Maxus ist seit fünf Jahren in Deutschland aktiv - Bildnachweis: Maxus / Astara
Wie der chinesische Nutzfahrzeughersteller Maxus den deutschen Markt aufmischt
Als Maxus im Herbst 2020 auf dem deutschen Markt antrat, war Skepsis vorprogrammiert. Eine chinesische Nutzfahrzeugmarke, unbekannt, mit Namen, die an Science-Fiction erinnerten, und dem Anspruch, Traditionsherstellern wie Mercedes oder Volkswagen Konkurrenz zu machen – das klang nach einem gewagten Unterfangen. Doch fünf Jahre später läßt sich zweifelfrei feststellen: Maxus ist gekommen, um zu bleiben.

Vom Geheimtipp zum festen Bestandteil
Der Importeur Maxomotive Deutschland, Teil der global agierenden Astara-Gruppe, hat sich früh für einen Doppelansatz entschieden. Neben vollelektrischen Modellen wie dem eDeliver 3 und dem eDeliver 9 bietet Maxus auch klassische Verbrenner an, darunter den Pick-up T60 Max und die Dieselvarianten Deliver 7 und 9. Damit reagiert die Marke realistisch auf die Anforderungen vieler Handwerks- und Logistikbetriebe, die zwar zunehmend CO2-neutral agieren wollen, aber weiterhin auf bewährte Antriebe setzen.
Deshalb ist Maxus heute einer der wenigen Hersteller, die im light-commercial-vehicle-Segment beide Welten gleichwertig bedienen. Alle Modelle erfüllen die europäischen WLTP-Normen. Die Stromverbräuche reichen beim kleineren eDeliver 3 von rund 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer bis zu knapp 31 beim großen eDeliver 9. Bei den Dieseln liegt der kombinierte Verbrauch laut Hersteller zwischen acht und neun Litern. Diese Werte sind im Alltag realistisch, wenngleich sie bei voller Beladung oder Autobahntempo schnell steigen. Dass Maxus seine technische Basis offen kommuniziert, schafft Vertrauen – zumal die Fahrzeuge in unabhängigen Praxistests solide Ergebnisse liefern.

Elektrisch durch die Städte – traditionell über Land
Aber was unterscheidet Maxus von anderen Nischenanbietern? Einerseits die klare Positionierung auf gewerbliche Kunden. Die Lieferwagen sind auf robuste Einsatzbedingungen und hohen Nutzwert ausgelegt, weniger auf Lifestyle. Andererseits setzt der Mutterkonzern Saic bei der Entwicklung konsequent auf Elektrifizierung. Schon im chinesischen Markt gehören E-Vans seit Jahren zum Stadtbild, und auf diesen Erfahrungen baut Maxus in Europa auf. Die Akkutechnik stammt weitgehend aus SAIC-eigener Fertigung. Die Batteriegrößen zwischen 50 und 89 Kilowattstunden sichern Reichweiten von rund 250 bis knapp 350 Kilometern – genug für innerstädtische Logistik und regionale Auslieferungen.
Trotzdem bleibt der Diesel ein wichtiges Standbein. Gerade der neue Deliver 7 mit 8,0 Litern Verbrauch hat in vielen Fuhrparks noch klare Vorteile, wenn es um Dauerfahrten und Anhängerbetrieb geht. Das ist kein Widerspruch, sondern eine bewusste Übergangsstrategie: Elektrisch dort, wo es wirtschaftlich und praktisch Sinn ergibt – konventionell überall sonst.

Marktanteile im Detail
In einem insgesamt rückläufigen Nutzfahrzeugmarkt konnte Maxus 2025 rund 2.200 Neuzulassungen registrieren. Das entspricht einem stabilen Marktanteil von 1,1 Prozent, in seinem Elektrosegment sogar über fünf Prozent. Branchenkenner bewerten diese Zahlen als beachtlich, zumal die Kundengruppe naturgemäß konservativer reagiert als der Pkw-Markt. Von Deutschland aus werden auch Belgien und Luxemburg versorgt – zentraleuropäische Drehscheiben, die das Händlernetz stärken.
Das Vertriebsnetz wächst kontinuierlich. Rund 60 Vertragspartner sind inzwischen an über 120 Standorten aktiv. Das ist notwendig, denn Käufer von Nutzfahrzeugen erwarten Verfügbarkeit, Servicekompetenz und Wartungsnähe. Laut Branchenstatistiken liegen die Kundenzufriedenheitswerte stabil im oberen Mittelfeld – ein Erfolg, der zeigt, dass chinesische Hersteller auch im Servicegeschäft an Professionalität gewonnen haben.
Der Mutterkonzern hinter der Marke
Die Saic Motor Corporation gilt in China als Automobilriese mit rund sieben Millionen produzierten Fahrzeugen jährlich und fast 100.000 Mitarbeitern weltweit. In Europa ist der Konzern über Marken wie MG Motor und Maxus präsent. Seit der Übernahme der britischen Traditionsmarke LDV 2010 wurde massiv in Forschung, Design und Sicherheitsentwicklung investiert – nach Unternehmensangaben mehr als zwei Milliarden Euro. Nicht jede dieser Investitionen hat direkt zur Modellvielfalt beigetragen, aber sie hat den Weg dafür bereitet, dass Maxus heute als erste chinesische Marke eine komplette Palette elektrischer Nutzfahrzeuge anbietet.
Herausforderung Imagewandel
Aber noch immer haftet Maxus das Etikett des Exoten an. Während MG als Pkw-Marke in Deutschland bereits wahrgenommen wird, bleibt Maxus hierzulande vor allem Insidern bekannt. Am Produkt liegt das kaum: Verarbeitung, Anmutung und Fahrleistungen bewegen sich längst auf europäischem Niveau. Es ist vielmehr die Zurückhaltung im Markenauftritt – wenig Fernsehwerbung, kaum emotionale Kampagnen -, die die Sichtbarkeit limitiert. Die Verantwortlichen setzen auf Messen, Händlertagungen und Mund-zu-Mund-Empfehlung. In einer Branche, in der Vertrauen und persönliche Kontakte mehr wiegen als glamouröse Inszenierung, kann das eine Strategie mit langem Atem sein.
Blick nach vorn
Die kommenden Jahre dürften für Maxus entscheidend sein. Der Preisdruck im Transportermarkt steigt, zugleich forzieren deutsche Hersteller ihre E-Offensiven. Doch Maxus hat sich den Ruf erarbeitet, pragmatische Lösungen zu bieten. Seine Fahrzeuge sind preislich attraktiv positioniert: Ein eDeliver 3 startet bei rund 36.000 Euro netto, der eDeliver 9 liegt – je nach Batteriegröße und Ausstattung – bei etwa 58.000 bis 70.000 Euro. Der neue eDeliver 7 ergänzt die Lücke dazwischen. Pick-up-Fans zahlen für den T60 Max mit Diesel etwa 43.000 Euro. Damit unterbietet Maxus etablierte Wettbewerber teilweise deutlich,ohne beim technischen Standard Abstriche zu machen.
Deshalb könnte die Marke im Zuge der verstärkten Elektrifizierung des Wirtschaftsverkehrs künftig stärker ins Blickfeld geraten. Gerade im Segment kleiner und mittlerer Handwerksbetriebe dürfte die Kombination aus Preisvorteil, einfacher Bedienung und direktem Service vor Ort überzeugen.
Fazit
Fünf Jahre nach dem Marktstart ist Maxus in Deutschland kein Geheimtipp mehr, aber auch noch nicht Mainstream. Die Marke hat es verstanden, sich mit einer klaren, ehrlichen Produktstrategie zu positionieren – ohne große Versprechen, aber mit greifbaren Ergebnissen. Ob sie langfristig gegen die Branchengrößen bestehen kann, wird weniger eine Frage der Technik als des Vertrauens sein. Doch wer die Entwicklung der letzten Jahre verfolgt, erkennt: Der vermeintliche Außenseiter hat längst ein solides Fundament gelegt.

Ähnliche Berichte
Der Amarok Dark Label: Eleganter Begleiter mit Allrad-Attitüde
Kleine Abmessungen, große Ansprüche – Ram bringt mit dem Rampage frischen Wind ins Pick-up-Segment
Zwei Bekannte, die neu überraschen: Seat Ibiza und Arona starten ins Modelljahr 2026