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IAA 2017: VW startet Roadmap E – gewaltige Investitionsinitiative

Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Aktiengesellschaft, beim Konzernabend zur Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt – Bildnachweis: VW/Youtube

 

Jedes Modell als E-Fahrzeug bis 2030

Der Volkswagen Konzern startet mit seiner „Roadmap E“ die umfassendste Elektrifizierungsoffensive die es bisher in der Automobilindustrie gegeben hat: Bis spätestens 2030 wird Volkswagen sein gesamtes Modellportfolio durchgängig elektrifizieren. Das heißt: Spätestens dann wird es von jedem der rund 300 Konzernmodelle mindestens eine elektrifizierte Variante geben, über alle Marken und Märkte hinweg. Allein für die Ausstattung der eigenen E-Flotte benötigt der Konzern bis 2025 eine Batteriekapazität von mehr als 150 GWh pro Jahr. Das entspricht einer Jahreskapazität von mindestens vier „Gigafactories“ für Batteriezellen. Dafür hat das Unternehmen eines der größten Beschaffungsvolumen in der Geschichte der Industrie ausgeschrieben: mehr als 50 Mrd. Euro.

Die Realität sind indes noch anders aus

Die japanischen Autobauer allen voran Nissan und Toyota und Honda haben beriets über eine Million Hybrid- und Stromautos für den Massenmarkt produziert. Auch die Koreaner mit Hyundai und Kia geben zunehmend Strom statt Gas. In der Oberklasse etabliert zunehmend der Herausforderer Tesla aus Kalifornien. Mit dem Tesla Model 3 wird nun nach der Oberklasse auch die Mittelklasse avisiert.  Volkswagen befiondet sich dagegen noch im „Ankündigungsmodus“ während die asiatischen wettebwerber breits bei Generation 2 und 3 ihrer Stromer angelangt sind.. Studie um Studie wird von den Niedersachsen präsentiert – aber eben keine Serienfahrzeuge. Bereits in seinem im Juni 2016 vorgestellten Zukunftsprogramm „Together – Strategie 2025“ hatte Volkswagen das Ziel ausgegeben, bis 2025 die weltweite Nummer Eins in der Elektromobilität zu werden. Nun scheint über das Investitionsprogramm tatsächlich Taten zu folgen. VW meint es augenscheinlich ernst.

Dabei geht Volkswagen davon aus, dass im Jahr 2025 bereits etwa jedes vierte neue Fahrzeug des Konzerns – und damit je nach Marktentwicklung bis zu drei Millionen Einheiten jährlich – rein batterieelektrisch angetrieben sein könnte.

 

VW investiert insgesamt 70 Milliarden Euro in seine neue Elektro-Offensive. Davon entfallen 20 Milliarden Euro in die Entwicklung elektrischer Fahrzeuge und 50 Milliarden Euro in die Produktion von Batterien. Nach bisher immer nur eher zögerlichen und halbherzigen Elektro-Zugeständnissen in der Investitionsplanung war die Ankündigung ein echter Paukenschlag von Volkswagen, der eine große Strahlkraft auf die gesamte Autobranche entfalten dürfte.

 

Investitionen in E-Mobilität werden hochgefahren

Mit der „Roadmap E“ schärft Volkswagen seine Produktplanung, um die Elektrifizierung seines konzernweiten Fahrzeugportfolios massiv zu beschleunigen. Bis 2025 werden die Konzernmarken insgesamt – so verspricht man auf der IAA – mehr als 80 neue elektrifizierte Modelle zu den Kunden bringen, darunter rund 50 reine E-Fahrzeuge und 30 Plug-In-Hybride. In den Folgejahren wird sich diese Zahl dann in großen Schritten erhöhen, bis gemäß der Selbstverpflichtung spätestens 2030 für jedes der weltweit rund 300 Modelle des Konzerns in allen Fahrzeugklassen und -segmenten mindestens eine elektrifizierte Variante verfügbar sein wird.

Ohne Arme keine Kekse: Gigantischer Bedarf an Batterien

VW plant  auch eine weitere Aufstockung der Investitionsmittel. Bis 2030 stellt der Konzern mehr als 20 Milliarden Euro für direkte Investitionen in die Industrialisierung der Elektromobilität bereit: in neue Fahrzeuge, die auf zwei völlig neu entwickelten Elektroplattformen basieren, in die Anpassung der Werke und die Qualifizierung der Belegschaften, in die Lade-Infrastruktur, in Handel und Vertrieb und nicht zuletzt in die Batterietechnologie und -produktion. Allein für die Ausstattung der eigenen E-Flotte mit Li-Ionen Batterien benötigt der Konzern bis 2025 eine Batteriekapazität in einer Größenordnung von mehr als 150 GWh pro Jahr. Bis 2030 muss sich VW nach eigenen Angaben Batterien im Wert von mehr als 50 Milliarden Euro beschaffen. Eine Entscheidung wer den Zuschlag bekommt, möchte der Konzern noch in diesem Jahr verkünden. Es handelt sich dabei angeblich um eines der größten Beschaffungsvorhaben in der Geschichte der Automobilindustrie.

Damit deckt der Konzern seinen Bedarf für die erste Welle der Elektromobilität ab. Perspektivisch bereitet sich Volkswagen bereits auf die nächste Generation vor: die Feststoffbatterie. Auch diese Zukunftstechnologie will der Konzern gemeinsam mit Partnern zur Marktreife bringe.

Müller betonte: „Für uns gehören Verkehrswende und Energiewende untrennbar zusammen. Und es wird entscheidend sein, jetzt schnell eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zu schaffen: in den Städten und entlang der Autobahnen. In Europa und insbesondere im „Autoland“ Deutschland muss hier noch deutlich mehr passieren. Nur dann wird das Vertrauen der Kunden wachsen. Und nur dann wird das Elektroauto aus der Nische fahren – und in den kommenden Jahren relevante Marktanteile erreichen. Ich bin überzeugt: Wenn Politik, Energiewirtschaft und Autobauer zusammenarbeiten, wird das gelingen.“

Große Versprechen bei den konventionelle Motoren

So soll jeder neue Diesel-Motor des Konzerns künftig serienmäßig einen SCR-Katalysator erhalten. Die neuen Benziner werden flächendeckend mit Ruß-Partikelfiltern ausgestattet. Nur ab wann dieses Versprechen gilt wurde völlig offengelassen. VW gab sich bei Anfragen zur einführung des OPF bisher sehr zugeknöpft. Weitere signifikante Verbesserungen bei Verbrauch und Emissionen werden mit der nächsten Motorengeneration für die Zeit ab 2019 erwartet.