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Fahrbericht Fiat 500L Urban Lounge 1.6 Mjet 120 PS – einfach nur praktisch

Im Test der aktualisierte Fiat 500L Urban Lounge mit 120 PS starkem Turbo-Diesel- Bildnachweis: MOTORMOBILES

Der vielseitige Familien-Van frisch aufgelegt

Die Modellgruppe des Fiat 500 ist längst mehr als ein süßer Kleinwagen. Die Italiener haben den 500 zu einer ganzen Fahrzeugfamilie ausgebaut. Neben dem Mini ergänzen weitere Karossoerievarianten das Angebot. Als Fiat 500C macht er auf cooles Cabrio, als Fiat 500X auf urbanes SUV und als Fiat 500L offeriert der Cinquecento die Vorteile eines geräumigen Kompaktvan. Den Van 500L hat Fiat letztes Jahr – passend zum 60-jährigen Cinquecento-Jubiläum – grundlegend überarbeitet und den diversen Derivaten neue Namen gegeben.

Optik

Die Italiener bieten mit Urban, Cross und Wagon drei Varianten zur Wahl, die den unterschiedlichen Anforderungen der Kunden gerecht werden sollen. Die Offroad-Variante heißt jetzt 500L Cross (bisher Trekking), die Langvariante 500L Wagon (bisher Living). Wir haben uns für unseren Fahrbericht für den 500L – um ganz genau zu sein im 500L Urban Lounge – entschieden. In der Ausstattung Lounge haben wir die höhere der beiden Ausstattungslinien im Test. Der Fiat 500L gewann im Zuge der umfassenden Aktualisierung außen und vor allem innen deutlich an Anmutung und Wert. Bei dem Fiat 500L Lounge steht übrigens nicht für Lounge, sondern für Long. Neben einigen optischen Retuschen haben die Italiener dem Mini-Van ein aufgemöbeltes Interieur und moderne Infotainmentsysteme spendiert. Wie umfangreich das Facelift ist, unterlegt die Quote von 40 Prozent neuer Bauteile. Neben moderneren Technologien und verbesserter Konnektivität orientiert sich das Design stärker als bisher am kleinen Fiat 500. Auch die Sicherheit wurde weiter verbessert.

Fiat 500L Urban Lounge 1.6 Multijet 120 PS - 2018
Den Van 500L hat Fiat letztes Jahr - passend zum 60-jährigen Cinquecento-Jubiläum - grundlegend überarbeitet und den diversen Derivaten neue Namen gegeben. - Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Optimiert auf auf Transport und Alltag

Für die nötige Portion Progressivität sorgt das LED-Tagfahrlicht. Die Stoßfänger erhielten vorn und hinten eine neue Form. Die seitlichen Zierleisten sind ein charmantes Retro-Detail. Mit den Lackierungen in Blau, Bronze und Orange stehen drei neue Farben zur Wahl. Die beiden Bi-Color Lackierungen für das Dach in glänzendem Schwarz oder Weiß werden durch eine weitere Option in matt-schwarz ergänzt. Die neuen Chromtürgriffe, die LED-Tagfahrlichter und der modifizierte Kühlergrill zieren dagegen bereits den Basis-500L. Das gilt auch für die bereits erwähnten Chromzierleisten an den Stoßfängern und den Seiten.
Das Wettbewerbsumfeld ist dicht besetzt. Die direkte Konkurrenz dürfte im Familien-Segment wie Kia Venga oder Golf Sportsvan zu suchen sein.

Interieur

Der Innenraum des neuen 500L wirkt hochwertiger als bislang und zeigt sich stilvoll. Neben seinem gewohnt großzügigem Innenraum, offeriert der überarbeitete 500L deutlich modernere Technik und mehr Komfort.
Beim Öffnen der Türen erschließt sich unwillkürlich die passende Bezeichnung der Austattungsversion „Lounge“. Der Innenraum sorgt mit italienischem Design für eine äußerst schicke Anmutung : Das Cockpit präsentiert sich aufgeräumt und modern. Feine Armatureneinlagen tragen zum gediegenen Ambiente bei. Die Sitzposition ist van-typisch aufrecht, die sehr einladend aussehende Bestuhlung erweist sich jedoch als hart gepolstert und bietet wenig Seitenhalt. Auch die drei Kopfstützen im Fond sind zu zu niedrig angebracht.
Als erstes fällt dem Fahrer das umgestaltete Lenkrad auf, das jetzt drei Speichen hat und ab Werk als Leder- und Multifunktions-Lenkrad ausgeführt ist. Das erweist sich beim Telefonieren und Bedienen des Multimediasystems als sehr handlich. Damit sind wir bei der zweiten großen Neuerung im Innenraum. Der Touchscreen dient dem aufgefrischten Multimedia-System „Uconnect“ und kostet selbst in der „Lounge“-Ausstattung 200 Euro extra. Das überarbeitete Infotainment-Modul beherrscht nun auch Apple Car Play und Android Auto. Der 7-Zoll-HD-Touchscreen und das Digitalradio DAB+ sind indessen serienmäßig installiert. In der Basisausstattung „Pop Star“ verkleinert Fiat den Bildschirm um zwei Zoll und lässt zudem DAB entfallen. Bluetooth, Audiostreaming und USB sind immerhin serienmäßig.

Die frischen Farben bzw. Stoffe für den Innenraum gibt es ebenfalls für beide Linien; und auch für die mit neuen Namen bedachten 500L Cross sowie 500L Wagon. Im Cockpit empfängt den Fahrer hinter dem geänderten Lenkrad ein neue Instrumentierung mit mittig positioniertem Farbdisplay, das den Fahrer mit den wichtigsten Informationen versorgt. Die Klima-Automatik und das Glasdach mit elektrischem Sonnenrollo sind hingegen – zumindest serienmäßig – exklusiv dem „Lounge“-Modell vorbehalten. die Klima-Regler nun hochwertiger ausgeführt, auch der Mitteltunnel wurde überarbeitet. So sitzt der Schalthebel jetzt – ergonomisch sinnvoll – etwas höher. Zusätzlich wurde die Position Handbremse modifiziert, das schuf Platz für einen praktischen Coupholder. Mit seinen im Wettbewerbsvergleich groß dimensionierten Fenstern gewährt der 500L seinen Insassen überdurchschnittliche Sichtverhältnisse einem schön luftiges Raumgefühl .

Mit Abmessungen von 4,15 x 1,78 x 1,67 m ist der Fiat 500L sogar zehn Zentimeter kürzer als ein VW Golf. Der Fiat punktet mit einem großen Laderaum. Dank hohem Aufbau im Vergleich zum kompakten Wolfsburger erweist sich der Fiat als ein variables Raumwunder. Der 500L glänzt im Innenraum mit nicht weniger als 22 Ablagemöglichkeiten. Oberhalb des Handschuhfachs befindet sich eine Ablage und ein weiteres verschließbares Fach. Zwei Becherhalter vor dem Ganghebel nehmen auch größere Flaschen auf und an den Rückseiten der Vordersitze sind Plastikverkleidungen angebracht.

Fünf Personen finden bequem Platz, die Rücksitzbank kann mit einem Handgriff längs verschoben werden: Nach hinten, um den Fond-Insassen mehr Knieraum zu verschaffen, nach vorne, um den Kofferraum zu vergrößern. Der 500L verfügt über mehr Beinfreiheit im Fond als beispielsweise ein VW T-Roc. Die Fond-Passagiere sitzen etwas höher als ihre Vordermänner. Das soll einerseits die Sicht nach vorne verbessern, verringert aber andererseits die Kopffreiheit. Im sprichwörtlichen Handumdrehen lässt sich die Rücksitzbank dank ihres „Fold&Tumble“-Systems komplett falten und nach vorne klappen, ein System, das aus dem Lancia Voyager übernommen wurde. Zwischen Rückbank und Ladekante gibt es variabel 67 bis 80 Zentimeter Stautiefe. Wird die Bank umgeklappt, sind es 140 Zentimeter. Nach dem Umklappen des Beifahrersitzes können sogar lange Gegenstände bis zu einer Länge von knapp 2,4 m transportiert werden. Der Kofferraum bietet bis zu 400 Liter Ladevermögen, nach dem Umklappen der hinteren Sitzreihe sind es 1.310 Liter.

Die Ladekante auf einer Höhe von 63 Zentimeter ist erfreulich niedrig über dem Niveau der Straße. Die erlaubte Zuladung dürfte selbst bei fünf schlanken Passagieren noch gut 100 Kilo betragen.
Wem die Transportmöglichkeiten nicht genügen sollten, für die hält Fiat die siebensitzige Variante Wagon bereit. Diese erstreckt sich auf 4,38 Meter und bietet bis zu 1.784 Liter Kofferraumvolumen.

Antrieb

Antriebseitig stehen für den 500L zwei Diesel mit 95 und 120 PS sowie drei Benziner mit 95, 105 und 120 PS sowie für Urban und Wagon einen Erdgas-Benzinmotor mit bis zu 85 PS zur Wahl. Für Vielfahrer ist der Euro 6-konforme 120 PS Diesel samt Start und Stop eine Empfehlung. Wir fuhren den Fiat 500L Urban 1.6 16V Multijet mit 120 PS stärksten Selbstzünder. Trotz aller Unkenrufe: Der hochentwickelte Turbodiesel bringt den 500L ordentlich in Schwung und erledigt seinen Job bis knapp 130 km/h und 2.500/min auch akustisch eher dezent. Bei der Geräuschdämmung hat Fiat solide Arbeit geleistet. Der 1,6-Liter-Reihenvierzylinder stemmt beachtliche 320 Nm Drehmoment schon bei 1.750 Touren auf die Kurbelwelle. Dies ermöglicht zudem schaltfaules Fahren. Alles in allem erweist sich der 1.6 Multijet als durchzugsstark und sehr kultiviert.

Dank seiner 320 Nm Drehmoment hat der 1.6 16V Multijet stets genügend Durchzugskraft und Reserven. Auch voll beladen beschleunigt der Wagen zügig aus dem Stand. Die Herstellerangabe zum kombinierten Normverbrauch beträgt 4,2 Liter – entsprechend einer C02-Emission von 112 g/km. unser Praxisverbrauch betrug 5,5 Liter. Der Selbstzünder erfüllt die Euro 6-Abgasnorm und benötigt für den Null-Hundert-Sprint 10,1 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit mit 189 km/h ist gleichauf mit dem gleich starken 120 PS Turbobenziner.

Fahreigenschaften

Die Bremsen und das Fahrwerk haben die Turiner nur geringfügung optmiert. Zwar liegt der 500L sehr stabil auf der Straße, die Federung ist jedoch weiterhin relativ weich, was für ein gewisse Wankneigung in extrem schnell gefahrenen Kurven sorgt. .Ansonsten läßt sich das Fahrverhalten des 500L getrost als unaufgeregt solide und narrensicher bezeichnen. Einziges Manko ist das weiterhin zu weich abgestimmte Fahrwerk.

Technische Daten Fiat 500L Urban Lounge 1.6 Multijet 120 PS
Hersteller:Fiat
Karosserie:Kompaktvan
Motor:1.6 MultiJet mit S&S
Getriebe:6-Gang manuell
Antrieb:Frontantrieb
Hubraum:1.598 ccm
Emissionsklasse:Euro 6
Leistung:88 kW (120 PS) bei 3.750 U/min
Drehmoment:320 Nm ab 1.750 U/min
Von 0 auf 100:10,1 s
Höchstgeschwindigkeit:189 km/h
Verbrauch (ECE):3,7 Liter
CO2-Ausstoß 98 g/km
CO2-EffizienzklasseA+
AbgasreinigungOxidations-Katalysator und
1 Lambdasonde, EGR Ventil,
EOBD und Rußpartikelfilter
Kraftstoff:Diesel
Wendekreis:11,1 Meter
Kofferraum:412 bis 1.480 Liter
Anhängelast gebremst1.100 kg
Tankinhalt:50 Liter
Leergewicht/Zuladung ohne Fahrer:1.455 kg / 430 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.242/1.784/1.658/2.612 mm
Basispreis Urban Lounge:ab 17.990 Euro (1.4 16V Otto 95 PS)
Basispreis Testwagen:ab 21.740 Euro (1.6 16V Multijet Diesel 120 PS)

Ausstattung und Preise

Der 500L Urban ist in zwei Ausstattung-Linien erhältlich und mindestens 16.490 Euro teuer. Der Pop Star markiert die Einstiegs-Variante. Die von usn gefahrene Lounge Variante läßt sich Fiat mit einem Aufpreis von 1.500 Euro vergüten.

Ergänzend verfügt unser Testwagen über das „Komfort Plus“-Sitzpaket verbaut. Das 990 Euro teure Paket bietet dank der elektrisch einstellbaren Lordosenstützen und der elektrisch beheizbaren Sitze viel rückenfreundlichen Komfort. Praktisch ist das Zusatzpaket in diesen Ausprägungen auch – aufgrund der beiden Klapptische und der Mittelarmlehne im Fond. Neu sind diese Extras aber nicht. Andere dafür schon.
Fiat hat das Sicherheitsniveau deutlich erhöht. Dem 500L steht nun ein Notbremsassistent zur Verfügung. Bis Tempo 30 bremst sich der große Cinquecento im Notfall nun serienmäßig von selbst ein. Dazu kommen ab Werk 6 Airbags, eine Zentralverriegelung; und elektrisch beheiz- respektive verstellbare Außenspiegel.
Ein gewisses Extra-Budget sollten kunden für Annehmlichkeiten wie das große empfehlenswerte Panoramaglasdach oder eine Zweifarblackierung einplanen.

Fazit: Raumwunder im Retro-Design

Der Kompakt-Van Fiat 500L ist der Cinquecento für die Familie und vollzieht trotz eines optisch eher dezenten Facelifts, technisch gereift einen großen Schritt nach vorne. Neben vielen Optimierungen überzeugt die Erweiterung und Verfügbarkeit von Assistenzsystemen. Endlich präsentiert sich der im Fiat Werk Kragujevac (Serbien) montierte 500L technisch aktuell und up-to-date. Auch das Pricing ist überzeugend. Der Kompaktvan beeindruckt mit seiner hohen Alltagstauglichkeit. Der Fiat 500L ist ein ausgewachsenes und nunmehr auch technisch ausgereiftes Familienauto im pfiffigen Retro-Look mit vielen praktischen Detaillösungen sowie Platz für fünf Person samt Gepäck. Alles in allem ist der neue 500L eine erfrischend unkonventionelle Alternative zu konventionellen Kompaktvans. Mit dem Rüstzeug vermag der italienische Herzensbrecher nunmehr auch Vernunfkäufer zu überzeugen.

Fiat 500L Urban Lounge 2018