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IAA-Europapremiere in München: Smarts neuer #5 und die Neuausrichtung der Marke

Smart präsentiert sein vollelektrisches Portfolio auf der IAA Mobility 2025 - Bildnachweis: Smart

Smarts elektrisches Portfolio auf der IAA Mobility 2025

Als die IAA Mobility im September 2025 in München ihre Tore öffnet, richtet sich ein besonders neugieriger Blick auf die Marke Smart. Lange Zeit im Schatten größerer Akteure, präsentiert der Hersteller nun sein vollständiges Portfolio vollelektrischer Fahrzeuge. Das Unternehmen, einst Synonym für ultrakurze Stadtautos, tritt in der bayerischen Landeshauptstadt mit einem vollkommen veränderten Selbstverständnis auf: Statt auf Zwei- und Viersitzer im Mini-Format setzt Smart auf moderne Elektro-SUVs und Crossover-Modelle, die sich von Nischenfahrzeugen hin zu alltagstauglichen Familienautos wandeln.

Vom Stadtflitzer zum SUV – eine Markenverwandlung

Die Transformation von Smart ist bemerkenswert. War die Marke in den 2000er-Jahren eher auf enge Straßen und kleine Wendigkeitswunder ausgelegt, positioniert sie sich heute im gehobenen Elektrosegment, entwickelt von der deutsch-chinesischen Kooperation zwischen Mercedes und dem Geely-Konzern. Auf der IAA Mobility 2025 tritt Smart selbstbewusst mit einer Palette an, die über den #1 und den #3 hinausgeht und nun mit dem neuen #5 erweitert wird. Damit schließt Smart eine Lücke, die viele europäische Kunden lange gesehen haben: den Bedarf nach einem geräumigen, zugleich bezahlbaren Elektro-SUV, das Familien und Vielfahrer adressiert.

Der neue Smart #5 – die europäische Premiere

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht der Smart #5, der in München seine Europa-Premiere feiert. Das mittelgroße SUV basiert auf einer modernen 800-Volt-Architektur, die nicht nur für hohe Energieeffizienz sorgt, sondern auch ultraschnelles Laden im Alltag ermöglichen soll. Bis zu 300 Kilometer Reichweite lassen sich laut Herstellerangaben in rund 15 Minuten nachladen, was auf längeren Strecken den Unterschied zwischen zügigem Reisen und erzwungenem Ladepausenmarathon ausmachen kann.

Die Reichweite des Modells liegt je nach Batterievariante zwischen rund 450 und 620 Kilometern nach WLTP-Messung. Damit rückt Smart in neue Elektro-Reichweiten vor. Neben der rein technischen Seite punktet der Wagen mit einem deutlich großzügigeren Innenraum gegenüber den bisherigen Smart-Modellen. Er bietet fünf vollwertige Sitzplätze und einen Kofferraum, der endlich auch das Urlaubsgepäck einer Familie aufnimmt.

In Deutschland startet der Smart #5 voraussichtlich bei rund 47.000 Euro, die Topversion Brabus mit sportlicher Abstimmung könnte bis über 60.000 Euro kosten. Damit liegt er zwar klar oberhalb klassischer Kompakt-Stromer wie dem Renault Mégane E-Tech, ordnet sich aber unterhalb premiumorientierter EQE-SUVs aus dem Hause Mercedes ein.

Smart #1 und #3 – die ersten Schritte einer neuen Produktlinie

Schon vor dem neuen #5 markierten der Smart #1 und der Smart #3 den Einstieg in die Ära der kompakten Strom-SUVs. Der #1 bleibt dabei der vielseitigste Allrounder. Mit knapp viereinhalb Metern Länge ist er weiterhin handlich genug für die Stadt, bietet aber einen Reichweitenkorridor von 400 bis 440 Kilometern. Seine Preise beginnen hierzulande bei etwa 37.500 Euro.

Der Smart #3 orientiert sich stärker am dynamischen Crossover-Segment. Flacher als der #1 gezeichnet, wirkt er sportlicher und steht optisch näher an Coupé-SUVs. In Deutschland kostet der #3 ab etwa 41.500 Euro. Beide Modelle bieten in ihren BRABUS-Versionen spürbar stärkere Antriebe und eine Beschleunigung, die eher an etablierte Sportwagen erinnert. Kritisch muss man anmerken: Diese Leistungswerte sind beeindruckend, doch gehen sie zulasten des Verbrauchs. Für viele Kunden bleibt vor allem die Frage offen, ob die Reichweiten im Alltagsbetrieb tatsächlich den Ankündigungen entsprechen.

Kultureller Akzent: Das Keith-Haring-Art-Car

Abseits der technischen Daten sorgt Smart in München mit einem ungewöhnlichen Projekt für Aufmerksamkeit. Ein von Keith Haring inspiriertes Art Car zeigt, wie sehr die Marke auf Verbindung von urbaner Kultur und Automobilität setzt. Das Fahrzeug versteht sich weniger als seriennahes Modell, sondern als künstlerischer Beitrag im Messeumfeld. Die Wahl Harings passt insofern, als sein Werk seit jeher mit unmittelbarer Zugänglichkeit und einem Lebensstil der Straße verbunden ist. In München wird dieses Konzept sowohl auf dem Summit der Messe, als auch im Open Space am Odeonsplatz erlebbar sein. Kritisch betrachtet bleibt die Frage, ob solche künstlerischen Interventionen mehr sind als ein reines Marketinginstrument. Dennoch unterstreichen sie, dass Smart bewusst versucht, eine emotionale Brücke zwischen Automobilität und Kunst zu schlagen.

Perspektive für den deutschen Markt

Für Deutschland ist der Messeauftritt von Smart ein Lackmustest. Einerseits wächst der Druck auf heimische Hersteller und Importmarken, bezahlbare Elektroautos ins Angebot zu bringen, nachdem Förderprämien ausgelaufen und Strompreise gestiegen sind. Andererseits ist der Wettbewerb durch chinesische Anbieter wie BYD, MG oder Nio spürbar härter geworden. Smarts besonderes Standing als Joint-Venture von Mercedes und Geely könnte ein Vorteil sein, da die Marke einerseits deutsche Vertriebsstrukturen nutzt und zugleich auf chinesische Plattformtechnologie zurückgreift.

Trotz aller Fortschritte bleibt offen, ob die Positionierung zwischen kompakter Premiumklasse und Mittelklasse-SUV langfristig tragfähig ist. Die Reichweiten erscheinen wettbewerbsfähig, das Design polarisiert weniger stark als früher, und die Ladeleistung mit 800-Volt-Technik hebt Smart gegenüber manchen Konkurrenten hervor. Doch beim Preisniveau stellt sich die Frage, ob die deutsche Kundschaft breitflächig bereit ist, fast 50.000 Euro für ein Fahrzeug einer Marke auszugeben, die viele noch mit Kleinstwagen verbinden. Die IAA Mobility wird zeigen, ob Smart dieses Image erfolgreich transformieren kann.

Smart nutzt die IAA Mobility 2025, um seine komplette Umorientierung sichtbar zu machen. Die Marke verabschiedet sich endgültig vom Image des reinen Stadtflitzers und tritt als Hersteller mehrerer vollelektrischer SUV-Modelle auf. Der Fokus liegt klar auf dem neuen Smart #5, der erstmals in München einem großen europäischen Publikum vorgestellt wird. Flankiert von kulturellen Projekten wie dem Keith-Haring-Art-Car und begleitet von Testmöglichkeiten für Besucher im Open Space zeigt Smart, dass die Marke heute anders verstanden werden will. Ob dieser Kurs dauerhaft trägt, hängt weniger vom Messeauftritt ab als vielmehr von konkreten Alltagserfahrungen in Deutschland: Reichweite, Ladeinfrastruktur, Preis-Leistung und Wiederverkaufswert werden darüber entscheiden, ob die neue Smart-Generation lediglich ein Showauftritt bleibt – oder sich nachhaltig am Markt etabliert.