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Fahrbericht Fiat Tipo Cross – Ist die günstige Golf-Alternative auch gut?

Der Fiat Tipo Cross mit 1,6 Liter Diesel im Einzeltest - Bildnachweis: Fiat

 


Schnäppchen ab 22.490?
 

Der Tipo besetzt für Fiat die sogenannte Golf-Klasse und hatte bei der italienischen Marke eine lange Geschichte hinter sich. Auf der Autoshow 2015 in Istanbul feierte der Tipo seine Wiederauferstehung. Noch heißt er Aegean, für die westeuropäischen Märkte wird er aber in Tipo umgetauft. In den USA fährt der Tipo als Dodge Neon vor. Nun gab es vor einem Jahr ein umfangreiches Facelift. Das Fiat Tipo Facelift wurde 2020 präsentiert und ist seit Frühjahr 2021 zu einem Preis ab 22.490 Euro (Stand: Februar 2022) erhältlich.

Fiat nutzte die Modellpflege beim Tipo, um das Modellangebot innerhalb der Baureihe neu zu strukturieren. Bislang bestand die Wahl zwischen 5-türigem Hatchback und einem Kombi. Nach Limousine und Kombi gibt es den Fiat Tipo jetzt in einer dritten Variante.

 

Der Fiat Tipo Cross mit 130 PS starken Selbstzünder sorgt für gute Fahrleistungen bei geringem Verbrauch – Bildnachweis: Laura Fleischhacker / MOTORMOBILES



im Zuge des routinemäßigen Modellpflege schoben die Italiener eine optisch wie technische robustere Cross-Version des Schräghecks nach. Diese tritt im so genannten C-Segment an. Als neue Cross-Variante gibt er sich optisch als geländetauglicher Offroader und präsentiert sich hierzu mit rustikaler Beplankung und vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit. Wenig Auswahl gibt es bei der Motorisierung: Ein Einliter-Dreizylinder mit 100 PS sowie die für die südeuropäischen Märke wichtigen Multijet-Diesel mit 95 und 130 PS stehen zur Verfügung, jeweils mit Schaltgetriebe, wobei nur der starke Diesel über sechs Gänge verfügt. Als ergänzung gibt es seit wenigen Tagennoch eine Hybrid-version. Wir fuhren den Tipo Cross mit dem 130 PS starken Selbstzünder.

 

Rückleuchten in LED- Bildnachweis: MOTORMOBILES



Fiat schätzt das Potenzial in Europa über alle Tipo-Varianten auf 700.000 Tipos jährlich. Um vier Zentimeter haben die Italiener die Karosserie des Cross höher gelegt. Planken an den Radkästen, Seitenschweller, eine Dachreling und ein angedeuteter Unterfahrschutz lassen den Tipo zumindest optisch zum Geländewagen werden. Ein weiterer Vorteil der Höherlegung ist der erleichterte Ein- und Ausstieg sowie ein besserer Überblick über das Verkehrsgeschehen. Das Facelift des Tipo ist umfangreich. Die Italiener haben nicht nur das Interieur digital aufgehübscht, sondern auch die Karosserie bis hin zu den Felgen deutlich aktualisiert. Am auffälligsten und sehr selbstbewußt präsentiert sich die überarbeitete Front, die nun merklich moderner wirkt und das neue Fiat-Markenlogo trägt. Zudem stehen nun leistungsstarke LED-Scheinwerfer zur Wahl .

 

Apple CarPlay auf dem 10,8 Zoll großem Screen des Uconnect-System – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Interieur
  

Im Innenraum punktet der Tipo mit straff und sportlich geschnittenen Sitzen, die sich gut der Körper-Kontur anpassen. Vorn wie hinten finden Fahrer und Passagiere gute Platzverhältnise inkl. Bein- und Kopffreiheit vor. Hierzu tragen die zusätzlichen acht Zentimeter Fahrzeuglänge ggü einem VW Golf bei. Auch innen hat sich der Tipo kräftig aufgehübscht. Im Interieur zeigt sich nach wie vor das bekannte Markenlogo. Es sitzt auf einem neu gestalteten und kleiner dimensioniertes Lenkrad.

Der Fahrer schaut auf ein dahinter befindliches sieben Zoll großer Bildschirm im Rahmen einer Mischlösung aus analogen und digitalen Anzeigen. Auf dem Armaturenbrett findet sich in unserem Testwagen ein 10,25 Zoll großer Touchscreen Platz samt der jüngsten Generation des konzerneigenen Uconnect-Infotainments. Beides kennt man bereits aus dem neuen, vollelektrischen Fiat 500. Für zusätzliche 400 Euro gibt es auch eine Navi-Funktion dazu. In Bezug auf Konnektivität erlaubt das vernetzte Infotainment der neuesten Generation eine kabellose Anbindung von Smartphones via Apple CarPlay und Android Auto. Dies klappte bei uns auf Anhieb. Ein Qi-Ladeschale ermöglicht zudem ein kabelloses Laden. Per Bluetooth können zwei Geräte parallel verbunden werden.

 

Interieur Fiat Tipo Cross mit viel Hartkunststoff aber gutem Ambiente – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Durch das Facelift unangetastet bleibt das Bedien-Konzept. Der Spurhalte-Warner läßt sich per simplem Knopfdruck deaktivieren. Für die Radio-Lautstärke steht in der Mittelkonsolle ein Drehrad zur Verfügung. Das neue Uconnect5-Infotainment-System sind ein großer Fortschritt in Bezug auf Reagibilität und Bedienerfreundlichkeit/UX. Das System zeichnet eine performante und verzögerungsarme und ruckelfreie Bedienung aus. Dank massiver Rechenleistung ist die Bedieung auf dem optionalen 10,25 Zoll großen entspiegelten Display des Armaturenbrett eine Freude. Apple CarPlay und Android Auto arbeiten nun auch kabellos – und das extrem zuverlässig und stabil im Betrieb. Gut passt da die Möglichkeit des kabellosen Ladens. Alternativ stehen auch USB Typ-C-Buchsen zur Verfügung. Auch das 7-Zoll-TFT-Display als Hybrid-Lösung in Kombination mit noch analogen Anzeigen im Cockpit hinter dem Lenkrad vermag zu überzeugen. Überraschend gut auch die Musikanlage im Tipo. Die Boxen liefern einen sauberen und satten Sound.

Der gut nutzbare Kofferraum muss über eine recht hohe Ladekante befüllt werden. Nach dem Umlegen der 2:1-Fondlehnen entsteht zudem eine kleine Stufe im Boden. 440 Liter fasst der Tipo Cross bei aufgestellter Rückenlehne und damit mehr als der VW Golf 8 mit nur 381 Liter.


Vier Antriebe

Fiat bietet aktuell lediglich vier Antriebe für den Tipo: Einen 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 100 PS sowie einen 1,6-Liter-Multijet-Diesel in den beiden Leistungsstufen 95 oder 130 PS. Die Selbstzünder erhielten damit einen Leistungsaufschlag von 10 PS. Die Selbstzünder erfüllen die Abgasnorm Euro 6d in ihrer endgültigen Ausprägung „6d final“. Seit Februar 2022 ergänzt zusätzlich ein Mildhybridantrieb die Motorenpalette des Tipo. Fiat konnte die Normverbräuche bei allen Antrieben um etwa zehn Prozent senken. Nach WLTP verbraucht der Ottomotor 5,8 Liter auf 100 Kilometer, die Diesel 4,7 oder 4,8 Liter auf 100 Kilometer. Der kombinierte Testverbrauch des Vierzylinder geht mit 5,0 Litern Dieseltreibstoff je hundert gefahrene Kilometer – bei wohlebemerkt zackiger Fahrweise – voll in Ordnung. Der von uns gefahrene Topdiesel stemmt ein beachtliches Drehmoment von 320 Nm auf die Kurbelwelle und überträgt seine Kraft über eine manuelles Sechsgang-Getriebe. Der Diesel verhilft dem Tipo zu ordentlichen Fahrleistungen und ermöglicht eine Spurtleistung von 9,8 Sekunden von 0 auf 100. Eine weitere Beschleunigung endet auf Wunsch erst bei der Höchstgeschwindigkeit von 208 Stundenkilomter.

 

Fahreigenschaften

 
Das Fahrwerksetting legt seinen Fokus mit vier Zentimetern mehr Bodenfreiheit auf Komfort. Der Tipo Cross punktet mit einem stets sicheren Fahrverhalten samt tadelloser Lenkung. In der Stadt erleichtert der per Knopfdruck aktivierbare City-Modus für die Lenkung das Rangieren. Hier zeigt sie sich dann bei niedrigeren Geschwindigkeiten besonders leichtgängig.  Auch abseits der Autobahn gefällt der Tipo Cross mit annehmbaren Federungskomfort. Die Lenkung punktet mit Präzision und genügend Rückmeldung. In Kurven steuert und reagiert der Fiat gut berechenbar. Die Verzögerung der Bremsen ist gut und wir empfanden auch keine Traktions-Probleme. 

Assistenten, Preise und Extras
        

Zur Serienausstattung der mit 22.490 Euro recht fair eingepreisten Basisversion des 5-Türer (City Life) umfasst bereits serienmäßig eine Klimaanlage, digitales Radio, sechs Airbags und elektrische Fensterheber sowie das neue Entertainmentsystem UConnect, dass sich übers Lenkrad bedienen lässt.  Beim Tipo Life zählen des weiteren das 7-Zoll-Farbdisplay im Cockpit, Parksensoren und ein Tempomat zur Ausstattung. Den Tipo Cross im SUV-Look gibt es ab 23.990 Euro – auch diese Version hält sich preislich also im Rahmen. In der von uns gefahrenen Dieselversion mit 130 PS starten die Preise ab 27.690 Euro. Gegenüber dem City Life ist der City Cross ungefähr 2.000 Euro teurer.

Bei den elektronischen Helferlein bietet Fiat für den Tipo mittlerweile ein breites Spektrum an Assistenten an. Das Fahrassistenz-Paket „ADAS“ des Tipo erhielt im Zuge des Facelift ebenfalls eine Aufrüstung. Es umfasst eine Verkehrszeichenerkennung und einen Spurhalteassistenten mit Lenkeingriff, der bei Bedarf über Lenkeingriffe wieder energisch in die Spur zurückführt. Optional oder je nach Variante umfasst die Ausstattung Parksensoren, einen Geschwindigkeitsassistenten, der automatisch und auf Wunsch Tempolimits erkennt, ein adaptives Fernlicht, Totwinkelwarner, Keyless-Go und einen Notbremsassistent. Bis auf den Totwinkelwarner für 300 Euro extra sind sie alle im Serienumfang enthalten. 

 

 

Technische Daten Fiat Tipo Cross 5-Türer 1.6 96 kW (130 PS) 6-Gang-Schaltgetriebe
Hersteller:Fiat
Karosserie:Kompaktklasse Hatchback 5türig
Motor:1.6 Multi-Jet Diesel 130 PS mit Start&Stopp-Automatik
Getriebe:6-Gang manuell
Antrieb:Frontantrieb
Hubraum:1.598 ccm
Emissionsklasse:Euro 6 d final
Leistung:96 kW (130 PS) bei 3.750 U/min
Drehmoment:320 Nm ab 1.500 U/min
Von 0 auf 100:9,8 s
Höchstgeschwindigkeit:208 km/h
Verbrauch (ECE):4,8 Liter
CO2-Ausstoß 127 g/km
CO2-EffizienzklasseB
Kraftstoff:Diesel
Wendekreis:10,9 Meter
Kofferraum:440 Liter
Anhängelast gebremst (12% Steigung):1.500 kg
Tankinhalt:50 Liter
Leergewicht/Zuladung ohne Fahrer:1.415 kg / 425kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.571/1.792/1.514/2.638 mm
Basispreis (Preisliste Stand 02/2022):ab 27.690 Euro
Testwagenpreis:29.680 Euro

 

 

Fazit: Hochbau-Kompakter überzeugt nicht nur beim Preis


Der modellgepflegte Tipo zeigt sich mit dem Modellwechsel in der Softroader-Version Cross deutlich gereift. Der Tipo ist unverändert ein gutes Angebot für alle, die ein geräumiges und unkompliziertes Auto ohne unnötige Spielereien suchen. Vor allem die gefahrene Cross-Variante punktet mit ihrer Optik. Auch technisch hat der Italiener aufgeholt, das Platzangebot ist bei dem von uns gefahrenen 5-Türer ordentlich. Wer mehr benötigt, sollte zum Kombi greifen. Der Diesel überzeugte mit Durchzugsstärke und Sparsamkeit. Gar nicht so unbedeutend erweisen sich die knapp 40 Millimeter mehr Bodenfreiheit sowie ein Unterfahrschutz und Plastik-Beplankung machen den Tipo nicht nur optisch auffälliger, sondern auch tatsächlich leicht geländetauglich. Im Alltag profitiert man vor allem von der etwas erhöhten Sitzposition. 

 

Fiat Tipo Cross 5-Türer 1.6 MultiJet 130 PS
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