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Kia Optima II Spirit 1,7 CRDi DCT im Fahrbericht

Die Limosusine der gehobenen Mittelklasse im Fahrbericht: Die stattliche Neuauflage des Kia Optima wächst in Länge, Breite und Höhe - Bildnachweis: MOTORMOBILES

Der Passat-Gegner Optima ist ein Raumwunder

Kia hat im letzten Jahr den Optima erneuert. Ein Modell in der gehobenen  Mittelklasse, den noch immer viele deutsche Käufer bislang nicht so richtig auf dem Radar haben. Sollten sie aber, denn das Vorgängermodell des Koreaner schnitt in unseren beiden Fahrberichten 1 und 2 bereits hervorragend ab. Mit einer Fahrzeuglänge von 4,85 Meter präsentiert sich sich die bereits seit einem Jahr erhältliche Neuauflage des Koreaners äußerst selbstbewußt.

Wir haben die Optima Limousine in der Ausstattung Spirit mit dem 1,7-Liter-Diesel gefahren. Der Selbstzünder ist in dieser Klasse im Vergleich zu den derzeit zusätzlich angebotenen, durstigeren Benzinern je nach Fahrleistung sicher die vernünftigste Wahl. Meist kommen Mittelklasse-Fahrzeuge in der Nutzung auf deutlich überdurchschnittliche Kilometerleistungen pro Jahr.

Kia Optima 1,7 CRDI DCT Spirit
Die Optima Limousine gibt es ausschließlich als Fronttriebler
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Optik ist ein wichtiger Erfolgsfaktor des Optima

Der Optima ist eine elegante Erscheinung mit der man sich wirklich sehen lassen kann. Schick war bereits der Vorgänger – aber in der neuen Generation hat die Optik nochmalig zugelegt. Den Designern um Peter Schreyer gelang eine evolutionäre und stimmige Weiterentwicklung des Design zu einem Meisterstück. Die Formensprache läßt das Fahrzeug sportlicher denn je und auf jeden Fall deutlich repräsentativer wirken. Das ist durchaus beabsichtigt, möchte man doch auch zukünftig stärker als bisher den lukrativen Dienstwagen- und Flottenmarkt bedienen können. Immerhin werden 80 Prozent aller Mittelklasse-Fahrzeuge auf gewerbliche Halter zugelassen. Der Optima hat in der zweiten Generation an optischer Breite zugelegt. Dafür sorgen die schmalen horizontalen Scheinwerfer, die mit dem neuen Tigernasen-Kühlergrill eine Linie bilden. Auffällig sind die verchromten Dummy-Luftauslässe an den Seiten oberhalb der vorderen Radhäuser sowie die Chromleiste oberhalb der Fenster, die keinen kompletten Rahmen mit der unteren Fensterlinie bildet, sondern sich dafür weiter bis zu dem Heck erstrecken. Hier geht das Design mal einen neuen Weg.

Gediegenes Interieur

Das Interieur des Kia Optima wurde komplett neu gestaltet. Auf den ersten flüchtigen Blick assoziert man unwillkürlich einige Elemente von  BMW wiederzuentdecken. Das fahrerorientierte Cockpit und Bedienkonzept ist konserativ ausgelegt. Nicht alle Knöpfe sind ins Infotainment-System gewandert, und die Knopfleisten sind horizontal angeordnet. In Sachen Funktionalität und Ergonomie gibt das Interieur wenig Anlass zu Kritik. Der Infotainment-Screen ist nicht tief eingefasst, es soll eher der Effekt eines insgesamt flachen Armaturenbretts entstehen. Die Reaktionszeiten des Systems sind extrem perfortmant, man kann sich also schnell in Echtzeit durch das Menü tippen. Die Menüführung gelang den Koreanern angenehm intuitiv. Überzeugend wirkt neben der sprichwörtlich guten Verarbeitung die Haptik und zuweilen Premium-nahe Materialanmutung.

Neue innovative Features bieten die Koreaner auch. So kann man sein Smartphone auch induktiv laden. Gegen Auspreis läßt sich auch wieder ein beheizbares Lenkrad ordern (bzw. Serie ab Ausstattungsniveau Vision).

Raumwunder auch als Limousine

Ein großer Pluspunkt des Optima ist sein Platzangebot. Nicht nur beim Kombi, sondern schon bei der von uns getesteten Limousine kann man sich vorn wie hinten bequem ausstrecken. Die Kniefreiheit ist extrem großzügig. Beim Einsteigen und Schließen der Tür fährt der elektrisch verstellbare Fahrersitz mit Memorysitzfunktion in die zuletzt gespeicherte Sitzposition. Dies erleichtert sowohl den Ein- als auch den Ausstieg. Der langstreckentaugliche Fahrer- wie auch Beifahrersitz bieten zudem jeweils 8-fache Verstellmöglichkeiten und einen sehr guten Seitenhalt.

Beim Thema Sitzbezüge verhält sich Kia konserativ. Stoffsitze sind Standard, optional gibt es die Kombination Stoff/Kunstleder. Letztere ist auch bei unserem Testwagen im Niveau Spirit verbaut. Dies machen zwischenzeitlich viele Autohersteller. Leider ist die D-Säule so breit geraten, dass die Sicht nach schräg hinten ziemlich einschränkt ist.

Antrieb

Unser Testwagen wird von einem äußerst genügsamen Diesel angetrieben. Der 1.7 CRDi mobilisiert  141 PS (104 kW ). Das Aggregat sorgt für einen angemessenen Antrieb der großen und rund 1,7 Tonnen schweren Limousine. Der Entwicklungsfokus lag hier auf der Effizienz und nicht auf dem Aspekt der Sportlichkeit. Die Koreaner setzen hier bewusst nicht auf prestigeträchtige und kräftige V6-Motoren, wie sie für die deutsche Premium-Konkurrenz zum Teil noch erhältlich, aber überhaupt nicht mehr  zeitgemäß sind. Damit fokussiert Kia auf den Flottenmarkt, der eher die wirtschaftlicheren Motoren bevorzugt. Trotz der 340 Newtonmeter Drehmoment benötigt der Kia knapp elf Sekunden für den Null-hundert-Paradesprint. Mit viel Anlauf werden die 203 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht.
Die Kraft wird über ein automatisches aber rel. träge schaltendes 7-Stufen-Direktschaltgetriebe (Doppelkupplungsgetriebe) übertragen. Das System agiert sonst unauffälig mit vorbildlich sanften Schaltübergängen. Über Schaltwippen am Lenkrad läßt sich manuell eingreifen. Der Dieselmotor bewegt den Optima dank des Getriebes etwas unterhalb seines Potenzials. Im Schubbetrieb schaltet es zwar selbstständig in einen niedrigeren Gang. Trotz moderner Technik verschlechtern sich aber gegenüber dem Handschalter Verbrauch und Beschleunigung. Einen stärkeren Diesel bietet Kia im Optima trotzdem nicht an. Der kombinierte Normverbrauch beträgt 4,4 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Der Testverbrauch betrug trotz schneller Fahrweise nur knapp über 6 Liter. Die manuell geschaltete Version sprintet eine Sekunde flinker und reduziert den kombinierten Verbrauch um 0,2 Liter. Exzellent ist den Koreanern die Geräuschdämmung gelungen. Hier verweist der Koreaner die meisten seiner Wettbewerber auf die Plätze.

Technische Daten Kia Optima 1,7 CRDI DCT Spirit
Hersteller:Kia
Karosserie:Limousine
Motor:4-Zyl.- Diesel Commonrail
Start/Stopp-SystemJa
Getriebe7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT)
AntriebFrontantrieb
Hubraum:1.685 ccm
EmissionsklasseEuro 6
Leistung:104 (141) kW (PS) bei 4.000 Umdrehungen pro Minute
Drehmoment:340 Nm bei 1.750–2.500 Umdrehungen pro Minute
Höchstgeschwindigkeit:208 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) in s7,7 Sekunden
Kombinierter Normverbrauch (ECE) 7,4 - 7,3 Liter /100 km
CO2-Ausstoß 116 g/km
EffizienzklasseA+
Kraftstoff:Diesel
Tankinhalt70 Liter
Leergewicht 1.605 - 1.720 kg
Kofferraum510 Litern
Zuladung 475 kg
Zul. Gesamtgewicht 2.080 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.855/1.860/1.465/2.805 mm
Testwagenpreis 38.180,- Euro

Fahreigenschaften

Die Fahrwerksabstimmung ist den Kia-Ingenieuren sehr gut gelungen. Dabei wurde darauf geachtet, dass es hier nicht zu einer oft mit Dynamik verwechselten übertriebenen Härte kommt. Nicht zu weich, aber doch deutlich in Richtung Komfort. Auf sportliche Späße verzichten die Koreaner. Dafür filtert das Fahrwerksetting Unebenheiten optimal weg und informiert die Insassen allenfalls  über massive Querfugen.

Die Lenkung präsentiert sich etwas indifferent. Hier fehlt es ein wenig am letzten Feinschliff.  Hier sei aber nochmal betont, dass es sich dabei um jammern auf hohem Niveau handelt und viele Wettbewerber ebenfalls die eine oder andere verzeihliche Schwäche zeigen. Abrupte Lastwechsel wie beispielsweise bei einem Ausweichvorgang quittiert der Kia mit einer leichten Tendenz zum Übersteuern bzw. einem ausschwenkenden Heck. Das ESP greift hier relativ spät ein.

Preise und Ausstattung

Der Optima wird von Kia schon in den Basisvarianten sehr gut ausgestattet. Die Preise für den Kia Optima als Limousine starten bei 25.090 Euro für die Edition 7. Hoch geht es bis 36.100 Euro für den von uns gefahrenen stärksten Diesel in der besten Ausstattungsvariante Spirit. In der besonders sportlichen GT-Line sind dann sogar mindestens 38.190 Euro fällig. Allerdings bleiben dann praktisch keine Wünsche mehr offen. Lediglich die meisten Assistenzsysteme müssen noch extra bezahlt werden. So etwa im Technik-Paket (1.150 Euro), in dem eine Rundumsichtkamera, Spurwechselassistent, Querverkehrswarner und ein adaptives Fahrwerk zusammengefasst werden. In unserem Testwagen war noch die induktive Ladestation, Lederpakt (1.990 Euro) sowie Panoramadach (900 Euro) verbaut. Damit positioniert sich Kia preislich ähnlich wie die direkten Wettbewerber wie etwa der VW Passat, Opel Insignia, Skoda Octavia oder Mazda6. Allerdings verfügt der Kia Optima dann stets bei ähnlichem Preisniveau über deutlich mehr Ausstattung. Dies macht ihn dann letzlich doch günstig. Hinzu kommt noch die weitreichende Garantiezusage, die sich Wettbewerber immer teuer bezahlen lassen.

Fazit: Nochmal besser

Der Kia Optima wird hierzulande immer noch zu wenig beachtet. Wie wir finden völlig zu Unrecht. Mit überzeugendem Design und sehr weitreichenden Garantie-Zusagen sollten die Koreaner weiterhin Boden gut machen. Kia gewährt immer noch sieben Jahre Garantie bis zu einer  Laufleistun von 150.000 Kilometer  – während die Kunden der deutschen Premium-Konkurrenz sich mit gerade einmal 2 Jahren zufrieden geben müssen. Das ist selbstbewusst und für den Kunden besser kalkulierbar. Ansonsten führt die Neuauflage des Optima das Konzept der Vorgängergeneration konsequent, gezielt und verfeinert fort.  Ein edle Anmutung außen wie innen lassen an der einen oder anderen Stelle sogar Premium-Feeling aufkommen.  Der Kia Optima dürfte in Deutschland die am stärksten unterschätzte Business-Limousinen in der gehobenen Mittelklasse sein. Die Kombination zwischen Preis-/Leistungsverhältnis, Fahrdynamik und Design mit Lifestyle-Elementen empfinden wir als gelungen. Da sich in Deutschland vor allem Kombis einer großen Beliebtheit erfreuen ist der neue Optimal seit Herbst 2016 nun endlich auch als Kombi erhältlich.

Kia Optima 1,7 CRDI DCT Spirit
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