
Auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt beliebt: VW ID3 - Bildnachweis: Laura Fleischhacker / MOTORMOBILES
Gebrauchtwagenpreise im Mai 2025: Stabilität mit feinen Verschiebungen
Die Entwicklung der Gebrauchtwagenpreise in Deutschland bleibt auch im Mai 2025 ein Spiegelbild eines Marktes im Übergang. Zwar zeigt sich der durchschnittliche Preis nur leicht verändert, doch in der Tiefe offenbaren sich interessante Bewegungen – besonders bei alternativen Antrieben und Oberklassemodellen.
Leichter Rückgang bei stabiler Gesamtlage
Die Preise auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt haben sich im Mai minimal nach unten bewegt. Mit einem durchschnittlichen Angebotspreis von 27.857 Euro liegt der Wert um 0,3 Prozent unter dem Vormonat. Diese Veränderung erscheint auf den ersten Blick marginal, lässt jedoch in Kombination mit der differenzierten Entwicklung in den einzelnen Segmenten Rückschlüsse auf Verschiebungen im Käuferverhalten zu.
Im Jahresvergleich zeigt sich zudem ein moderater Anstieg um rund 200 Euro, was einem Plus von 0,7 Prozent entspricht. Der Markt bleibt damit tendenziell stabil, jedoch auf hohem Niveau. Die Talsohle der Preisentwicklung nach den Hochzeiten der Pandemie scheint dauerhaft durchschritten zu sein. Für private Käufer bedeutet das: echte Schnäppchen werden weiterhin seltener.
Kunden zahlen heute durchschnittlich rund 200 Euro (0,7 Prozent) mehr für ein entsprechendes Fahrzeug als im Mai 2024. Das geht aus dem AutoScout24 Gebrauchtwagen-Preis-Index (AGPI) hervor, den AutoScout24 monatlich auf der Basis aktueller Angebotspreise erstellt. Die Analyse zeigt, dass die Nachfrage nach E-Autos im Mai um rund 10 Prozent gegenüber dem Vormonat ansteigt – und das gegen den Trend einer allgemein leicht rückläufigen Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt.
Elektroautos: Nachfrage deutlich gestiegen
Besonders ins Auge fällt im Mai die Entwicklung bei gebrauchten Elektrofahrzeugen. Während die allgemeine Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt leicht um 1,5 Prozent zurückging – beeinflusst unter anderem durch Feiertage und saisonale Effekte – legten die Kaufinteressen für Stromer um satte zehn Prozent zu. Dies ist insofern bemerkenswert, als der Anteil von Elektroautos am Gesamtbestand der Gebrauchtfahrzeuge nach wie vor relativ niedrig ist.
Die Preisentwicklung bei den elektrifizierten Modellen bleibt dabei vergleichsweise stabil. Mit einem durchschnittlichen Angebotspreis von 34.933 Euro verbilligten sich gebrauchte E-Autos lediglich um 0,2 Prozent gegenüber dem April. Händler haben offenbar begonnen, auf die zunehmende Nachfrage zu reagieren: Die Anzahl der E-Auto-Angebote stieg im Mai um 2 Prozent. Dennoch bleibt der Markt in diesem Bereich einseitig – das Käuferinteresse wächst schneller als das Angebot.
Besonders hohe Aufmerksamkeit erzielen nach wie vor Modelle von Tesla, insbesondere das Model 3, das laut Plattformdaten ein Vielfaches an Anfragen im Vergleich zum Durchschnitt erhält. Dies lässt sich einerseits auf die starke Markenwahrnehmung, andererseits auf das relativ junge Alter vieler Gebraucht-Teslas zurückführen. Auch aus Gewährleistungs- und Ausstattungsperspektive gelten diese Fahrzeuge für viele Käufer als risikoärmer als vergleichbare Modelle anderer Marken.
Kontraste bei Antriebsarten: Hybride steigen, Benziner geben nach
Bei der Betrachtung der Preisentwicklung nach Antriebsarten zeigt sich ein gemischtes Bild. Am deutlichsten ist der Preisrückgang bei Benzinern. Sie verbilligten sich im Mai um 0,6 Prozent auf durchschnittlich 25.467 Euro. Bei Dieselfahrzeugen fällt das Minus mit 0,1 Prozent auf 28.229 Euro deutlich geringer aus. Insgesamt bewegen sich die Preise dieser beiden klassischen Antriebe auf einem relativ konstanten Niveau, was für ein anhaltendes Angebot-Nachfrage-Gleichgewicht spricht.
Hybride hingegen legten trotz ihres ohnehin hohen Preisniveaus weiter zu. Der durchschnittliche Angebotspreis stieg im Mai leicht um 0,2 Prozent auf 38.169 Euro. Hier scheint vor allem das wachsende Interesse an Plug-in-Hybriden – trotz sinkender Neuzulassungen – den Gebrauchtwagenmarkt zu beeinflussen. Käufer versprechen sich offenbar den besten Kompromiss zwischen Alltagstauglichkeit und elektrischer Reichweite, auch wenn staatliche Förderungen inzwischen weitgehend ausgelaufen sind.
Markant sind die Entwicklungen bei gasbetriebenen Fahrzeugen: LPG-Fahrzeuge verloren im Monatsvergleich 6,1 Prozent ihres durchschnittlichen Angebotspreises und landen bei 19.025 Euro. Noch stärker war der Preisrückgang bei CNG-Fahrzeugen mit 2,1 Prozent auf 11.518 Euro. Die rückläufige Nachfrage sowie das abnehmende Tankstellennetz dürften diese Antriebsformen auf absehbare Zeit weiter in die Nische drängen.
Segmentverschiebungen: Oberklasse verliert an Wert
Auch bei den verschiedenen Fahrzeugklassen lassen sich Veränderungen beobachten, die auf eine veränderte Nachfrage hindeuten. Besonders auffällig ist der Preisverfall bei Oberklassemodellen. Hier sanken die durchschnittlichen Angebotspreise um 2,2 Prozent auf 60.160 Euro. Angesichts hoher Unterhaltskosten, steuerlicher Nachteile und eines wachsenden Umweltbewusstseins scheint der Rückzug aus diesem Segment vor allem von Privatkunden auszugehen.
Gegenteilig verhält sich der Markt bei der oberen Mittelklasse. Hier stiegen die Preise im Mai um 0,6 Prozent auf 31.844 Euro. Modelle wie Audi A6, BMW 5er oder Mercedes E-Klasse profitieren offenbar von ihrer Position als Bindeglied zwischen Komfort und Kostenbewusstsein.
In Bezug auf das Fahrzeugalter sind ebenfalls differenzierte Tendenzen zu erkennen. Während Jahreswagen um 0,5 Prozent auf durchschnittlich 43.006 Euro zulegten, verzeichneten Fahrzeuge im Alterssegment von fünf bis zehn Jahren ein Preisminus in gleicher Höhe und lagen bei 22.574 Euro. Überraschend ist auch der Preisanstieg bei zehn bis zwanzig Jahre alten Fahrzeugen, deren Durchschnittspreis auf 10.678 Euro stieg. Hier dürfte neben Liebhaberfahrzeugen auch der gestiegene Wert erhaltener Altfahrzeuge bei stabiler Nachfrage eine Rolle spielen.
Marktverhalten bleibt saisonal beeinflusst
Die saisonalen Effekte, etwa durch Feiertage im Mai, wirken sich wie erwartet auf das Kundenverhalten aus. Die Gesamtnachfrage nach Gebrauchtwagen sank im Mai gegenüber April leicht um 1,5 Prozent, wobei insbesondere Dieselmodelle (–2 Prozent) und Benziner (–1,7 Prozent) Einbußen hinnehmen mussten. Einzig Elektrofahrzeuge (+9,8 Prozent) und in geringem Maß Hybride (+0,6 Prozent) erfreuten sich zunehmenden Interesses.
Parallel dazu blieb das Gesamtangebot am Markt nahezu konstant (+0,2 Prozent). Während Stromer um 2 Prozent zulegten, wurden Hybride seltener angeboten (–1,1 Prozent). Dies könnte auf eine stärkere Bindung der Händler an Bestände zurückzuführen sein, möglicherweise auch wegen fehlender Nachlieferungen aus dem Neuwagenmarkt.
Fazit: Der Markt ordnet sich weiter
Die Zahlen des AGPI für Mai 2025 zeigen ein Marktbild, das auf den ersten Blick von Stabilität geprägt ist, im Detail jedoch auf strukturelle Veränderungen hinweist. Der wachsende Einfluss alternativer Antriebe, insbesondere von Elektroautos, verändert die Dynamik im Gebrauchtwagengeschäft zunehmend. Gleichzeitig geraten klassische Oberklassemodelle unter Druck, während günstigere Fahrzeuge mit niedrigem Verbrauch und niedrigen laufenden Kosten gefragt bleiben.
Für potenzielle Käufer bedeutet das: Wer flexibel bei der Antriebswahl ist und bereit, ältere Fahrzeuge mit guter Substanz in Betracht zu ziehen, findet auch im aktuell hohen Preisniveau attraktive Gelegenheiten. Händler hingegen müssen sich auf eine zunehmend fragmentierte Nachfrage einstellen – und ihre Angebotsstrategie entsprechend anpassen.
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