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Fahrbericht Dacia Duster II dCi 110 4×4 Prestige: Günstig auf jeden Fall- aber auch gut!?

 
Deutlich gereift: Im Test die Neuauflage des Dacia Duster – Bildnachweis: MOTORMOBILES
 
 

Neue Evolutionsstufe des Duster im Test

Im Jahr 2010 gelang es Dacia mit dem Duster sich vor acht Jahren endgültig aus der belächelten Billig-Schiene zu befreien. Nun brachte die Renault-Tochter Anfang diesen Jahres eine Neuauflage Ihres rustikalen Gelänmdegängers heraus. Die Aktualisierung kam vor allem dem Design und einer Verfeinerung der Technik und Ausstattung zu Gute. Überraschende Experimente hat die Renault-Tochter gekonnt vermieden. Der günstige Preis bleibt dem SUV erhalten und muss sich in Sachen Styling, Alltagsnutzen und Funktionalität nicht vor den zuweilen deutlich teureren Wettbewerbern verstecken. Zu einem Einstiegspreis von 11.490 Euro für den Dacia Duster Access SCe 115 2WD positioniert sich der Duster in seiner Einstiegsversion weiterhin als Deutschlands billigstes SUV und wahrer Preisbrecher. Mit Alurädern, Allradantrieb stehen allerdings schnell 17.800 Euro und mehr auf dem Preisschild. Für unseren Testwagen mit 110 PS, Allrad und „Prestige“-Ausstattung verlangen die Rumänen mindestens 18.900 Euro. Dafür hat der Duster II dann aber auch fast alles an Bord. Wir haben das preisgünstigste Hochsitz-Angebot auf dem deutschen Markt einem ausführlichen Fahrbericht unterzogen. Vieles möchte Dacia beim Duster vieles besser zu machen als bisher. Hier erfahren Sie, ob dies der Renault-Tochter wirklich gelingt.

 

Dacia Duster 4x4 Prestige
Im Test die Neuauflage des Dacia Duster - Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Der neue Duster wirkt deutlich moderner als sein Vorgänger

„Das Statussymbol für alle, die kein Statussymbol brauchen“ positioniert sich optisch deutlich selbstbewusster. In der neuen Duster-Generation, die seit Anfang diesen Jahres ausgeliefert wird, hat sich einiges geändert. Der Duster teilt sich wie alle anderen Dacia-Modelle weiterhin die Plattform des Kleinwagens Renault Clio. Optisch und aufgrund seiner Dimensionen ist ihm dies nicht anzusehen. Montiert wird das SUV im südrumänischen Pitesti. Die Design-Modifikationen sorgen für eine modernere und stylischere Anmutung. Das Exterieur wirkt kraftvoller und robuster. Das Auto sieht nun deutlich schicker aus.Das zeigt sich u.a. am neuen, größeren und nun verchromten Kühlergrill, der stets serienmäßigen Lichtsignatur des LED-Tagfahrlichts sowie am aktualisierten Karosserie-Design mit breiteren Radkästen, bulliger Dachreling oder auch an den neu gestalteten Rückleuchten mit kreuzförmigen Heckleuchtengrafik. Die neuen hellen Unterfahrschutzteile aus Kunststoff sind eine Option des „Look-Paket“. 

Interieur

Mit 4,32 Metern Länge und 411 bis 1.501 Litern Gepäckraum ordnet sich der Geländegänger je nach Sichtweise im oberen Mini-SUV- oder im unteren Kompakt-SUV-Segment ein. Das Raumangebot für die Insassen ist gut, Einstieg und Sitze durchaus bequem. Die neuen Sitze mit festerem Schaum und längerer Beinauflage gibt es serienmäßig für alle und für moderate Aufpreise kann man neuerdings sogar ein paar richtige moderne Extras bestellen. So gibt es zum Beispiel ein Touchscreen-Infotainment mit einer ziemlich imposanten Rundumüberwachung durch Weitwinkelkameras an allen vier Ecken. Auch an der restlichen Verarbeitungsqualität gibt es wenig auszusetzen, das Cockpit ist stabil und pflegeleicht eingerichtet. Die verwendeten Materialien sind dem Preissegment entsprechen allerdings relativ einfach gewählt. Im Innenraum fällt das im Prestige serienmäßige Infotainment-System mit Touch-Monitor auf, für das sonst 500 Euro extra bezahlt werden müssen. Insgesamt präsentiert sich das Cockpit jetzt aufgeräumter mit einfacher abzulesenden Instrumenten. Außerdem ist die Atmosphäre wohnlicher geworden. Premiere feiert im neuen Duster eine Multiview-Kamera, die nicht nur hinter das Auto schaut, sondern mit insgesamt vier Weitwinkelobjektiven eine nahezu perfekte Rundumsicht gewährt. Bei einer steilen Auffahrt verhindert die Motorhaube zuweilen die Sicht. Die Multiview-Kamera schaut nach vorne auf den Boden und ermöglicht dem Fahrer die Sicht auf die verdeckte Piste. Im Gegensatz zu vielen anderen SUV seiner Klasse taugt der Dacia mit 21 Zentimetern Bodenfreiheit und kurzen Überhängen tatsächlich gut fürs Grobe. Unterstützung gibt es dabei nicht nur von der Bergan- und  Bergabfahrhilfe, sondern auch vom sogenannten 4×4-Monitor, der auf dem Touchscreen Auskunft über wichtige Geländekriterien wie Wank- oder Nickwinkel des Fahrzeugs gibt.

 
 
Interieur Dacia Duster II in der Ausstattungslinie Prestige – Bildnachweis: Dacia

Zum ersten Mal kann man den Duster mit einer Klimaautomatik und einem Funkschlüssel ordern. Und sogar einen Totwinkel-Assistent bietet Dacia nunmehr an. 

Antrieb

Wir fuhren mit dem 110 PS starken 1,5-dCi-Dieselmotor (K9K) ein Auslaufmotor, der seit fast 15 Jahren in über zehn Millionen Exemplaren gebaut wurde und nun dem WLPT zum Opfer fiel. Der laufruhige und sparsamen 1,5-Liter-Diesel (Normverbräuche 4,7 Liter) bringt leider keine zukunftssichere Abgasreinigung mit Harnstoffeinspritzung (SCR-Kat) mit. Die Stickoxide reduziert er nur mit einem Speicherkat. Der Nachfolgemotor Blue dCi 115 mit SCR leistet 5 PS mehr und erfüllt die neue Abgasnorm, Euro6d-TEMP. 

 Mit 109 PS und einem maximalen Drehmoment von 260 Newtonmeter sorgt der Vierzylinder für ausreichende Fahrleistungen. Der 1,5-Liter-Diesel ist kein Durchzugswunder, aber laufruhig und ausreichend sparsam. Der Sprint auf Tempo 100 gelingt in 12,4 Sekunden. Maximal schafft das 1395 kg schwere SUV 169 km/h. Etwas über sechs Liter genehmigte sich der Selbstzünder im kombinierten Praxisalltag. Seine Fahrleistungen reichen im Alltag völlig aus, wenn man nicht allzu sportliche Ansprüche stellt. Das manuelle 6-Ganggetriebe könnte sich noch etwas präziser und leichtgängiger schalten. Aber all das dürfte den Duster-Fan nicht kümmern, spart er dafür doch bei Anschaffung und Unterhaltung.

 

Interieur Dacia Duster in der Top-Ausstattungslinie Prestige – Bildnachweis: Dacia

 

Fahreigenschaften

Vermutlich werden die wenigsten Käufer einen Duster aufgrund der zu erwartenden Kurvenkünste kaufen. Dennoch schlägt er sich in dieser Disziplin gar nicht so schlecht. Der 4×4 Allradantrieb ist nützlich, denn der Duster kommt mit seiner hohen und übersichtlichen Karosserie im Gelände weiter als die meisten seiner direkten Wettbewerber. Eine echte Differenzialsperre fehlt ihm zwar, doch per Drehschalter in der Mittelkonsole kann die Kraftverteilung auf 50 zu 50 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse festgelegt werden. Im Gegensatz zu vielen Blendern seiner SUV-Klasse beherrscht der Dacia mit 21 Zentimetern Bodenfreiheit und kurzen Überhängen tatsächlich auch unwegsames Gelände. Unterstützung findet der Fahrer dabei nicht nur von der Bergan- und  Bergabfahrhilfe, sondern auch vom sogenannten 4×4-Monitor, der auf dem Touchscreen Auskunft über wichtige Geländekriterien wie Wank- oder Nickwinkel des Fahrzeugs gibt.

Das Fahrwerk erweist sich als recht komfortabel abgestimmt und taugt auch unter Beladung. Allenfalls über stakre Unebenheiten rumpelt der Duster etwas unsensibel. Punkten kann der Duster auch mit gut zupackenden Bremsen.Die Lenkung ist leichtgängig und das ESP regelt früh ein.

 
 
 
Technische Daten Dacia Duster dCi 110 4x4 Prestige
Hersteller:Dacia
Karosserie:SUV
Motor:dCi 110 mit Start/Stopp
Getriebe:6-Gang manuell
Antrieb:Allradantrieb 4x4
Hubraum:1.461 ccm
Emissionsklasse:Euro 6
Leistung:80 kW (109 PS) bei 4.000 U/min
Drehmoment:260 Nm bei 1.750 U/min
Von 0 auf 100:12,4 s
Höchstgeschwindigkeit:169 km/h
Verbrauch (ECE):4,7 Liter
CO2-Ausstoß 123 g/km
EffizienzklasseB
Kraftstoff:Diesel
Wendekreis:10,9 Meter
Kofferraum:411- 1.501 Liter
Ladekantenhöhe:760 mm
Anhängelast ungebremst/gebremst695/1.500 kg
Tankinhalt:50 Liter
Leergewicht:1.395 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.341/1.804/1.678/2.673 mm
Grundpreis Testwagen in Ausstattung Prestige ab:18.900 Euro
Testwagenpreis:21.020 Euro
 

 

Extras und Preise

Dacia hat mit dem Modellwechsel die Optionen erweitert. Viele serienmäßig, weitere zumindest gegen moderaten Aufpreis. Immerhin, denn früher gab es diese bei Dacia weder für Geld noch gute Worte. Dazu zählen erstmals Ausstattungsdetails und Sicherheistfeatures wie ein Windowairbags, eine elektrische geschwindigkeitsabhängige Servolenkung, Klimaautomatik, Keyless Entry und Start, Berganfahrhilfe sowie ein Toter-Winkel-Assistent.

Allerdings erklomm der Testwagen Dacia Duster dCi 110 4×2 Prestige EDC unter dem Strich doch auf 21.020 Euro, bei einem Grundpreis von 18 900 Euro. In der Ausstattungsstufe Prestige hat der Duster bereits serienmäßig vieles an Bord.: Einen höhenverstellbarer Fahrersitz mitsamt Lordosenstütze und Mittelarmlehne, eine geteilt klappbare Rücksitzbank sowie Rückfahrkamera, das Navigationssystem, dann vier elektrische Fensterheber, den Bordcomputer,  Zentralverriegelung, 17-Zoll-Leichtmetallräder. Diverse Ausstattungsoptionen hoben den Preis an: Ledersitze (500 Euro), Sitzheizung für Vordersitze (150 Euro), Klimaautomatik (200 Euro), Technikpaket Plus mit Multiview-Kamera und Toter-Winkelwarner (450 Euro) Keycard Handsfree (200 Euro), Metalliclack (470 Euro). Zum Preis von 18.900 Euro für den 109-PS-Diesel-Duster in der teuersten Ausstattungslinie „Prestige“ ergibt sich mit obigen Extras am Ende ein Listenpreis von 21.020 Euro. Festzuhalten bleibt, dass der Duster mit einer vernünftigen und gut konfigurierten Ausstattung am Ende dann doch nicht mehr so günstig daherkommt, wie die Preisliste anfänglich suggeriert.

Der neue Duster präsentiert sich mit neuen Heckleuchten – Bildnachweis: Dacia

 

Fazit: Das günstige SUV geht in die zweite Runde

Der neue Dacia Duster bleibt sich in vielen Tugenden treu und sieht sich weiterhin in der Rolle des wahren „Volks“wagen. Es ist praktisch, stylish aber auch völlig ausreichend? Dies muss jeder für sich enstcheiden. In der jüngsten Evolutionsstufe des Duster machen die Rumänen zwar nicht alles anders, aber vieles eben doch ein bisschen besser. Die zweite Generation des Dacia Duster – mit dem Modellwechsel moderat gereift und sogar halbwegs modern –  bleibt ein scharf kalkulierter Preisbrecher. Überzeugen konnten uns vor allem das komfortabel abgestimmte Fahrwerk, der sparsame Motor und die sehr ordentlichen Platzverhältnisse. Die Preise für das Einstiegsmodell des hochbeinigen Rumänen legen um 600 Euro auf 11.490 Euro zu. Dafür gibt es ansonsten allenfalls einen Kleinwagen. Der Duster ist der fahrende  Beweis dafür, dass man kein Vermögen ausgeben muss, wenn man mit einem grundsoliden Auto durch den Alltag kommen möchte. Seit er im Januar umfassend aktualisiert wurde, können sich die Käufer des optisch aufgefrischten Duster auf ein bisschen mehr Komfort freuen. Dacia schickt den neuen Duster mit mehr Extras ins Rennen. Dies wissen auch Schnäppchenjäger zu schätzen. Für das hier getestete Auto in der teuersten Ausstattung verlangen die Rumänen mit dann nur noch wenigen verfügbaren Optionen gut 10.000 Euro mehr. Die 21.020 Euro sind dann zwar kein überragender Schnäppchenpreis mehr – aber für die gebotene Ausstattung immer noch günstig.

       
Dacia Duster 4x4 Prestige
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