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Deutlich nachgeschärft: Kia Sportage II 2.0 CRDi AWD GT-Line Automatik im Test

Im Test der Kia Sportage II 2.0 CRDi AWD GT-Line Automatik - Bildnachweis: MOTORMOBILES

Von der Billig- zur angesehenen Designermarke

Die Koreaner standen bei der Neuauflage vor einem Problem. Das Kompakt SUV des Kia Sportage war sehr erfolgreich. Normalerweise gehen  Hersteller sehr behutsam vor, wenn ein Bestseller überarbreietet werden soll. Nicht so Kia – sie haben sich zumindest beim Design richtig was getraut und das kann sich sehen lassen. Die Neuauflage des Kia Sportage ist schöner als ihre Vorgänger. Der seit 1994 offerierten Kia Sportage fährt in ihrer Neuauflage seit einem Jahr deutlich schnittiger vor. Wir haben die vierte Generation des Kia Sportag  gefahren und bei der Gelegenheit auch überprüft, ob der neue ncht nur in optischer Hinsicht, sondern auch mit seinen inneren Qualitäten zu überzeugen vermag. Der Sportage dürfte in vielfacher Hinsicht das bedeutsamste Fahrzeug im Modellprogramm von Kia sein. Zum einen ist das kompakte SUV hierzulande das meistverkaufte Modell und zum anderen vermuutelt  keine andere Baureihe der Koreaner so authentisch und eindrucksvoll den Wandel der Marke Kia weg vom Billig-Image zur angesehenen Designermarke. Direkter und bedeutsamster Wettbewerber des Sportage ist der Klassenprimus VW Tiguan, der ebenfalls seit einem Jahr in einer Neuauflage antritt.

Kia Sportage 2.0 CRDi AWD GT-Line Automatik
Deutlich nachgeschärft: Kia Sportage II 2.0 CRDi AWD GT-Line Automatik im Test
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Formensprache

Der Erfolg des Kia Sportage läßt sich kaum von seinem gefälligen Design trennen. Mit seiner Aktualisierung sticht der neue Kia Sportage optisch deutlich aus der Masse heraus. Mit dem Modellwechsel wurde der Tigernasen-Grill deutlich nachgeschärft. Und auch das Erkennunsgzeichen der breiten C-Säule bleibt erhalten. Das neue Heck wirkt deutlich moderner  und eleganter, weil die modernen LED-Rückleuchten deutlich zurückhaltender ausfallen. Noch besser als zum Ceed passen die LED-Nebelleuchten im Icecube-Design. Von vorne betrachtet wirkt der neue Kia Sportage dem Porsche Macan nicht gänzlich unähnlich. Ob beabsichtigt oder nicht – eine Kopie ist er aber auf keinen Fall. Aus vielen Perspektiven wirkt er nun in seiner vierten Generation endlich so dynamisch, dass er seinem Namen vollauf gerecht wird. Mit der neuen Generation hat sich der Sportage vom Crossover mit SUV-Look zu einem ernstzunehmenden Sport Utility Vehicle gemausert

Interieur bleibt vernunftsbetont

Ein bisschen anders sieht es im eher vernunftsbetonten Interieur aus. Obwohl der Sportage außen nur vier Zentimeter gewachsen ist und der Radstand lediglich um drei Zentimeter zulegte, wirkt der Wagen innen spürbar geräumiger. Neue Sitze und eine etwas modifizierte Anordnung lassen Kopf- und Kniefreiheit auf allen Plätzen vorne wie hinten deutlich wachsen. Das Ladeabteil legt unter Verzicht auf ein Ersatzrad mit 491 bis 1492 Liter um knapp zehn Prozent zu. Unter dem doppelten Ladeboden verfügt der Sportage zudem über ein sehr praktisches, zwölf Liter großes  Fach im Souterrain. Im Vergleich zum VW Tiguan ist die Rücksitzbank zwar nicht verschiebbar, aber immerhin in der Neigung variabel verstellbar. Die Ledersitze sind gegen Aufpreis nicht nur vorne und hinten beheizbar, sondern lassen sich vorne auch über die feine Perforierung angenehm belüften. Die Sitze erweisen sich auch auf längeren Strecken mit genügend Seitenhalt als äußerst komfortabel.

Interieur Kia Sportage GT-Line – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Verarbeitung und Materialauswahl hat Kia nochmal deutlich gesteigert. Für ein solide Qualitätsorientierung sprechen die mit sattem Klang schließenden Türen sowie die Verabschiedung von allzu vielen harten Plastik-Beschichtungen. Einzug halten dafür weiche edel anmutende Softtouch-Oberflächen im oberen Bereich des Armaturenbretts sowie  der vorderen Türen. Die Mittelkonsole, der untere Teil des Armaturenbrettes und die obere Verkleidung der Fondtüren können hier nicht ganz mithalten. Hier dominieren weiterhin Oberflächen mit Hochglanz und Hartplastik. Ansonsten bewegt sich der Sportage bei der Oberflächenanmutung und Verarbeitung mittlerweile weitgehend auf dem Niveau des Wettbewerbers aus Wolfsburg.  Sehr überzeugend präsentiert sich die mit erfreulich wenig Zugluft arbeitende Klimaanlage und der 8-Zoll-Touchscreen, der selbst bei starker Sonneneinstrahlung frei von Reflexionen stets gut ablesbar bleibt. Auch die leichte Fahrerorientierung des Cockpits sowie das unten abgeflachte Multifunktions-Lederlenkrad verdienen eine lobende Erwähnung.  Das Infotainmentsystem mit dem bei den höheren Ausstattungen serienmäßigen Navigationsfunktion wird über einen großen Touchscreen gesteuert. Für alles restlichen Funktionen verfügt der Sporage je nach Aussttaung Tasten. Auch hier erweist sich die Bedienung frei von Rätseln und weitgehend selbsterklärend.

Antrieb

Den Einstieg bei den Selbstzündern (ab 23.390 Euro) markiert ein 1,7 Liter großer Vierzylinder mit 115 PS. Darüber rangieren zwei Zweiliter-Aggregate mit 136 und 185 PS. Der Stärkere der beiden kommt immer mit Allrad, der andere kann gegen Aufpreis damit ausgerüstet werden. Für all die Großstadt-Cowboys ist Allrad sicherlich nicht zwingend, da sich der Sportage gerade im Großstadtreview auch als Fronttriebler souverän vorandkommen sollte.  Aber der Vierradantrieb (4WD) ist Voraussetzung für die bei einem SUV so beliebte Automatik (1.900 Euro). Wer sein Treibstoff-Budget schonen will, sollte lieber zum Diesel greifen. Mit dem Modellwechsel gewann der Sportage bei dem von uns gefahrenem  stärksten Diesel genau 1 PS hinzu.  Der nominell 185 PS starke Selbstünder ist mit dem immerhin fast 1,7 Tonnen schweren Fahrzeug nicht überfordert.

Wobei nicht verschwiegen werden soll, dass  das Sechsgang-Wandlergetriebe den Motor etwas einbremst, auch den Normverbrauch erhöht und die Anhängelast geringfügig reduziert. Trotz seiner 400 Newtonmeter Drehmoment des 185 PS starken Top-Diesels  benötigt der Null-hundert-Standardsprint immerhin noch 9,5 Sekunden. Ein ähnlich stark motorisierter Wettbewerber aus Wolfsburg erledigt dies auf dem Papier eine Sekunde früher. Eine weitere Beschleunigung endet beim Kia Sportage dann bei 201 Stundenkilometern. Den kombinierter Normverbrauch gibt Kia mit 6,3 Liter an; Entsprechend einer CO2-Emission von 166 g je gefahrenem Kilometer. Der Praxisverbrauch während unserer Testfahrten betrug 7,2 Liter. Völlig unverständlich ist, dass die Stopp-Start-Automatik ausschliesslich in der mittleren Spirit-Ausstattung und hier auch nur bei den Fronttrieblern an Bord ist. Eine Maßnahme die gerade im innerstädtischen Bereich den Verbrauch  spürbar senken könnte.

Fahreigenschaften

Gerade beim Fahrrwerkssetting zeigen sich deutliche Fortschritte. Das kompakte SUV präsentiert  sich damit deutlich komfortabler und souveräner.  Der Abrollkomfort wird nicht mehr wie füher durch eine leichte Tendenz zum Poltern beeinträchtigt. Federn und Dämpfer sind so justiert, dass sie die meisten Unebenheiten neutralisieren, nur über kurze Stöße läßt der Koreaner die Passsagiere weiterhin nicht im Unklaren. Allenfalls in zügig gefahrenen Kurven neigt der Sportage noch immer zu einer leichten Wankneigung. So lenkt der Sportage zwar stets präzise ein, doch widerspricht die komfortorientierte, etwas unverbindliche Fahrwerksabstimmung einer allzu forschen Fahrweise. Mit dem von uns gefahrenem Zweiliter-Diesel und dem serienmäßigen Allradantrieb bietet der Koreaner auf allen Untergründen dank seiner variablen Kraftverteilung ansonsten ein extrem gut beherrschbares und narrensicheres Handling. Die Kraft verteilt das SUV intelligent über eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung nach Bedarf vollständig auf die Vorderachse oder an alle vier Räder. Weil die Überhänge klein sind und die Bodenfreiheit recht hoch ist, gibt der Sportage sich sogar abseits der Piste keine allzugroße Blöße. Wer beabsichtigt seinen Kia Sportage auch abseits der Straße zu bewegen, findet in der Allrad-Version auch Offroad-Features wie einen Bergabfahr-Assistenten und ein mittleres Sperrdifferenzial. Damit läßt sich dann bei Bedarf das Mitteldifferential sperren, und es gibt eine Bergabfahrhilfe.  Manko bleibt, dass er trotz seines Geländetalents über keine Untersetzung verfügt. Die überwiegend onroad-orientierten Käufer dürften sich daran allerdings wenig stören.

Technische DatenKia Sportage 2.0 CRDi AWD GT-Line Automatik
Hersteller:Kia
Karosserie:SUV
Motor:4-Zyl.- Diesel Commonrail
Start/Stopp-SystemNein
Getriebe6-Gang-Automatikgetriebe
AntriebFrontantrieb
Hubraum:1.995 ccm
EmissionsklasseEuro 6
Leistung:185 PS (136 kW) bei 4.000 Umdrehungen pro Minute
Drehmoment:400 Nm zwischen 2.7500 und 4.000 pro Minute
Höchstgeschwindigkeit:201 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) in s9,5 Sekunden
Kombinierter Normverbrauch (ECE) 6,3 Liter /100 km
CO2-Ausstoß 166 g/km
EffizienzklasseC
Kraftstoff:Diesel
Tankinhalt62 Liter
Leergewicht 1.615 - 1.784 kg
Kofferraum491 bis 1.492 Liter
Zuladung 635 kg
Zul. Gesamtgewicht 2.250 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.480/1.855/1.645/2.670 mm
Testwagenpreis 42.220,- Euro

Preise und Ausstattung

Die Ausstattung ist bei Kia sehr breit und der Kunde hat die Wahl auch über diverse Pakete: Neben den beiden Benzinern mit 132 oder 177 PS und den drei Dieselmotoren von 115 bis 185 PS auch noch die Optionen auf Allrad, Doppelkupplungsgetriebe oder Automatik sowie sechs Ausstattungsvarianten.  Erst das Topmodell Platinum entlastet mit seiner opulenten Vollausstattung den Käufer zum Preis von 42.190 Euro von lästigen überwiegend aufpreispflichtigen Ausstattungsentscheidungen. Für alle anderen Kunden enthält die Optionsliste neben div. Standards und Alltagskost auch einen aktiven Einparkassistent oder elektrische Heckklappe per Fußsteuerung parat. Aber es geht noch weiter. Eine dieser Finessen sind zum Beispiel eine in der Kompaktklasse bislang noch konkurrenzlose Sitzbelüftung – die sind in der Toplinie Platinum serienmäßig für den von uns gefahrenen GT Line kosten sie 890 Euro extra – oder eine induktive Ladeschale fürs Smartphone sowie eine automatische Notbremse mit Fußgängererkennung. Der autonome Notbremsassistent ist allerdings erst ab der Version Spirit serienmäßig. Kia betreibt bei den Sicherheitssytemen eine beliebte Aufpreispolitik. Viele Systeme sind nur im Rahmen von unterschiedlich zusammengestellten „Technologie-Paketen“ erhältlich.  Für den Spurwechselassistenten und Querverkehrswarner verlagen die Koreaner je nach Modell und Ausstattung zwischen 950 und 1.740 Euro. Die größeren Paketen umfassen dann auch noch das besagte DAB-Digitalradio, den Einparkassistenten und die praktische induktive Ladestation für Smartphones sowie elektrische Hecklappe. Ab Edition 7 ist die Freisprecheinrichtung Bestandteil der Serienausstattung im Verbund mit einem CD-Radio. Ab Ausstattungsversion Vision ist noch das kleinere 7-Zoll-Navi verbaut. Erst ab Spirit kommt der größere Bildschirm in 8 Zoll zum Einsatz. Bei Kia bereits obligatorisch sind weiterhin die  sieben Jahre Garantie bis  maximal 150.000 Kilometer. Für all diejenigen unter uns die  Ausgaben gern im voraus planen, empfehlen wir allenfalls das Wartungspaket zu buchen.

FAZIT: Der Kia Sportage ist eine Erfolgsgeschichte mit Fortsetzungscharakter

Der neu aufgelegte Kia Sportage ist nicht nur in optischer Hinsicht verdammt gut gelungen, sondern gibt sich in Sachen Motorisierung und Fahrverhalten keine Blöße und hat auch im Innenraum und komfort deutlich gewonnen. Er vermittelt nun ein großzügigeres Raumgefühl und eine spürbar höhere Sitzposition. Der von uns gefahrene bärenstarke 2.0 CRDi mit 185 PS liefert zumindest ansatzweise Fahrspaß. In der summe seiner Eigenschaften ohne gravierende Schwächen verringert der Sportage nochmalig den Respektabstand zum Paltzhirschen aus Wolfsburg. Er bleibt damit weiterhin ein sehr ernsthafter Wettbewerber des VW Tiguan.

Kia Sportage 2.0 CRDi AWD GT-Line Automatik