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Elektrisch gedacht, europäisch gebaut - der neue Toyota C‑HR+ mit über 600 km Reichweite

Bildnachweis: Toyota / Lukas Wagneter

 

Neuer Name, neues Konzept

Es beginnt leise, aber konsequent: Mit dem C‑HR+ führt Toyota seine bekannteste Crossover‑Baureihe in eine neue Phase. Das Modell baut auf dem Erfolg des konventionellen C‑HR auf, der seit 2017 in Europa weit über eine Million Mal verkauft wurde – und entwickelt ihn zu einem vollelektrischen Angebot weiter. Der Produktionsanlauf in Europa ist für das erste Quartal 2026 vorgesehen, der Bestellstart in Deutschland noch im Dezember 2025.

Bildnachweis: Toyota / Lukas Wagneter

Die strategische Bedeutung ist groß. Während der größere bZ4X bereits das D‑Segment bedient und der Urban Cruiser im B‑Segment antritt, schließt der neue C‑HR+ jene Lücke dazwischen. Toyota verfolgt damit seine sogenannte Multi‑Path‑Strategie: Nicht ein Antrieb für alle, sondern mehrere technologisch parallele Wege – Hybrid, Plug‑in, Brennstoffzelle und Batterie – sollen bis 2040 zur CO₂‑Neutralität in Europa führen.

Toyota C‑HR+ BEV - 2026

Plattform und Technik

Die technische Basis liefert die e‑TNGA‑Plattform, ein speziell für Elektrofahrzeuge entwickelter Architektur‑Baukasten. Er kombiniert eine besonders steife Karosseriestruktur mit tief positioniertem Akku und ermöglicht verschiedene Antriebskonfigurationen. Beim C‑HR+ bedeutet das: Wahlfreiheit zwischen Front- und Allradantrieb sowie zwei Lithium‑Ionen‑Batteriegrößen.

Bildnachweis: Toyota / Lukas Wagneter

Die kleinere Version mit 57,7 kWh Kapazität leistet 123 kW (167 PS). Sie ist auf bis zu 456 Kilometer WLTP‑Reichweite ausgelegt und richtet sich an urbane und mittlere Pendlerdistanzen. Darüber platziert Toyota die 77 kWh‑Batterie, deren Frontantriebsversion 165 kW (224 PS) mobilisiert. Diese Konfiguration erzielt laut Vorabwerten bis zu 609 Kilometer WLTP, womit sie im Segment der kompakten Elektro‑SUV zur Spitzengruppe zählt.

Bildnachweis: Toyota / Jeroen Peeters

Als dritte Variante kommt derselbe Akku auch mit Allrad‑Layout: eine zweite E‑Achse hinten erhöht Traktion und Systemleistung auf 252 kW (343 PS). Damit bleibt der C‑HR+ auch unter den stärksten Toyota‑Modellen in Europa. Alle Versionen nutzen ein 11‑kW‑Onboard‑Ladegerät, optional verdoppelt auf 22 kW für AC‑Ladung. DC‑Schnellladung von 10 auf 80 Prozent soll in etwa 28 Minuten erfolgen.

Bildnachweis: Toyota / Jeroen Peeters

Ein aktives Batterietemperatur‑Management sorgt durch Vorkonditionierung auch bei Frost für stabile Ladeleistung – eine Funktion, die automatische Aktivierung über Navi‑Ziel oder App ermöglicht.​

Abmessungen und Aufbau

Mit 4,52 Metern Länge und 2,75 Metern Radstand – rund 11 Zentimeter mehr als beim Hybrid‑C‑HR – liegt der Neue exakt zwischen urbanem Kompakt‑SUV und Mittelklasse‑Crossover. Das Platzangebot wächst spürbar, das Kofferraumvolumen erreicht 416 Liter. Die Batterie ist flach unterflur integriert, wodurch der Schwerpunkt um rund 65 Millimeter sinkt und zugleich die Torsionssteifigkeit um 30 Prozent steigt.​

Diese strukturelle Optimierung erlaubt Toyota, das bisher sportlich‑kontraste Design beizubehalten und gleichzeitig den Innenraum zu vergrößern. Die Dachlinie fällt weiterhin coupéartig ab, beeinträchtigt aber die Kopffreiheit im Fond kaum – ein Mangel, den die erste Generation noch zeigte.​

Design und Aerodynamik

Das Erscheinungsbild folgt der neuen Toyota‑Designsprache mit sogenannter Hammerhead‑Front und eliminierter Kühleröffnung. Zusammen mit aerodynamisch geglättetem Unterboden, versenkten Türgriffen und neu modelliertem Heck ergibt das einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,26. Der C‑HR+ bleibt damit eines der windschnittigsten Fahrzeuge seiner Klasse.​

Farbtöne wie „Metal Oxide“ und „Mineral“ werden neben Uni‑Lack auch als Zweifarben‑Option mit schwarzem Dach angeboten. In oberen Linien gehören 20‑Zoll‑Leichtmetallräder und eine Zweiton‑Karosserie zum Programm.​

Aber wichtiger als Optik ist Funktionssicht: Toyota setzt zusehends auf „effiziente Emotion“ – Formen, die Stil und Energiesparpotenzial verbinden. Hinter diesem Konzept steht eine klare Priorität: aerodynamische Effizienz vor übertriebener Dynamikinszenierung.

Innenraum und Ausstattung

Im Interieur kombiniert der C‑HR+ markenspezifische Funktionalität mit digitalem Bedienfokus. Ein 14‑Zoll‑Multimedia‑Display dominiert das Armaturenbrett, flankiert von einem 7‑Zoll‑Kombiinstrument. Cloud‑Navigation inklusive Reichweitenberechnung und Ladeplanung ist serienmäßig, die Smartphone‑Integration kabellos via Apple CarPlay und Android Auto vorgesehen.​

Das Materialkonzept orientiert sich an Nachhaltigkeit: Sitze bestehen aus recycelten PET‑Bezügen, optional in Veloursleder‑Optik, teils kombiniert mit Kunstleder‑Akzenten. Eine Ambientebeleuchtung mit 64 Farben und ein optionales Panoramadach schaffen wohnlichen Charakter.

Der Innenraum profitiert zugleich von neuen Komfortelementen: beheizbare Vordersitze, Heizlenkrad, Wärmepumpe und Klimavorbereitung per App. Ein JBL‑Audiosystem mit neun Lautsprechern und 800 Watt Leistung rundet die Oberklasse‑Optionen ab.​

Sicherheit und Digitalisierung

Serienmäßig integriert Toyota das Paket T‑Mate mit Safety Sense‑Funktionen, darunter Notbrems‑, Abbiege‑, Spurhalte‑ und adaptiven Tempomat‑Assistenten. In höheren Linien kommen 360‑Grad‑Kamera, Querverkehr‑Assistent und automatisches Einparken hinzu. Neuartige Lichtsignale in Türgriffen warnen beim Aussteigen vor Radfahrern .​

Die MyToyota‑App ermöglicht Kontrolle über Ladezustand, Klimatisierung und Standort. Ladepunkte lassen sich direkt ans Navi senden. Zudem gewährt Toyota über eigene Partnernetze Zugriff auf mehr als 450.000 Ladepunkte in Europa.​

Marktrelevanz und Perspektive

Mit dem C‑HR+ zielt Toyota klar auf europäische Kundschaft. Das Modell wird – wie bereits der Hybrid – in der EU‑Fabrik Türkei montiert. In Deutschland trifft der Wagen auf ein wachsendes Umfeld moderner C‑SUVs wie Hyundai Kona Electric, Peugeot E‑3008 und VW ID.4.

Voraussichtlich liegt der Einstiegspreis knapp unter 40.000 Euro, während die Allrad‑Version weit über die Marke von 55.000 Euro steigt. Damit positioniert sich Toyota klar im mittleren Preissegment. Dank solider Batterietechnik, hoher Effizienz und europäischer Montage könnte der C‑HR+ in Flotten und Privatbereich gleichermaßen gefragt sein.​

Man darf also weniger einen „Technologie‑Vorreiter“ als vielmehr einen stabilen Brückenbauer erwarten – ein Modell, das emotionale Form und energetische Vernunft vereint.

Fazit

Der neue Toyota C‑HR+ steht für einen leisen, planvollen Wandel. Statt Rekorde zu versprechen, setzt Toyota auf technische Verlässlichkeit, praxistaugliche Reichweite und vielseitige Ladelogistik. Das Fahrzeug ordnet sich nahtlos in Toyotas langfristigen Ansatz ein, mehrere CO₂‑arme Antriebswege parallel zu entwickeln – eine Strategie, die in Europas Marktstruktur an Bedeutung gewinnt.