
Pirelli entwickelte für das jüngste Porsche Modell eine maßgeschneiderte Version des P Zero R - Bildnachweis: Pirelli
Präzise Gummiarbeit für einen Pionier-Elfer
Mit dem neuen Porsche 911 GTS beschreitet die traditionsreiche Sportwagenreihe aus Zuffenhausen technologisch Neuland: Erstmals kommt im Elfer ein elektrifizierter Antriebsstrang zum Einsatz. Ein Hybrid im 911 – das ist nicht weniger als eine kleine Revolution im Antriebskonzept der Baureihe, die seit über 60 Jahren für sportliche Kontinuität steht. Um dieser technischen Neuorientierung gerecht zu werden, setzt Porsche nicht nur auf ein neu entwickeltes Aggregat, sondern auch auf eine angepaßte Bereifung. Mit Pirelli liefert ein etablierter Entwicklungspartner die passenden Reifen zur Serienaustattung des 911 GTS – genauer gesagt: den maßgeschneiderten P Zero R.
Damit rückt nicht nur der Hybrid-Antrieb, sondern auch die Rolle der Reifen als funktionales Bindeglied zwischen Technik und Straße verstärkt in den Fokus. Grund genug, die technischen Hintergründe der Partnerschaft zwischen Pirelli und Porsche sowie die Eigenschaften der neuen Pneus genauer zu beleuchten.

Maßarbeit aus Breuberg: Der neue P Zero R im Detail
Die Zusammenarbeit zwischen Pirelli und Porsche ist keine neue. In nahezu jeder Modellvariante des 911 kommen seit Jahren Reifen des italienischen Herstellers mit spezieller Porsche-Freigabe – erkennbar an der sogenannten N-Markierung – zum Einsatz. Beim neuen 911 GTS, dem ersten Vertreter der Baureihe mit Hybridantrieb, kommt jedoch erstmals eine maßgeschneiderte Version des P Zero R als Erstausrüstung zum Einsatz.
Diese Version wurde im Forschungs- und Entwicklungszentrum von Pirelli im hessischen Breuberg entwickelt. Die Entwicklungsarbeit erfolgte laut Hersteller unter anderem mithilfe eines virtuellen Simulationszentrums. Ziel der Modifikation war es, die besonderen Anforderungen des neuen Hybridkonzepts abzubilden: höhere Fahrzeugmasse durch das Hybridmodul, geänderte Balance, neue Fahrdynamik – und natürlich die Notwendigkeit, sowohl Effizienz als auch Performance optimal unter einen Hut zu bringen.
Die neu abgestimmte Laufflächenmischung des P Zero R soll laut Datenlage besonders auf nassen Untergründen eine überdurchschnittliche Traktion bieten und gleichzeitig durch ein geringes Geräuschniveau im Innenraum punkten. Letzteres ist gerade bei Hybridfahrzeugen mit teilweiser elektrischer Fahrt besonders relevant, da Motorgeräusche deutlich leiser ausfallen – und Reifengeräusche damit stärker ins Gewicht fallen. Auch der Rollwiderstand wurde optimiert, was sich positiv auf Reichweite und Kraftstoffverbrauch auswirken dürfte.
Eine interessante Neuerung ist zudem die Integration des P Zero Winter 2 als optionaler Winterreifen für den GTS. Auch hier handelt es sich um eine speziell für Porsche entwickelte Variante mit laufrichtungsgebundenem Profil. Laut Hersteller verspricht sie bessere Traktion bei Nässe und Schnee sowie ein insgesamt stabileres Bremsverhalten bei winterlichen Temperaturen. Technisch basiert der P Zero Winter 2 auf einem weiterentwickelten Profildesign mit homogenerer Druckverteilung – ein Aspekt, der sich sowohl auf Handling als auch auf den Reifenverschleiß positiv auswirken kann.
Was bringt der Hybrid-Elfer auf die Straße?
Der Porsche 911 GTS der neuen Generation markiert mehr als nur einen Modellwechsel: Mit dem Hybridmodul zieht ein elektrifizierter Antriebsstrang in das Herzstück der 911-Baureihe ein. Der GTS kombiniert einen modifizierten Sechszylinder-Boxermotor mit einem Elektromotor, der in das Gehäuse des überarbeiteten Achtgang-Doppelkupplungsgetriebes (PDK) integriert wurde. Die Systemleistung liegt nach vorliegenden Informationen bei rund 398 kW (541 PS), das maximale Drehmoment bei über 600 Newtonmetern. Damit soll der GTS trotz Hybridantrieb nicht schwerfälliger, sondern spürbar dynamischer als sein Vorgänger unterwegs sein.
Im Fokus der Entwicklung standen neben der Effizienzsteigerung vor allem die Fahrdynamik und das direkte Ansprechverhalten – also klassische 911-Tugenden. Dazu trägt auch ein neu abgestimmtes Fahrwerk mit PASM-Sportdämpfern, Hinterachslenkung und adaptiven Motorlagern bei. Die Gewichtsverteilung veränderte sich dabei durch das Hybridmodul nur moderat, was laut Porsche durch gezielte Maßnahmen am Fahrwerkslayout kompensiert wurde. Für den Kontakt zur Straße sind die Reifen also ein besonders sensibler Stellhebel – und genau hier sollen die maßgeschneiderten Pirelli-Pneus ihren Beitrag leisten.
Preis und Positionierung: Für wen ist der neue GTS gedacht?
Mit dem neuen 911 GTS richtet sich Porsche weiterhin an sportlich ambitionierte Kunden, die im 911-Spektrum zwischen Carrera S und Turbo eine ausgewogene Balance aus Performance, Alltagstauglichkeit und Fahrspaß suchen. Die neue GTS-Generation startet in Deutschland aktuell ab einem Grundpreis von rund 170.600 Euro für das Coupé. Das Cabriolet liegt bei etwa 183.000 Euro, der Targa 4 GTS bei rund 185.000 Euro. Hinzu kommen zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten, die den Preis schnell in Richtung 200.000-Euro-Marke treiben können.
Im Preis enthalten sind jedoch bereits umfangreiche Ausstattungsmerkmale wie das Sport Chrono-Paket, das Porsche Active Suspension Management (PASM), Matrix-LED-Scheinwerfer sowie ein Sportabgassystem. Für die Hybridversion ist darüber hinaus ein leistungsfähiger Lithium-Ionen-Akku unter dem vorderen Kofferraumboden verbaut, der sich allerdings nicht extern laden lässt – der 911 GTS ist also ein klassischer Vollhybrid, kein Plug-in.
Wie stimmig ist das Paket aus Technik und Reifen?
Der Schritt zur Hybridisierung des Porsche 911 war lange erwartet worden, nun ist er da – und mit ihm neue Anforderungen an Fahrverhalten, Effizienz und Komfort. Dass Porsche in diesem Zusammenhang nicht auf Standardlösungen zurückgreift, sondern mit Pirelli gezielt entwickelte Reifen einsetzt, zeigt den hohen Anspruch an die Gesamtperformance des Fahrzeugs. Die speziell abgestimmten P Zero R und P Zero Winter 2 versuchen, die Stärken des neuen Antriebskonzepts auf die Straße zu bringen – leise, effizient, aber gleichzeitig mit der nötigen sportlichen Härte.
Ob der GTS mit Hybridantrieb und Pirelli-Bereifung die klassischen Elfer-Tugenden auch langfristig bewahrt, wird erst ein Praxistest auf Straße und Rennstrecke zeigen. Sicher ist jedoch: Die enge Verzahnung von Antriebs- und Reifenentwicklung eröffnet neue Möglichkeiten, um Sportlichkeit und Nachhaltigkeit zusammenzubringen – auch im traditionsbewussten 911-Kosmos.
Ähnliche Berichte
Gemeinsamer Code für die Zukunft: Wie Open Source die Autoindustrie verändert – VDA initiiert Open-Source-Offensive
Genesis GV70 Electrified startet Bestellphase
Zwischen PS-Fieber und Festivalflair: Die PS Days 2025 in Hannover