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Gebrauchtwagenmarkt im September 2025: Warum die Nachfrage plötzlich so stark anzieht

Bildnachweis: Jaguar Land Rover / JLR

AutoScout24: Nachfrage treibt vor allem die Antriebsfrage 

Es wirkt fast wie ein Widerspruch: Während die Konjunktur in Deutschland schwächelt und viele Haushalte ihre Ausgaben notgedrungen zusammenstreichen, zieht der Gebrauchtwagenmarkt im September spürbar an. Händler berichten von rund 15 Prozent mehr Kaufanfragen gegenüber dem August – ein deutlicher Sprung in einem Segment, das zuletzt eher durch Zurückhaltung geprägt war. Für viele Marktbeobachter kommt dieser Umschwung überraschend, zumal die Angebotspreise praktisch unverändert geblieben sind. Der durchschnittliche Gebrauchte kostete im September weiterhin um die 27.500 Euro.  

Bildnachweis: AutoScout24

Diesel, Elektro, Kleinwagen: Käufer drängen wieder auf den Gebrauchtmarkt

Besonders bemerkenswert ist, dass die Nachfrage nicht gleichmäßig verteilt ist. Diesel, über Jahre hinweg zum Problemfall abgestempelt, erleben eine Renaissance. Sie legten um fast 17 Prozent zu, was sich vor allem bei Langstreckenpendlern bemerkbar macht, die die günstigeren Verbrauchswerte auch gegen politische Bedenken abwägen. Gleichzeitig punkten gebrauchte Elektroautos, deren Anfragen um 16 Prozent zulegten. Interessant ist hier, dass die Preise trotz der Nachfrage sogar leicht gesunken sind. Mit durchschnittlich knapp 34.650 Euro sind gebrauchte Stromer im September 0,2 Prozent günstiger geworden.Offenbar wirkt das große Angebot an Rückläufern aus dem Leasinggeschäft stärker als die wachsende Kaufbereitschaft.

Bildnachweis: AutoScout2406

Benziner bleiben dagegen nahezu preislich stabil, bei durchschnittlich rund 25.000 Euro. Die Nachfrage steigt dennoch leicht an. Hybridmodelle zeigen ein etwas anderes Bild: Während sie 13 Prozent mehr Interessenten finden, kletterte der Durchschnittspreis um 0,4 Prozent auf mehr als 38.000 Euro. Im Nischenbereich stachen LPG-Fahrzeuge hervor, die sich um mehr als 1,5 Prozent verteuerten, durchschnittlich auf gut 19.000 Euro. Erdgasmodelle (CNG) stabilisierten sich leicht über dem Niveau von 10.800 Euro.

Kleinwagen weiter im Fokus

Ein Blick auf die Fahrzeugklassen zeigt, warum sich viele Interessenten gerade jetzt für den Kauf entscheiden. Kleinwagen waren im September die gefragtesten Modelle mit einem Plus von 25 Prozent bei den Anfragen. In Zeiten hoher Unterhaltskosten und unsicherer wirtschaftlicher Aussichten setzen viele Käufer auf bezahlbare Anschaffungspreise und günstigen Verbrauch. Auch Fahrzeuge der Kompaktklasse haben zugelegt, hier um rund 19 Prozent, während die obere Mittelklasse immerhin ein Plus von 16 Prozent erreichte.

In Preisfragen zeichnet sich hingegen eine differenzierte Entwicklung ab. Sportwagen verteuerten sich im September um knapp 0,8 Prozent und durchbrachen erneut die Marke von 70.000 Euro.  Dagegen gaben Oberklasse-Modelle und Mittelklassefahrzeuge leicht nach. Wer hier auf Autos zwischen 26.000 und 58.000 Euro schielt, könnte aktuell attraktive Preisvorteile nutzen. Youngtimer schrumpften im Schnitt um 0,6 Prozent auf knapp 7.800 Euro, während bestimmte Alterssegmente von drei bis fünf Jahren oder zehn bis zwanzig Jahren leicht teurer wurden.

Warum gerade jetzt?

Die entscheidende Frage lautet: Weshalb zieht die Nachfrage ausgerechnet im September so deutlich an? Ein Grund könnte der typische Herbstschub sein. Viele Familien und Berufspendler kaufen traditionell nach der Ferienzeit, wenn klare Budgetentscheidungen für das kommende Jahr anstehen. Zudem wirken die Neuwagenpreise, die noch immer auf Rekordniveau liegen, abschreckend. Die jüngsten Modelle rollen inzwischen selten unterhalb von 35.000 Euro vom Händlerhof, sodass der Blick ganz automatisch auf jüngere Gebrauchte fällt.

Dazu kommt die große Zahl an Rückläufern aus ausgelaufenen Leasingverträgen. Zwar stabilisieren diese das Preisniveau, führen aber gleichzeitig zu einem breiteren Angebot, das die Auswahl für Käufer attraktiver macht. Gerade Elektrofahrzeuge finden so zunehmend im Gebrauchtmarkt neue Besitzer, auch wenn sie preislich noch immer über dem Schnitt klassischer Benziner liegen.

Blick nach vorn

Ob sich dieser Septembertrend in den kommenden Monaten fortsetzt, bleibt offen. Energiepreise und Inflation drücken weiterhin auf die Konsumlaune, gleichzeitig verunsichern unklare Förderbedingungen für Elektromobilität viele Käufer. Andererseits zeigt der September, dass Kaufentscheidungen trotz aller Unsicherheiten getroffen werden – vor allem, wenn attraktive Angebote sichtbar sind. Händler dürften deshalb weiterhin gezwungen sein, mit stabilen Preisen und Auswahl zu punkten, um die nun geweckten Erwartungen nicht gleich wieder zu enttäuschen.

Am Ende entsteht ein Bild, das Hoffnung macht, aber auch Fragen offen lässt: Sind die steigenden Anfragen ein nachhaltiges Signal für eine Marktbelebung oder handelt es sich lediglich um ein kurzes Aufflackern vor dem Winter? Gerade weil die Preise weitgehend stabil bleiben, könnten die kommenden Monate für Käufer wie Verkäufer entscheidend sein.