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Mehr Rechenleistung und 800 Volt: Volvo frischt den EX90 mit großem Technikupdate auf

Der Volvo EX90 des Modelljahr 2026 kann dank Technik-Update performanter laden und rechnen - Bildnachweis: Volvo

Volvo EX90 mit Technik-Update: schneller laden, sicherer fahren

Manchmal entscheidet ein unscheinbares Detail darüber, ob ein Auto als technologischer Vorreiter gilt oder lediglich mit dem Strom schwimmt. Genau an diesem Punkt setzt Volvo beim EX90 an. Der große Elektro-SUV des Herstellers bekommt zum Modelljahr 2026 ein Technik-Update, das deutlich spürbarer ausfällt als es der äußere Schein vermuten lässt. Zwar hat sich am Design so gut wie nichts geändert, unter der Haube und im Fahrzeugkern jedoch tut sich Entscheidendes: Mit 800-Volt-Architektur und einer aufgerüsteten Rechenplattform wagt Volvo den Schritt auf ein Niveau, das bislang vor allem Hersteller wie Porsche, Hyundai und Kia in der Praxis etabliert haben.

Schneller laden mit 800 Volt

Das wohl wichtigste Signal dieses Modelljahres lautet: Der EX90 verabschiedet sich vom bisherigen 400-Volt-System und geht auf 800 Volt. Das bedeutet für den Fahrer, dass sich die Ladezeiten drastisch verkürzen.  Während sich die ersten Volvo-Elektro-SUVs an High-Power-Charging-Säulen (HPC) noch mit Ladeleistungen im Bereich von 200 bis 250 Kilowatt zufriedengeben mussten, gelingt es jetzt,in nur zehn Minuten Energie für bis zu 250 Kilometer Reichweite nachzuladen. Dabei gilt wie immer die Einschränkung, dass die tatsächlichen Werte von Batterietemperatur, Ladezustand und der Qualität der Stromversorgung abhängen. Dennoch zeigt sich: Volvo macht einen Sprung, um mit den Branchenbesten Schritt zu halten.

Aber es bleibt nicht bei kürzeren Ladezeiten. Durch die höhere Spannung arbeitet das System effizienter, was die Erwärmung der Batterie verringert und den Wirkungsgrad steigert. Volvo konnte dadurch nicht nur die Energieeffizienz verbessern, sondern auch Gewicht einsparen, da Kabel und Bauteile schlanker dimensioniert werden konnten. Begrenzender Faktor bleibt weiterhin die Ladeinfrastruktur. Zwar ist das Ionity-Netz in Deutschland gut aufgestellt, doch längst nicht jede Schnelllladestation liefert 350 kW Leistung.

Mehr Rechenleistung für mehr Sicherheit

Neben der elektrischen Basis hat Volvo auch den digitalen Kern des Fahrzeugs überarbeitet. Die sogenannte Core Computing Plattform setzt nun auf zwei leistungsstarke Nvidia-Orin-Prozessoren, die zusammen eine Rechenleistung von rund 500 Billionen Operationen pro Sekunde ermöglichen. Das klingt abstrakt, doch praktisch heißt es, dass Assistenzsysteme schneller reagieren, der Funktionsumfang größer wird und vor allem neue Sicherheits-Features möglich sind.

Dazu zählt eine vernetzte Warnfunktion, die über die Cloud glatte Straßen oder Unfälle meldet, bevor der Fahrer selbst darauf stößt. Außerdem erhält das Emergency-Stop-System eine automatische Notruffunktion. Sollte der Fahrer gesundheitlich ausfallen und das Auto nach mehreren Aufforderungen nicht mehr gesteuert werden, bringt es sich selbst zum Stehen und baut eine direkte Verbindung zu einer Notrufzentrale auf. Andere Neuerungen wie eine weiterentwickelte Notlenkfunktion oder ein verbesserter Parkassistent zeigen, dass Volvo sich weiterhin stark im Bereich Fahrerassistenz positioniert.

Deshalb weist der Hersteller zu Recht darauf hin, dass auch Bestandskunden profitieren. Besitzer eines bisherigen EX90 erhalten im Rahmen eines Werkstattaufenthalts ein einmaliges Prozessor-Update kostenlos nachgerüstet. Das ist ungewöhnlich in einer Branche, in der digitale Technologie häufig dazu genutzt wird, ganze Modellgenerationen klar voneinander abzugrenzen.

Marktstellung und Wettbewerbsumfeld

Doch wie ordnet sich der EX90 damit in den Markt ein? Mit knapp fünf Metern Länge und als 7-Sitzer tritt er gegen Modelle wie den Audi Q8 e-tron, Mercedes EQS SUV, BMW iX und Tesla Model X an. Bisher lag die Reichweitenangabe nach WLTP bei rund 585 Kilometern, was im Alltag meist zwischen 450 und 500 Kilometer bedeutet. Die 800-Volt-Technologie könnte diese Werte zwar nicht direkt steigern, aber sie sorgt dafür, dass Ladepausen kürzer und damit Langstrecken einfacher werden.

Hier zeigt sich, dass Volvo im Elektroauto-Markt seine Nische finden will: Sicherheit, Bedienbarkeit und eine klare Ausrichtung auf Familien, anstatt allein jagt nach Reichweitenrekorden oder Sprintwerten. Dennoch bleibt ein Wermutstropfen. Während Tesla und auch Mercedes ihre Software-Architektur längst auf regelmäßige OTA (Over-the-Air)-Updates ausgeweitet haben, bleibt bei Volvo die Skepsis, ob man dauerhaft flexibel und zeitnah Upgrades aufspielen kann. Zwar gibt es Verbesserungen, doch hier muss der Hersteller sich erst noch beweisen.

Preise in Deutschland

Die Neuauflage des EX90 ist ab sofort bestellbar, ausgeliefert wird ab Ende 2025. Auf dem deutschen Markt startet das Modell bei knapp 82.000 Euro für die Version mit Twin Motor Allradantrieb und rund 408 PS. Die leistungsstärkere Twin Motor Performance mit 517 PS ist mit über 87.000 Euro verzeichnet. Mit den Technik-Updates ist kein massiver Preissprung verbunden, allerdings sind Zusatzoptionen wie das elektrochrome Panoramadach oder bestimmte Assistenzfunktionen kostenpflichtig erhältlich. Damit bewegt sich der EX90 preislich weiterhin in der oberen Liga, unterbietet aber vergleichbare Modelle von Mercedes und BMW in vergleichbarer Ausstattung.

Der Volvo EX90 des Modelljahrs 2026 bleibt seinem Ansatz treu, hebt Sicherheit und Elektrotechnik jedoch auf ein neues Level. Die 800-Volt-Umstellung bringt das, was Kunden vieler Elektroautos längst fordern: schnellere Ladezeiten und eine alltagstauglichere Nutzung auf der Langstrecke. Die stärkere Prozessor-Plattform erlaubt neue Sicherheitsfunktionen, die das Fahrzeug nicht nur digital fit machen, sondern auch den Anspruch unterstreichen, eine Art rollendes Schutzsystem für Familien zu sein.

Aber eine offene Frage bleibt: Reicht dieses Update, um im zunehmend harten Wettbewerb gegen deutsche Premiummarken und Tesla zu bestehen? Viel hängt vom Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland ab – und vom Tempo, mit dem Volvo selbst weitere Software-Funktionen nachliefern kann.