
Mazda6e EV 2025 - Bildnachweis: Mazda
Elektrifizierung mit Charakter – der neue Mazda 6e
Elektroautos sind längst im Alltag angekommen. Doch noch immer haftet vielen von ihnen der Ruf an, emotionslose Fortbewegungsmittel zu sein. Mazda will mit dem neuen 6e einen anderen Weg gehen: Statt sich allein auf Effizienz und Technik zu konzentrieren, stellt die Marke ein Fahrgefühl in den Mittelpunkt, das sie seit Jahren mit dem japanischen Begriff „Jinba Ittai“ beschreibt – die Einheit von Mensch und Maschine. Dass dieser Anspruch nun auch im Elektrozeitalter eingelöst werden soll, macht den Mazda 6e zu einem interessanten Neuzugang im Mittelklassesegment – nicht nur für Markenfans, sondern auch für Technikinteressierte.

Die Markteinführung ist für Sommer 2025 geplant. Damit schließt Mazda eine wichtige Lücke im eigenen Portfolio, denn bislang war der Einstieg in die Elektromobilität mit dem kleinen MX-30 eher ein symbolischer Schritt. Der 6e hingegen zielt klar auf Volumen, Reichweite und Nutzwert ab – ohne dabei fahrdynamische Tugenden zu vernachlässigen. Das Versprechen: Ein Auto, das sich trotz batterieelektrischem Antrieb wie ein klassischer Mazda anfühlen soll. Doch wie viel davon ist Technik, wie viel Philosophie? Und wie wettbewerbsfähig ist das Modell im Detail?
Zwei Antriebsvarianten mit Hinterradantrieb und solider Leistung
Der neue Mazda 6e startet zum Marktstart mit zwei Antriebsvarianten, die sich technisch klar voneinander abgrenzen, aber in ihrer Ausrichtung ähnliche Schwerpunkte setzen. Beide Modelle setzen auf einen permanenten Hinteradantrieb, was im Elektrosegment in dieser Klasse keine Selbstverständlichkeit ist – viele Konkurrenten setzen auf Front- oder Allradlösungen. Die Wahl des Layouts deutet auf einen Fokus auf ausgewogene Fahrdynamik hin, was durch die nahezu ideale Gewichtsverteilung von 50:50 unterstrichen wird.

Die Standardvariante „Mazda 6e EV“ nutzt eine 68,8-kWh-Batterie und liefert eine Reichweite von bis zu 479 Kilometern gemäß WLTP. Die Leistung liegt bei 190 kW, entsprechend 258 PS, das Drehmoment beträgt 320 Nm. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in unter acht Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 175 km/h.
Etwas weniger Leistung, aber dafür mehr Ausdauer bietet der „Mazda 6e EV Long Range“. Hier wächst der Akku auf 80 kWh, was laut Hersteller für eine WLTP-Reichweite von bis zu 552 Kilometern reicht. Die Maximalleistung liegt mit 180 kW (245 PS) leicht unter dem Basiswert, das Drehmoment bleibt identisch. Auch die Fahrleistungn bewegen sich auf vergleichbarem Niveau: unter acht Sekunden auf 100 km/h, 175 km/h Spitze.

Damit platziert sich Mazda leistungsmäßig im Bereich etablierter Wettbewerber wie dem Tesla Model 3, dem Hyundai Ioniq 6 oder dem BMW i4 eDrive40. Eine DC-Ladeleistung wurde bislang nicht genannt, hier bleibt abzuwarten, ob Mazda auch in Sachen Ladegeschwindigkeit konkurrenzfähig auftritt. Ein CCS-Anschluss und dreiphasiges AC-Laden mit 11 kW sind jedoch zu erwarten, um dem europäischen Marktstandard zu entsprechen.
Komfortorientierte Fahrabstimmung mit dynamischen Reserven
Mazda betont, dass der 6e in Deutschland speziell für den europäischen Markt mitentwickelt wurde – insbesondere im hessischen Entwicklungszentrum in Oberursel. Das betrifft vor allem die Abstimmung von Lenkung, Federung, Bremsen und Ansprechverhalten des Antriebs. Ziel sei ein „beruhigendes Fahrgefühl“ mit präziser Rückmeldung. In der Praxis dürfte dies auf eine komfortbetonte Auslegung hinauslaufen, ohne die markentypische Direktheit aufzugeben.
Technisch setzt Mazda auf eine Mehrlenker-Hinterachse, einen niedrigen Schwerpunkt dank Batterieeinbau im Fahrzeugboden und ein aktives Bremsregelsystem, das für nahtlose Übergänge zwischen Beschleunigen, Verzögern und Kurvenfahrt sorgen soll. Interessant ist der bei 90 km/h automatisch ausfahrende Heckspoiler – ein Element, das sonst eher bei sportlichen Modellen anzutreffen ist. Ob dieser tatsächlich für spürbar mehr Stabilität oder eher für ein technisches Alleinstellungsmerkmal sorgt, wird erst ein Fahrtest zeigen können.
Über drei Fahrmodi – Normal, Sport und Individual – lässt sich das Ansprechverhalten des Fahrzeugs konfigurieren. Im Alltag dürfte der Normal-Modus dominieren, der auf Reichweite optimiert ist. Der Sportmodus hingegen verspricht mehr Direktheit, kräftigere Beschleunigung und einen höheren Lenkwiderstand. Der Individual-Modus erlaubt die freie Kombination einzelner Parameter. Eine adaptive Dämpferverstellung oder Allradantrieb sind aktuell nicht angekündigt, was eine klare Positionierung als Fahrerauto mit ausgewogenem Setup nahelegt, aber auch den Highend-Anspruch begrenzt.
Alltagstaugliche Maße und solide Nutzwerte
Als fünftürige Schräghecklimousine orientiert sich der Mazda 6e optisch an klassischen Fastback-Proportionen. Zwar liegen noch keine exakten Außenmaße vor, doch das Format dürfte sich im Bereich des früheren Mazda6 bewegen, also um die 4,85 Meter Länge, mit einem Radstand um 2,85 Meter. Der Vorteil dieser Karosserieform liegt in der guten Zugänglichkeit zum Laderaum und in der erhöhten Flexibilität im Alltag. Auch die Zuladung von Personen und Gepäck dürfte dank langer Kabine und breiter Spur nicht eingeschränkt sein.
Ein praktischer Punkt für viele potenzielle Käufer: Beide Varianten des Mazda 6e dürfen gebremst bis zu 1.500 Kilogramm Anhängelast ziehen. Damit eignet sich das Fahrzeug durchaus für Freizeitaktivitäten oder kleinere Transportaufgaben, was in dieser Klasse längst nicht selbstverständlich ist.
Innenraum und Bedienkonzept: Fahrer im Mittelpunkt
Mazda betont die fahrerorientierte Gestaltung des Cockpits – ein traditioneller Markenwert, der auch im 6e fortgesetzt wird. Die Sitze sollen besonders ergonomisch geformt sein und längere Fahrten ohne Ermüdung ermöglichen. Konkrete Bilder oder Materialangaben zum Innenraum liegen zum aktuellen Zeitpunkt allerdings noch nicht vor.
Auszugehen ist von einem Mix aus digitalen Anzeigen und klassisch anmutender Ergonomie, wie sie auch aktuelle Modelle von Mazda kennzeichnet. Ob der 6e vollständig auf Touchbedienung setzt oder physische Regler für Klimasteuerung und andere Funktionen beibehält, bleibt offen. Ebenso offen ist die Integration moderner Assistenzsysteme. Dass ein adaptiver Tempomat, Spurhalteassistent und Notbremsfunktionen zur Serienausstattung gehören, darf aber als sicher gelten.
Preise und Marktpositionierung
Konkrete Preisangaben hat Mazda bislang noch nicht veröffentlicht. Eine realistische Einordnung ergibt sich jedoch durch einen Blick auf den Wettbewerb und die technischen Daten. Das Basismodell Mazda 6e EV dürfte bei rund 45.000 bis 47.000 Euro starten. Die Long-Range-Variante mit größerem Akku wird voraussichtlich etwa 4.000 bis 5.000 Euro Aufpreis kosten, also bei etwa 50.000 bis 52.000 Euro liegen. Damit positioniert sich Mazda leicht unterhalb eines BMW i4 und auf Augenhöhe mit einem Hyundai Ioniq 6 oder einem Tesla Model 3 Long Range. Förderfähigkeiten nach aktuellem Stand (Mai 2025) hängen von regionalen Bedingungen und zukünftigen Förderprogrammen ab, da das Umweltbonusprogramm in vielen Ländern stark reduziert oder bereits ausgelaufen ist.
Ausblick
Mit dem neuen 6e betritt Mazda die elektrische Mittelklasse selbstbewusst, aber nicht überambitioniert. Die Technik wirkt durchdacht, aber nicht revolutionär, die Reichweiten solide, aber nicht klassenführend. Was den 6e auszeichnet, ist weniger ein einzelnes Alleinstellungsmerkmal als vielmehr die Summe aus fahrerzentrierter Abstimmung, gelungenem Packaging und einem eigenständigen Auftritt.
Wie gut das Konzept in der Praxis funktioniert, wird ein erster Fahrtest zeigen müssen. Wenn Mazda es schafft, das versprochene Jinba Ittai-Gefühl tatsächlich in einem batterieelektrischen Fahrzeug zu reproduzieren, könnte der 6e mehr sein als nur ein weiteres Elektroauto – er könnte eine echte Alternative für alle werden, die das elektrische Fahren mit einem vertrauten Fahrerlebnis verbinden wollen.
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