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Ford Focus ST – der kräftige Bruder des GTI

250 PS Spaßmaschine: Der 5-türige Ford Focus im ausführlichen Fahrbericht - Bildnachweis: MOTORMOBILES

Breitensport liegt weiterhin im Trend

Wenn Ford Breitensport treibt, heißt das Ergebnis ST. Der von uns gefahrene Focus ST mit Leder Exklusiv-Paket ist eine Einstiegsdroge. Die zivile Performancevariante des Focus. Analog der GTI-Varnate des VW Golf. Der ST ist soetwas wie der dynamische, rassige, unangepasste Bruder der ansonsten eher braven und sehr konserativen Kompaktklasse aus Köln. Direkte Wettbewerber des Ford Focus ST sind der VW Golf GTI,  Opel Astra OPC, Seat Leon Cupra oder Skoda Octavia FR.

Optik und Design

Beim Exterieur-Design hat das Team im neu geschaffenen „Ford-Pfermormance“-Programm (bis 2020 sollen 12 neue Ford-Peformance-Modelle erscheinen) in optischer Hinsicht alles richtig gemacht. Seit dem letzten Facelift präsentiert sich der ST mit einem geschärften Frontdesign mit schlankeren Scheinwerfern und einer stärker konturierte Motorhaube und Kühlergrill im Wabenmuster samt ST-Emblem. Im Rückspiegel des Vordermanns verleihen die optischen gelungenen Massnahmen dem Focus eine gehörige Portion Überholprestige. Am Heck dominiert die mittig platzierte Doppelauspuffanlage, die von einigen Diffusor-Elementen unterstrichen wird. Abgerundet wird das Ganze von einem Dachspoiler.

Ford Focus ST im Fahrbericht 01/2017
Def Ford Focus ST in der Lackierung Race-Rot
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Interieur

Auch Innen geht es nicht minder sportlich zu – ohne allzusehr auf Komfort verzichten zu müssen. Im Interieur präsentiert sich der Ford  ST mit straff fixierende Recaro-Sportsitzen, einen ledernen Schaltknauf, drei zusätzliche  Anzeigen, die uns über Temperatur, den Öl- und den Ladedruck informieren sowie ganz wichtig einenn „Sound-Symposer“, der den Motorsound direkt ins Fahrzeuginnere holt. Das Fassungsvermögen von 316 bis 1.262 Liter zeugen von voller Alltagstauglichkeit ohne abstriche. Zum Vergleich in einen Golf VII passen 380 bis 1.270 Liter.

Spaß-Granate mit 250 PS-Turbo Benziner

Stand der Technik sind auch vielen der ST-Rivalen typischerweise per Turbolader zwangsbeatmete Zweiliter-Vierzylinder. Ford hat sich berreits vor geraumer Zeit beim Focus ST vom emotionalen Fünfzylinder verabschiedet. Aller Vierzylinder-Vernunft zum Trotz bleibt noch genug Potenzial für Sound, Kraft und Gänsehaut-Feeling. Keiner seiner Wettbewerber – auch nicht der Golf GTI – vermag einen derart unvergleichliche Soundkulisse zu erzeugen. Der motor liefert ein akustische Meisterwerk: Ein feines Bollern und fauchen hier, ein leichtes Turbosäuseln dort: Dieser prägnante Motorsound ist den Kölnern einfach extrem gut gelungen. Den Null-hundert-Paradesprint erledigt der 250 PS starke Focus ST innerhalb von 6,7 Sekunden. Eine weitere Beschleunigung endet auf Wunsch erst bei der stolzen Spitzengeschwindigkeit von 248 Stundenkilometern.  Der wummernde Zweiliter-Vierzylinder hängt verdammt griffig und gut am Gas. Im Drehzalhlband zwischen 2.000 und 4.500 Umdrehungen pro Minute stemmt der Motor bei Bedarf das volle Drehmoment von 360 Newtonmetern auf die Kurbelwelle. Kräfte die zuweilen auch in der Lenkung zu spüren sind.  Das ist der konstruktiv bedingte Preis einer kostengünstigen Frontantriebslösung.  Das manuelle Sechsgang-Getriebe passt perfekt ins Gesamtbild. Die Schaltwege sind angemessen kurz und die Gänge lassen sich gut und präzise durch die Kulisse schalten. Der 2.0 Ecoboost-Benziner begnügt sich im Ggensatz vielen seiner Wettbewerber mit gewöhnlichem Superbenzin ohne plus. Wem das Turbo-Aggregat mit dem viel zu optimistischen Normwert eines Kraftstoffkonsums von 6,8 Liter auf 100 Kilometer zu viel erscheint, kann sich alternativ für den 185 PS starken ST Diesel entscheiden. Während unserer testfahrten überhöhten wir den Normverbrauch der Herstellerangabe um gut 1,5  Liter.  Gerade bei den Performance-Varianten haben es die Fahrer naturgemäß zu einem erheblichen Teil selbst in der Hand beziehungsweise im Gasfuß, wie klimafreundlich sie unterwegs sind. Übrigens: Ein Golf GTI VII „Performance“ lockt mit nur 230 PS – also 20 PS weniger – aber schleppt auch 80 Kilogramm weniger Gewicht mit sich herum.

Fahreigenschaften

Fahrwerktechnik ist eine Paradedisziplin der Kölner. Das gelegentliche Durchdrehen der Vorderräder aufgund der enormen Power des Antriebs ändert aber nichts an den fahrdynamischen Reserven des Focus ST. Der Kompaktsportler liegt auch bei hohem Tempi und auch auf schlechten Fahrbahnbelag wie das sprichwörtliche Brett. Mit seinem Sportfahrwerk lässt der Focus ST seine Insassen selten im Unklaren über die Fahrbahnbeschaffenheit. Kurze Bodenwellen werden zuweilen sportlich-hart durchgereicht. Zur Präzision  trägt neben dem Fahrwerkssetting die variabel übersetzte Zahnstangenlenkung bei. Die Radführungen im ST bauen vorn wie hinten auf verstärkte Lager, stabilere Buchsen und größere Dämpfer. Außerdem sind die beiden mit Stabilisatoren versteiften Achsen zusätzlich mit Querträgern fixiert und verleihen dem Focus enorme Kurveneigenschaften.

An der Reifenhaftgrenze bleibt der sportliche Kölner relativ neutral. Sein Sportfahrwerk erlaubt der Karosserie nur eine geringe Seitenneigung. Hierzu tragen v.a. auch die weiter optimierten Fahrdynamikprogramme „ETS“ (Enhanced TransitionalStability) und „TVC“ (TorqueVectoringControl) bei. Während unserer Testfahrten begeisterte vor allem die zuletzt genannte elektronische Sperre. Der Fronttriebler spurtet damit souverän und ohne zu zucken um die Kurven.  Schnelle Lastwechsel nimmt der ST – auch dank dem in drei Stufen arbeitendem ESP (Standard, Sport, Off) – gelassen zur Kenntnis.

Über jeden Zweifel erhaben und der Leistung jederzeit angemessen ist das physikalische Potenzial der stattlich ausgelegten Bremsanlage. Die vorderen Scheiben mit 32 Zentimetern wird von den zahlreichen elektronischen Stabilitätshelfern sensibel interpretiert. Im dirketen Vergleich zu einem Golf GTI zeigt sich der Focus ST bei entsprechender Fahrweise deutlich härter, direkter und ungestümer.

Technische Daten Ford Focus ST 2.0 l EcoBoost
Hersteller:Ford
Karosserie:Kompaktklasse 5-Türer
Motor:Reihen-Vierzylinder
mit Turboaufladung
Start/Stopp-SystemJa
Getriebe6-Gang-Schaltgetriebe
AntriebFrontantrieb
Hubraum:1.999 ccm
EmissionsklasseEuro 6
Leistung:250 PS / 184 kW bei 5.500 U/min
Drehmoment:360 Nm bei 2.000 bis 4.500 U/min
Höchstgeschwindigkeit:248km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) in s6,5 Sekunden
Kombinierter Normverbrauch (ECE) 6,8 Liter /100 km
CO2-Ausstoß 159 g/km
EffizienzklasseD
Kraftstoff:Superkraftstoff 98 ROZ
Tankinhalt62 Liter
Leergewicht 1.437 kg
Kofferraum316 bis zu max. 1.262 Litern
Zuladung586 kg
Zul. Gesamtgewicht 2.025 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.362/1.858/1.823/2.648 mm
Testswagen Grundpreis33.000 Euro
zzgl. Technologie-, Winter- und Performance-Paket39.420 Euro

Preise und Ausstattung

Zur Serienausstattung des Ford zählen unter anderem LED-Ambientebeleuchtung, CD-Radio, Sportsitze, Sportfahrwerk, Klimaanlage, 18-Zoll-Felgen und der Straßenkampf-Look mit allerlei GT-Zierteilen bis hin zum Dachspoiler in Wagenfarbe lackiert, Schwellern und Diffusoren. Gegen Aufpreis gibt es die vom normalen Focus bekannten Infotainment- und Assistenzsysteme. Zeitgemäße Nachtsicht mit Xenon-Scheinwerfern erfodern einen happigen Aufpreis. Die gibt es nur im Paket für 2.040 Euro extra. Der optisch dezent überarbeitete ST Benziner steht in der Preisliste ab knapp 29 000 Euro. Das ist viel Geld für ein Kompaktauto. Auf der Habenseit bietet der Focus ST dafür jederzeit alltagstauglichen Rundumkomfort. Sieben Lackierungen sind inkl. des neuen „Slate Grau“ sind im ST-Programm verfügbar: Slate Grau, Indic-Blau Metallic, Sunset-Gelb Metallic, Polar-Silber Metallic, Panther-Schwarz Metallic, Frost-Weiß und Race-Rot.

FAZIT: Viel Power und gut abgestimmtes Fahrwerk ergibt enorm viel Fahrspaß

Der Ford Focus ST ist das Fahrzeug für Autofahrer mit sportlichen Ambitionen aber limitiertem Budget. Dieser Kompaktwagen mit druckvollem Turbo und Sportfahrwerk bietet bezahlbaren Volkssport.  Zusätzlich bietet der Breitensportler aus Köln viele komfortable Annehmlichkeiten. Für den optisch dezent überarbeiteten  ST Benziner inkl. Leder-Exklusiv-Paket verlangen die Kölner knapp 33.000 Euro. Das ist viel Geld für ein Kompaktauto. Andererseits ist der Preis absolut angemessen für ein praktisches Großserienauto, das so viel Fahrspaß bei jederzeit alltagstauglichem Rundumkomfort zu bieten vermag. Für alle Zeitgenossen denen der ST nicht genügen sollte, haben die Kölner eine noch potentere Version inkl. Allradantrieb im Portfolio: Den Focus RS. Mit den durchweg positiven Fahreindrücken, die bereits der ST bei uns hinterließ, freuen wir uns umso auch mal den Focus RS einem Fahrtest zu unterziehen.

Ford Focus ST im Fahrbericht 01/2017
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