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Ferien elektrisch: Smart und TUI bringen E-Mobilität ins Reiseerlebnis

Smart Deutschland-Chef (CEO) Wolfgang Ufer (Rechts) neben TUI-Chef Sebastian Ebel - Bildnachweis: Smart

  

Urlaub aufgeladen: Die neue Allianz von TUI und Smart

Die Elektrifizierung der Mobilität schreitet voran – nun auch im Urlaub. Smart und die TUI Group haben eine strategische Kooperation angekündigt, die die Elektromobilität in touristischen Kontexten stärker verankern soll. Die beiden Unternehmen verfolgen dabei ein gemeinsames Ziel: den Übergang zu nachhaltigerem Reisen für eine zunehmend umweltbewusste Kundschaft. Was auf den ersten Blick wie ein Marketingprojekt anmutet, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Teil größerer Transformationsstrategien – sowohl beim Automobilhersteller als auch beim Touristikriesen. Doch wie tragfähig ist das Vorhaben wirklich?

Elektromobilität trifft auf Erlebnisreise

Ab Sommer 2025 wollen Smart und TUI erste Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit präsentieren. Geplant sind exklusive Sondermodelle des vollelektrischen Smart #1 und Smart #3, die speziell auf die Partnerschaft abgestimmt sind. Eine darauf aufbauende Edition des neuen Smart #5 befindet sich bereits in Vorbereitung. Im Fokus steht dabei nicht nur der Verkauf elektrischer Fahrzeuge, sondern deren erlebbare Integration in touristische Abläufe. Die Fahrzeuge sollen an ausgewählten Urlaubsorten eingesetzt und gezielt mit TUI-Angeboten verknüpft werden – inklusive spezieller Navigationsfunktionen, die etwa TUI-Hotels, Partnerreisebüros und passende Ladepunkte priorisieren.

Smart und TUI starten Partnerschaft für mehr Elektromobilität im Tourismus

Diese Integration beschränkt sich nicht auf symbolische Gesten. Vielmehr plant TUI, die eigene Fahrzeugflotte sukzessive zu elektrifizieren. Bis zum Jahr 2030 sollen nach Unternehmensangaben 80 bis 90 Prozent aller Fahrzeuge vollelektrisch betrieben werden. Zusätzlich will TUI eine Ladeinfrastruktur an bis zu 1000 Hotelstandorten weltweit errichten. Damit verbunden ist auch eine Ausweitung der Dienstwagenregelung für die Belegschaft, bei der künftig verstärkt auf Modelle von Smart gesetzt werden soll.

Sondermodelle als Imageträger

Mit den angekündigten TUI-Editionen des Smart #1 und Smart #3 wollen die Kooperationspartner Elektromobilität greifbar machen. Die Modelle basieren auf den bekannten Serienversionen, sollen jedoch durch besondere Ausstattungspakete ergänzt werden. Neben einem individualisierten Design sollen Käufer unter anderem Reisegutscheine, exklusive Accessoires sowie Zusatzfunktionen im Navigationssystem erhalten. Die Integration von Urlaubsorten und Ladepunkten in die Fahrzeugsoftware ist ein interessantes Detail, das auf eine engere Verzahnung von Mobilität und Reiseerlebnis hindeutet.

Noch fehlen konkrete technische Daten zu den Sondermodellen, doch ein Blick auf die Serienbasis gibt einen Anhaltspunkt für mögliche Ausstattungsniveaus. Der Smart #1 startet in der Basisversion „Pro“ bei etwa 37.500 Euro (Stand Juni 2025). Die reichweitenstärkere Variante „Premium“ liegt bei rund 41.500 Euro. Die sportlich ausgelegte Brabus-Version kostet über 48.000 Euro. Der kompaktere Smart #3 beginnt preislich bei etwa 38.000 Euro und bewegt sich mit besserer Ausstattung im Bereich bis zu 46.000 Euro. Für die kommenden TUI-Editionen dürfte ein Aufpreis zu erwarten sein, der jedoch mit zusätzlichen Leistungen und Ausstattungselementen kompensiert werden soll. Preise und genaue Inhalte sollen im Herbst 2025 bekannt gegeben werden.

Nachhaltige Strategie oder Markenbühne?

Aus Perspektive der TUI Group ist die Kooperation ein weiterer Baustein der eigenen Nachhaltigkeitsagenda. Das Unternehmen verfolgt ehrgeizige Klimaziele, will CO2-Emissionen senken und setzt auf Maßnahmen wie Flottenumstellung und Ladeinfrastruktur. Die Zusammenarbeit mit Smart fügt sich nahtlos in diesen Kontext ein, ist aber auch eine Gelegenheit zur Markenstärkung – insbesondere im Hinblick auf emotionale Bindung und Imagewandel. Elektromobilität wird hier nicht nur als Antriebstechnologie verstanden, sondern als Bestandteil eines modernen, verantwortungsvollen Urlaubsangebots.

Gleichzeitig profitiert auch Smart von der Partnerschaft. Die Marke, die seit dem Neustart unter chinesisch-deutscher Leitung auf Elektroantrieb setzt, erhält Sichtbarkeit in einem neuen, erlebnisorientierten Umfeld. Mit TUI als Partner kann Smart zeigen, dass Elektromobilität nicht nur für den städtischen Alltag gedacht ist, sondern auch auf Reisen tragfähig sein kann – vorausgesetzt, Infrastruktur und Service stimmen. Die Kooperation ermöglicht Smart zudem eine emotionale Aufladung der Marke außerhalb klassischer Autokäuferkreise.

Herausforderungen und offene Fragen

So vielversprechend das Konzept klingt, birgt es auch Herausforderungen. Insbesondere die Skalierung der Ladeinfrastruktur an touristischen Hotspots ist ein komplexes Unterfangen. Unterschiedliche nationale Vorschriften, Netzverfübarkeiten und Standortbedingungen könnten den Ausbau erschweren oder verzögern. Auch bleibt offen, wie die Fahrzeuge konkret in das Urlaubserlebnis eingebettet werden sollen. Werden sie lediglich als Miet- oder Shuttlefahrzeuge angeboten? Oder ist ein tiefergehender Bestandteil der Kundenreise geplant?

Kritisch zu beobachten bleibt zudem, ob die angestrebten Elektrifizierungsquoten realistisch erreichbar sind. Die Umstellung von konventionellen Fahrzeugflotten auf Elektro-Antriebe erfordert nicht nur Anschaffungsinvestitionen, sondern auch Wartungskonzepte, Schulungen und ein durchdachtes Lade- und Nutzungskonzept – insbesondere im globalen Maßstab.

Vision mit Potenzial – aber kein Selbstläufer

Die strategische Allianz von Smart und TUI ist ein spannender Ansatz, Elektromobilität in neue Kontexte zu bringen. Sie verzichtet weitgehend auf symbolische Gesten und geht mit konkreten Maßnahmen und Zeitplänen in die Umsetzung. Das Ziel, Reisen nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig die Sichtbarkeit beider Marken zu erhöhen, ist nachvollziehbar und in Ansätzen vielversprechend.

Ob sich die ehrgeizigen Pläne in der Praxis durchsetzen lassen, wird jedoch maßgeblich davon abhängen, wie konsequent die infrastrukturellen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden. Nur wenn Ladepunkte, Fahrzeuge und Services reibungslos ineinandergreifen, kann das Konzept als Vorbild für eine neue Art touristischer Mobilität gelten.