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ADAC gibt Ausblick auf das Reiseverkehrswochenende: Weitgehend freie Fahrt mit lokalen Engpässen
Mit dem letzten Maiwochenende steht für viele Autofahrer in Deutschland eine vergleichsweise ruhige Phase bevor – zumindest was die große Staugefahr betrifft. Während sich im Sommer und zu Ferienzeiten erfahrungsgemäß kilometerlange Blechlawinen bilden, deuten aktuelle Prognosen auf ein eher entspanntes Verkehrsgeschehen hin. Doch ganz frei von Risiken sind die kommenden Tage nicht: Eine Vielzahl an Baustellen, verstärkte Grenzkontrollen und punktueller Ausflugsverkehr könnten das Staupotenzial lokal ansteigen lassen. Der ADAC gibt eine differenzierte Einschätzung ab – die wir kritisch einordnen.

Pfingstferien nur in Hamburg – Deutschland bleibt mobil
Eine der Hauptursachen für stauanfällige Wochenenden ist die Ferienzeit. Diese bleibt aktuell weitgehend aus: Bis auf Hamburg befinden sich sämtliche Bundesländer nicht in den Schulferien, was sich direkt auf die Verkehrsbelastung auswirkt. Damit entfällt ein Großteil des üblicherweise ferienbedingten Reiseverkehrs. In der Hansestadt hingegen ist aufgrund der einwöchigen Pfingstferien mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen – insbesondere in Richtung der klassischen norddeutschen Ausflugsregionen an Nord- und Ostsee. Schon am Freitagnachmittag dürfte es auf den Zufahrtsrouten aus Hamburg Richtung A1 und A7 sowie auf der B432 in Richtung Timmendorfer Strand zu spürbarem Verkehr kommen.
Baustellen: 1200 potenzielle Nadelöhre im Fernverkehr
Auch wenn sich keine großen Ferienstaus abzeichnen, bleibt das Problem chronisch: Rund 1200 Autobahnbaustellen beeinträchtigen derzeit bundesweit den Verkehrsfluss. Das betrifft nahezu alle Autobahnachsen, darunter auch Hauptreisestrecken wie die A3, A7, A8 oder A9. Besonders kritisch sind dabei mehrspurige Verengungen, die zu abruptem Bremsverhalten und Rückstaus führen können. Nach Einschätzung des ADAC werden viele dieser Baustellen zwar nicht zu flächendeckenden Behinderungen führen, doch im Fall dichter Tagesausflugsverkehre – etwa bei stabilem Schönwetter – können sie lokale Engstellen verursachen. Auch Pendlerrouten rund um Ballungszentren wie München, Frankfurt, Köln oder Berlin sind weiterhin belastet.
Grenzkontrollen und Auslandslage: Verzögerungen einplanen
Ein zentrales Thema sind derzeit die verstärkten Einreisekontrollen an den deutschen Außengrenzen, die bereits Anfang Mai eingeführt wurden. Insbesondere an neuralgischen Punkten wie Suben (A3, Richtung Österreich), Walserberg (A8, Salzburg) und Kiefersfelden (A93, Tirol) kommt es regelmäßig zu Verzögerungen. Dabei handelt es sich sowohl um stichprobenartige als auch vollständige Kontrollen durch Bundespolizei und Zoll. Vor allem zu den Wochenendstoßzeiten kann es hier zu Wartezeiten von bis zu 45 Minuten kommen, wie aktuelle Beobachtungen an Pfingsten gezeigt haben.
Doch auch bei Ausreisen, etwa in Richtung Frankreich oder in die Niederlande, muss mit Kontrollen gerechnet werden. Zwar sind diese weniger intensiv als bei der Einreise, doch durch den Rückreiseverkehr zum Wochenstart kann sich die Lage hier zuspitzen. Der ADAC empfiehlt, gültige Reisedokumente – insbesondere für Kinder – mitzuführen, da Führerscheine nicht als Grenzdokumente anerkannt werden. Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte mindestens 30 Minuten zusätzliche Fahrzeit an den Grenzen einplanen und vor Reiseantritt einen Blick in aktuelle Verkehrs-Apps oder auf adac.de werfen.
Verkehrslage im benachbarten Ausland: punktuelle Sperren mit Wirkung
Auch im Ausland sorgen baustellenbedingte Einschränkungen für mögliche Zeitverluste. Auf der österreichischen Tauernautobahn A10 zwischen Golling und Werfen kommt es derzeit zu einspuriger Verkehrsführung – ein Abschnitt, der traditionell stark belastet ist. Hinzu kommen Wochenend-Abfahrtsperren auf der A12 (Inntalautobahn) und entlang der Fernpassroute, mit denen Tirol den Ausweichverkehr durch kleine Gemeinden regulieren will. Diese Maßnahmen sind zwar sinnvoll aus Sicht der Anwohner, führen aber regelmäßig zu langen Staus auf der Autobahn selbst.
In Italien und der Schweiz behindert eine Baustelle südlich von Pfunds den Verkehr über den Reschenpass. Hier wird der Verkehr wechselseitig geführt, was bei höherem Verkehrsaufkommen spürbare Wartezeiten mit sich bringt. Als Umfahrung empfiehlt sich die Route über die Schweiz, etwa über die San-Bernardino- oder Gotthard-Achse – allerdings sind auch dort saisonbedingt erste Staubelastungen möglich.
Tschechien: Tunnelsperrung auf der D8 mit Auswirkungen auf Rückreiseverkehr
Auf tschechischer Seite führt eine Tunnelbaustelle auf der D8, unweit der deutschen Grenze, aktuell zu erheblichen Einschränkungen. Hier besteht Staugefahr vor allem bei Rückreisenden aus Prag oder Nordböhmen. Wer diese Route nutzt, sollte alternative Grenzübergänge wie Zinnwald oder Reitzenhain prüfen.
Wetterlage: Sommererwachen begünstigt Ausflugsverkehr
Ein Blick auf die Wettermodelle zeigt: Das Wochenende vom 23. bis 25. Mai dürfte vielerorts trocken und mild verlaufen – bei Temperaturen zwischen 18 und 24 Grad. Gerade in den Ballungsräumen ist bei stabilem Wetter mit hohem Tagesausflugsverkehr zu rechnen. Dies betrifft vor allem Regionen rund um den Bodensee, das Allgäu, das Rhein-Main-Gebiet sowie die Mittelgebirge. Auch Parkplätze an beliebten Seen und Wanderzielen wie der Eifel, dem Harz oder der Sächsischen Schweiz könnten frühzeitig überfüllt sein.
Kein Chaos, aber auch kein Selbstläufer
Insgesamt lässt sich die Verkehrslage für das kommende Wochenende als stabil, aber nicht störungsfrei einschätzen. Die Kombination aus fehlendem Ferienverkehr, hoher Baustellendichte und lokalen Wettereffekten sorgt für eine differenzierte Prognose. Autofahrer, die flexibel bleiben und frühzeitig planen, können jedoch viele potenzielle Engpässe umgehen. Der größte Risikofaktor bleibt – wie so oft – die Tagesform des Verkehrs: Unerwartete Unfälle oder Wetterumschwünge können die Prognosen schnell kippen lassen.
Wer sicher durch das Wochenende kommen möchte, sollte aktuelle Verkehrsmeldungen und Staumelder regelmäßig prüfen, Navigationssysteme mit Live-Daten nutzen und bei Fahrten ins Ausland unbedingt an Ausweisdokumente und Wartezeiten an Grenzübergängen denken.
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