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Elektro-Luxus mit Anspruch: Polestar 3 gewinnt Auszeichnungen als bestes Elektro-SUV und Luxusauto des Jahres

Polestar 3 Long Range Single Motor 2025 - Bildnachweis: Polestar

  

Skandinavisches Selbstbewusstsein auf vier Rädern

Elektro-SUVs gibt es inzwischen viele – doch nur wenige wecken so viel Neugier wie der Polestar 3. Die neue Modellreihe der jungen Marke aus Schweden soll den Premiumbereich erobern, zwischen etablierten Größen wie Audi Q8 e-tron, BMW iX und Mercedes EQE SUV bestehen – und dabei ein klares Statement in Sachen Nachhaltigkeit, Design und Technik setzen. Dabei setzt der Polestar 3 vor allem auf eine Kombination aus auffälligem Auftritt, hoher Sicherheit und konsequentem Fokus auf elektrische Performance. Doch wie viel Substanz steckt hinter dem Anspruch?

Markteinordnung: Zwischen Volvo-Wurzeln und Tesla-Konkurrenz

Polestar war ursprünglich eine sportliche Submarke von Volvo und gehört heute zu gleichen Teilen dem chinesischen Geely-Konzern und der Volvo Car Group. Die Verbindungen zu Volvo sind beim Polestar 3 unverkennbar, was auch technisch nachvollziehbar ist: Das Fahrzeug basiert auf der „SPA2“-Plattform, die auch beim neuen Volvo EX90 zum Einsatz kommt. Damit ist der Polestar 3 nicht nur rein optisch ein skandinavischer Bruder, sondern auch strukturell ein enger Verwandter.

Mit knapp fünf Metern Länge (4,90 m), rund zwei Metern Breite (1,97 m ohne Spiegel) und einem Radstand von 2,99 Metern ist der Polestar 3 klar in der Liga großer SUV positioniert. Die klar gezeichnete Karosserie mit markanter Lichtsignatur und einem betont minimalistischen Design wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem German Design Award in Gold. Doch Auszeichnungen allein reichen nicht aus, um sich im harten Marktumfeld durchzusetzen.

Modellvarianten, Preise und Ausstattung: Übersicht statt Verwirrung

Der Polestar 3 wird in mehreren Varianten angeboten, wobei seit Mai 2025 neben den bereits verfügbaren Dual-Motor-Versionen auch ein Long Range Single Motor erhältlich ist. Der Einstiegspreis liegt bei 74.590 Euro – ein auf den ersten Blick attraktiver Wert, allerdings nur im Rahmen einer zeitlich begrenzten Rabattaktion. Der Listenpreis beträgt 78.590 Euro, inklusive Mehrwertsteuer, aber exklusive Überführungskosten.

Alle Varianten nutzen einen 111-kWh-Akku brutto (107 kWh netto), der mit bis zu 250 kW Gleichstrom geladen werden kann. Die Ladezeit von 10 auf 80 Prozent soll unter idealen Bedingungen unter 30 Minuten liegen. An der Wallbox kann dreiphasig mit bis zu 11 kW geladen werden, was eine Vollladung in rund 11 Stunden ermöglicht.

Die Serienausstattung ist üppig und umfasst ein großes Android-basiertes Infotainmentsystem mit 14,5-Zoll-Touchscreen, ein Head-up-Display, eine umfangreiche Assistenzpaket-Suite sowie ein Bowers-&-Wilkins-Soundsystem. Darüber hinaus setzt Polestar auf ein veganes Interieur oder wahlweise Leder aus artgerechter Tierhaltung und betont den Einsatz nachhaltiger Materialien.

Sicherheit auf höchstem Niveau: Euro NCAP-Ergebnis setzt Maßstäbe

Besonderes Augenmerk legt Polestar auf das Thema Sicherheit. Im Euro-NCAP-Crashtest erzielte der Polestar 3 im Frühjahr 2025 Bestwerte. Mit 93 Prozent beim Kinderschutz erreichte das SUV die höchste Punktzahl, die in den letzten neun Jahren vergeben wurde. Auch beim Schutz erwachsener Insassen (90 Prozent) sowie bei der aktiven Sicherheitsausstattung (83 Prozent) schneidet das Fahrzeug sehr gut ab. Der Schutz sogenannter ungeschützter Verkehrsteilnehmer liegt bei 79 Prozent – solide, aber nicht überragend.

Diese Ergebnisse sind unter anderem einer umfangreichen Sensorik mit Lidar-Technologie zu verdanken, die perspektivisch auch für teilautonomes Fahren auf Level 3 vorbereitet sein soll. Zum Start unterstützt das System jedoch nur teilautomatisierte Fahrfunktionen bis Level 2.

Fahrverhalten und Komfort: Agilität trotz Format

Trotz des Gewichts von deutlich über 2,5 Tonnen fährt sich der Polestar 3 erstaunlich agil. Dies liegt nicht zuletzt am tiefen Schwerpunkt duch den Akkuboden und einer ausgewogenen Gewichtsverteilung. Luftfederung und adaptive Dämpfer sind serienmäßig und sorgen für eine komfortable wie sportliche Auslegung, insbesondere in der Performance-Variante mit 380 kW. Diese bietet nicht nur mehr Leistung, sondern auch eine sportlichere Abstimmung.

Im Alltag zeigt sich der Polestar 3 als souveränes Reiseauto mit sehr guter Geräuschdämmung, präziser Lenkung und angenehmer Sitzergonomie. Das Raumangebot auf allen Plätzen ist großzügig, der Kofferraum bietet mit rund 484 Litern (max. ca. 1411 Liter) bei umgelegter Rückbank akzeptable, wenn auch nicht klassenführende Werte.

Nachhaltigkeit als Teil des Markenversprechens

Polestar will sich von anderen Herstellern durch besondere Transparenz bei CO₂-Emissionen und nachhaltiger Produktion abheben. Für jedes Modell wird eine Lebenszyklus-Analyse veröffentlicht. Der CO₂-Fußabdruck des Polestar 3 liegt laut eigenen Angaben derzeit bei rund 24 Tonnen (Cradle-to-Gate), also von der Rohstoffgewinnung bis zur Auslieferung. Bis 2030 soll dieser Wert halbiert, bis 2040 sogar vollständig neutralisiert werden.

Produziert wird der Polestar 3 zunächst in Chengdu (China), künftig auch im US-amerikanischen Werk in South Carolina, um Transportwege in wichtigen Märkten zu verkürzen und lokale Märkte effizienter zu bedienen.

Einordnung und Ausblick: Anspruch und Realität im Gleichgewicht?

Mit dem Polestar 3 bringt die schwedisch-chinesische Marke ihr erstes echtes SUV auf die Straße – und trifft damit den Nerv der Zeit. Die Kombination aus mutigem Design, hohem Sicherheitsniveau, langstreckentauglicher Reichweite und luxuriösem Interieur trifft viele Erwartungen. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie sich das Modell auf dem hart umkämpften Markt für Premium-Elektro-SUVs behaupten kann.

Kritisch anzumerken ist der hohe Preis – vor allem bei den stärker motorisierten Varianten – sowie der aktuell noch ausbaufähige Servicestützpunkt in Deutschland. Auch die fehlende Anhängerkupplung beim Einstiegsmodel sowie das Fehlen einer echten Innovation in Sachen bidirektionalem Laden oder V2G-Funktionalität werfen Fragen auf, wie konsequent der Nachhaltigkeitsanspruch im Alltag wirklich umgesetzt wird.

Fazit: Starkes Debüt mit kleinen Fragezeichen

Der Polestar 3 präsentiert sich als überzeugendes Gesamtpaket, das viele Stärken in sich vereint: Design, Sicherheit, Komfort und Technologie auf hohem Niveau. Die Herausforderung liegt nun darin, diese Stärken auch langfristig im Alltag und auf dem internationalen Markt zu beweisen. Erste Auszeichnungen und Sicherheitsbewertungen geben Anlass zur Hoffnung – doch ob der Polestar 3 mehr ist als ein stylischer Newcomer mit ambitionierten Zielen, wird erst die Praxis zeigen müssen.