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IAA Transportation 2022: Schaeffler entwickelt Wasserstoffmobilität für Nutzfahrzeuge

Auf der IAA Transportation in Hannover zeigt Schaeffler ein Demonstrationsfahrzeug, das auf Basis eines Elektro-Transporters vollkommen neu aufgebaut wurde. Das Auto wird nun von einer 3in1-E-Achse und einem Brennstoffzellensystem mit Komponenten des Unternehmens angetrieben - Bildfnachweis: Schaeffler / Daniel Karmann

 

Für den Antrieb von Nutzfahrzeugen setzt Schaeffler auch auf die Wasserstofftechnologie. Das gilt insbesondere auf der Langstrecke. Das Unternehmen entwickelt innovative Komponenten für Brennstoffzellensysteme und bereitet ihre Industrialisierung vor. Auf der IAA Transportation in Hannover zeigt das Unternehmen erstmals ein Demonstrationsfahrzeug, das auf Basis eines Elektro-Transporters vollkommen neu aufgebaut wurde. Dazu hat Schaeffler mit REFIRE, einem weltweit führenden Anbieter von kommerziellen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologien, zusammengearbeitet. Das Auto wird nun von einer 3in1-E-Achse und einem Brennstoffzellensystem angetrieben. Elektrische Achse, Brennstoffzellen-Stack sowie Ansteuerung des Systems und Energiemanagement stammen von den Fachleuten des Automobil- und Industriezulieferers. Damit zeigt Schaeffler, wie ein optimales Zusammenspiel zwischen elektrischem Antrieb, Brennstoffzellensystem und Lithium-Ionen-Akku funktioniert.

Effiziente Industrialisierung von Komponenten für Brennstoffzellensysteme

Schlüsselkomponente eines Brennstoffzellen-Stacks ist die Bipolarplatte. Sie macht bis zu 80 Prozent des Gewichts und bis zu 65 Prozent des Volumens des Stacks aus, obwohl sie nur zwischen 50 und 100 Mikrometern dick ist. Schaeffler entwickelt metallische Bipolarplatten bereits seit dem Jahr 2017 und betreibt am Standort Herzogenaurach eine Pilotanlage für ihre Herstellung. Dafür setzt das Unternehmen seine umfangreiche Expertise in Fertigungsbereichen, wie der Kaltumformtechnik, dem Stanzen, dem Fügen oder der Oberflächenbehandlung ein. So ist beispielsweise das Umformen und Beschichten selbst sehr dünner Stahlbauteile, wie der Bipolarplatte, verwandt mit Herstellprozessen, die Schaeffler traditionell für die Fertigung von Motor- und Getriebebauteile beherrscht und für die Herstellung der Platten anpasst.

Zudem entwickelt Schaeffler auf Basis seines Lager-Know-hows verschiedene Axial- und Radial-Luftfolienlager für die Luftversorgung der Brennstoffzelle, Düsen für die Wasserstoffzirkulation sowie wesentliche Komponenten für das Kühlmittelmanagement, wie ein Thermomanagementmodul sowie smarte Ventile für die dezentrale Kühlmittelregelung. Ebenso baut das Unternehmen seine Kompetenz in der Systemsteuerung mit entsprechenden Software-Bausteinen für brennstoffzellenspezifische Funktionen kontinuierlich aus.

Demonstrationsfahrzeug zeigt Systemkompetenz von Schaeffler

Schaeffler entwickelt und optimiert die Komponenten und Subsysteme für Brennstoffzellensysteme von Beginn an konsequent auf das effiziente Zusammenspiel in einem Gesamtsystem. Dafür haben die Fachleute ein eigenes Brennstoffzellen-Komplettsystem für mobile Anwendungen aufgebaut und in ein Demonstrationsfahrzeug eingesetzt. Das Fahrzeug wird auf der IAA Transportation im Außenbereich U47 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Darin kommt ein Akku mit 13 Kilowattstunden Leistung zum Einsatz, der eine maximale Leistungsabgabe von 85 Kilowatt erlaubt. Das verwendete Brennstoffzellensystem ist auf eine Dauerleistung von 50 Kilowatt ausgelegt. Der Achsantrieb erfolgt über eine Schaeffler 3in1-E-Achse mit einer Maximalleistung von 140 Kilowatt einschließlich der zugehörigen Leistungselektronik. Das Fahrzeug dient dem Unternehmen als Entwicklungsplattform, um das optimale Zusammenspiel der Komponenten zu erproben und weiter zu optimieren.

Joint Venture für die Großserienfertigung von Bipolarplatten

 
Um Brennstoffzellenantriebe in großen Stückzahlen einzusetzen, soll eine zielgerichtete Industrialisierung die Kosten für die Komponenten und Subsysteme so wirtschaftlich wie möglich machen. Diese Industrialisierung steht im Zentrum der Strategie von Schaeffler. Zusammen mit Symbio, einem Gemeinschafts-unternehmen von Faurecia und Michelin für die Wasserstofftechnologie, will Schaeffler ab Anfang 2024 Bipolarplatten in Großserien herstellen. Die Unternehmen zielen dabei sowohl auf den mobilen Einsatz der Platten in der Mobilität als auch in stationären Anwendungen ab. Die gemeinsame Produktion entsteht im französischen Haguenau. Dort werden anfänglich vier Millionen Bipolarplatten pro Jahr entstehen, bis 2030 sollen es jährlich rund 50 Millionen sein.

Um die Industrialisierbarkeit der von Schaeffler entwickelten Bipolarplatten nachzuweisen, hat das Unternehmen Anfang 2022 eine Pilotanlage für die Fertigung installiert. Die Anlage ist so ausgelegt, dass dort auch Bipolarplatten mit einer Größe von bis zu 1800 mal 600 Millimeter für Elektrolyseure produziert werden können. Die einzelnen Prozessschritte der von Schaeffler mit dem hauseigenen Sondermaschinenbau konzipierten Pilotanlage sind bereits vollständig hochautomatisiert. Die Pilotanlage ist eingebettet in ein neues Wasserstoff-Kompetenzzentrum am Standort Herzogenaurach. Es umfasst ein großes Testfeld für Elektrolyseurtechnologien sowie für Brennstoffzellen auf Komponenten-, Stack- und Gesamtsystemebene.

Schaeffler auf der IAA Transportation 2022

Erstmals ist Schaeffler Aussteller auf der IAA Transportation, der internationalen führenden Plattform der Transport- und Logistikbranche. Das Unternehmen präsentiert in Hannover Lösungen aus den Bereichen Antrieb und Fahrwerk.