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Durch und durch praktisch: Der Citroen C4 Cactus Blue HDI 100 Shine im Fahrbericht

Im Test der Citroen C4 Cactus BlueHDi 100 Shine.

Erfrischend unkonventioneller Crossover aus Frankreich

Im Test der Citroen C4 Cactus BlueHDi 100 Shine.
Im Test der Citroen C4 Cactus BlueHDi 100 Shine.

 

Kompakter Crossover 

Citroen hat sich sich nach langer Zeit endlich mal wieder etwas getraut. Herausgekommen ist dabei ein einfaches Auto, dass es in sich hat. Wir haben den stärkeren Diesel (BlueHDI) mit 99 PS und manuellem Fünfgang-Schaltgetriebe einem ausführlichen Fahrbericht unterzogen.

Das Konzept der Franzosen ist durchaus schlüssig. Der Cactus sei bewusst konsequent einfach gehalten. Will heißen möglichst wenig Gewicht, unnötige Funktionen raus, niedriger Preis  – aber dies alles ohne Verzicht auf Bedienerfreundlichkeit. Der Wagen baut auf der Plattform 1 des PSA-Konzerns auf, auf dem auch der Peugeot 2008 basiert.

 

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Spar- und Leichtgewicht ohne großen Verzicht

Um die Effekte der Gewichtsreduktion betonen zu können, vergleicht Citroen den Cactus aber lieber mit dem konventionellen Kompaktmodell C4. Was Citroen an Technik und unnötigen Luxus gespart haben, investierten sie in witzige Details und Gewichts- sowie Kostenersparnis. Durch die optimierte Plattform wiege der Cactus 175 Kilogramm weniger. Weitere 25 Kilogram Gewichtsreduktion verdanke der Cactus diversen Leichtbau-Details wie eine Alu-Motorhaube, Laserschweißen oder der Verzicht auf Fensterheber im Fond (minus 8 Kilogramm), auf ein Verdunklungsrollo für das optionale 490 Euro teure Panoramadach (minus 5 Kilogramm ) oder auf eine geteilt klappbare Rückbank. Das Basismodell bringt damit nur noch 1.040 Kilogramm auf die Waage. Für so ein großes Auto verdammt wenig. Wo man nicht verzichten wollte, wurden Alternativen gesucht. Um beispielsweise im Cockpit Platz für ein extragroßes Handschuhfach zu schaffen, wanderte der Beifahrer-Airbag unters Dach.

Crossover als sympathische Erscheinung im Kompaktsegment

Das „C4“ in der Modellbezeichnung klassifiziert den Cactus gemäß der Citroen-Nomenklatur als ein Fahrzeug aus der Kompaktfamilie. Auf einer Länge von 4,16 Metern nach vollkommen korrekt. Technisch bedient sich der Cactus jedoch zum Großteil am C3. Die Optik ist erfrischend anders. Auffällig unauffällig sticht der Cactus aus der Menge. Das liegt an dem ungewöhnlichen, glatten Gesicht mit den schmalen Tagfahrleuchten und den großen, von Kunststoffflächen umrahmten Scheinwerfern. Mit gestalterischen Elementen wird gezielt die aktuell sehr popuuläre Offroad-Optik herbeigeführt. Dazu tragen auch die großen Radausschnitte bei, die den Eindruck erwecken der Cactus wäre höhergelegt. Die Frontpartie übt einen vollständigen Verzicht auf einen Kühlergrill aus, trägt dafür auf jeder Seite zwei getrennte, übereinander platzierte Scheinwerfereinheiten und zwei farblich abgesetzte Kunststoffpanele mit ovalen Ausbeulungen – sogenannte Airbumps. Diese bestehen „aus aliphatischem thermoplastischem Polyurethan“. Dabei handelt es sich um 34 mit Luft gefüllte Elemente, die sich um das Auto veretilen.Die Airbumps können bis zu zwei Zentimeter tief einfedern, ohne dass Kunststoff oder Karosserie schäden davontragen. Diese erweisen sich vor allem bei engen Parkplätzen und in der Stadt generell als ungemein praktisch. Und weil sie nicht nur eine Funktion erfüllen, sondern auch ein integraler Bestandteil des Design sind, bietet citroen SIe in vier Couleurs, jeweils abgestimmt auf eine der zehn verfügbaren Außenfarben an.

Innenraum

Vor allem im Interieur und Innenraumgestaltung zeigen die Franzosen, wie man trotz Budgetbremse ein nicht nur ansehnliches, sondern auch eigenständiges Cockpit hinbekommt. Statt Tacho und Drehzahlmesser ist als zentrale Tachoeinheit hinter dem Lenkrad einen kleinen Bildschirm verbaut, der Tempo und Tankfüllstand zwar nur monochrom darstellt, aber dank scharfer kontrastreicher Darstellung zu überzeugen vermag und sogar richtighochwertig wirkt. Radio, Heizung und Navi werden den farbige Touchscreen in der Mittelkonsole zu bedienen ist. Im Cockpit sind somit kaum noch Knöpfe und Schalter zu finden. Citroen hat konsequent entrümpelt: Zwei Displays, sieben Tasten plus ein Schalter in der Mitte,  zehn Funktionen im Multifunktionslenkrad und zwei Lenksäulenhebel. Voilá. Der gewählte Ansatz „Weniger ist mehr“ kann unserer Ansicht nach hier funktionieren. Weitere Gimmicks wie die stilistisch schicken Lederschlaufen als Türgriffe oder das extra große Handschuhfach lassen keine großen Gedanken über Verzicht und Kostendruck aufkommen. Spürbar wird er wieder anhand der Fondscheiben, die sich zugunsten einer Gewichtserspanis zwar komfortmindernd nicht versenken lassen – aber zumindest ausstellen lassen. Im Innenraum wird die Materialauswahl mit vielen Verkleidungen aus Hartkunststoff zumindest über die gute Gestaltung und Verarbeitung kompensiert. Das solide und reduziert eingerichtete Cockpit des Citroën C4 Cactus wirkt alles in allem gut gelöst. Im Innenraum gibt es ausreichend Platz für vier bis maximal fünf Personen, zu dritt wird es hinten jedoch eng. Störend fanden wir, dass sich die Lehne der Rückbank nur im Ganzen, nicht aber geteilt umlegen lässt. Zudem bildet sie dann einen hohen Absatz im Laderaumboden. Ein weiteres kleines Manko ist die Ladekante des Kofferraums, der über ein Fassungsvermögen von 348 bis zu maximal 1.170 Litern verfügt. Weitere Pluspunkte sind die einfachen, großen Ablagen und die tief integrierten Vordersitze.

Gut gefallen hat uns das Infotainment insbesondere auch bzgl. der Konnektivität. Bei der volldigitalisierten Bedienung über das zentrale Touchscreen läßt sich sogar die Klimaanlage regeln. Auch wenn kleinere Defizite wie die Radio-Funktion inkl. Digitalradio (DAB) aber ohne Stationstasten wieder einzurüben vermögen.

Motor

Wir fuhren den C4 Cactus mit dem 99 PS starken BlueHDi 100 gefahren. Ein Sparsamer 1,6 Liter großer Vierzylinder-Turbodiesel mit beachtenswertem Drehmoment. Vorteilig wirkt sich hier auch das niedrige Gewicht des Cactus aus. Mit rund 1,1 Tonnen ist der Crossover deutlich leichter als ein VW Golf. So motorisiert fühlt sich das Fahrzeug mit seinen knapp 100 PS höchst agil an. Vor allem in der Stadt hängt der Wagen immer präsent am Gas. Das Geäuschniveau im Innenraum wird es ab ungefär 140 km/h  vernehmbar lauter. Citroen kombiniert die Handschaltung ausschließlich mit einem Fünfganggetriebe. Die Übersetzung ist zugunsten der Effizienz in der fünften Ganstufe besonders lang ausgelegt. Genauere Erkenntnisse verhindert der fehlende Drehzahlmesser. Erstaunlich ist die Genügsamkeit. Die Motorleistung trifft auf wenig Gewicht und ermöglicht damit extrem niedrige Verbräuche. Der Normverbrauch beträgt 3,4 Liter Diesel je hundert gefahrene Kilometer. Dies entspricht einer C02-Emission von 90 Gramm Kohlendioxyd je gefahrenem Kilometer. Wir hatten einen Durchschnittsverbrauch bei flotter Fahrweise von 4,4 Litern – ein immer noch beachtlich niedriger Praxisverbrauch.

Fahreigenschaften

Die Fahrwerksabstimmung ist gut gelungen. Eher komfortorientiert, ermöglicht es aber durchaus dynamisches Fahren. Es bietet mehr Agilität als man es dem Crossover zutrauen würde. Neben gutem Federungskomfort bietet die straff abgestimmte Kombination aus McPhersons vorn und der Verbundlenkerachse hinten ein hohes Sicherheitsniveau. Überzeugend auch die guten Verzögerungswerte der Bremsen. Turbobenziner und -diesel haben an der Vorderachse innenbelüftete Scheiben und an der hinterachse massive Schieben verbaut. Die indirekte Lenkung agiert jedoch etwas gefühllos und setzt einer spotlichen Fahrweise gewisse Grenzen.

Preise und Extras

Den Einstieg markiert der 13.990 Euro teure 82 PS starke Benziner in der Ausstattungslinie „Live“. Der von uns getestete 99-PS-Diesel in der Ausstattung „Shine“ kostet mindestens 22.490 Euro. Es beinhaltet bereits serienmäßig das Navigationspaket, City-Kamera-Pkate mit Rückfahrkamera sowie Klimapaket. Optional läßt sich der in unserem Testwagen verbaute Park-Assist (390 Euro) sowie MultiCity-Connect-Starter-Paket (379 Euro) und DAB-Radio (250 Euro) ordern. Das Panorama-Glasdach kostet 490 Euro. Bei den Assistenzsysteme hält sich Citroen dagegen vornehm zurück. Natürlich machen dieser elektronischen Helferlein ein Auto auch schwerer, teurer und komplizierter in der Bedienung. Es ist ein nicht unerheblicher Aspekt über den sich trefflich streiten läßt. Zumindest Autofahrer, die sich durch derartige Systeme bevormundet oder überfordert fühlen, werden nichts vermissen. Wer einen Fernlichtassistent, Totwinkelwarner, Spurhalteassistent, adaptive Geschwindigkeitsregelung, City-Notbremsassistent ordern möchte wird beim Cactus nicht fündig.

 

Technische Daten Citroen C4 Cactus BlueHDi 100 Start&Stop
Hersteller:Citroen
Karosserie:Crossover 5-türig
Motor:1,6 Liter Turbo-Diesel
Getriebe5-Gang manuell mit Start&Stop
Hubraum:1560 ccm
EmissionsklasseEuro 6
Leistung:73 kW / 99 PS
Drehmoment:254 Nm bei 1.750 Umdrehungen pro Minute
Von 0 auf 100: Handschalter10,7 s
Höchstgeschwindigkeit:184 km/h
Verbrauch (ECE)3,4 Liter (3,5 Liter bei 17 Zoll-Rädern)
CO2-Ausstoß 90 g/km (92 g/km bei 17 Zoll Rädern)
Kraftstoff:Diesel
Wendekreis10,9 Meter
Leergewicht 1.145 bis 1.262 kg
Kofferraum348 bis 1.170 Liter
Tankinhalt45 Liter
Zuladung423 bis 540 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.157/1.946/1.540/2.595 mm
Testwagenpreis ab:ab 22.490,- Euro

 

FAZIT: Citroën C4 Cactus macht vieles anders und manches einfacher

Der von uns getestete Citroen C4 Cactus ist nicht perfekt aber in der sich immer weiter angleichenden Autowelt ein echtes Statement. Es fällt schwer, den C4 Cactus gegenüber direkten Wettbewerbern einzuordnen oder in eine Schublade einzusortieren. Ein VW Golf Sportsvan ist geräumiger und verfügt über deutlich mehr Assistenzsysteme. Er ist aber letztlich auch deutlich konserativer, teurer und spielt in einer anderen Liga. Der Renault Captur ist technisch ähnlich, kleiner und dafür deutlich günstiger. So gesehen ist der C4 Cactus in gewisser Weise einzig aber nicht artig. Viel überflüssiges wurde beim Cactus elegant entsorgt. Kritiker mögen einwenden, dass sich bei der einen oder anderen Reduktion auch schlicht um Notwendiges gehandelt haben möge. Zum Beispiel dürften viele Cactus-Fahrer die geteilte Rückbank schmerzlich vermissen. Die Franzosen waren bei der Entwicklung des Cactus erstaunlich konsequent. Das macht aber auch den Reiz des C4 Cactus aus.

 

Citroen C4 Cactus BlueHDi 100 Shine
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