Junge Deutsche wollen Autos, aber der Führerschein wird zum Luxusgut
Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, die im Auftrag der DEVK Versicherungen durchgeführt wurde, zeigt ein bemerkenswertes Ergebnis: 93,7 Prozent der befragten Frauen und Männer unter 25 Jahren wünschen sich ein eigenes Auto. Diese Erhebung, die vom ACV Automobil-Club Verkehr, einem Partner der DEVK, analysiert wurde, unterstreicht die anhaltende Bedeutung individueller Mobilität für die jüngere Generation in Deutschland. Interessanterweise steht dieser ausgeprägte Wunsch nach einem eigenen Fahrzeug im Kontrast zu einem rückläufigen Trend beim Führerscheinerwerb. Laut einer Auswertung des Statistikportals Statista ist der Anteil der 17- bis 20-Jährigen, die einen Führerschein der Klasse B besitzen, seit 2012 kontinuierlich gesunken.
Während vor elf Jahren noch 55 Prozent dieser Altersgruppe eine Fahrerlaubnis hatten, waren es 2023 nur noch 41 Prozent. Als ein wesentlicher Grund für diesen Rückgang werden die hohen Kosten für den Führerscheinerwerb in Deutschland diskutiert. Je nach Region, Anbieter und der benötigten Anzahl von Fahrstunden können die Gesamtkosten zwischen etwa 2.000 und über 4.000 Euro variieren. Diese beträchtlichen Summen stellen für viele junge Menschen eine erhebliche finanzielle Hürde dar. Holger Küster, Geschäftsführer des ACV, äußert sich besorgt zu dieser Entwicklung. Er betont, dass der Führerschein weit mehr als nur ein Nachweis der Fahrbefähigung sei. Vielmehr stelle er einen wichtigen Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe dar und verbessere die Chancen junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Küster warnt eindringlich davor, dass die Mobilität der jungen Generation in Deutschland zu einem Luxusgut werden könnte. Ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern verdeutlicht die Problematik: In Frankreich liegen die durchschnittlichen Kosten für den Führerscheinerwerb bei etwa 1.800 Euro, in Italien bei circa 1.300 Euro und in Österreich bei gut 1.500 Euro. Obwohl diese Beträge ebenfalls je nach Region und individuellen Voraussetzungen schwanken können, sind sie im Vergleich zu Deutschland deutlich niedriger.
Die Gründe für die hohen Führerscheinkosten in Deutschland sind vielschichtig. Steigende Anforderungen an Fahrschulen, höhere Betriebskosten und ein zunehmender Fachkräftemangel belasten die Branche. Ein weiterer bedeutender Faktor ist die hohe Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen: Laut Angaben des TÜV scheitern fast 50 Prozent der Prüflinge an der theoretischen und 30 Prozent an der praktischen Prüfung. Die daraus resultierenden Wiederholungsprüfungen und zusätzlichen Fahrstunden tragen erheblich zu den steigenden Gesamtkosten bei. Als möglichen Lösungsansatz sieht der ACV die verstärkte Nutzung digitaler Lernmethoden. Der vermehrte Einsatz von interaktiven Plattformen, simulierten Prüfungen und adaptiven Lernprogrammen könnte dazu beitragen, die Erfolgsquote bei Prüfungen zu steigern und die Anzahl kostenintensiver Wiederholungsprüfungen deutlich zu reduzieren.
Novelle zur Fahrschülerausbildung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr
Der ACV begrüßt daher die geplante Novelle zur Fahrschülerausbildung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, die eine verstärkte Nutzung digitaler Hilfsmittel vorsieht. Solche Tools könnten zudem Fahrlehrer entlasten und unterstützen – eine angesichts des bestehenden Fachkräftemangels dringend benötigte Maßnahme. Holger Küster betont die Notwendigkeit einer qualitativ hochwertigen Fahrausbildung für die Verkehrssicherheit in Deutschland, die gleichzeitig modern und bezahlbar sein müsse. Auch die Digitalisierung des Führerscheinantragsverfahrens könnte spürbare Verbesserungen bringen: Ein schnelleres, digitales System würde die derzeit langen Bearbeitungszeiten reduzieren und somit unnötige Mehrkosten vermeiden. Die Umfrageergebnisse und die daraus resultierenden Diskussionen verdeutlichen die komplexe Situation, in der sich junge Menschen in Deutschland bezüglich ihrer Mobilität befinden. Einerseits besteht ein starker Wunsch nach individueller Mobilität, andererseits stellen die hohen Kosten für den Führerscheinerwerb eine erhebliche Hürde dar. Es bleibt abzuwarten, wie Politik und Wirtschaft auf diese Herausforderungen reagieren werden, um die Mobilität für junge Erwachsene in Deutschland auch in Zukunft sicherzustellen und bezahlbar zu gestalten.
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