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Fastport eQuad von Honda: Neue Citylogistik auf vier Rädern

Fastport eQuad von Honda während eines Pilotversuchs in New York - Bildnachweis: Honda

Konzeption: Zwischen Lastenrad und Transporter

Mit dem neuen Fastport eQuad betritt Honda ein bislang kaum besetztes Segment der urbanen Mobilität: ein vierrädriges, elektrisches Kleinfahrzeug, das auf Radwegen fahren darf, aber für gewerbliche Lasten konzipiert wurde. Entwickelt wurde das Fahrzeug von Hondas 2023 gegründeter Tochtermarke Fastport, die sich auf emissionsfreie Lösungen für die sogenannte „letzte Meile“ spezialisiert. Premiere feiert das Konzept auf der Fahrradmesse Eurobike 2025 in Frankfurt.

Fastport eQuad von Honda während eines Pilotversuchs in New York – Bildnachweis: Honda

Die Zielrichtung des eQuad ist klar: weniger Stau, weniger Emissionen, weniger Platzbedarf. Das Fastport-Modell positioniert sich zwischen klassischen Lastenrädern mit E-Unterstützung und kompakten Elektrotransportern wie dem StreetScooter Work L oder dem Goupil G4. Anders als letztere darf das eQuad jedoch auf Radwegen fahren – zumindest sofern es die lokale Gesetzgebung zulässt. Mit einem Tempo von maximal 20 km/h und pedalgestütztem Antrieb zielt es bewusst auf urbane Zustellwege, bei denen Verkehrsberuhigung und Parkplatzmangel an der Tagesordnung sind.

Fastport eQuad von Honda während eines Pilotversuchs in New York – Bildnachweis: Honda

Technische Daten und Varianten

Honda bietet zwei Varianten an: eine große mit 3,65 Metern Länge und eine kleinere mit 3,40 Metern. Während beide 2,10 Meter hoch sind, differieren sie in der Breite – 1,20 Meter beim großen und 1,00 Meter beim kleinen Modell. Die Ladeboxen messen je nach Version bis zu 2,39 Meter Länge und bieten bis zu 1,5 Kubikmeter Volumen. Die Nutzlast beträgt beim großen eQuad 295 Kilogramm, beim kleineren Modell 145 Kilogramm.

Fastport eQuad von Honda – Bildnachweis: Honda

Antrieb und Bremssystem sind elektrisch ausgeführt, unterstützt von einem Pedal-by-Wire-System. Dieses simuliert das Treten, ohne mechanisch mit den Rädern verbunden zu sein – ähnlich wie bei modernen E-Bikes mit Sensorunterstützung. Als Energiequelle dient ein modulares, wechselbares Mobile Power Pack aus dem Honda-Baukasten, das je nach Beladung eine Reichweite von bis zu 37 Kilometern ermöglichen soll. Rekuperation über Bremsvorgänge verlängert die Reichweite im Stadtverkehr spürbar.

Komfort und Ausstattung: Fast wie ein Pkw

Auffällig ist der hohe Ausstattungsgrad für ein Nutzfahrzeug dieser Klasse. Zum Serienumfang gehören eine vollverglaste Kabine mit Frontscheibe, Scheibenwischer, Belüftungssystem, UV-beschichtetes Dach und getönte Seitenflächen. Der Innenraum ist auf Ergonomie und Wetterschutz optimiert – ein Punkt, bei dem typische Cargo-Bikes oft zurückstecken müssen.

Das Fahrzeug ist software-definiert: Updates over-the-air (OTA), ein KI-gestütztes Cockpit mit Echtzeitdaten zum Flottenstatus, Ladezustand und voraussichtlicher Reichweite gehören zum digitalen Konzept. Die Vernetzung mit einer Fleet-as-a-Service-Plattform soll es Flottenbetreibern erlauben, Wartung, Einsatzplanung und Routenoptimierung zentral zu steuern.

Produktion und Vermarktung

Gebaut wird das eQuad im Honda Performance Manufacturing Center (PMC) im US-Bundesstaat Ohio, das bislang für hochwertige Kleinserien wie den Acura NSX oder den CR-V mit Wasserstoffantrieb zuständig war. Die Edition-Modelle des eQuad sollen bereits Ende 2025 ausgeliefert werden. Die Serienfertigung ist für Sommer 2026 vorgesehen.

Honda startet den Vertrieb zunächst in Europa und Nordamerika. Erste Pilotprojekte mit Lieferdiensten und Kommunen laufen bereits. Zielgruppen sind Paketdienste, lokale Handwerker, Stadtwerke sowie kommunale Flotten, für die klassische Kleintransporter oft zu groß oder zu wartungsintensiv sind.

Konkurrenz und Marktumfeld

Das eQuad bewegt sich in einem wachsenden, aber heterogenen Markt. Wettbewerber wie ONO mit ihrem ONO Cargo, der Citkar Loadster oder der Goupil G2 bieten ähnliche Nutzlastkonzepte, beschränken sich aber teils auf dreirädrige Plattformen oder benötigen Zulassungen als Kleinkraftfahrzeuge. Auch der Streetscooter Compact oder der Paxster aus Norwegen sind funktionale Alternativen – aber meist breiter, schwerer und nicht radwegtauglich.

Im Vergleich zeigt sich das eQuad deutlich ausgereifter in Sachen Ergonomie, Modularität und Softwareintegration. Besonders die Möglichkeit zum Akkuwechsel dürfte für Betreiber ohne feste Ladeinfrastruktur ein entscheidender Vorteil sein. Auch die Fertigung in einem etablierten Werk spricht für eine gewisse Qualitätssicherung, die bei kleineren Start-ups nicht immer gegeben ist.

Kritische Einschätzung

Das Konzept überzeugt auf den ersten Blick – insbesondere im Hinblick auf die Kombination aus wettergeschütztem Arbeitsplatz, digitalem Flottenmanagement und modularem Aufbau. Unklar bleibt allerdings die Preisgestaltung. Weder Einstiegspreise noch Betriebskosten sind bislang bekannt. Auch die rechtliche Zulassung auf Radwegen dürfte von Stadt zu Stadt unterschiedlich geregelt sein – was den flächendeckenden Einsatz erschweren könnte.

Für Flottenbetreiber bleibt das eQuad also zunächst ein spannendes, aber risikobehaftetes Investment. Im Vergleich zu Cargo-E-Bikes ist es deutlich komfortabler, aber auch komplexer. Im Vergleich zu Kleinsttransportern bietet es eine bessere Flächenbilanz, ist jedoch weniger flexibel bei höheren Reichweiten.

Fazit

Mit dem Fastport eQuad bringt Honda ein ungewöhnlich ambitioniertes Fahrzeug für die urbane Logistik auf den Markt. Es schließt eine Lücke zwischen Lastenrad und Lieferwagen – und könnte sich, bei entsprechendem Preis und regulatorischer Unterstützung, als ernsthafte Alternative für Kurzstreckenlogistik etablieren. Die Chancen stehen gut – doch wie bei allen Mobilitätskonzepten der Zukunft entscheidet letztlich die Umsetzung im Alltag.