
Porsche Studio Baden-Baden - Bildnachweis: Porsche
Erlebniswelt statt Autohaus: Porsche eröffnet erstes Studio in Deutschland
Mitten in der Kurstadt Baden-Baden, im traditionsreichen 5‑Sterne‑Hotel „Europäischer Hof“, testet Porsche ein neues Konzept im Heimatmarkt: Ein „Studio“ mit exklusivem Anspruch, kompakter Fläche und viel Inszenierung. Die Entscheidung für diesen Standort ist kein Zufall. Baden-Baden ist als Stadt mit internationalem Publikum, hoher Kaufkraft und einer Nähe zu Kunst, Kultur und Motorsport wie geschaffen für eine Pilotfläche, die deutlich mehr sein will als ein klassischer Showroom.
Konzept statt Konfiguration: Das Porsche Studio im Wandel der Marke
Porsche befindet sich mitten in einem Umbruch. Der weltweite Wandel hin zur Elektromobilität, die Digitalisierung der Verkaufsprozesse und veränderte Kundenbedürfnisse stellen auch die etablierten Premiumhersteller vor neue Herausforderungen. Statt großflächiger Autohäuser mit Werkstatt und Auslieferung versucht man es nun zunehmend mit urbanen Erlebnisflächen. Der strategische Gedanke dahinter: näher an die Kunden, sichtbarer in Innenstädten und repräsentativer im Markenbild.
Mit dem neuen Porsche Studio Baden-Baden startet die Marke nun erstmals auch in Deutschland ein solches Retail-Format. International gibt es bereits Studios dieser Art, unter anderem in Beirut, Seoul, Tel Aviv, Oslo und Brisbane. Nun folgt also der Einstieg auf dem Heimatmarkt – mit einem klaren Premiumanspruch.
300 Quadratmeter Erlebnisraum – im Herzen Baden-Badens
Das Studio selbst befindet sich im Erdgeschoss des traditionsreichen Steigenberger-Hotels „Europäischer Hof“, unweit der Lichtentaler Allee. Auf rund 300 Quadratmetern wird dort ein Erlebnisraum inszeniert, der deutlich mehr bietet als nur ein Blick auf aktuelle Fahrzeuge.
Herzstück des Studios ist eine Lichtgarage, in der zur Eröffnung ein Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket ausgestellt wurde. Mit bis zu 760kW Systemleistung (im Overboost), Allradantrieb und einer Beschleunigung von unter 2,3 Sekunden zählt der Taycan Turbo GT zu den dynamischsten Elektrofahrzeugen der Marke. Ergänzend präsentiert Porsche im Studio auch Lifestyle-Produkte, etwa eine kuratierte Auswahl an mechanischen Armbanduhren von Porsche Design sowie ein aktuelles Porsche eBike.
Neben dem Showcharakter bietet das Studio auch klassische Beratung: Kunden können sich dort zu allen aktuellen Porsche-Modellen informieren und diese individuell konfigurieren. Eine Auslieferung erfolgt jedoch weiterhin über die etablierten Porsche-Zentren der betreibenden Bauschatz Gruppe.
Betreiber, Idee, Umsetzung: Die Rollenverteilung hinter dem Projekt
Verantwortlich für das Studio ist die Bauschatz Gruppe, zu der auch die Porsche Zentren Baden-Baden und Friedrichshafen gehören. Die Gruppe übernimmt Betrieb und Personal. Porsche Deutschland zeichnet sich für Konzept und Markenführung verantwortlich.
Das Retail-Format folgt einem global entwickelten Ansatz, der „Dort sein, wo die Kunden sind“ zur zentralen Idee macht. Die bisherigen internationalen Studios zeigen, dass Porsche damit in urbanen Lagen auch Zielgruppen anspricht, die mit der Marke bisher weniger Berührungspunkte hatten – etwa jüngere Käufer oder designaffine Stadtbewohner.
Zwischen Inszenierung und Substanz: Was Besucher erwartet
Der Besuch des Studios ist bewusst niedrigschwellig gehalten. Wer durch die Lobby des Hotels schlendert, kann sich unverbindlich umsehen, die ausgestellten Fahrzeuge betrachten oder sich bei einem Espresso in der Lounge beraten lassen. Die bewusst wohnliche Atmosphäre mit Bar-Elementen, Designmöbeln und flexiblen Präsentationsflächen soll Hemmschwellen abbauen und eine neue Form der Markeninteraktion ermöglichen.
Zur Eröffnung wurde der neue Showroom aufwendig inszeniert: Mit Moderation, musikalischem Rahmenprogramm, einer Vorstellung des neuen Sondermodells 911 Spirit 70 auf der Dachterrasse und prominenten Gästen aus Unternehmen und Medien. Diese Inszenierung, so der Eindruck, soll weniger Verkaufszahlen steigern als vielmehr Aufmerksamkeit schaffen – sowohl regional als auch im internationalen Markenumfeld.
Welche Modelle aktuell im Fokus stehen
Zur Eröffnung stand, neben dem Taycan Turbo GT, auch das Sondermodell Porsche 911 Spirit 70 im Fokus. Das Jubiläumsmodell erinnert an 70 Jahre Porsche Deutschland und basiert auf dem limitierten 911 S/T. Letzterer ist technisch eng verwandt mit dem GT3 Touring und wurde auf 1.963 Einheiten limitiert. Der Preis betruig rund 292.000 Euro – bereits beim Marktstart war das Modell ausverkauft.
Neben diesen Ausnahmemodellen liegt der Fokus im Studio aber auch auf der elektrifizierten Zukunft der Marke. Porsche plant, bis 2030 rund 80 Prozent seiner Fahrzeuge vollelektrisch anzubieten. Der Taycan, der Macan Electric (ab rund 84.100 Euro), der Panamera E-Hybrid (ab etwa 119.000 Euro) und die kommenden Elektrovarianten des Cayenne bilden dabei die Speerspitze dieser Strategie. Im Studio sollen genau diese Fahrzeuge künftig prominent präsentiert und erlebbar gemacht werden.
Events und Aktivitäten: Mehr als nur ein Showroom
Um das Studio als dauerhafte Begegnungsfläche zu etablieren, sind regelmäßige Veranstaltungen geplant. Den Anfang macht ein Tag der offenen Tür am 5. Juli 2025. Außerdem wird Porsche bei etablierten lokalen Events präsent sein, etwa beim Oldtimer Meeting (11.-13. Juli) oder dem SWR New Pop Festival (18.-21. September). Auch Kooperationen mit lokalen Partnern sind angedacht. Damit entsteht ein Programm, das über den klassischen Automobilvertrieb hinausgeht und Lifestyle, Eventkultur und Markenbindung verbindet.
Kritische Einordnung: Studio als Zukunftsmodell?
Ob sich das Porsche Studio in Deutschland etabliert, bleibt abzuwarten. Der Ansatz, klassische Verkaufsräume durch designorientierte Erlebnisflächen zu ersetzen, ist nicht neu – Marken wie Mercedes-Benz (mit „Me Stores“) oder BMW (mit „Brand Experience Spaces“) verfolgen seit Jahren ähnliche Strategien. Der Erfolg hängt dabei stark von der Akzeptanz durch die Kunden, aber auch von der Wirtschaftlichkeit der Standorte ab.
Porsche profitiert in Baden-Baden von einer hohen Markendichte, touristischem Umfeld und lokalem Prestige. Ob das Modell auch in weniger exklusiven Lagen funktioniert, wird sich zeigen müssen. Klar ist aber: Der Trend geht zur Verschmelzung von Produkt, Design und Erlebnis – und das Studio in Baden-Baden markiert einen sichtbaren Schritt in diese Richtung.
Ähnliche Berichte
Monochromes Machtstatement Range Rover SV Black: Luxus in tiefem Schwarz mit Sinn fürs Detail
Zwischen Leasing und Mietwagen – so funktioniert das neue Toyota-Abo
Zwischen Rekordfahrt und Alltag – der neue elektrische Cayenne auf Abnahmefahrten