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Modellpflege beim Genesis Electrified G80: Mehr Akku, mehr Radstand, mehr Anspruch

Genesis präsentiert den überarbeiteten G80 - Bildnachweis: Genesis

Genesis Electrified G80 (2025): Größer, weiter, gelassener?

Im Luxussegment der gehobenen Elektrolimousinen herrscht Bewegung. Während etablierte Marken wie Mercedes-Benz, BMW oder Audi an ihren elektrischen Strategien feilen, setzt Genesis mit dem überarbeiteten Electrified G80 auf ein ausgewogenes Maß an technischer Weiterentwicklung, optischem Feinschliff und gehobenem Komfort. Ab Juli 2025 kommt das überarbeitete Modell auf den deutschen Markt – mit einer deutlich vergrößerten Batterie, einem verlängerten Radstand und einer ganzen Reihe von Detailmodifikationen, die den Charakter der Limousine präziser schärfen sollen. Doch genügt das, um im anspruchsvollen Wettbewerbsumfeld der Oberklasse-Elektromodelle zu bestehen?

Genesis präsentiert den überarbeiteten G80 – Bildnachweis: Genesis

Mehr Platz im Fond, längerer Radstand

Das auffälligste Merkmal der Modellpflege betrifft die Proportionen: Genesis hat den Radstand des Electrified G80 um beachtliche 13 Zentimeter verlängert. Die Außenlänge dürfte damit auf rund 5,20 Meter anwachsen – eine Größenordnung, in der sich auch Mercedes EQE Langversionen und der BMW i5 tummeln. Das Raumangebot im Fond profitiert spürbar, denn die zusätzliche Länge geht direkt in die zweite Sitzreihe. Für den Chauffeursbetrieb, wie er auf einigen Märkten üblich ist, ein klares Signal.

Damit einher geht ein überarbeitetes Exterieurdesign, das sich an der Genesis-typischen Designsprache orientiert. Der Kühlergrill bleibt in seiner stilisierten Form erhalten, die nun überarbeitete Frontschürze wirkt präsenter. Die neuen Multi-Lens-Array-Scheinwerfer sollen nicht nur eine höhere Leuchtkraft liefern, sondern auch einen technologischen Akzent setzen. Optional stehen 19-Zoll-Leichtmetallräder im neuen Design zur Verfügung, wobei das Fahrzeug weiterhin auf eine zurückhaltend-elegante Linienführung setzt.

Innenraum: OLED-Technologie und antibakterielle Details

Der Innenraum ist traditionell eine Stärke des Genesis G80. Die Koreaner setzen auf ein reduziertes, aber hochwertiges Designkonzept, das mit natürlichen Materialien, klaren Linien und technischer Raffinesse punktet. Neu ist das 27 Zoll große OLED-Panoramadisplay, das Instrumentenanzeige und Infotainmentsystem nahtlos miteinander verbindet. Die Bedienlogik soll intuitiver sein, ohne dabei auf klassische Tasten vollständig zu verzichten.

Ein interessantes Detail ist das antibakterielle Sterilisationsfach in der Mittelkonsole: In nur zehn Minuten sollen dort 99,9 Prozent aller Keime von externen Geräten wie Smartphones entfernt werden. Ob dies für den Alltagsnutzen entscheidend ist, bleibt fraglich, doch es unterstreicht den Anspruch an hygienische Detailpflege.

Auch der Komfortanspruch wurde weiterentwickelt. Die Sitze wurden neu gestaltet, Materialien und Polsterungen aufgewertet. Für die zweite Reihe steht nun ein optionales Komfortpaket zur Verfügung, das elektrisch schließende Türen, elektrische Sonnenblenden sowie eine individuelle Sitzheizung und -belüftung umfasst. Wer oft Gäste im Fond befördert, wird diesen Zugewinn zu schätzen wissen.

Technik-Update mit mehr Reichweite und Ladeleistung

Wesentlicher Fortschritt betrifft die Antriebstechnik. Die Batteriekapazität steigt von zuvor 87,2 auf nun 94,5 Kilowattstunden netto. Damit erhöht sich die Reichweite auf bis zu 570 Kilometer nach WLTP – ein Plus von rund 70 Kilometern im Vergleich zum Vorgänger. Damit bewegt sich der Electrified G80 im Bereich aktueller Langstrecken-Stromer wie Mercedes EQE (bis zu 590 km) oder dem neuen Audi A6 e-tron (geschätzt rund 600 km).

Die Ladezeit bleibt konkurrenzfähig: An einer Schnellladesäule mit 350 kW soll der Akku in nur 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden. Praktisch ist auch die beheizte Ladebuchse, die bei winterlichen Bedingungen ein komfortables Handling gewährleistet. Wie schon zuvor nutzt der G80 ein 800-Volt-System, was hohe Ladeleistung mit niedrigerer Wärmeentwicklung kombiniert.

An Bord bleibt auch die vorausschauende elektronische Fahrwerksregelung (Preview ESC). Über Kamera- und Navigationsdaten erkennt das System Unebenheiten und passt die Dämpferkennlinie proaktiv an. In der Praxis verspricht dies ein deutlich sanfteres Abrollverhalten – besonders auf schlechteren Straßen.

Klang, Komfort, Konnektivität

Ein erstmals serienmäßig verbautes Bang & Olufsen-Soundsystem mit 17 Lautsprechern und Dolby Atmos soll das Innenraumklima auch akustisch aufwerten. Zudem verfügt das Fahrzeug über ein aktives Noise-Cancelling-System, das Fahrgeräusche gezielt unterdrückt.

In puncto Konnektivität integriert Genesis die neueste Version des Digital Key 2. Damit lässt sich das Fahrzeug über ein Smartphone mit Fingerabdruck-Sensor öffnen und starten – klassische Schlüssel entfallen. Zusätzlich können individuelle Nutzerprofile gespeichert und aufgerufen werden.

Die Farbauswahl ist vielfältig: 14 Außenfarben stehen zur Wahl, darunter ein exklusives Geneva Silver. Für den Innenraum bietet Genesis vier Varianten an, wobei die Kombination Prussian Blue mit Obsidian Black besonders hochwertig wirkt.

Antrieb und Leistung: Bewährte Technik

Unverändert bleibt der elektrische Allradantrieb mit je einem E-Motor an Vorder- und Hinterachse. Auch die Systemleistung dürfte auf dem Niveau des Vorgängers liegen, der 272 kW (370 PS) und ein Drehmoment von 700 Newtonmetern bietet. Für den Sprint auf 100 km/h vergehen rund 4,9 Sekunden – ein für die Fahrzeugklasse respektabler Wert. Genesis verzichtet bewusst auf extreme Performancewerte und legt den Fokus auf kultiviertes Gleiten.

Marktpositionierung und Preise

Mit der Modellpflege verfolgt Genesis eine klare Strategie: Die elektrifizierte Oberklasselimousine soll sich noch stärker gegenüber den deutschen Platzhirschen profilieren. Auch wenn eine endgültige Preisliste noch nicht veröffentlicht wurde, lässt sich auf Basis des Vorgängermodells und aktueller Marktbeobachtungen eine realistische Einschätzung treffen.

Der bisherige Einstiegspreis für den Electrified G80 lag bei rund 73.000 Euro. Für die neue Modellgeneration ist angesichts des verlängerten Radstands, der größeren Batterie und des erweiterten Serienumfangs mit einem Grundpreis von etwa 78.000 Euro zu rechnen. Die besser ausgestattete Premium-Variante dürfte oberhalb von 85.000 Euro starten – je nach gewähltem Ausstattungspaket und Optionen kann der Endpreis in Richtung 95.000 Euro klettern. Damit bewegt sich der Genesis G80 preislich zwischen einem Mercedes EQE 300 und dem i5 xDrive40 von BMW.

Evolution statt Revolution

Der Genesis Electrified G80 bleibt sich mit der aktuellen Modellpflege treu – strebt aber mit einem geschärften Konzept klarer Richtung Premiumklasse. Die entscheidenden Fortschritte liegen im Detail: Mehr Platz, bessere Reichweite, modernere Technik und eine spürbare Komfortsteigerung. Gleichzeitig hält Genesis an seiner Linie fest, dezente Eleganz mit technischer Solidität zu verbinden, ohne sich auf plakative Sportlichkeit oder digitale Spielereien zu versteifen.

Ob das reicht, um im europäischen Markt neue Kunden zu gewinnen, hängt auch von der weiteren Markenpositionierung und der Serviceinfrastruktur ab. Doch das technische Paket ist stimmig – und im Vergleich zu vielen etablierten Wettbewerbern durchaus eine echte Alternative.