IAA 2025: Passat-Gegner im Anflug: BYD Seal 6 DM-i Touring

Was der neue Plug-in-Kombi für Deutschland bedeutet

Ein Mittelklasse-Kombi mit echter Elektro-Alltagsreichweite und großer Gesamtreichweite: Genau in dieser Nische positioniert BYD den neuen Seal 6 DM-i Touring. Das Modell ist das erste Kombi-Derivat der Chinesen für Europa und soll Dienstwagenfahrer ebenso ansprechen wie Familien, die häufig elektrisch, aber ohne Ladezwang auf Langstrecke unterwegs sein wollen. Die Europapremiere findet in Kürzer zur IAA Mobility 2025 in München statt. Es zeigt deutlich auf, dass BYD auch hybridisierte Verbrenner beherrscht. Und für den VW Passat könnte der neue PHEV-Kombi von BYD zu einem harten Wettbewerber werden.

BYD Seal 6 DM-i Touring – IAA 2025 – Bildnachweis: BYD

Karosserie, Platzangebot und Alltagstauglichkeit

Mit 4,84 Metern Länge, 1,875 Metern Breite und 1,505 Metern Höhe gehört der Seal 6 DM-i Touring in die gehobene Kompakt- bis Mittelklasse. Der Radstand von 2,79 Metern fällt lang aus und soll den Fond spürbar entlasten. Der Luftwiderstandsbeiwert liegt bei 0,28, was für einen Kombi bemerkenswert ist und die Effizienz stützt. Das Gepäckabteil fasst 500 Liter bis zur Hutablage. Bis Unterkante Dach sind es 675 Liter. Bei umgeklappter 60:40-Rücksitzlehne wächst das Volumen auf 1.535 Liter. Eine elektrische Heckklappe gehört zur Serie.

Im Wettbewerbsumfeld sortiert sich der Kofferraum praxisnah ein. Der neue VW Passat Variant eHybrid kommt auf rund 455 bis 1.545 Liter, der Peugeot 508 SW Plug-in-Hybrid bietet etwa 530 bis 1.780 Liter, ein BMW 330e Touring liegt mit rund 410 bis 1.420 Litern darunter. Der BYD liegt damit in Reichweite der Klassenbesten, ohne die voluminösesten Vertreter zu übertreffen.

BYD Seal 6 DM-i Touring - IAA 2025

Antriebskonzept DM-i: Elektro-Fahrgefühl, Hybrid-Reichweite

Herzstück ist BYDs sogenannter Super-Hybrid mit DM-Technologie. Das System kombiniert einen 1,5-Liter-Benziner mit hoher Effizienz mit einem kräftigen E-Motor (und einer weiteren e-Maschine zum Rekuperieren) und der hauseigenen LFP-Blade-Batterie. Im EV-Modus treibt ausschließlich die E-Maschine an. Im Hybridbetrieb arbeitet der Verbrenner primär als Stromerzeuger und kann bei Leistungsbedarf parallel unterstützen. Für Europa sind zwei Setups vorgesehen: Die Version Boost nutzt eine 10,08-kWh-Batterie und kommt auf 50 Kilometer WLTP-E-Reichweite, die Varianten Comfort Lite und Comfort tragen eine 19-kWh-Batterie für 100 Kilometer WLTP-E-Reichweite. Unabhängig von der Batteriegröße gibt BYD eine WLTP-Gesamtreichweite von bis zu 1.350 Kilometern an.

Die Systemleistung beträgt 135 kW in der Boost- und 156 kW in der Comfort-Ausführung, das maximale Drehmoment liegt bei 300 Newtonmetern. Der Spurt von null auf 100 km/h gelingt in 8,9 Sekunden (Boost) beziehungsweise 8,5 Sekunden (Comfort), die Höchstgeschwindigkeit ist jeweils 180 km/h.

Verbrauch, CO₂-Werte und Steuer-Kontext

Die WLTP-Angaben fallen für einen PHEV sehr niedrig aus. BYD nennt 4,8 bis 5,0 Liter je 100 Kilometer im WLTP-Hybridzyklus und 2,6 bis 1,7 Liter je 100 Kilometer als gewichtete WLTP-Werte in Kombination mit den 10,08- beziehungsweise 19-kWh-Batterien. Die Comfort-Varianten bleiben mit 38 g/km unter 50 g CO₂, die Boost-Version liegt bei 60 g/km.

Für die deutsche Dienstwagenbesteuerung ist das relevant. Plug-in-Hybride profitieren 2025 vom halbierten 0,5-Prozent-Sachbezug, wenn sie mindestens 80 Kilometer elektrisch fahren können oder nicht mehr als 50 g CO₂ pro Kilometer ausstoßen. Damit qualifizieren sich die 19-kWh-Varianten des Seal 6 DM-i Touring über Reichweite und CO₂-Wert für den reduzierten Satz, die 10,08-kWh-Basisvariante voraussichtlich nicht. Der ehemalige Umweltbonus ist für PHEV bereits ausgelaufen. für Privatkäufer ergeben sich daher keine Kaufprämien, sehr wohl aber Betriebskostenvorteile bei konsequenter Ladepraxis.

Laden, Batterie und Energiefunktionen

Die LFP-Blade-Batterie gilt als robust und kobaltfrei. Am Wechselstrom lädt die Boost-Variante serienmäßig mit 3,3 kW, Comfort Lite und Comfort mit 6,6 kW. Gleichstrom ist bis 26 kW möglich. Die Herstellerangabe von 30 auf 80 Prozent benötigt laut Datenblatt 23 Minuten. Darüber hinaus ist Vehicle-to-Load (V2L) mit bis zu 3,3 kW-Entladefunktion immer serienmäßig an Bord, womit sich externe Verbraucher vom Induktionsherd bis zur Kaffeemaschine versorgen lassen. In Summe liefert BYD solide Ladezeiten, lässt beim AC-Tempo gegenüber Wettbewerbern mit 11-kW-Onboard-Ladern aber Potenzial liegen. Der neue Passat eHybrid unterstützt zudem DC-Laden mit bis zu 50 kW, während einige Rivalen wie der BMW 330e gar keine DC-Option bieten.

Fahrwerk, Assistenz und Ausstattung

Vorn arbeitet eine McPherson-, hinten eine Mehrlenkerachse, der Antrieb erfolgt über die Vorderräder. Serie sind sieben Airbags inklusive Mittelairbag vorn, ISOFIX samt i-Size vorn und hinten, sowie ein breites Assistenzpaket mit unter anderem adaptiver Geschwindigkeitsregelung, Spurführung, Querverkehr- und Totwinkelüberwachung, 360-Grad-Kamera und Parksensoren.

Die Ausstattungslinien folgen einem klaren Raster. Schon Boost bietet LED-Licht rundum, 17-Zoll-Räder, elektrische Heckklappe, digitale Instrumente mit 8,8-Zoll-Display, ein 12,8-Zoll-Zentraldisplay und V2L. Comfort Lite kombiniert die große Batterie mit dem 12,8-Zoll-Screen, während der Comfort zusätzlich auf ein 15,6-Zoll-Display, 18-Zoll-Räder, getönte Heckscheiben, Ambientelicht, beheizbares Lenkrad, kabelloses Smartphone-Laden und ein aufgewertetes Audiosystem aufstockt. Ein Panorama-Schiebedach ist ab Comfort Lite an Bord.

Anhängelast, Tank und weitere Daten

Der Seal 6 DM-i Touring verfügt über einen 65-Liter-Tank. Ungebremst kann der Kombi 750 Kilogramm an den Harken nehmen. Das Leergewicht variiert je nach Version zwischen 1.710 und 1.805 Kilogramm. Die Sitzkapazität beträgt fünf, die Höchstgeschwindigkeit 180 km/h.

Marktstart, Garantie und Deutschland-Bezug

BYD kündigt an, dass der Seal 6 DM-i Touring in vielen europäischen Ländern bereits bestellbar ist, mit ersten Kundenfahrzeugen noch vor Jahresende 2025. Für Deutschland ist die Bestellung im Zuge der IAA-Präsenz naheliegend, offizielle Preislisten und konkrete Liefertermine lagen vor Redaktionsschluss jedoch noch nicht vor. BYD gibt auf alle Varianten eine sechsjährige Herstellergarantie sowie acht Jahre auf Antriebsstrang und Batterie.

Preisgefüge und Einordnung im Wettbewerbsumfeld

Ohne bestätigte Deutschlandpreise bleibt die Positionierung eine Frage der Einordnung. Die Preise wird BYD noch heute auf der Fahrpräsentation im Vorfeld der IAA bekannt geben. Update folgt in Kürze über den geplanten Kurztest [LINK]. Das Schwestermodell Seal U DM-i hat die Marke hierzulande im Bereich um die 40.000 Euro platziert. Der Seal 6 DM-i Touring dürfte als Kombi je nach Ausstattung ähnlich oder leicht darunter ansetzen, um gegen Wettbewerber wie VW Passat eHybrid, Peugeot 508 SW Hybrid, Skoda Superb iV oder BMW 330e Touring konkurrenzfähig zu sein. Entscheidend wird sein, wie aggressiv BYD den Aufpreis für die 19-kWh-Varianten kalkuliert. Aus Nutzersicht lohnt diese Batterie klar: Sie qualifiziert das Auto für die 0,5-Prozent-Dienstwagenregel und erweitert die elektrischen Pendelspielräume deutlich. Für Privatkunden ohne Förderprämie wird die TCO-Rechnung stark von Strom- statt Spritfahrten und heimischen Lademöglichkeiten abhängen.

Kritik und Stärken im Kurzfazit

Der BYD Seal 6 DM-i Touring punktet mit großzügiger E-Reichweite im Alltag, hoher Gesamtreichweite und breiter Sicherheits- sowie Komfortausstattung. Das Kofferraumkonzept wirkt alltagstauglich, die 3,3-kW-V2L-Funktion ist im Segment ein Pluspunkt. Abstriche gibt es beim AC-Ladetempo, und die DC-Leistung von 26 kW bleibt hinter manchen neueren PHEV-Standards zurück. Für Dienstwagenfahrer macht die Kombination aus 100-Kilometer-WLTP-E-Reichweite und CO₂-Werten unter 50 g/km die größeren Batteriemodelle steuerlich besonders attraktiv. Bleibt der Preis wettbewerbsfähig, wird der Seal 6 DM-i Touring zu einem der spannendsten Kombi-Angebote des Jahresstarts 2026 auf deutschen Straßen.