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Kia Xceed PHEV im Einzeltest

Im Test der Kia Xceed mit Plug-in Hybrid - Bildnachweis: MOTORMOBILES

  

Kia verfolgt mit seinem Plug-in-Hybrid (kurz PHEV) den Ansatz, eine ökologische Antriebsvariante als Brückentechnologie zum reinen Elektroantrieb zu schaffen. Der Ceed-Ableger mit X im Namen und den zwei Herzen unter der Haube ist ein kompaktes SUV mit eleganten Coupé-Ambitionen und gibt sich mit seiner typischen Tigernase schon auf den ersten Blick als Kia zu erkennen. Mit dem Xceed bringt die Schwestermarke von Hyundai frischen Wind in das umkämpfte Segment. Mit seiner coupéartigen Dachlinie, der bulligen Heckansicht, der leicht erhöhten Bodenfreiheit und der markanten Front hebt sich der 4,40 Meter lange Xceed wohltuend von den Wettbewerbern im Kompakt-Segment ab.

Markant sind die ebenso typischen vier LED-Punkte pro Scheinwerfer als Tagfahrlicht. Hübsche Details lassen des Crossover-SUV aus jedem Blickwinkel interessant erscheinen und zeigen bei diesem Modell, dass es für Europa designt wurde. Die Höherlegung von 37 Milimetern gegenüber dem Ceed lassen die 18-Zoll Felgen in den Radkästen des Xceed fast schon zierlich wirken.

  

Interieur Kia Xceed PHEV Platinum Edition – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Interieur

 

Gegenüber dem Ceed ohne vorangestelltem X ist der Fahrersitz vier Zentimeter höher. Dies erleichttert den Einstieg sorgt aber für keine spürbar erhöhte Sitzposition wie bei den Kompakt-SUVs. Der Xceed fühlt sich mehr nach klassischer Kompaktklasse an. Das Armaturenbrett des Xceed orientiert sich weitreichend an seinem Plattformpender Ceed. Mit eher konservativem Design wagen die Koreaner hier keine Experimente. Dafür erweist sich die Bedienung als logiosch und damit sehr benutzerfreundlich.

Hinter dem griffigen und gut designten Multifunktions-Lenkrad verbirgt sich ein 12,3 Zoll großes virtuelles Cockpit, das die Instrumente animiert und mit seinen schönen Grafiken gefällt. Mittig gestellt sich ein 10,25-Zoll-Infotainment hinzu. Hier haben die Koreaner in den letzten jahre große Fortschritte in bezug auf Bedienbarkeit und Usability gemacht. Hierbei hat Kia bewußt nicht alle Tasten reduziert. Die Konnektivität umfasst zudem die Möglichkeit Apple CarPlay und Android Auto.

 

Kia Xceed Plug-in Hybrid 1.6 Automatik - 2021
Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Fahrer und Beifahrer sitzen bestens. Auch Großgewachsene fühlen sich hier wohl. Dazu sind die Sitze bequem. Deutlich enger geshcnitten zeigt sich da schon der Inneraum im Fond in Bezug auf die Beinfreiheit. Bis 1,75m Körpergröße sitzt man hier noch gut. Komfortmerkmale im Fond sind elektrische Fensterheber mit Einklemmschutz, eine bei bedarf helle LED-Deckenbeleuchtung sowie eine Sitzheizung für die äußeren Rücksitze. Oppulent zeigt sich der Laderaum nach dem Öffnen der elektrischen Heckklappe: Bei aufgestellter Rücksitzlehne stehen netto – also bei aufgestellten Rücksitzen – 291 Liter bereit. Der Stauraum läßt sich durch Umklappen der geteilten Rücklehne bis auf 1.243 Liter vergrößern. Dass die Werte etwas unter dem des konventionellen Xceed liegen (426/1.378 Liter) liegt an dem Akku im Heck. Oberhalb des Ladebodens aber sind beide Versionen identisch. Leider entsteht nach dem Umklappen keine ganz waagerechte Ladefläche. Im Xceed mangelt es zudem generell nicht an Ablagen. So gibt es ein Brillenfach, eine induktive Ladeschale für das Smartphone, Türtaschen mit einer guten Größe, Cupholder vor der Mittelarmlehne sowie ein Fach darunter. Zu guter Letzt überzeugt auch das große Handschuhfach. Optisch fallen der reichliche Einsatz von Klavierlack und in Wagenfarbe lackierte Zierteile am Armaturenbrett ins Auge. 

 

Der Stauraum läßt sich durch Umklappen der geteilten Rücklehne bis auf 1.243 Liter vergrößern – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

PHEV-Antrieb und Reichweite

 

Das PHEV-System hinter dem Antrieb ist nicht wirklich neu und kommt bereits in anderen PHEV-Modellen wie beispielsweise dem Niro oder dem Ceed Sportswagon zum Einsatz. Für den Plug-in-Hybridantrieb im Xceed kombiniert Kia einen 1,6 Liter großen Benziner mit 105 PS Leistung und eine 45 kW starke E-Maschine. Die Systemleistung beträgt 141 PS bei einem maximalen Drehmoment von 265 Nm. Der Xceed wird über ein 6-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe bewegt, das unmerklich und schnell schaltet. Der Akku speichert bis zu 8,9 kWh. Dies reicht laut Herstellerangaben gem. WLPT für bis 58 Kilometer ohne lokale Emissionen und bei entsprechend sanfter Fahrweise. Unter dem Kofferraum sowie der Rückbank speichert das zweiteilige 8,9-kWh-Batteriemodul die Energie. Die Gesamtleistung kommt auf 141 PS. Der Gewichtsanstieg fällt mit 115 Kilo moderater aus als bei vielen anderen Plug-in-Hybrid-Systemen. Ein Wermutstropfen sind die 135 Liter Kofferraumvolumen, die von den Akkus beansprucht werden.

Wie auch die anderen Ceed-Varianten wird der Xceed ausschließlich als Fronttriebler angeboten. Ohne Allrad schleppt er weniger Gewicht mit sich herum und für den typischen, meist urbanen Einsatzbereich ist der Frontantrieb ideal. Den Null-Hundert-Paradesprint erledigt der Xceed nach nur 11 Sekunden und spurtet weiter bis maximal 193 km/h. Dabei bleibt der Vortrieb bis ungefähr Temp 160 Stundenkilometerspürbar agil mit guten Durchzug. Bei Tempi oberhalb 160 gestaltet sich eine weitere Beschleunigung dann etwas zurückhaltender.

 

Kia Xceed 1.6 PHEV Platinum Edition Automatik – Bildnachweis: MOTORMOBILES

  

 

Mit einer betont defensiven Fahrweise haben wir mit einer Akkuladung rein elektrisch knapp über 46 Kilometer schaffen können. Heizung und Kälte in diesem Winterfrühling 2021 kosten allerdings Reichweite. Der E-Motor ermöglicht Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h. Arbeiten beide Triebwerke zusammen, liegt die Systemleistung bei 141 PS. Ist die Traktionsbatterie leer, müht sich der 1,6-Liter-Saugmotor hör- und spürbar, den Xceed voranzutreiben. Hybridfahren ist immer auch eine Einstellungssache mit angepassten Fahrstil. Das bedeutet vor allem vorrausschauend fahren und das Auto wenn immer möglich gleiten oder segeln lassen, sich cruisend entspannen. Dann ist Hybrid sehr angenehm, sehr sparsam und die Leistung immer absolut ausreichend.

Doch das Bild wandelt sich, wenn statt Stadtverkehr Langstrecke auf dem Programm steht: Ohne häufige Bremsenergierückgewinnung ist die Batterie des Hybrid-Systems (27,4 kWh) nach etwa 70 Kilometern leer und der E-Motor pausiert.

Wer dagegen die volle Leistung abfordert, um möglichst schnell vom Fleck zu kommen – also eine sportlich-aggresive Fahrweise pflegt und stets auf Autobahn vorne mitfahren möchte, wird mit einem PHEV vermutlich nie richtig glücklich werden. Das Sparpotenzial dieses Konzept läßt sich dann nicht heben. Sportlich orientierte Fahrer werden sich mehr Leistung wünschen oder beklagen, dass sich der nicht aufgeladene Benziner zu sehr anstrengen muss. Was uns aber vor allem wieder gefallen hat, ist das leise Fahren auf Landstraßen im elektrischen Modus. Im Gegensatz zum normalen Vollhybrid, kann man die Ruhe nicht nur zwei Kilometer sondern eben 58 Kilometer nutzen. Ein Vorteil des PHEV ggü. reinen Elektrofahrzeugen ist die uneingeschränkte Unabhängigkeit. Der Plug-in Hybrid ermöglicht zumindest auch lange Urlaubsfahrten mit Langstrecke. Mit 37 Litern Füllmenge ist sein Benzintank nicht riesig. Bei einem Autobahnvererbrauch von rund sieben Litern sind aber gut 400 Kilometer lange Etappen kein Problem. Im Mischbetrieb mit Stadt und Landstraßen waren es 6,7 Liter Durchschnittsverbrauch im Drittelmix. Bei sportlicher Fahrweise kratzen die Verbrauchswerte schnell in den zweistelligen Bereich.

 

Geladen wird AC mit maximal 3,3 kW. Zuhause an einer Wallbox (deren Installation von der KfW-Bank mit 900 Euro gefördert wird) dauert der Ladevorgang rund zweieinhalb Stunden wieder bei 100 Prozent Akkustand – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Laden

Geladen wird AC mit maximal 3,3 kW. Zuhause an einer Wallbox (deren Installation von der KfW-Bank mit 900 Euro gefördert wird) dauert der Ladevorgang rund zweieinhalb Stunden wieder bei 100 Prozent Akkustand. Mit der herkömmlichen 230-Volt-Steckdose dauert es ein bis zwei Stunden länger. Über den Bordcomputer lässt sich der Ladevorgang so programmieren, dass – sofern ein entsprechender Stromtarif vorhanden – nur der günstige Nachtstrom zum Laden genutzt wird.

  

Laden an der Wallbox – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Fahreigenschaften

 
Der Fronttriebler punktet mit Fahrwerk und Traktion. Der Fahrer kann zwischen dem Sport-, Hybrid-, E– sowie Auto-Mode wählen. Je nach Stand der 8,9 kWh Lithium-Ionen-Polymer Batterie ist dabei aber die Auswahl dann eingeschränkt. Die grundsätzliche Abstimmung des Fahrwerk haben die Koreaner angenehm straff ausgelegt. Dabei verfügt der Xceed noch über genügend Restkomfort, um die Unebenheiten auch auf schlechten Fahrbahnbelägen hinreichend von den Insassen fernzuhalten. Auf langen Strecken punktet der Xceed mit problemlosen Handling und komfort-orientierter Gelassenheit. Hier kommt der Umstand zum Tragen, dass der Xceed trotz Cross-Faktor nocxh nah an der bodennahen Kompaktklasse orientiert. Dies hat Vorteile bei Abrollverhalten und Fahrdynamik – durch den weniger hohen Aufbau gelingt der übliche Kompromiss hier einen Tick besser als bei den Kompakt-SUVs. Das ausgewogene Fahrverhalten mit sportivem Touch ist gelungen.

 

Technische Daten Kia Xceed Plug-in Hybrid 1.6 Automatik - 2021
Hersteller:Kia
Karosserie:Crossover fünfsitzig
Motor:Hybrid: Vierzylinder-Benzinmotor 1.6 GDI plus Permanent-Magnet-Synchronmotor
Getriebe:Doppelkupplungsgetriebe 6-Gang
Antrieb:Frontantrieb
Hubraum:1.580 ccm
Leistung / Drehmoment Verbrenner:77 kW (105 PS) bei 5.700 U/min / 147 Nm bei 4.000 U/min
Emissionsklasse:Euro 6d-TEMP-EVAP-ISC
Leistung / Drehmoment Elektromotor 45 kW (61 PS) / 170 Nm
Max. Leistung Hybrid-System103,6 kW / 141 PS bei 5.700 U/min
Max. Drehmoment Hybrid-System265 bei 1.000-2.400 U/min
Batterie:Lithium-Polymer
Batteriegewicht:117 kg
Batteriekapazität:8,9 kWh
Ladeanschluss:AC-Ladeanschluss Typ 2 - 1-phasig
Ladeleistung:3,3 kW (ausschliesslich AC)
Ladezeiten 0 bis 100%:165 min. (mit 3,3 kW)
Von 0 auf 100:10,8 s
Höchstgeschwindigkeit:120 elektrisch / 172 Hybrid km/h
Stromverbrauch kombiniert:11– 10,7 kWh/100km
Kraftstoffverbrauch kombiniert:1.3 bis 1,2 L
Kraftstoffart:Super 95 Oktan
CO2-Ausstoß kombiniert31– 29 g/km
Effizienzklasse:A+
Wendekreis:10,6 Meter
Kofferraum:291 bis 1.243 Liter
Zuladung:511 Kilogramm
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.030 Kilogramm
Zulässige Anhängelast
ungebremst/gebremst:
600 Kilogramm /
1.300 Kilogramm
Tankinhalt:37 Liter
Leergewicht/Zuladung:1.594 bis 1.651kg / 406 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.395/1.826/1.495/2.650 mm
Garantie Fahrzeug:7 Jahre oder 150.000 km; Europaweite Mobilitätsgarantie 7 Jahre
Grundpreis (Xceed PHEV Vision):35.990,00 abzüglich staatl. Elektroprämie
Grundpreis Testwagen Xceed PHEV Platinum Editionab 42.890 abzüglich staatl. Elektroprämie


Assistenzsysteme und Extras

 

Der Kia Xceed verfügt über eine Armada elektronischer Assistenzsysteme. An Bord sind unter anderem ein Frontkollisionswarner, ein aktiver Spurhalteassistent, ein Müdigkeitswarner, ein Stauassistent, ein Spurwechselassistent, ein Querverkehrwarner sowie eine Verkehrszeichenerkennung. Den Spurhalteassistenten sollte Kia noch etwas nachbessern. Bisweilen erkennt er die Linien auf der Straße nicht und reagiert entsprechend falsch. Über das Bordmenü lässt er sich zwar deaktivieren, schaltet sich aber automatisch immer wieder ein, sobald der Wagen neu gestartet wird. Hier hat sich Kia vom  EuroNCAP leiten lassen. Je mehr Assistenzsysteme serienmäßig an Bord sind, je mehr Punkte gibt es bei der Sicherheits-Beurteilung.

Den herkömmlichen Xceed gibt es ab EUR 21.690,- in der Grundausstattung. Die Plug-in-Version des Xceed starten in der Version „Vision“ mit bereits guter Serienausstattung ab 35.990 Euro. Unser Testwagen in der Platinum Edition startet ab mindestens 42.890 Euro und verfügt serienmäßig zusätzlich über elektrisch verstellbare, beheiz- und belüftbare Echtledersitze, einen adaptiven Tempomat und ein 12,3 Zoll großes Instrumentendisplay. Das Platinum-Edition-Paket mit elektrischer Heckklappe, Glasschiebe- und Hubdach sowie allen weiteren Extras unseres Testwagen summieren sich dann auf knapp 45.000 Euro.

Fazit: Perfektes Technik-Paket für Pendler und Viellader

Plug-in Hybride sind Fachkräfte für bestimmte Fahr- und Ladeprofile. In der City fährt sich der Xceed hervorragend, hat viele Assistenzsysteme und konsumiert im Hybrid- oder E-Modus (54 km reine E-Reichweite) wenig Energie. Alles in allem überzeugte uns der Xceed mit feiner Ausstattung, einer Top-Verarbeitung und technischer Reife. Wer in der heimischen Garage oder am Arebitsplatz über eine Ladeoption wie beispielsweise über eine Steckdose oder aktuell geförderter Wallbox verfügt sowie zudem über typische tägliche Fahrleistungen um die 60 Kilometer fährt, sollte sich den Xceed auch als PHEV mal näher anschauen.

Kia Xceed Plug-in Hybrid 1.6 Automatik - 2021
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