
Mitr Allrad: Drei neue Modellvarianten des Porsche 911 - Bildnachweis: Porsche
Porsche baut Allradangebot des 911 deutlich aus – mehr Traktion für mehr Typen
Der Porsche 911 zählt zu den wenigen Sportwagen, deren Geschichte ungebrochen über sechs Jahrzehnte reicht – und dabei mit nahezu jedem Modell neue Kapitel technischer Evolution aufschlägt. Im Jubiläumsjahr 2025 erweitert Porsche das Portfolio seiner Allradversionen nun spürbar. Mit der Einführung des 911 Carrera 4S als Coupé und Cabriolet sowie des Targa 4S wächst das Allradangebot innerhalb der Baureihe auf sechs Varianten. Ein Schritt, der nicht nur eine größere Modellvielfalt bedeutet, sondern vor allem auch technische Substanz nachlegt – insbesondere mit Blick auf Fahrdynamik, Alltagstauglichkeit und Effizienz.
Mehr Auswahl im mittleren Leistungsbereich
Die neuen Allradmodelle schließen eine Lücke zwischen den heckgetriebenen S-Versionen und den potenteren GTS-Varianten. Damit spricht Porsche gezielt jene Käufer an, die mehr Traktion unter wechselnden Bedingungen suchen, ohne gleich zur nächsthöheren Leistungsstufe greifen zu wollen. Für die drei neuen Derivate kommt der modifizierte Sechszylinder-Boxermotor mit Biturbo-Aufladung zum Einsatz, der im Zuge der Modellpflege auf 353 kW beziehungsweise 480 PS erstarkt ist – ein Leistungsplus von 30 PS gegenüber dem bisherigen 4S.
Verantwortlich dafür ist unter anderem eine überarbeitete Ladeluftkühlung, die sich an der Architektur des 911 Turbo orientiert. Die Kraftübertragung übernimmt serienmäßig das bekannte Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK), das seine Gangwechsel auch in den neuen Allradmodellen mit hoher Präzision und Geschwindigkeit vollzieht.
Technisch aufgewertet und fahrdynamisch heckbetont
Trotz Allradkonzept bleibt der Fahrcharakter der neuen Modelle prinzipiell heckbetont. Das Porsche Traction Management (PTM) greift nur bei Bedarf ein und verteilt die Antriebskraft dann situationsabhängig auch an die Vorderachse. Die Steuerung des Vorderachsgetriebes erfolgt weiterhin elektromechanisch – lediglich die Übersetzung wurde leicht angepasst. Dieses Set-up ermöglicht nicht nur eine hohe Traktion bei widrigen Bedingungen, sondern bewahrt auch die fahrdynamische DNA des 911.
Die Beschleunigungswerte untermauern den Anspruch. Das 911 Carrera 4S Coupé sprintet in Verbindung mit dem optionalen Sport Chrono Paket in nur 3,3 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 308 km/h. Damit bewegt sich das Allradmodell auf einem Niveau, das bis vor wenigen Jahren noch Turbo-Versionen vorbehalten war – bei zugleich verbesserter Fahrbarkeit im Alltag.
Höherer Serienumfang, mehr Individualisierung
Neben dem Antriebsstrang wurde auch die Serienausstattung erweitert. Unter anderem gehören eine Sportabgasanlage, das Torque Vectoring System PTV Plus und moderne 20- und 21-Zoll-Räder im neuen Carrera S-Design zur Grundausstattung. Zudem verfügen alle neuen Modelle über Matrix-LED-Hauptscheinwerfer, elektrisch anklappbare Außenspiegel mit Umfeldbeleuchtung, einen kabellosen Smartphone-Ladebereich und einen Regensensor mit automatisch abblendenden Spiegeln.
Im Innenraum setzt Porsche auf ein serienmäßiges Lederpaket. Das Coupé wird grundsätzlich als Zweisitzer ausgeliefert, lässt sich jedoch ohne Aufpreis mit einer Rücksitzanlage konfigurieren. Cabriolet und Targa verfügen serienmäßig über vier Sitzplätze. Auch die rote Bremsanlage mit 408 mm großen Scheiben vorne und 380 mm hinten stammt nun aus den GTS-Modellen. Beim Targa gehört zudem die Hinterachslenkung zur Serienausstattung.
Der Targa bleibt ein Sonderfall – auch im Allradangebot
Besondere Aufmerksamkeit verdient das Jubiläum des 911 Targa, der seit 60 Jahren eine Brücke zwischen Coupé und Cabriolet schlägt. Ursprünglich als Reaktion auf US-amerikanische Sicherheitsbedenken entwickelt, bietet der Targa bis heute eine außergewöhnliche Mischung aus Offenheit und Schutz. Bereits seit 2006 ist die Karosserieform ausschließlich mit Allradantrieb erhältlich, was den Anteil von Allradvarianten beim Targa automatisch auf 100 Prozent bringt.
Die jüngste Version übernimmt das vollautomatisierte Dachmodul mit Glasheckklappe, das sich in rund 19 Sekunden öffnet. Der charakteristische Überrollbügel, das herausnehmbare Dachsegment und die durchgehende Heckscheibe greifen optisch die Gestaltung des Urmodells auf. Kunden können aus vier Dachfarben wählen – Schwarz, Blau, Rot und Braun.
Verbrauch, Emissionen und Preise
Die offiziellen Verbrauchswerte der neuen Allradversionen liegen im WLTP-Zyklus je nach Variante zwischen 10,5 und 11,0 Litern pro 100 Kilometer. Die CO2-Emissionen bewegen sich dabei zwischen 237 und 249 Gramm pro Kilometer. Damit erreichen alle Varianten die CO2-Klasse G. Angesichts der gestiegenen Leistung ist das Niveau gegenüber den Vorgängern stabil geblieben, wenngleich nicht niedrig. Wer auf Effizienz setzt, wird im Porsche-Portfolio andere Modelle finden. Wer hingegen die Balance aus Fahrdynamik, Alltagstauglichkeit und Traktion sucht, dürfte im 911 Carrera 4S einen besonders ausgewogenen Kompromiss sehen.
Die Preise für die neuen Modelle starten nach aktuellen Stand (Juli 2025) voraussichtlich bei rund 140.000 Euro für das Carrera 4S Coupé. Das Cabriolet dürfte etwa 12.000 Euro darüber liegen, der Targa 4S aufgrund seines komplexeren Dachmechanismus nochmals etwas teurer ausfallen. Eine detaillierte Preisliste war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht abschließend verfügbar.
Ein Fazit zwischen Historie und Technik
Mit der erweiterten Allradpalette macht Porsche den 911 noch breiter verfügbar – und das nicht nur im wörtlichen Sinn. Die Kombination aus gesteigerter Leistung, höherer Traktion und erweiterter Ausstattung zielt auf Kunden, die ihren Sportwagen auch bei schwierigen Bedingungen sicher und fahraktiv bewegen wollen. Gleichzeitig wahrt Porsche die markentypische Fahrdynamik und hebt den Targa als ikonisches Bindeglied zwischen Tradition und Moderne nochmals hervor. Ob auf der verschneiten Passstraße, im Sommerurlaub oder bei der Wochenendausfahrt – die neuen Allradmodelle des 911 versprechen eine hohe Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Auch wenn sich Porsche mit Lob für den eigenen Fortschritt traditionell nicht zurückhält, zeigt die technische Entwicklung: Das Jubiläumsjahr bringt spürbaren Fortschritt – mit Bedacht, aber nicht ohne Wirkung.
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