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Elektro-Allrounder für Alltag und Familie: Der neue Citroen e-Berlingo

Neuer Citroen e-Berlingo MPV - Bildnachweis: Citroen / Stellantis

  

Alltagstauglich, elektrisch, unaufgeregt

Wer ein Auto sucht, das nicht mit sportlicher Dramatik, sondern mit praktischer Vernunft überzeugt, landet schnell bei einem Hochdachkombi. Und wenn dieser nicht nur viel Platz, sondern auch einen lokal emissionsfreien Antrieb bietet, wird die Auswahl schlagartig kleiner. Citroen bringt mit dem überarbeiteten e-Berlingo nun einen solchen Kandidaten auf die Straße. In der neuen Ausbaustufe für das Modelljahr 2025 verspricht der französische Hersteller nicht weniger als einen vollelektrischen Alltagsbegleiter für Familie, Handwerk oder Shuttle-Einsätze – mit alltagstauglicher Reichweite, modernen Assistenzsystemen und viel Raum für individuelle Bedürfnisse. Doch hält der e-Berlingo MPV auch das, was Citroen im Pressetext zwischen den Zeilen suggeriert?

Karosserie, Konzept und Innenraum

Der neue e-Berlingo wird ausschließlich in der mittleren Länge „M“ mit 4,40 Metern angeboten, die vielen Fahrern von vorherigen Generationen bereits vertraut ist. Er bleibt also kompakt genug für städtisches Parken, bietet aber zugleich ausreichend Platz für bis zu fünf Erwachsene und jede Menge Gepäck. Dank der aufrechten Karosserie und der nahezu senkrechten Heckpartie nutzt das Fahrzeugvolumen den vorhandenen Raum effizient aus. Besonders praktisch sind die manuell betätigten Schiebetüren auf beiden Seiten, die einen problemlosen Einstieg auf engem Raum ermöglichen – etwa in Parkhäusern oder vor Schulgebäuden.

Der Innenraum zeigt sich weitgehend nüchtern, aber funktional. Hartplastik dominiert das Interieur, doch wirkt die Verarbeitung solide. Optional verfügbar sind Pakete wie „Style & Comfort“ oder das „Sichtpaket“, die den nüchternen Innenraum durch LED-Tagfahrlicht, Regensensor oder komfortablere Sitze aufwerten. Wer mehr Wert auf Konnektivität legt, kann ein 10-Zoll-Touchscreen-Infotainmentsystem sowie ein digitales Kombiinstrument konfigurieren. Serienmäßig verbaut sind immerhin elektrische Fensterheber vorn, eine manuelle Klimaanlage, ein Tempomat sowie eine hintere Einparkhilfe.

Antrieb und Ladefähigkeit

Technisch bleibt der e-Berlingo bei der bekannten Kombination aus einem 100-kW-Elektromotor (entspricht 136 PS) und einer 50-kWh-Lithium-Ionen-Batterie. Diese Kombination ist auch aus anderen Modellen des Stellantis-Konzerns bekannt, etwa dem Opel Combo Electric oder dem Peugeot e-Rifter. Die Normreichweite nach WLTP gibt Citroen mit bis zu 334 Kilometern an – in der Praxis dürften es unter Alltagsbedingungen eher 250 bis 280 Kilometer sein, abhängig von Beladung, Außentemperatur und Fahrprofil.

Geladen wird mit bis zu 11 kW Wechselstrom (dreiphasig), was eine vollständige Ladung an einer Wallbox in rund fünf Stunden erlaubt. Deutlich schneller geht es per Gleichstrom: Mit bis zu 100 kW Ladeleistung lässt sich die Batterie in idealen Bedingungen in rund 30 Minuten auf 80 Prozent füllen – allerdings nur an entsprechend leistungsfähigen Schnellladesäulen, die in ländlichen Regionen weiterhin selten sind.

Fahrverhalten und Komfort

Die elektrische Variante des Berlingo bringt durch die Batterie im Unterboden ein spürbar ruhigeres und stabileres Fahrverhalten als frühere Verbrenner-Modelle. Das Leergewicht steigt auf rund 1,8 Tonnen, was sich positiv auf die Straßenlage, aber negativ auf die Dynamik auswirkt. Wer einen agilen Kurvenkünstler erwartet, wird enttäuscht. Vielmehr fährt sich der e-Berlingo betont unaufgeregt, mit gut dosierbarem Strompedal und einem spürbar früh anliegenden Drehmoment von 260 Newtonmetern. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h dauert über 11 Sekunden – das ist kein Rekordwert, aber ausreichend für den Alltag.

Das Fahrwerk ist eher komfortorientiert ausgelegt und schluckt Unebenheiten ordentlich weg. In Kombination mit der hohen Sitzposition ergibt sich ein guter Überblick im Stadtverkehr und ein insgesamt sicheres Fahrgefühl. Wer häufig mit voller Beladung fährt, sollte jedoch wissen: Eine Anhängerkupplung ist beim e-Berlingo aktuell nur für Fahrradträger zulässig, nicht aber zum Ziehen eines Anhängers. Hier endet die Vielseitigkeit.

Sicherheitsausstattung und Assistenzsysteme

Citroen hat dem e-Berlingo MPV serienmäßig einige wichtige Assistenzsysteme mitgegeben. Dazu gehören ein aktiver Spurhalteassistent, ein Notbremsassistent mit Fußgängererkennung und eine Verkehrszeichenerkennung. Gegen Aufpreis sind weitere Systeme wie ein aktiver Tempomat oder ein Toter-Winkel-Warner erhältlich. Im Wettbewerbsvergleich bewegt sich die Sicherheitsausstattung damit auf gutem, aber nicht herausragendem Niveau. Insbesondere im Vergleich zum ebenfalls elektrischen Renault Kangoo E-Tech oder zum technisch baugleichen Opel Combo Electric zeigen sich nur wenige Unterschiede.

Modellstruktur, Farben und Preise

Der neue Citroen e-Berlingo MPV ist derzeit in einer einzigen Ausstattungslinie erhältlich, die auf den Namen YOU hört. Diese bietet die grundlegenden Komfort- und Sicherheitsfeatures, verzichtet aber auf hochwertige Extras. Der Einstiegspreis liegt bei 34.390 Euro (inkl. 19 Prozent Mehrwertsteuer). Förderungen wie der Umweltbonus greifen nicht mehr, was den e-Berlingo gegenüber seinen Verbrenner-Geschwistern finanziell deutlich weniger attraktiv macht. Wer zusätzliche Extras wie das Style & Comfort-Paket, Metalliclackierung oder ein Schnellladepaket mitbestellt, landet schnell bei Preisen jenseits der 38.000 Euro.

Bei den Farben stehen neben dem Standardton Eis-Weiß auch Perla-Nera-Schwarz, Stahl-Grau, Kiama-Blau und das auffällige Sirkka-Grün zur Wahl – letzteres bringt zumindest optisch etwas Farbe in das ansonsten sachlich gezeichnete Fahrzeug.

Wettbewerber

Der e-Berlingo steht in einem kleinen, aber wachsenden Marktsegment: Hochdachkombis mit Elektroantrieb. Zu den direkten Konkurrenten zählen der bereits erwähnte Opel Combo Electric, der baugleiche Peugeot e-Rifter sowie der Renault Kangoo E-Tech Electric. Auch der Mercedes EQT ist in dieser Klasse unterwegs, bietet aber eine hochwertigere Anmutung – und ist entsprechend teurer. Während der EQT bei über 43.000 Euro startet, bleibt der e-Berlingo unterhalb dieser Marke, kann aber bei Komfort und Verarbeitungsqualität nicht ganz mithalten. Wer hingegen ein besonders preiswertes Elektro-Nutzfahrzeug sucht, wird beim Dacia Spring oder anderen Kompaktmodellen besser bedient – allerdings mit erheblich eingeschränktem Nutzwert.

Viel Raum, wenig Emotion – aber maximal praktisch

Der neue Citroen e-Berlingo MPV ist kein Auto, das durch Design oder Technik begeistert. Vielmehr punktet er mit Sachlichkeit, Raumökonomie und der Fähigkeit, viele Mobilitätsbedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Als Elektrofahrzeug bietet er eine solide, aber nicht herausragende Reichweite, kombiniert mit bewährter Antriebstechnik. Wer einen flexiblen Alltagsbegleiter für Stadt, Land und Familie sucht – und dabei auf Anhängerbetrieb verzichten kann – findet im e-Berlingo eine überzeugende Lösung. Ob das allerdings den vergleichsweise hohen Einstiegspreis rechtfertigt, muss jeder Interessent individuell abwägen.