
Leinwandmagie und Motorsportlegenden: Honda auf dem Goodwood Festival of Speed 2025 - Bildnachweis: Honda
Von Super EV bis Williams FW11 – Honda schafft ein Spektakel der Technik und Emotion in Goodwood
Beim diesjährigen Goodwood Festival of Speed hat Honda seine Rückkehr mit einem spektakulären Auftritt zelebriert, der sich zugleich als cineastisches Erlebnis und technologische Standortbestimmung der Marke versteht. Vom vollelektrischen Super-EV-Konzept über die Europa-Premiere des Honda 0 SUV bis hin zur dynamischen Wiedergeburt des legendären Prelude ist das Spektrum vielfältig. Motorsportgeschichte, hybride Serientechnik und digital inszenierte Erlebnisse treffen auf eine Neuordnung der Mobilitätsstrategie, die sich zwischen Vision und Realität bewegt.
Seriennahe Neuentwicklung – Prelude e:HEV und Civic Type R
Im Zentrum des Auftritts steht ein Messestand, der in Aufbau und Gestaltung an ein Filmset erinnert. Besucher können dort nicht nur Fahrzeuge betrachten, sondern selbst aktiv Teil einer Inszenierung werden. Sie drehen ihren eigenen Trailer mit Hilfe einer Extended-Reality-Bühne, posieren auf Filmplakaten, nehmen virtuell auf einer Gold Wing Platz oder hängen sich sinnbildlich an die Tragfläche eines HondaJets. Das Konzept soll Emotionen wecken und die Marke erlebbar machen. Es ist ein Erlebnisansatz, der weniger auf klassische Produktinformation und mehr auf digitale Interaktion setzt. Diese Strategie ist mutig, doch bleibt fraglich, wie nachhaltig eine solche Markenbindung ohne konkrete technische Botschaften wirkt.

Honda nutzt die Bühne in Goodwood auch zur Präsentation neuer elektrifizierter Modelle. Der Honda 0 SUV, ein seriennahe Studie für ein kommendes vollelektrisches SUV, feierte seine Europapremiere. Das Modell basiert auf einer komplett neuen Plattform, die mittelfristig den Grundstein für die E-Offensive der Marke in Europa legen soll. Honda kündigt Reichweiten von rund 480 Kilometern an, die durch effiziente Aerodynamik und eine optimierte Zellchemie erreicht werden sollen. Genaue Leistungsdaten nennt der Hersteller bislang nicht. Auch Preise oder Marktstarttermine fehlen. Dennoch ist klar: Der 0 SUV soll ein Gegenmodell zu etablierten Wettbewerbern wie Tesla Model Y, Hyundai Ioniq 5 oder Skoda Elroq werden – mit klarer Fokussierung auf Alltagstauglichkeit und Qualität.
Deutlich konkreter, wenn auch weiterhin konzeptionell, ist das ebenfalls in Goodwood gezeigte Super EV Concept. Das kompakte Stadtauto im A-Segment greift mit seiner futuristischen Silhouette und auffälligem Violett eine jüngere Zielgruppe auf, die emotionales Design mit urbaner Praktikabilität verbinden möchte. Der Entwurf wurde in Großbritannien bereits getestet und ist Teil eines umfassenderen Entwicklungsprogramms. Während Honda betont, das Fahrzeug sei auf Fahrspaß und intuitive Bedienung ausgelegt, bleibt die technische Substanz noch hinter der Bühne verborgen. Zu Reichweite, Ladeleistung oder Motorisierung gibt es keine Details. Vor dem Hintergrund des mäßigen Markterfolgs des Honda e, der aufgrund seines hohen Einstiegspreises und geringer Reichweite nur eine Randnotiz im E-Segment blieb, wird es entscheidend sein, ob Honda aus diesen Erfahrungen lernt. In Anbetracht der immer stärker besetzten Kleinstwagenklasse – etwa durch Modelle wie den Renault Twingo Legend oder den neuen Hyundai Inster – wird auch der Preis ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein. Branchenkenner erwarten, dass der Super EV für unter 30.000 Euro angeboten werden muss, um überhaupt eine realistische Marktchance zu besitzen.
Parallel zur E-Mobilität setzt Honda weiterhin auf seine bewährte Hybridtechnik. Besonders sichtbar wird das beim neuen Prelude e:HEV, der als seriennahe Studie vorgestellt und erstmals dynamisch am Festivalhügel demonstriert wurde. Der sportliche Zweitürer basiert auf dem Hybridantrieb des Civic, kombiniert jedoch ein sportlich-agiles Fahrverhalten mit klassischer Coupé-Silhouette. Die Kombination aus 2,0-Liter-Benziner und E-Motor dürfte bei rund 200 PS Systemleistung liegen, exakte Leistungsangaben fehlen bislang. Der Prelude richtet sich an jene Kundschaft, die auf Elektromobilität verzichten möchte, aber dennoch Wert auf niedrige Verbrauchswerte und moderne Technik legt. Die Positionierung als Hybrid-Coupé dürfte ihn zu einer Art Solitär machen, denn die meisten Wettbewerber im sportlichen Kompaktsegment setzen entweder auf reine Elektromodelle oder deutlich teurere Plug-in-Lösungen.
Noch emotionaler fällt das Comeback des Civic Type R Ultimate Edition aus, der ebenfalls am Hillclimb sein Debüt gab. Die auf 40 Exemplare limitierte Sonderserie markiert das Ende der aktuellen FL5-Generation in Europa. Mit weißer Lackierung, roten Akzenten und Sichtcarbon-Elementen bleibt er optisch dem klassischen Type-R-Stil treu. Technisch basiert die Ultimate Edition auf dem bekannten 2,0-Liter-Turbobenziner mit 329 PS. Der Preis liegt bei rund 55.000 Euro. Während Sammler und Fans die Limitierung feiern dürften, stellt sich die Frage, ob Fahrzeuge dieser Art unter zunehmend strengeren CO₂-Regulierungen noch eine Zukunft im europäischen Markt haben. Der Civic Type R als analoger Hot Hatch scheint zum Auslaufmodell einer Ära zu werden.
Neben den neuen Modellen nutzt Honda das Festival auch, um an sein Motorsport-Erbe zu erinnern. Besonders spektakulär geriet der Auftritt des Williams FW11 aus der Formel-1-Saison 1986, der von Nigel Mansell den Festivalhügel hinaufgejagt wurde. Der Bolide, angetrieben von einem 1,5-Liter-Turbomotor mit rund 1.050 PS, markierte Hondas erste Konstrukteursweltmeisterschaft und symbolisiert einen technischen Höhepunkt der Turboära. Ergänzt wird die historische Präsenz durch den Auftritt von Ricky Brabec mit seiner Dakar-Maschine CRF450 RALLY sowie von John McGuinness auf seiner Fireblade SP. Letzterer fährt damit auch eine Hommage an die Isle of Man TT, bei der er über 100 Rennen bestritten hat. Der Auftritt verdeutlicht einmal mehr, wie tief Motorsport in Hondas Markenkern verwurzelt ist. Er fungiert bis heute als technisches Versuchslabor für Serienanwendungen.
Ein weiteres Jubiläum feiert die Honda Gold Wing, die in diesem Jahr 50 Jahre alt wird. Auf dem Festival konnte man das Modell nicht nur betrachten, sondern auch digital durch amerikanische Wüstenlandschaften steuern. Ergänzt wurde das Erlebnis durch einen ungewöhnlichen Star: den Rasenmähroboter Miimo, der als spaßige Einlage ebenfalls Teil der Inszenierung war.
Honda zeigt sich auf dem Goodwood Festival 2025 von seiner abwechslungsreichsten Seite. Die elegante Verbindung aus Unterhaltung, historischen Rennikonen und Zukunftsvisionen erzeugt Aufmerksamkeit – ohne jedoch alle Fragen zu klären. Besonders bei technischen Daten und Preisen bleiben Verantwortliche vage. Der 0 SUV und Super EV Konzeptauto könnten wichtige Meilensteine auf dem Weg zur elektrischen Neuausrichtung sein. Doch es wird entscheidend sein, wie wettbewerbsfähig die Fahrzeuge letztlich in Realität und Preis sind. Auch bleibt abzuwarten, ob der Hybrid-Coupé Prelude e:HEV genügend Mehrwert generiert, und ob das sentimentale Revival von Motorsport-Legenden auf Dauer die Marke stärkt. Honda stellt sich hier als traditionsreiches, aber auch neu ausgerichtetes Unternehmen vor – mit klaren Visionen, allerdings auch mit offenen Fragen. Der Schritt in die Elektro‑Zukunft hängt nun von der Umsetzung und dem Markt ab.
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