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Grip und Reichweite: Polestar setzt bei 21-Zoll-Bereifung des Polestar 3 auf Continentals SportContact 7

Polestar 3 Long Range Dual Motor mit 110 kWh-Batterie und 360 kW Leistung - Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Der Hannoveraner Reifenhersteller liefert Hochleistungsreifen zur Erstausrüstung

Ein Auto, das nach Effizienz strebt, braucht Reifen, die diesem Anspruch gerecht werden. Mit dem Polestar 3 bringt die Elektromarke ihr erstes vollelektrischen SUV auf den Markt – ein Fahrzeug mit ambitioniertem Technikanspruch und sportlicher Positionierung. Reifenhersteller Continental meldet nun die Freigabe seiner SportContact-7-Baureihe als Erstausrüstung für das neue Elektromodell. Die Meldung kommt nüchtern daher, doch ein genauerer Blick auf die technischen Details und Zusammenhänge lohnt sich – gerade mit Blick auf Energieeffizienz, Sicherheit und die Besonderheiten der Reifentechnologie für schwere Elektrofahrzeuge.

Serienbereifung: 21-Zoll-Formate für ein zwei Tonnen schweres SUV

Für den Polestar 3 hat Continental zwei spezifische Größen des SportContact 7 freigegeben: vorn 265/45 R21 108W XL mit ContiSilent-Technologie und hinten 295/40 R21 111W XL. Damit ist bereits klar, dass das SUV serienmässig auf großformatigen Rädern läuft, die auf eine betont sportliche Straßenlage ausgelegt sind. Die „XL“-Kennzeichnung steht dabei für eine erhöhte Tragfähigkeit – eine technische Notwendigkeit angesichts des Leergewichts von rund 2,6 Tonnen, das der Polestar 3 in der Long-Range-Dual-Motor-Variante auf die Waage bringt.

Der SportContact 7 überzeugt durch schnelles Handling, kurze Bremswege bei Nässe und hohes Gripniveau bei Kurvenfahrten. Das Fachmagazin sport auto bezeichnete ihn im jüngsten UUHP-Sommerreifentest „überragend“ – Bildnachweis: Continental

Die ContiSilent-Technologie im vorderen Reifensatz dient der Geräuschreduktion im Innenraum. Gerade bei E-Autos ist dieser Aspekt relevant, da fehlende Motorgeräusche das akustische Profil im Fahrzeug deutlich verändern und Reifengeräusche stärker wahrgenommen werden. Die geräuschdämmende Schaumeinlage im Reifeninneren soll das Abrollgeräusch spürbar verringern, bleibt jedoch ohne Einfluss auf die sicherheitsrelevanten Eigenschaften.

SportContact 7: Technisch überzeugend – aber kein Alleskönner

Der SportContact 7 wurde von Continental als Hochleistungsreifen für sportlich bewegte Fahrzeuge konzipiert. Laut Hersteller punktet er mit kürzeren Bremswegen gegenüber dem Vorgängermodell, präzisem Handling und gesteigerter Laufleistung. Auch unabhängige Tests, etwa durch das Fachmagazin „sport auto“, bestätigen diese Stärken – zumindest in bestimmten Formaten und bei trockener wie nasser Fahrbahn.

Doch wie valide sind diese Aussagen bei der Übertragung auf den Polestar 3? Der Test der Zeitschrift bezog sich auf 19/20-Zoll-Mischbereifungen im UUHP-Segment – das entspricht nicht exakt der 21-Zoll-Spezifikation, wie sie beim Polestar 3 zum Einsatz kommt. Die Performance-Eigenschaften lassen sich also nur eingeschränkt übertragen. Zudem bleiben im Alltag viele Parameter – etwa Fahrstil, Beladung oder Witterungseinflüsse – von größeren Reifendimensionen stärker betroffen.

In einem Punkt allerdings zeigt sich der Reifen deutlich verbessert: Die angegebene Reduktion des Bremswegs um bis zu acht Prozent auf nasser Fahrbahn im Vergleich zum Vorgänger ist technisch nachvollziehbar, sofern das Fahrzeug im Alltag auf optimalen Reifendruck und korrektes Temperaturmanagement achtet. Die höhere Laufleistung von 17 Prozent lässt sich ebenfalls auf eine neue Gummimischung und die optimierte Konstruktion der Reifenschulter zurückführen. Diese Fortschritte wirken sich besonders bei schweren Fahrzeugen positiv aus, wo ein homogener Abrieb bei Kurvenfahrt eine größere Rolle spielt.

Warum die Reifenwahl für E-Fahrzeuge entscheidend ist

Reifen sind für Elektroautos nicht nur ein sicherheitsrelevantes Bauteil, sondern auch ein Effizienzfaktor. Rollwiderstand, Gewicht und Reifenkonstruktion wirken sich unmittelbar auf Reichweite und Fahrkomfort aus. Hersteller setzen daher auf speziell entwickelte Profile oder bereits etablierte Modelle mit optimierten Eigenschaften. Der SportContact 7  zählt technisch zu den sogenannten UUHP-Reifen – das Kürzel steht für „Ultra Ultra High Performance“ -, die im oberen Leistungssegment angesiedelt sind.

Für ein Fahrzeug wie den Polestar 3 mit bis zu 380 kW Systemleistung und einem Drehmoment von 910 Nm in der Performance-Variante ergibt sich daraus ein gewisses Spannungsfeld. Einerseits bedarf es eines Reifens mit hohem Gripniveau und stabiler Flankensteifigkeit, um die Leistung sicher auf die Straße zu bringen. Andererseits soll der Rollwiderstand niedrig bleiben, um die WLTP-Reichweite von bis zu 650 Kilometern nicht zu gefährden. Dass Continental hier mit einer auf ausgewogene Performance ausgelegten Mischung antritt, erscheint nachvollziehbar. Der SportContact 7 bildet einen technisch fundierten Kompromiss zwischen sportlichem Anspruch und Effizienzanforderung – allerdings zu Lasten der Ganzjahrestauglichkeit. Für kalte oder verschneite Bedingungen wird ein Wechsel auf geeignete Winterreifen unabdingbar.

Preis und Ausstattung: Wo der Polestar 3 steht

Der Polestar 3 ist in mehreren Varianten erhältlich, wobei sich die Erstausrüstungsbereifung durchgängig auf die 21-Zoll-Größe bezieht. Zum Marktstart in Deutschland kostet die Version Long Range Dual Motor ab 88.600 Euro. Die Performance-Version mit Leistungssteigerung durch ein Softwarepaket liegt aktuell bei 94.900 Euro. Beide Varianten verfügen serienmäßig über eine Luftfederung, ein aktives Fahrwerk und ein umfangreiches Assistenzpaket. Die Kombination aus Fahrdynamik und Komfort bildet das technische Fundament, auf dem auch die Wahl der Erstausrüstungsreifen fußt.

Continental liefert ein solides Gesamtpaket – mit gewissen Grenzen

Der SportContact 7 ist für den Polestar 3 keine zufällige Wahl, sondern Ergebnis technischer Anforderungen an Grip, Laufleistung, Geräuschentwicklung und Energieeffizienz. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der Reifen nicht in allen Dimensionen gleich performt. Die hervorragenden Testergebnisse beziehen sich größtenteils auf kleinere Formate und sportliche Limousinen – bei einem zwei Tonnen schweren Elektro-SUV mit 21-Zoll-Rädern kann die tatsächliche Performance davon abweichen.

Dennoch erfüllt der SportContact 7 die Anforderungen moderner Elektrofahrzeuge mit hohem Leistungsgewicht und liefert eine ausgewogene Basis für Alltag und Langstrecke. Wer das volle Potenzial seines Polestar 3 ausnutzen will, sollte allerdings regelmäßig Reifendruck und Profil prüfen – und sich über alternative Winter- oder Allwetterlösungen Gedanken machen. So bleibt der Spagat zwischen sportlichem Anspruch und Effizienz nicht nur ein Versprechen auf dem Papier.