiger an als im etwas behäbigeren VW Tiguan.

Es überrascht nicht, wie präzise, locker und leicht sich der Ateca bewegen lässt. Denn die technische Grundlage bildet von VW und bei der Entwicklung wurde besonderen Wert auf Leichtbau und Agilität gelegt. „Kein Wettbewerber im Vergleich fährt sich handlicher“, versichert Chefentwickler Rabe. Im Fahrbetrieb präsentiert sich der SUV-Neuling annähernd wie ein Pkw und verhält sich in Bezug auf Komfort und Beherrschabarkeit extrem gutmütig und präzise. Seat gelang mit dem Ateca ein Leichtgewicht unter den SUVs auf die Räder zu stellen. Der kleine Benziner bringt nur 1.280 Kilo bei einer maximalen Zuladung von 625 Kilo auf die Waage – das sind richtig gute Werte angesichts einer Gesamt-Fahrzeuglänge von 4,36 Meter. Sehr angenehm ist zudem das niedrige Geräuschniveau.

Technische Daten Seat Ateca 1.4 TSI DSG 4DRIVE Xcellence
Hersteller:Seat
Karosserie:SUV der Kompaktklasse, viertürig mit 5 Sitzplätzen
Motor:Turbo-Benziner TSI
GetriebeDSG 6-Gang mit Start/Stopp
Antrieb 4Drive Allradantrieb (4DRIVE)
Hubraum:1.395 ccm
EmissionsklasseEuro 6
Leistung:150 PS / 110 kW bei 5.000 bis 6.000 U/min
Drehmoment:250 Nm bei 1.500 bis 3.500 U/min
Höchstgeschwindigkeit:189 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) in s8,9 Sekunden
Kombinierter Normverbrauch (ECE) 6,0 Liter /100 km
CO2-Ausstoß 140 g/km
EnergieeffizienzklasseC
Kraftstoff:Super Benzin
Tankinhalt60 Liter
Leergewicht 1.490 kg
Kofferraum 510 bis 1.604 Liter
Zuladung615 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.363/1.841/1.601/2.638 mm
Bereifung7J x 18", Reifen 215/50 R 18
Zul. Zuggewicht (gebr./ 12%) 2.100 kg
Grundpreis Testwagenab mindestens 28.350 Euro

Preise und Ausstattung

Die schlechte Nachricht vorweg. Der Basispreis ist wirklich nur ein praxisfernes Lockangebot. Wer seinen SUV konfigurieren möchte, wird gezwungen  mindestens zur Ausstattungslinie Style ab mindestens 23.010 Euro zu greifen. Dafür erhält der Kunde dann bereits 17“ Leichtmetallräder, Media System Touch Colour mit 5 Zoll Farb Screen, Climatronic sowie die Geschwindigkeitsregelanlage serienmäßig.

Bei den Assistenzsystemen greift Seat gleich zum Marktstart aus dem vollen: Da wären zum einen die radargesteuerte Geschwindigkeitsregelung samt Notbremsfunktion mit Fußgängererkennung und Stauassistent für das Fahren im Stop-and-go-Verkehr bei dem der Ateca sogar selbstständig bremst und lenkt.  Allerdings funktioniert die Sache nicht mit manuellem Getriebe, sondern nur mit DSG.  Neu ist der Notfallassistent. Hier hält das Auto automatisch an und bleibt in der Spur, falls der Fahrer ohnmächtig wird. Des weiteren  stehen Assistenten zur Verkehrszeichenerkennung und zum Spurhalten zur Verfügung. Der automatische Ein-/Ausparkassistent läßt sich noch mit dem Assistenten zum Überwachen des toten Winkels und des Querverkehrs beim Ausparken erweitern.  Im Segment der kompakten SUV sind die Ausstatungsoptionen bei den Assistenten tatsächlich enorm.

Unser Testwagen kommt in der Ausstattungslinie Xcellence mit 18 Zoll großen Leichtmetallrädern, Klimaautomatik, Lederlenkrad, Tempomat, Sportsitzen, Voll-LED-Scheinwerfern, Regen- und Lichtsensor sowie Einparkhilfe.

Fazit: Das dynamische SUV

Mit dem Ateca wurde den Spaniern nun endlich gewährt ein dringend vermisstes SUV in ihr Portfolio aufnehmen zu können. Der Markt verlangt bereits seit Jahren danach. Der Ateca als erstes SUV der Marke Seat ist wirklich rundum gelungen und hat das Potenzial das Comeback von Seat zu beschleunigen und damit letzlich die Marke zu bewahren. Sein Erfolg dürfte v.a. darin begründet leigen, dass er auf unaufgeregte Weise bewährte SUV-Hausmannskost aus dem VW-Konzernregal zu einem attraktiven Preis liefert.

Qualität, Verarbeitung, Anmutung sowie auch Design und Optik sind top. Und auch die fahrdynamischen Wert sind wirklich erstklassig. Technisch basiert der Ateca auf dem Bestseller VW Tiguan. Der Ateca ist ein gut gemachtes Kompakt-SUV, das mehr Agilität vermittelt und günstiger ist als ein VW Tiguan. Dennoch macht er einige Dinge bewusst anders – und das muss kein Nachteil sein – Ganz im Gegenteil. Den Spaniern gelingt es ein stimmiges und überzeugendes Gesamtpaket im Segment der kompakten SUVs abzuliefern, dass sich im Wettbewerbsumfeld nicht zu verstecken braucht.