Analyse: Der Einfluss chinesischer Automobilhersteller auf den europäischen Markt
Chinesische Elektroautos stehen zunehmend im Fokus der europäischen Öffentlichkeit. Grund dafür sind unter anderem Strafzölle der Europäischen Union, die die kostengünstigen Fahrzeuge aus China treffen sollen. Die chinesische Regierung unterstützt die Elektroautoindustrie als strategischen Sektor, unter anderem durch günstige Kredite und umfassende Förderprogramme. Diese Maßnahmen ermöglichen es Herstellern wie BYD, Geely und MG, ihre Modelle zu attraktiven Preisen anzubieten. Kurzfristig könnten europäische Hersteller wie Volkswagen oder Mercedes von den Zöllen profitieren. Langfristig wird jedoch erwartet, dass chinesische Unternehmen ihre Produktionskapazitäten in Europa ausbauen oder Partnerschaften mit lokalen Herstellern eingehen, um ihre Marktstellung zu festigen.
Gleichzeitig beeinflusst die stockende Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland die Marktdynamik. Nachdem die staatlichen Förderungen Ende 2023 eingestellt wurden, hat das Kaufinteresse spürbar nachgelassen. Für viele deutsche Kunden gewinnen die erschwinglichen und qualitativ verbesserten chinesischen Modelle an Attraktivität. Laut einer Umfrage des ADAC können sich immer mehr Deutsche vorstellen, ein chinesisches Fahrzeug zu erwerben. Bei potenziellen Käufern eines vollelektrischen Autos liegt die Zustimmung sogar bei 80 Prozent.
Marktentwicklung seit 2020: Wachstum trotz Schwankungen
Daten des Marktforschungsinstituts JATO Dynamics zeigen eine interessante Entwicklung. Während im Jahr 2020 nur ein einziges batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) aus China in Deutschland verkauft wurde, stieg der Absatz seither kontinuierlich an. 2021 kamen auch Plug-in-Hybride (PHEV) hinzu, die zeitweise sogar die Verkaufszahlen der BEVs übertrafen. Seit Mitte 2022 ist eine schrittweise Zunahme beim Absatz chinesischer Verbrenner zu beobachten. Der Marktanteil dieser Fahrzeuge ist jedoch weiterhin gering, und Hybridmodelle spielen seit Anfang 2023 kaum noch eine Rolle. Fahrzeuge wie Mild-Hybride oder Elektroautos mit benzinbetriebenem Reichweitenverlängerer, die in China verbreitet sind, werden in Deutschland aktuell nicht angeboten.
Bis August 2024 wurden in Deutschland rund 16.000 vollelektrische Pkw aus China zugelassen, während der durchschnittliche monatliche Absatz von Verbrennern aus China im unteren dreistelligen Bereich liegt. Vergleichsweise niedrige Verkaufszahlen zeigen sich auch bei Hybridmodellen.
Regionale Unterschiede innerhalb Europas
Ein Blick auf andere europäische Märkte verdeutlicht die unterschiedlichen Strategien und Erfolge chinesischer Hersteller. In Südeuropa, etwa in Spanien, Italien und Rumänien, dominieren weiterhin Verbrennerfahrzeuge aus chinesischer Produktion gegenüber Elektroautos. Besonders in Spanien wurden im Zeitraum von Januar bis August 2024 fünfmal so viele chinesische Benziner wie BEVs verkauft. Hybride spielen auch hier eine untergeordnete Rolle.
Im Gegensatz dazu ist der Absatz chinesischer Verbrenner in Schweden, einem Vorreiter der Elektromobilität, nahezu bedeutungslos. Dort konnten chinesische Hersteller hingegen beachtliche Stückzahlen an BEVs und PHEVs absetzen. Im August 2024 entfiel in Schweden fast jedes zehnte neu zugelassene Elektroauto auf ein Modell aus chinesischer Produktion. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum 721 Fahrzeuge, während der Gesamtmarkt für BEVs 27.021 Neuzulassungen zählte.
Ausblick
Die Marktstrategie chinesischer Hersteller könnte sich in Zukunft weiter diversifizieren. Sollte die Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland weiterhin stagnieren, könnten chinesische Anbieter versuchen, durch Verbrenner und Hybride Marktanteile zu gewinnen. Die Erfahrungen aus Südeuropa dürften ihnen hierbei zugutekommen.
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