
Eon wird mit 1.200 neuen Ladepunkten Teil des Deutschlandnetz - Bildnachweis: Eon
Ölkonzerne gewinnen an Einfluss, Markt konsolidiert sic
Die Elektromobilität boomt, doch mit ihr wächst auch der Wettbewerb um das öffentliche Laden von Elektrofahrzeugen. Während sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Anbieter etablierten, zeigt eine neue Marktstudie deutliche Verschiebungen: Große Ölkonzerne übernehmen zunehmend die Führung im Lademarkt, während klassische Roaming-Anbieter an Einfluss verlieren. Der Markt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, und die Konsolidierung der Branche hat begonnen. Doch welche Anbieter dominieren? Welche Trends zeichnen sich ab? Und was bedeutet das für Fahrer von Elektroautos? Die aktuelle „eMSP Charging Services Study Europe 2024“ [LINK] von Uscale versucht Antworten zu geben.
Ölkonzerne dominieren den Lademark
Laut der aktuellen Untersuchung der Uscale GmbH, die das Nutzerverhalten von Elektroauto-Fahrern in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und den Niederlanden analysiert hat, haben sich Ölkonzerne als führende Anbieter öffentlicher Ladeinfrastruktur etabliert. Durchschnittlich über alle sechs Länder hinweg besitzen Mineralölunternehmen nun einen Marktanteil von über 20 %. Damit haben sie sich an die Spitze des Lademarkts gesetzt. Direkt dahinter folgen mit knapp 20 % Marktanteil die Roaming-Anbieter, während reine Ladepunktbetreiber (Charge Point Operators, CPOs) mit 18 % den dritten Platz belegen. Auf den weiteren Rängen befinden sich Energieversorger sowie Autohersteller, die jeweils auf rund 12,5 % Marktanteil kommen.
Die Dominanz der Mineralölwirtschaft resultiert aus umfangreichen Investitionen großer Tankstellenmarken in die Ladeinfrastruktur. Besonders an Autobahnen und Fernstraßen haben viele dieser Unternehmen Schnellladestationen installiert, um Fahrern eine möglichst bequeme Lademöglichkeit auf Langstrecken zu bieten. Die zunehmende Abdeckung und die etablierten Standorte tragen dazu bei, dass immer mehr E-Auto-Fahrer diese Ladeangebote nutzen
Massive Marktveränderungen und beginnende Konsolidierun
Vergleicht man die aktuellen Ergebnisse mit denen aus dem Jahr 2023, zeigen sich massive Verschiebungen innerhalb der Branche. Die Marktanteile der Roaming-Anbieter haben sich nahezu halbiert, während sich gleichzeitig Ölkonzerne, Autohersteller (insbesondere Tesla) sowie reine Ladesäulenbetreiber und Energieversorger Marktanteile gesichert haben. Die Ladeangebote des Einzelhandels hingegen wurden in ähnlichem Maße genutzt wie im Vorjahr. Eine weitere auffällige Entwicklung ist die beginnende Konsolidierung in bestimmten Märkten. Während in Deutschland, Italien und den Niederlanden die drei größten Anbieter ihre Marktanteile um 10 bis 19 Prozentpunkte ausbauen konnten, ist dieser Prozess in Großbritannien, Frankreich und Spanien noch nicht so weit fortgeschritten. Dort bleibt der Markt weiterhin stark fragmentiert, sodass der Wettbewerb unter den Ladedienstleistern intensiver ist.
Wie viele Lade-Apps sind nötig
Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie betrifft die Anzahl der aktiv genutzten Ladedienste. Im Durchschnitt verwenden Elektroauto-Fahrer in Europa drei verschiedene Anbieter, um sicher unterwegs zu sein. Dies verdeutlicht, dass es bisher keinen einzigen Anbieter gibt, der allein eine vollständige Abdeckung gewährleisten kann. Während sich in einigen Märkten bereits Konsolidierungstendenzen unter den Anbietern abzeichnen, schlägt sich dies bisher nicht auf die Anzahl der benötigten Ladekarten und Apps nieder. Auch künftig wird es für Elektroauto-Fahrer notwendig sein, mehrere Zugangsmöglichkeiten zum öffentlichen Laden zu nutzen.
Ein weiteres zentrales Ergebnis ist die Bedeutung der regionalen Abdeckung. Für die Nutzer ist es wichtiger, in ihrer Umgebung zuverlässig laden zu können, als eine nationale Abdeckung mit nur einem Anbieter zu haben. Zudem sind sowohl AC- als auch DC-Ladetarife für Fahrer von Elektroautos gleich relevant, was darauf hindeutet, dass sowohl Normalladen als auch Schnellladen in der täglichen Nutzung eine große Rolle spielen
Studiendesign und Methodi
Für die „Charging Services Study 2024“ hat Uscale insgesamt 3.483 Elektroauto-Fahrer aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und den Niederlanden befragt. Die Erhebung erfolgte über eine Online-Umfrage (CAWI), wobei die Teilnehmer zwischen August und November 2024 detaillierte Angaben zu ihrem Ladeverhalten machten. Die Stichprobenverteilung zeigte folgende Teilnehmerzahlen: Deutschland (950), Großbritannien (516), Frankreich (501), Italien (501), Spanien (501) und Niederlande (514). Bereits für die 2023er-Studie wurden in den gleichen Ländern 3.883 Elektroauto-Fahrer befragt, wodurch eine Vergleichbarkeit der Marktentwicklung möglich ist
Was bedeutet das für die Zukunft des Lademarkts?
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass der Markt für öffentliche Ladedienste in Europa stark in Bewegung ist. Während große Ölkonzerne zunehmend Marktanteile erobern, verlieren Roaming-Anbieter an Bedeutung. Die Konsolidierung des Marktes hat in einigen Ländern bereits begonnen, während sie in anderen Regionen noch aussteht. Für Elektroauto-Fahrer bedeutet dies, dass sich das Angebot an Ladestationen in den kommenden Jahren weiter verändern wird.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass die Auswahl eines Ladeanbieters vor allem von der Zuverlässigkeit der Infrastruktur abhängt. Während viele Nutzer mehrere Ladedienste parallel verwenden, um flexibel zu bleiben, bleibt die Frage, ob sich der Markt in Zukunft weiter konsolidieren wird, sodass weniger Anbieter eine größere Abdeckung ermöglichen. Für die Anbieter von Ladediensten bedeutet dies, dass sie sich nicht nur durch günstige Preise, sondern vor allem durch eine stabile und gut ausgebaute Infrastruktur von der Konkurrenz abheben müssen.
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