
E-Care Fluid ermöglicht vollautomatisierte Entleerung und Befüllung von Kühlsystemen in E-Fahrzeugen - Bildnachweis: Mahle
Kühlmittelwartung unter Hochspannung
Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs verändert nicht nur das Fahren, sondern auch die Arbeit in der Werkstatt grundlegend. Eine der bislang wenig beachteten Herausforderungen betrifft die Thermomanagementsysteme von Elektro- und Hybridfahrzeugen – insbesondere die Wartung der Hochvoltbatterie-Kühlkreisläufe. Mit dem neu eingeführten E-Care Fluid bringt Mahle nun ein Servicegerät auf den europäischen Markt, das genau an dieser Stelle ansetzt. Ziel ist es, die Wartung dieser empfindlichen Systeme zu vereinfachen, standardisieren und auf lange Sicht sicherer zu machen.
Während sich in der Vergangenheit Wartungsarbeiten am Kühlkreislauf meist auf konventionelle Motorkühlsysteme beschränkten, fordern heutige Elektrofahrzeuge eine deutlich differenziertere Herangehensweise. Die Batterien moderner Fahrzeuge reagieren empfindlich auf Temperaturschwankungen. Zu hohe oder zu niedrige Temperaturen wirken sich negativ auf Ladeleistung, Lebensdauer und Sicherheit aus. Entsprechend groß ist der Anspruch an die Zuverlässigkeit des Kühlsystems – und an die Werkstätten, die diese Systeme warten.
Mahles Lösung setzt auf einen vollautomatischen Prozess zur Entleerung, Reinigung, Dichtheitsprüfung und Neubefüllung von Kühlkreisläufen. Herzstück des Systems ist ein geschlossenes Gerät mit zwei Flüssigkeitstanks: einer für die Rückgewinnung des alten Kühlmittels, der andere für die frische Befüllung – auf Wunsch auch mit einer zuvor gemischten Flüssigkeit exakt nach Herstellervorgabe. Ein zusätzlich integrierter Spülzyklus soll Rückstände, die sich durch chemische Alterung oder Kontamination im System gebildet haben, effektiv entfernen.
Besonders praxisorientiert zeigt sich Mahles Lösung durch die integrierte Datenbank und die digitale Schritt-für-Schritt-Führung über ein sieben Zoll großes Touchdisplay. Die Software bietet modellbezogene Angaben zu Füllmengen, Öffnungspunkten, Prüfdruckwerten und Adaptertypen. Dabei wird die Datenbasis kontinuierlich über Netzwerkverbindung aktualisiert. Werkstätten profitieren von einem transparenten, automatisierten Ablauf, der sowohl Arbeitszeit spart als auch die Fehleranfälligkeit reduziert. Darüber hinaus lassen sich über das Gerät Prüfprotokolle und Serviceberichte generieren, die direkt dem Kunden ausgehändigt werden können – ein Pluspunkt im Hinblick auf Dokumentation und Transparenz.
Ein weiterer Vorteil des Systems liegt in seiner Vielseitigkeit. Das E-Care Fluid ist nicht ausschließlich für batterieelektrische Fahrzeuge vorgesehen, sondern lässt sich auch bei Plug-in-Hybriden und sogar konventionellen Verbrennern einsetzen. Für Hybridfahrzeuge und Fahrzeuge mit konventionellen Kühlkreisläufen steht zusätzlich ein manuell steuerbarer Wartungsmodus zur Verfügung. Der mitgelieferte Zubehörkoffer enthält rund 20 Adapter für gängige Fahrzeugmarken und -modelle. Die jeweilige Zuordnung erfolgt automatisch über das Display, das den passenden Adapter vorschlägt.
Ein praktisches Feature ist zudem die integrierte Remote-Support-Funktion. Im Servicefall kann sich ein Techniker von Mahle auf das Gerät aufschalten, um Diagnose- oder Bedienhilfe zu leisten. Das unterstützt insbesondere kleinere Betriebe oder weniger erfahrene Anwender bei der Anwendung des Systems.
Mahle betont die Bedeutung der regelmäßigen Kühlmittelwartung für die Funktionsfähigkeit elektrischer Antriebe. Alternde oder kontaminierte Kühlmittel können die Wärmeübertragung negativ beeinflussen und so indirekt zur Reduktion der Systemeffizienz beitragen. Im schlimmsten Fall drohen durch chemische Reaktionen Folgeschäden an Batteriekomponenten oder Pumpenelementen.
Preislich hat Mahle zum Marktstart keine offizielle UVP für das E-Care Fluid veröffentlicht. Branchenüblich ist jedoch bei derartigen Spezialgeräten ein vierstelliger Betrag – abhängig vom Leistungsumfang und den Lizenzmodellen der Software. Für viele Werkstätten dürfte die Investition dennoch lohnend sein. Denn angesichts des wachsenden Anteils elektrifizierter Fahrzeuge im Straßenverkehr und der zunehmenden Komplexität moderner Kühlsysteme rückt das Thema Thermomanagement immer weiter in den Fokus des Aftermarket-Geschäfts.
Mit dem E-Care Fluid liefert Mahle ein durchdachtes Werkzeug, das den Servicealltag im Umgang mit elektrifizierten Fahrzeugen erleichtern kann. Der Nutzen liegt dabei nicht nur in der Zeitersparnis, sondern vor allem in der sicheren, standardisierten Ausführung komplexer Wartungsarbeiten. Ob sich das System flächendeckend durchsetzen wird, hängt maßgeblich von der Preisgestaltung und der Bereitschaft der Werkstätten ab, in neue Technologien zu investieren. Klar ist aber: Die Anforderungen an das Servicenetz steigen – und wer als Werkstatt im E-Zeitalter bestehen will, kommt um spezialisierte Lösungen wie das E-Care Fluid kaum herum.
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