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Honda Civic Executive Premium 1.0 VTEC Turbo 2017 im Fahrbericht – fast schon Mittelklasse

Im Test der neue Honda Civic (2017) als 5-Türer mit dem 129 PS starken Turbo-Dreizylinder und CVT-Automatik - Bildnachweis: MOTORMOBILES

5-Türer mit CVT-Automatik

Honda nimmt einen neuen Anlauf in der Kompaktklasse und schickt gegen Golf und Co. den nächsten Civic ins Rennen. Die Japaner haben das neue Modell mehr denn je als Weltmodell ausgelegt. Der Civic ist das wichtigste Modell der Japaner und anders als der Vorgänger geht die zehnte Generation mit großer Heckklappe auch in den USA an den Start. Die zehnte Generation präsentiert sich extrem gewachsen und in einem nicht mehr ganz so futuristischem Design. Wenige Zentimeter breiter und vor allem 15 Zentimeter länger, wächst der Fünftürer mit jetzt 4,52 Metern Länge schon in den Bereich der Mittelklasse. Er übertifft damit seinen Hauptrivalen Golf um 25 Zentimeter in der Länge.
  

Im Test der neue Honda Civic (2017) als 5-Türer mit dem 129 PS starken Turbo-Dreizylinder und CVT-Automatik – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Damit dürfte der Civic auch jene Honda-Kunden eine Alternative darstellen, die das Mittelklassemodell Accord seit einiger Zeit vermissen. Ein Nachfolger für den Kombi auf der neuen Plattform ist übrigens noch nicht entschieden. Der Civic Kombi auf alter Plattform wird übergangsweise noch mindestens 1 Jahr weiter angeboten werden. Die Preise des Ende März 2017 eingeführten neuen Civic starten angesichts einer üppigen Sicherheitsausstattung in Serienausstattung und einem ungewöhnlich starken Basis-Motor erst ab mindetens 19.990 Euro beginnt. Wir haben den neuen Civic in der Topausstattung „Executive“ mit dem 129 PS starken Dreizylinder und CVT-Getriebe gefahren.

Honda Civic 5-Türer Fahrbericht 2017
Honda Civic Executive Premium 1.0 VTEC Turbo 5 Türer (Hatchback) 2017 im Fahrbericht
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Ein viertel Meter länger als sein Widersacher Golf

Der neue Civic baut auf einer komplett neu entwickelten Plattform auf. Die formale Optik der neuen fünftürige Schrägheck-Limousine überrascht mit vielen Änderungen und präsentiert sich in einem grundlegend veränderten Design. Die veränderten Proportionen bescheren dem Civic deutlich mehr Statur. Trotz der weniger futuristisch anmutenden Formensprache polarisiert auch die Neuauflage des Civic. Sein Design bleibt extrovertiert und sportlich zugleich. Sportlichkeit spielt in der Optk sogar eine noch wichtigere Rolle als bisher. Der Civic ist länger, breiter und niedriger geworden. Ein Gros des Längenzuwachs von gut einem Dutzend Zentimetern haben die Japaner zwischen den beiden Achsen platziert. Der Radstand beträgt jetzt 2,7 statt 2,6 Meter. Die Überhänge sind dadurch kürzer geworden. Diese Maßnahme sowie der gerinfügig flachere Aufbau unterstreichen eindrucksvoll die insgesamt dynamischer gewordenen Proportionen. Während das Heck arg zerklüftet wirkt zeigt sich insbesondere die Front sichtlich muskulöser. Mit den vorne wie hinten recht üppig ausfallenden Plastikblenden in Wabenmuster sowie und den mächtigen Pseudo-Luftauslässen im Stoßfänger verspicht der selbstbewußte Japaner ein klein wenig mehr, als er dann tatsächlich halten kann.

Interieur

Fahrer und Passagier finden auf den gut ausgeformten Sitzen Platz. Die Sitze sind deutlich tiefer positioniert als bisher, da sich der Kraftstofftank nun wieder wie bei den meisten Autos nicht mehr unter den Vorder-, sondern wieder unter den Rücksitzen Platz gefunden hat. Das erlaubt eine um 3 zentimeter tiefere Sitzposition und mehr Kopffreiheit vorn. Dadurch verfügen nunmehr auch groß gewachsene Fahrer über genügende Platverhältnisse vor. Eine große Beinfreiheit herrscht zudem im Fond. Ein Nachteil der Sitzabsenkung soll aber auch nicht verschwiegen werden: Dadurch verschwindet die praktische Rückbank aus „Magic Seats“, deren Sitzfläche sich wie im Kino auch nach oben klappen lies. Den dynamischen Auftritt des Autos trüben die sehr schmal geschnittenen Sitze, die ein wenig an Seitenhalt vermissen lassen. Die rückwärtige Sicht durch das geteilte Glas ist weitaus besser als vermutet. Der in die Heckscheibe integrierte Spoiler beeinträchtigt die rückwärtigen Sichtverhältnisse nur minimal.

Der längere Radstand des neuen Honda Civic beträgt jetzt 2,7 Meter. Die Überhänge sind dadurch – proportional gesehen – kürzer geworden – Bildnachweis: MOTORMOBILES

  

Der 478 Liter große Gepäckraum ist deutlich größer als beim Golf und läßt sich durch die geteilte Rückbank bei Bedarf auf bis zu 1.245 Liter vergrößern. Gut gefallen hat das quer statt längs gespannte Gepäckraumrollo, das beim Vorklappen der geteilten Rücksitzlehne eingerollt an Bord bleiben kann, ohne zu stören.

Materialauswahl und Verarbeitung sind im Civic überzeugend. Die Haptik des Armaturenbrett ist für die Kompaktklasse top. Das volldigitale Cockpit zeugt von der Fokussierung auf den Fahrer. Mit bunter Start-Animation, wirkt es in der Auslegung dennoch klassischer als beim vorherigen Modell. Die Schalter am Lenkrad wirken durchdacht. Die Radiobedienung läuft über das große Touchdisplay oder nach kurzer Eingewöhungszeit über das Multifunktionslenkrad. Störend empfanden wir Nachts die unterschiedliche Lichttemperatur des (kalten) Cockpit und der warmen Hintergrundbeleuchtung des Touchdisplay. Honda hat aber auch dazugelernt. Das große zentrale Digitalinstrument wird inzwischen etwas weniger auffällig in Szene gesetzt als noch vor zehn Jahren. Umrahmt wird es von einem Drehzahlmesserkranz und zeigt neben Geschwindigkeit und eingelegten Gang auch die Daten des Bordcomputers an. Links und rechts davon finden sich separat die Anzeigen für Motortemperatur und Tankvorrat. Gut gefallen hat uns auch die Mittelkonsole mit ihren übersichtlichen angenehm klickenden Bedienelementen.

Ähnlich pfiffig sind die beiden Ablagefächer unter dem Cockpit. Das tiefer gelegene ist zwar umständlich zu erreichen. Um dort ein Kabel in die USB-Buchse zu stöpseln, muss der Fahre sich sehr verrenken.

Technische Daten Honda Civic Executive Premium 1.0 VTEC Turbo 2017
Hersteller:Honda
Karosserie:Hatchback (Fließheck 5-Türer)
Motor:Dreizylinder Turbobenziner mit Direkteinspritzung, 12 Ventile
GetriebeCVT-Automatik
AntriebFrontantrieb
Hubraum:988 ccm
EmissionsklasseEuro 6
EnergieeffizienklasseB
Leistung:95 kW/ 129 PS bei 5.500 Umdrehungen pro Minute
Drehmoment:180 bis 129 Nm bei 1.500 bis 5.000 Umdrehungen pro Minute
Von 0 auf 100: Handschalter11,0 s
Höchstgeschwindigkeit:200 km/h
Verbrauch (ECE)5,0 Liter
CO2-Ausstoß 114 g/km
Kraftstoff:Super bleifrei ROZ 95
Wendekreis11,8 Meter
Leergewicht 1.284 kg
Kofferraum478/828/1.245 Liter
Tankinhalt46 Liter
Zuladung491 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.518/1.799/1.434/2.697 mm
Testwagenpreisab 30.170 Euro

Antrieb

Motoren sind eine der Kernkompetenzen von Honda. Der Dreizylinder 1.0 VTEC Turbo präsentiert sich mit außerordentlichen Leistunsgdaten. Der Motor startet per Knopfdruck. Die moderne Motorentechnik überzeugt dann nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf der Straße. Der neue 1.0 VTEC Turbo gab im neuen Civic seinen Einstand. Der Dreizylinder brilliert mir variabler Ventilsteuerung (VTEC), Benzindirekteinspritzung sowie einem extra kleinen Turbolader mit maximal 1,5 bar Ladedruck und Ladeluftkühler.

Weitere technische Maßnahmen sind leichte Kolben mit Kühlkanälen sowie mit Natrium gekühlte Auslassventile sollen den Verbrauch insbesondere im oberen Lastbereich reduzieren helfen. Das Aggregat mobilisiert aus dem einen Liter Hubraum satte 129 Pferdestärken mit einem beachtlichen Drehmoment von max. 200 Newtonmeter, die schon ab 1.500 Touren anliegen. Das VW-Basis-Aggregat des 1.0 TSI aus dem Hause Volkswagen schöpft aus seinem Liter Hubraum nur 110 PS und die ebenfalls beachtlichen 200 Nm stehen allerdings erst 500 Touren höher an.

Drehfreudig und mit sportlichem Klang verleiht auch das Basistriebwerk dem Civic eine sportliche Note. Insgesamt ist der Civic mit dem Turbo-Dreizylinder flott unterwegs. Das kleine Aggregat erweist sich begleitet von einem für diese Bauart üblichen kehlig-schnarrendem Dreizylinder-Sound als enorm drehfreudig. Die Kraft wird von einem CVT-Getriebe (1.300 Euro) übertragen, dem die Japaner ähnlich wie schon Mitsubishi beim Eclipse per Software sieben Gänge simulieren, und sich per Schaltwippen am Lenkrad beeinflußen lassen. Der zähe und ungeliebte Gummibandeffekt von CVT-Getrieben wirkt die Steuerungssoftware effizient entgegen. Durch die variable Übersetzung befindet sich der Motor stets im optimalen Drehzahlbereich und werkelt mit idealem Wirkungsgrad. Auf der Straße erweist sich das System als erstaunlich praxistauglich und bereitet sogar soetwas wie sportlichen Fahrspass. Damit hatten wir beim Basistriebwerk nicht gerechnet. Alles in allem erinnert das Verhalten zuweilen auch an die Vorzüge eines Doppelkupplungstriebe, auch wenn der bauartbedingte Gummibandeffekt nicht vollständig ausgebelendet werden konnte. Der Motor hängt dennoch sportiv am Gas und wird auch akustisch ab 2.300 Umdrehungen pro Minute spürbar munter. Die Stopp-Start-Automatik reagierte erst nach langer Warmlaufphase und dadurch relativ selten.

Die formale Optik der neuen fünftürige Schrägheck-Limousine überrascht mit vielen Änderungen und präsentiert sich in einem grundlegend veränderten Design – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Fahreigenschaften

Honda hat Fahrwerk, Lenkung und Karosseriesteifigkeit spürbar optmiert. Eine neue Hinterachse mit Mehrlenkeraufhängung dowie die optimierte Gewichtsverteilung von 69 zu 31 Prozent zwischen Vorder- und Hinterrädern tragen spürbar zu einem besseren Fahrverhalten bei. Die Lenkung spricht unmittelbar aus der Mittellage heraus an und läßt den Wagen zielgenau steuern. Die neue Civic liegt jetzt deutlich präziser und besser in der Hand des Fahrer. Die Honda-Ingenieuere verweisen stolz darauf, den Civic in der Andabstimmung auf deutschen Autobahnen noch weiter optmiert zu haben. Die adaptiven Dämpfer in der von uns gefahrenen höchsten Ausstattungsniveaus lassen sich per Knopfdruck den persönlichen Vorlieben anpassen. In der Normalstellung federt der Wagen auf seinen 17 Zoll-Rädern angenehm komfortabel, aber selbst in der Sportstellung präsentiert er sich sportlich fest – aber nicht unangenehm hart. Auf kurvigen Landstraßen vermittelt er auch – dank der ausreichend gefühlvollen Lenkung – gehörigen Fahrspaß. In Kurven lenkt der Honda willig ein und durchfährt sie vorbildlich neutral.

Die fest zupackenden Bremsen punkten mit gutem Ansprechverhalten und einer feinfühligen Dosierbarkeit. Der Größenzuwachs der Karosserie und Radstand haben nicht wie befürchtet zu einem Verlust von Agilität geführt. Wir können eher das Gegenteil attestieren. Einen Teil zu diesem Eindruck trägt sicherlich auch die geringfügige Gewichtseinsparung von knapp 20 Kilogramm bei.

Preise und Extras

 

Die Ausstattungsliste ist verglichen mit der Konkurenz geradezu üppig. Der Civic tritt schon als Basismodell mit einer umfangreichen Ausstattung an. Wo bei den Wettbewerbern bereits der Totwinkel-Warner aufpreispflichtig ist, unterstützen bei Honda bereits serienmäßig ein ganzes Heer von Schutzengeln. Dies und auch die Mittelklasse-Dimensionen des Fahrzeugs relativieren sein ambitioniertes Preisniveau. Bereits ab Basismodell sind elektrische Fensterhebern, Mittelarmlehne, eine clevere, sich quer zur Fahrtrichtung spannenden Gepäckraumabdeckung an Bord. Ergänzt wird dies durch eine umfangreiche Sicherheits-Ausstattung mit Verkehrszeichenerkennung, Spurüberwachung, Notbremsfunktion, Fernlicht-Assistent und Abstandsregel-Tempomat ab Grundausstattung. Wir fuhren den Civic in der Topaussttaung „Executive“. Hier fährt der Civic zwar mit Basismaschine, aber besseren Lautsprechern, Aktivfahrwerk, automatisch abblendenden Spiegeln und ein paar weiteren Helferlein. Unser Testwagen verfügte zudem über eine adaptive Geschwindigkeitsregelung, schlüssellosem Zugangssystem sowie einem induktiven Ladesystem für Smartphones sowie elf Lautsprecher die mit bis zu 465 Watt Musikleistung befeurt werden sowie ein Panorama-Glasschiebedach. Unser Testwagen verfügte zudem über erstklassige Voll-LED-Scheinwerfer. Sie sind eine Empfehlung, da dem konventionellen Basislicht nur eine eher durchschnitliche Qualität bescheinigt werden kann.

Fazit: Die 10. Generation nähert sich der Mittelklasse

Wo die Kompaktklasse gewöhnlich bei guten 4,30 Metern endet, überrragt der neue 4,52 Meter lange Civic seine Wettbewerber deutlich. Die Neuauflage des Civic fühlt sich buchstäblich zu Größeren berufen. Er präsentiert sich länger, besser ausgestattet und stärker motorisiert. Honda hat schon immer auf die Konventionen in der Kompaktklasse gepfiffen und sein eigenes Ding gemacht. Dies gilt auch für den Civic in ihrer zehnten Auflage, die sich technisch mit einem überraschend stimmigen Konzept präsentiert. Dafür vermag das Design weiterhin polarisieren. Aber auch hier gilt, dass es durchaus Kunden gibt die genau das zu schätzen wissen.

Honda Civic 5-Türer Fahrbericht 2017