
Mitsubishi ASX PHEV beim Laden an der heimischen Wallbox - Bildnachweis: MOTORMOBILES
Sicher laden? Die Bundesnetzagentur nimmt Wallboxen unter die Lupe
Die Elektromobilität schreitet unaufhaltsam voran – nicht nur auf deutschen Straßen, sondern auch in heimischen Garagen. Mit jedem neu zugelassenen E-Auto steigt auch die Zahl der privaten Ladepunkte, die sogenannten Wallboxen. Doch wie steht es eigentlich um die Sicherheit dieser Geräte, wenn Millionen Haushalte damit regelmäßig Hochvolt-Technik handhaben? Die Bundesnetzagentur hat in einer aktuellen Marktüberwachungsaktion gemeinsam mit dem Landesinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsgestaltung in Nordrhein-Westfalen genau das untersucht – und gibt auf den ersten Blick Entwarnung. Doch was steckt wirklich hinter den Ergebnissen?
Marktüberwachung: Zielgerichtete Kontrolle statt Alarmismus
Laut Angaben der Bundesnetzagentur wurden Wallboxen in einem stichprobenartigen Verfahren geprüft. Untersucht wurde dabei vor allem die elektrische Sicherheit, die Funktechnik sowie die Einhaltung gesetzlicher Kennzeichnungspflichten. Die Ergebnisse wirken beruhigend: Kein getestetes Gerät wies gravierende Sicherheitsmängel auf, alle Produkte konnten sicher in Betrieb genommen werden. Besonders im Fokus standen dabei die Funkmodule, denn Ladegeräte mit Funkkomponenten – etwa für Fernsteuerung oder Lastmanagement – fallen in die Zuständigkeit der Bundesnetzagentur. Geräte ohne solche Technik unterliegen hingegen den jeweiligen Landesbehörden.
Diese Aufgabenteilung ist in Deutschland gängige Praxis, sorgt aber auch regelmäßig für Unsicherheit bei Herstellern und Importeuren, da Zuständigkeiten nicht immer eindeutig abgegrenzt sind. Im aktuellen Fall lief die Zusammenarbeit offenbar reibungslos. Neben dem funktionierenden Funkmodul – ein nicht zu unterschätzender Faktor zur Vermeidung von Interferenzen im Haushaltsnetz – wurde auch auf die Kennzeichnungspflicht geachtet. Hier gab es allerdings leichte Beanstandungen, etwa fehlende CE-Kennzeichnungen oder unvollständige Herstellerangaben.
Wallboxen als sicherheitsrelevante Infrastruktur
Gerade weil Wallboxen mit hohen Stromstärken arbeiten, sind elektrische Sicherheit und Normenkonformität entscheidend. Typische Ladeleistungen liegen bei 11 bis 22 Kilowatt, teilweise sogar darüber. Das bedeutet, dass beim Laden eines Elektroautos mehrere Stunden lang hohe Ströme durch das Hausnetz fließen – eine Herausforderung für jede Installation. Nur geprüfte Geräte mit normgerechter Absicherung, wie Fehlerstromschutzschalter (FI Typ B oder A-EV), Überspannungsschutz und adäquater Verdrahtung, gewährleisten hierbei den nötigen Schutz.
Aktuelle Produkte auf dem Markt sind dabei technisch äußerst vielfältig. Von einfachen, statischen 11-kW-Ladern ohne Kommunikationsschnittstelle bis hin zu voll vernetzten Geräten mit App-Steuerung, WLAN, OCPP-Unterstützung und integriertem Lastmanagement reicht das Spektrum. Die Preise beginnen bei etwa 500 Euro für Basismodelle und steigen bis über 2.000 Euro für Premiumlösungen mit bidirektionalem Laden und PV-Einbindung.
Hersteller auf dem Prüfstand
Zwar nannte die Bundesnetzagentur keine konkreten Hersteller oder Modelle, doch die Marktrelevanz einzelner Anbieter ist bekannt. Führende Marken wie Heidelberg, ABL, Mennekes, Wallbe, KEBA oder auch chinesische Hersteller wie Easee, Vestel oder Alfen bieten in Deutschland zertifizierte Ladeinfrastruktur an. Auch Autohersteller mischen mit – etwa Tesla mit der eigenen Wall Connector-Serie oder Volkswagen mit den Elli-Lösungen. Ein Großteil dieser Produkte besitzt nicht nur die CE-Kennzeichnung, sondern auch VDE- oder TÜV-Zertifikate – freiwillige Prüfzeichen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.
Die nun durchgeführte Untersuchung der Bundesnetzagentur bezieht sich allerdings nicht auf diese freiwilligen Standards, sondern auf die gesetzlichen Vorgaben der Produktsicherheitsrichtlinie (ProdSG) sowie der EMV- und Funkanlagenrichtlinie. Nur Geräte, die diesen Mindeststandard erfüllen, dürfen auf dem europäischen Markt verkauft werden.
Wo besteht Nachholbedarf?
Trotz der insgesamt positiven Bilanz zeigt die Marktüberwachung auch, dass das Feld heterogen bleibt. Vor allem bei günstigen Importgeräten aus Fernost, die über Onlineplattformen wie Amazon, eBay oder Alibaba vertrieben werden, gibt es immer wieder Auffälligkeiten. Hier fehlen nicht nur Kennzeichnungen, auch die interne Verdrahtung oder die thermische Sicherheit ist mitunter fragwürdig. In der Vergangnheit mußten vereinzelt Wallboxen aus dem Verkehr gezogen werden, weil sie etwa bei Überlastung überhitzten oder eine mangelhafte Erdung aufwiesen. Die aktuelle Prüfung scheint solche Geräte nicht betroffen zu haben, lässt aber offen, ob der Onlinehandel systematisch genug überwacht wird.
Ein kritischer Punkt ist zudem die korrekte Installation: Denn auch das beste Gerät nützt wenig, wenn es unsachgemäß montiert wird. Elektriker berichten immer wieder von falsch abgesicherten Wallboxen, unzureichender Kabeldimensionierung oder fehlenden Schutzvorrichtungen. Die Norm DIN VDE 0100-722 schreibt klare Standards vor, doch nicht alle Installationen entsprechen diesen.
Einordnung: Was bedeutet das für Verbraucher?
Für Verbraucher ist die aktuelle Untersuchung ein positives Signal – zumindest was die geprüften Geräte betrifft. Wer beim Kauf auf etablierte Marken, vollständige Dokumentation und anerkannte Prüfsiegel achtet, fährt in der Regel sicher. Der Preis allein ist kein ausreichendes Kriterium: Auch günstige Modelle können sicher sein, wenn sie korrekt zertifiziert und installiert sind. Umgekehrt schützt ein hoher Preis nicht vor Mängeln, wenn das Gerät nicht fachgerecht angeschlossen wird.
Eine stichprobenartige Marktüberwachung ist ein wichtiger Baustein für mehr Sicherheit, ersetzt aber keine flächendeckende Prüfung. Die Verantwortung bleibt zu einem erheblichen Teil beim Endkunden und dem installierenden Fachbetrieb. Auch Händler sollten stärker in die Pflicht genommen werden, insbesondere wenn sie Produkte aus Drittländern vertreiben.
Fortschritte mit Luft nach oben
Die Bundesnetzagentur hat mit ihrer Wallbox-Kampagne ein wichtiges Signal gesendet: Die gängigen Ladegeräte auf dem deutschen Markt erfüllen die grundlegenden Sicherheitsanfoderungen. Das stärkt das Vertrauen in die Heimladetechnik – ein essenzieller Faktor für den weiteren Ausbau der Elektromobilität. Gleichzeitig zeigt der Blick auf die Mängel bei Kennzeichnung und die potenziellen Schwächen des Onlinehandels, dass die Marktüberwachung kontinuierlich fortgesetzt und ausgeweitet werden muss. Nur so lässt sich dauerhaft ein hohes Sicherheitsniveau gewährleisten, das der gesellschaftlichen Bedeutung der Elektromobilität gerecht wird.
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