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Multitalent mit Stecker: Wie der neue VW Multivan eHybrid 4Motion Alltag und Reise vereinen will

VWN bietet den VW T7 jetzt auch als Allrad-PHEV an - Bildnachweis: VWN

  

Hybrid und Allrad im VW Bus – der Multivan eHybrid 4Motion im Technikcheck

Die Geschichte des Bulli ist reich an Wendepunkten – vom T1 der Nachkriegszeit bis hin zum vollelektrischen ID.Buzz. Mit dem neuen Multivan eHybrid 4Motion geht Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) nun einen weiteren Schritt in Richtung Elektrifizierung und verbindet erstmals einen Plug-in-Hybridantrieb mit einem elektrifizierten Allradantrieb in einem Reisevan. Was sich auf dem Papier liest wie die Quadratur des Kreises, könnte sich in der Praxis als genau das erweisen, was viele Käufer suchen: elektrisches Fahren im Alltag, große Reichweiten für die Langstrecke und dazu die Sicherheit und Traktion eines echten Allradantriebs – gerade in einem Fahrzeug, das auch abseits befestigter Straßen oder im Winterbetrieb bestehen soll.

Das Antriebssystem des VW T7 Multivan e-Hybrid 4Motion – Bildnachweis: VWN

Drei Antriebsquellen, ein Ziel: Vielseitigkeit

Der Multivan eHybrid 4Motion basiert auf dem bereits bekannten Plug-in-Hybridmodell mit Frontantrieb, erweitert dessen Technik jedoch um eine zweite E-Maschine an der Hinterachse. Dadurch entsteht ein elektrifizierter Allradantrieb ohne mechanische Verbindung zwischen Vorder- und Hinterachse – ähnlich wie im ID. Buzz GTX, allerdings hier in Verbindung mit einem Verbrenner. In Summe stehen dem Fahrer drei Energiequellen zur Verfügung: Ein 1,5 Liter großer Turbo-Benziner (TSI evo2) mit 130 kW, eine E-Maschine an der Vorderachse mit 85 kW sowie eine zweite E-Maschine hinten mit 100 kW. Zusammengerechnet ergibt sich eine Systemleistung von 180 kW, also 245 PS, sowie ein maximales Systemdrehmoment von 350 Nm, das bereits ab niedriger Geschwindigkeit zur Verfügung steht. Die Kraftübertragung erfolgt über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG), das auch Teil der Vorderradantriebseinheit ist.

Elektromobilität für den Alltag

Im Gegensatz zu vielen anderen Plug-in-Hybriden lässt sich der neue Multivan dank einer auf 19,7 kWh vergrößerten Batterie tatsächlich als vollelektrisches Fahrzeug im Alltag nutzen. Volkswagen gibt eine rein elektrische Reichweite von bis zu 95 Kilometern an – unter Idealbedingungen, versteht sich. Im Stadtverkehr und bei vorausschauender Fahrweise dürfte diese Reichweite jedoch in vielen Fällen realistisch erreichbar sein. Zum Vergleich: Laut Verkehrsministerium sind rund 95 Prozent aller täglichen Fahrten in Deutschland kürzer als 50 Kilometer – eine Strecke, die der Multivan problemlos elektrisch bewältigen kann. Die Höchstgeschwindigkeit im reinen E-Betrieb liegt bei 130 km/h. Erst darüber oder bei starker Beschleunigung greift der Verbrenner unterstützend ein.

Zum Laden steht nun nicht mehr nur ein 3,6-kW-Onboard-Lader zur Verfügung, sondern serienmäßig ein 11-kW-AC-Lader. Wer es eilig hat, kann auch an DC-Schnellladern Strom tanken – mit bis zu 50 kW Ladeleistung, womit sich der Akku in gut 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent füllen lässt. Das eröffnet Möglichkeiten, den Multivan auch auf längeren Reisen oder während kurzer Pausen elektrisch zu betreiben – etwa beim Restaurantbesuch oder Einkaufsstopp.

Hybridbetrieb für die Langstrecke

Sobald der Akkustand sinkt oder höhere Anforderungen an Leistung und Tempo gestellt werden, schaltet sich der TSI-Benziner zu. Dabei unterstützt die elektrische Vorderachse als Generator zur Stromversorgung der hinteren E-Maschine, was den Allradbetrieb auch bei leerer Batterie ermöglicht. Im Teillastbetrieb bleibt der Verbrenner jedoch möglichst oft deaktiviert, um Energie zu sparen. Eine intelligente Fahrstrategie entscheidet dabei, wann welcher Antrieb aktiv ist – und das funktioniert im Alltag erfreulich unauffällig.

Die Verbrauchswerte im WLTP-Zyklus liegen je nach Ausstattung bei 7,5 bis 8,1 Litern je 100 Kilometer, wenn der Akku leer ist. In der Praxis dürften diese Werte bei regelmäßigem Nachladen und vorausschauender Fahrweise deutlich unterboten werden. Hier zahlt sich die Fähigkeit zur Rekuperation und der intelligente Hybridmodus besonders aus.

Fahrverhalten und Traktion: Ein echter Allradler?

Die elektronische Steuerung des Allradantriebs über das ESC-System erlaubt eine variable Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Je nach Fahrsituation können bis zu 100 Prozent des Drehmoments an eine Achse geleitet werden. Das Zusammenspiel der beiden E-Maschinen funktioniert dabei nicht nur auf der Straße, sondern auch bei schwierigen Bedingungen wie Schnee, nassen Wiesen oder Schotterwegen. Die Traktion profitiert von der ausgewogenen Gewichtsverteilung: Batterie, Tank und E-Motoren sitzen tief und zentral verteilt im Fahrzeugboden, was sich positiv auf die Fahrsicherheit und das Handling auswirkt.

Mit vier wählbaren Fahrprofilen – „Eco“, „Comfort“, „Sport“ und „Individual“ – lässt sich das Fahrerlebnis individuell anpassen. Im Modus „Sport“ steht etwa die volle Leistung beider E-Motoren bis 130 km/h zur Verfügung, bevor die Hinterachse abgeschaltet wird. Der „Eco“-Modus hingegen priorisiert Verbrauchseffizienz und reduziert Leistung und Gaspedalcharakteristik. Besonders praxisnah: Der Allradantrieb bleibt selbst bei leerer Batterie aktiv, da der Strombedarf der hinteren E-Maschine dann vom Benziner in Kombination mit der vorderen E-Maschine gedeckt wird.

Komfortfeatures für Alltag und Camping

Ein Alleinstellungsmerkmal für Camperfreunde ist die serienmäßige elektrische Standklimatisierung. Sie erlaubt das Vorheizen oder Vorkühlen des Innenraums bereits beim Laden oder Parken – entweder per App oder direkt über das Infotainmentsystem. Besonders nützlich ist diese Funktion beim Übernachten im Fahrzeug oder bei extremen Außentemperaturen. In der Basisversion bleibt die Klimatisierung bis zu zehn Minuten mit Batterie aktiv, bei externer Stromversorgung sogar bis zu 30 Minuten. Für die California-Versionen ist auf Wunsch auch ein Dauerbetrieb der Standheizung verfügbar, steuerbar über ein zentrales Camper-Bedienteil.

Technische Weiterentwicklung mit Zukunftsperspektive

Gegenüber dem Vorgängermodell mit Frontantrieb und kleiner Batterie fällt die Weiterentwicklung deutlich aus: Die neue Batterie speichert nahezu doppelt so viel Energie, die Ladeleistung wurde vervielfacht und durch die zweite E-Maschine ergibt sich ein völlig neues Antriebskonzept. Dabei kommen aktuelle Technologien wie ein VTG-Lader, plasmabeschichtete Zylinderlaufbahnen und ein Miller-Brennverfahren zum Einsatz – allesamt ausgelegt auf Effizienz und niedrige Emissionen.

Sowohl Vorder- als auch Hinterachse werden von permanent erregten Synchronmaschinen angetrieben, wobei die hintere Maschine über ein separates Ein-Gang-Getriebe verfügt. Die Klauenkupplung zur Zuschaltung der Hinterachse sorgt für sanftes und präzises Einkuppeln je nach Bedarf. Auch die Leistungselektronik wurde doppelt ausgeführt – eine pro Achse -, um den Energiefluss optimal zu steuern.

Preise und Verfügbarkeit

Der Multivan eHybrid 4Motion ist als neue Spitzenversion innerhalb der Plug-in-Hybridpalette von Volkswagen Nutzfahrzeuge positioniert. Konkrete Preise variieren je nach Ausstattung und Version, dürften aber im Bereich oberhalb von 60.000 Euro starten. Eine offizielle Preisstaffelung liegt derzeit noch nicht für alle Ausführungen vor, wird jedoch erwartet, sobald auch die California-Version in den Markt eingeführt wird.

Mehr als ein Kompromiss

Der neue Multivan eHybrid 4Motion ist keine technische Spielerei, sondern ein ernstzunehmender Fortschritt für alle, die ein vielseitiges Fahrzeug mit emissionsfreier Kurzstreckentauglichkeit und echter Langstreckenfähigkeit suchen – und dabei auf Traktion auch unter schwierigen Bedingungen nicht verzichten wollen. Ob als Familien-Van, Zugfahrzeug oder Camper: Die Kombination aus elektrischem Allrad, leistungsstarkem Hybridantrieb und durchdachtem Bedienkomfort macht den neun Multivan zu einem der vielseitigsten Modelle seiner Klasse. Die technische Umsetzung überzeugt – und zeigt zugleich, wohin die Reise bei VWN künftig gehen könnte.