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Fahrbericht Renault Captur Energy TCe 90 Luxe

Im Test der Renault Captur Energy Tce 90 in der Ausstattung Luxe - Bildnachweis: MOTORMOBILES


Mini-Crossover im Fahrbericht

Die Autowelt ist in Bewegung und die Hersteller experimentieren sehr mutig im Segment der Crossover. Gerade die kleinen und kompakten SUV erfreuen sich einer stetig wachsenden Beliebtheit. Es hat etwas gedauert, bis Renault in diesem attraktiven Segment seine Präsenz gezeigt hat. Doch nun haben auch die Franzosen seit dem vergangenen Jahr mit dem Captur ein entsprechendes Modell in Ihr Sortiment aufgenommen.

Optisch hochgradig vielversprechend fehlt dem Captur eines der Hauptattribute eines SUV. Den Allradantrieb gibt es noch nicht einmal optional gegen Aufpreis. Das muss nicht unbedingt negativ sein, da viele ihn in der Stadt nicht vermissen werden. Trotz dieses kleinen Etikettenschwindels hofft man bei Renault von dem weiter wachsenden Käuferzuspruch in diesem Segment profitieren zu können. Wir haben überprüft was der Captur zu bieten hat, was ihn ausmacht und ob er den Ansprüchen an einen Großstadt-Cowboy erfüllt. Gefahren haben wir den Captur als Benziner mit modernem Dreizylinder als TCI90 Start & Stop eco.

Renault Captur 90 TCe
Der Renault Captur Energy TCe 90 mit Dreizylinder Turbo im Test - Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Design & Optik

Der Captur steht ganz in der Tradition von Dauphine, R4, R5 oder auch dem Espace. Sein Design hat der Captur Laurens van den Acker, zuvor bei Mazda und seit 2009 für die Renault tätig, zu verdanken. Wie schon erwähnt sprengt der Renault Captur die Definitionsdimensionen von Klein- oder Kompaktwagen. Bei diesem kleinen Crossover macht vor allem die Höhe den Unterschied. Die Plattform hat er weitgehend vom Clio adaptieren können. Mit seinen Dimensionen auf einer Länge von 4,12 Metern, einer Breite von 1,78 Meter und eine Höhe von 1,56 Meter bewegt sich der Renault knapp unterhalb der typischen Abmessungen im Kompakt-Segment. Seine Crossover-Kombination läßt sich nur schwer bis gar nicht einordnen. Direkte Wettbewerber dürften kleine SUVs wie der Skoda Yeti, Opel Mokka, Mitsubishi ASX und der Peugeot 2008 sein. Optisch kann dem Renault Captur in dieser Riege zweifelsohne niemand das Wasser reichen. Renault ist hier ein wirklich guter Wurf gelungen. Zwar ist Design zuweilen subjektiv geprägt und nicht selten eine Geschmacksache. Doch neben seinem markanten Kühlergrill mit dem großen Rhombus in der Mitte und einer gefälligen Silhouette überzeugt der kleine Renault in optischer Hinsicht mit diversen peppigen Außenhaut-Aufhübschungen, einer Zweifarb-Lackierung wie aber auch dem Robustheit suggerierender Kunststoffbeplankung am unteren Fahrzeugrand . Neben dem andersfarbig lackierten Dach gibt es auch Farbspiele im Innenraum und im Volant oder bunte Bezüge auf den Sitzen. Mit diesem urbanen Abenteuerlook trifft der Captur ganz zweifelsfrei den Nerv der Zeit.

Interieur

Das Platzangebot im Innenraum kann sich sehen lassen. Bis zu fünf Erwachsene finden hier Platzverhältnisse vor, die es ohne Probleme ermöglicht, auch längere Zeit im Fahrzeug zu verweilen. Mit dem Gepäck könnte es allerdings etwas eng werden. Das Kofferraumvolumen beträgt 377 Liter. Dank einer um 16 Zentimeter verschiebbaren Rückbank kann dieses indes noch auf 455 Liter vergrößert werden. Werden die Rücksitze umgeklappt, stehen hinter einer großen Klappe mit niedriger Ladekante und praktischem Wendeboden bis zu 1.235 Liter Stauraum zur Verfügung.  Wenn man die Rückbank um maximal 15 Zentimeter nach vorne verschiebt, sollte dieser Wendeboden entfernt werden. Wird hinten alles nach vorn geschoben, umgeklappt und demontiert, dann taugt der Captur mit einer Ladetiefe von 1,50 Meter sogar zum kompakten Lademeister. Mit der am Anschlag plazierten Rückbank bleiben noch 62 Zentimeter zwischen Bordwand und Lehne.

Interessant sind die Bezüge, die sich dank Reißverschlüssen zum Reinigen leicht abziehen lassen. Grundsätzlich ist das praktisch und keine schlechte Idee sowei auch optisch nicht von Nachteil. Allerdings fehlt den vorderen Sitzen ein Quentchen Komfort, da sie relativ schmal geschnitten und ihre Flächen kurz und ihre Kontierung zu weich gepolstert ist. Bei flotterer Kurvenfahrt könnten sie durchaus etwas mehr Seitenhalt vermitteln.

Das Cockpit des Clio wurde nahezu 1:1 in den Captur übernommen. Die Mittelkonsole besteht aus viel Kunststoff zum Teil in Hochglanzausführung. Renault verzichtet vollständig auf weich aufgeschäumte Oberflächen. Trotz der harten Plastiklandschaft wirkt das Interieur alles in allem anständig verarbeitet und vermeidet so gekonnt den unbeliebten Plastikcharme vieler Wettbewerber. Die Verarbeitung und Materialaauswahl des Captur geht soweit in Ordnung auch wenn an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Perfektion und Liebe zum Detail wünschenswert wäre. einen wesentlichen Beitrag zu dem positiven Eindruck über die verarbeitung trägt die Akustik während der Fahrt bei. In dem Testwagen des Captur knarzte, knisterte oder klapperte nichts.

Die Navi-Einheit samt Radio und Freisprechfunktion läßt sich bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit flott und intuitiv bedienen. Die Fahranweisungen werden indes nicht in das Zentralinstrument direkt im Blickwinkel des Fahrers angezeigt, sondern ausschließlich auf dem Touchscreen in der Mittelkonsole.

Eine clevere Idee der Franzosen ist das als Schublade inszenierte Handschuhfach. Renault nennt es Easy Life Schubfach mit einem Fassungsvermögen von immerhin elf Litern. Statt ein klassischen nach unten aufklappbaren Handschuhfach im Captur lässt sich diese als Schublade geführt herausziehen. Diese Lösung ist allerdings nicht nur vorteilbehaftet. Größer gewachsene Beifahrer geraten zuweilen in Konflikt mit ihren Beinen, falls sie während der Fahrt an den Inhalt des Schubfachs möchten.

Dreizylinder

Der Dreizylinder-Turbo-Benziner schöpft aus seinen gerademal 900 Kubizentimetern immerhin satte 90 PS. Das Drehmoment von 135 Nm bei 2.500 Umdrehungen pro Minute haben mit dem Gewicht des immerhin 1.245 Kilogramm schweren Captur spürbar zu kämpfen. Dennoch genügt die Leistung im Alltag für gutes Vorankommen ohne ein Verkehrshindernis zu sein. Dabei will der Dreizylinder des Captur stets auf Touren gehalten werden.Sprich: man muss kräftig schalten. Übertragen wird die Kraft über ein gut abgetimmtes Fünfganggetriebe. Der Schaltknauf lässt sich ordentlich durch die Schaltkulisse führen. Der fünfte Gang ist lang übersetzt. Für den Null-hundert-Paradesprint benötigt der 90 PS starke Captur 13 Sekunden. Eine weitere Beschleunigung endet auf Wunsch erst bei der Höchstgeschwindigkeit von 171 Stundenkilometer. Den kombinierten Normverbrauch gibt der Hersteller mit 5,0 Litern an. Wir lagen im Schnitt etwas über einen Leiter darüber. Allerdings bei zügiger Fahrt und häufig gute Beladung. Zur Sparsamkeit trägt eine Star/Stopp-Technik bei, die allerdings im Winter erst nach extrem langer Warmfahrphase selten ansprach.

Fahreigenschaften

Der Catur verfügt über keinerlei dezidierte Offroad-Antriebstechnik. Doch die erhöhte Bodenfreiheit und eine gegenüber Unebenheiten etwas tolerantere Federung erlauben zumindest kleinere Ausflüge abseits asphaltierter Wege. Den fehlenden Allradantrieb haben wir nicht vermisst. Der Frontantriebler verfügt trotzdem über eine gute Traktion die den Captur aber dennoch in erster Linie als Großstadt-Cowboy empfehlen. Das Fahrwerk schluckt unebenes Kopfsteinpflaster hervorragend weg. Kehrseite dieser Eigenschaften: Der Captur präsentiert sich in schnell gefahrenen Kurven durchaus mit einer gewissen Tendenz zu einer ausgepägten Wankneigung. Übrigens eine Eigenschaft die auch dem legendären Renault R4 zu eigen war. Die elektromechanische Lenkung erfreut mit angenehmer Präzision und arbeitet mit gut dosierter Kraftunterstützung. Hier ist den Franzosen ein sehr gute Abstimm-Kompromiss gelungen. Auf Landstraßen verhält sich das aufgebockte Lifestyle-Auto kreuzbrav mit komfortabler Fahrwerksabstimmung.

Technische Daten Renault Captur Energy TCe 90
Hersteller: Renault
Karosserie: SUV Subkompaktsegment
Motor: Dreizylinder
Getriebe 5-gang manuelles Getriebe
Antrieb Dreizylinder-Turbo
Hubraum: 898 ccm
Emissionsklasse Euro 5
Leistung: 66 kW / 90 PS
Drehmoment: 135 Nm bei 2.500 U/Min
Von 0 auf 100: Handschalter 13,0 s
Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
Verbrauch (ECE) 5,0 Liter
CO2-Ausstoss 114 g/km
Kraftstoff: Benzin
Wendekreis 10,8 Meter
Leergewicht 1.164 kg
Kofferraum 377-1.235 Liter
Zuladung 499 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.122/1.778/1.566/2.606 mm
Preise (Luxe) ab: ab 19.290 Euro
Testwagenpreis: 20.450 Euro

Preise und Ausstattung

Neben elektrisch einstellbaren Seitenspiegeln, einer Berganfahrhilfe, 16 Zoll Leichtmetallrädern, Nebelscheinwerfern und einem Lederlenkrad umfasst die Serienausstattung ein doppelten Gepäckraumboden und eine verschiebbare Rückbank. Mit einer Klimaautomatik, einem Navigationssystem mit Freisprecheinrichtung und abnehmbaren Sitzbezügenläßt sich der Preis dann schnell auf knapp 20.000 Euro trieben.

Die bereits serienmäßig umfangreich bestückte Version Luxe unseres Testwagen steht in der Preisliste ab mindestens 19.290 Euro. Hier gibt es dann nur noch wenige bestellbare Extras – wie u.a. das City-Paket Plus mit Außenspiegel eletr. anklappbar, Einparkhilfe hinten und akustisch inkl. Rückfahrkamera. Unser Testwagenpreis betrug dann inkl. Metalic-Lackierung  20.450 Euro.  Für ein nahezu vollausgestattetes Auto seiner Größe ein angemessener Preis. Für ein Kleinwagen-Derivat mag der Basispreis zunächst happig erscheinen, doch genau genommen liegt dieser nur 900 Euro über dem eines identisch motorisierten Plattformspender Renault Clio. Die Käufer des Captur werden für diesen Aufpreis den Zugewinn an Prestige, die bessere Übersichtlichkeit sowie bequemeres Einsteigen – kurzum mehr Alltagsnutzen und zudem mehr Style und Zeitgeist durchaus zu schätzen wissen.

Fazit: Der Trend geht zu kleinen SUV oder Crossover

Der Markt giert nicht mehr wie noch vor wenigen Jahren auf die ganz großen und schweren SUVs und Offroader. In dem gleichen Maße verlagerte sich die Gunst der Käufer zu den kleineren Crossover und SUVs. So ganz ohne Abenteuer-Look, gehobener Übersichtlichkeit scheint es dann doch nicht mehr zu gehen. Waren es anfänglich die Midsize-SUVs sind es zunehmend auch die Kompakten und ultrakompakten SUVs. Genau in diesem Segment hat Renault mit dem Captur ein spannendes Angebot im Köcher. VW und Co müssen erst noch mit einem SUV auf Polo-Basis nachziehen. Dieses wird übrigens erst zu 2017 erwartet. Der Captur auf Clio-Basis ist kein Blender und überzeugt mit angenehmer Zurückhaltung, Van-artiger Praktikabilität und kommt so ganz ohne die eher unangenhmen SUV-Allüren aus. Im Test lieferte der Captur deutlich mehr Nutzwert als ein normaler Kleinwagen und bietet dennoch deutlich mehr Lifestyle als ein ein Van oder Kombi.

Renault Captur 90 TCe Luxe

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