Am 24. September 2025 produzierte das historische Werk in Sochaux den 200.000sten Peugeot 3008 - Bildnachweis: Peugeot / Stellantis
Ein Symbol der Transformation
Es gibt Momente, in denen selbst ein nüchterner Produktionsstandort wie das Peugeot-Werk im französischen Sochaux spürbar ausstrahlt. Als am 24. September 2025 dort der 200.000ste Peugeot 3008 vom Band lief, war es einer dieser Augenblicke. Überraschend daran ist weniger die runde Zahl als die Geschwindigkeit, mit der sie erreicht wurde: Zwei Jahre nach dem Marktstart im Herbst 2023 gehört der 3008 bereits zu den festen Größen unter den kompakten SUV – und dies in einer Automobilwelt, die im Umbruch steckt wie selten zuvor.
Der Erfolg des 3008 ist vielschichtig. In Frankreich selbst führt er seit Monaten das Segment der C-SUV an, und auch in Deutschland hat er sich als sichtbarer Wettbewerber von Modellen wie VW Tiguan, Hyundai Tucson oder Ford Kuga etabliert. Dabei profitiert er von einem Zeitpunkt, an dem viele Käufer zwischen klassischen Antrieben und elektrifizierten Lösungen schwanken. Peugeot hat darauf eine Antwort geliefert, die von Hybrid über Plug-in-Hybrid bis hin zu drei vollelektrischen Versionen reicht.
Bemerkenswert ist dabei, dass die rein elektrischen Varianten inzwischen rund 22 Prozent des Absatzes ausmachen – mehr, als im Branchenschnitt üblich ist. In einer Zeit, in der sich Elektro-SUV oft noch schwer tun, überzeugt der 3008 mit einer Bandbreite an Fahrleistungen und Reichweiten, die tatsächlich alltagstauglich erscheinen. Ob die angegebenen bis zu 700 Kilometer mit der Long-Range-Version im realen Gesamtbetrieb erreichbar sind, muss sich allerdings zeigen. Frühere Tests haben gezeigt, dass Reichweiten im Alltagsverkehr oft 15 bis 25 Prozent niedriger liegen.
Technik und Vielfalt
Das technische Fundament bildet die neue Multi-Energie-Plattform STLA Medium, die der Stellantis-Konzern erstmals im 3008 vollständig zur Geltung gebracht hat. Sie erlaubt es, unterschiedlichste Antriebe innerhalb einer Linie zu fertigen und flexibel auf die Marktnachfrage zu reagieren. Dies gilt auch für das Werk in Sochaux, wo derzeit 6.500 Menschen in Zweieinhalb-Schicht-Betrieb arbeiten. Peugeot hat die Belegschaft in den vergangenen Jahren schrittweise ausgebaut, um Engpässen zu begegnen und die Bandbreite zwischen vollelektrischen, hybriden und konventionellen Varianten reibungslos abbilden zu können.
In Deutschland gliedert sich das Angebot in mehrere klar unterscheidbare Versionen. Als günstigster Einstieg fungiert der Hybrid 145 mit 145 PS, bei dem die Preise ab etwa 37.200 Euro beginnen. Der Plug-in-Hybrid 195 mit 195 PS ist ab rund 45.500 Euro im Handel, bietet jedoch nur bei regelmäßigem Laden echte Verbrauchsvorteile. Das rein elektrische Spektrum reicht vom E-3008 Elektromotor 210 ab etwa 47.500 Euro bis hin zur Long-Range-Variante mit 231 PS und bis zu 700 Kilometern nach WLTP, die bei etwa 53.000 Euro startet. Topmodell ist die Allrad-Version mit zwei Elektromotoren und 325 PS, die im deutschen Markt ab rund 56.500 Euro angeboten wird. Damit bewegt sich Peugeot preislich direkt in der Konkurrenz zum Tesla Model Y oder dem VW ID.4 GTX.
Anspruch und Realität
Aber Zahlen sind nur die eine Seite. Entscheidend für den weiteren Erfolg wird sein, ob Peugeot das Versprechen einer echten Alltagstauglichkeit einhalten kann. Gerade die Reichweitenangaben elektrischer Modelle sind in Europa zunehmend kritisch hinterfragt, und beim Ladenetz bleibt die Frage, ob Langstreckenfahrer genügend Vertrauen in die Infrastruktur haben. Zwar unterstützt der 3008 bis zu 160 kW Ladeleistung, was im Vergleich durchaus konkurrenzfähig ist, doch die tatsächliche Ladegeschwindigkeit hängt stark von Temperatur und Batteriezustand ab.
Deshalb bleibt ein Restzweifel: Wird der 3008 auch nach dem ersten Hype stabil auf hohem Absatzniveau bleiben, oder wird er wie manche Konkurrenten nach zwei, drei Jahren in eine Verkaufsflaute rutschen? Zugunsten des Peugeot spricht, dass er sich mit seinem markanten, fast coupéartigen Fastback-Design deutlich von den eher sachlich auftretenden Rivalen unterscheidet. Auch die Ausstattungsvarianten zeigen, dass Käufer bewusst hochpreisige Versionen wählen: Mehr als die Hälfte entscheidet sich für das Top-Niveau GT.
Ein Blick nach vorn
Das Produktionsjubiläum in Sochaux ist somit mehr als eine interne Zahl für Peugeot. Es spiegelt die Entwicklung des gesamten Segments wider, in dem sich europäische Hersteller nun endgültig dem Wettbewerb aus China stellen müssen. Modelle wie der BYD Seal U, der MG4 XPower oder Nio EL6 zielen auf exakt jene Kundschaft, die Peugeot derzeit noch erfolgreich hält. Während im Heimatmarkt Frankreich die Loyalität zur Marke weiter hoch ist, muss sich der 3008 in Deutschland und Spanien stärker beweisen.
Am Ende zeigt sich, dass die 200.000er-Marke nicht nur eine Feier im Werk rechtfertigt, sondern auch Fragen aufwirft: Wie lange kann Peugeot mit diesem Modell den Spagat zwischen Tradition und Transformation aufrechterhalten? Die Antwort wird nicht allein in Sochaux entschieden, sondern auch auf den europäischen Straßen, an den heimischen Ladesäulen und in den Preislisten der Wettbewerber.

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