Leapmotor B10 will Europas E-SUV-Markt erobern - Bildnachweis: Leapmotor / Stellantis
Leapmotor B10 – Einstieg in elektrische Familienklasse mit technischer Präzision
Es ist selten, dass ein völlig neuer Name in Europas SUV-Landschaft schnell für Aufmerksamkeit sorgt. Doch der Leapmotor B10 schafft genau das – nicht mit lauter Werbung, sondern mit einer technischen Architektur, die in dieser Klasse bisher kaum zu finden war. Wer den Blick auf die nüchternen Daten lenkt, erkennt schnell: Hier geht es nicht nur um ein neues Modell, sondern um einen ernsthaften Angriff auf gefestigte Wettbewerber wie MG4 Electric, Smart #1 oder Volvo EX30.
Aber genau an diesem Punkt beginnt die spannendste Frage: Kann ein chinesischer Hersteller mit Unterstützung von Stellantis tatsächlich den europäischen Markt mit einem Elektro-C-SUV bedienen, das sowohl preislich als auch technisch Maßstäbe setzt? Der B10 tritt den Beweis an, indem er sich auf die Leap 3.5-Plattform stützt – eine modulare, vollständig softwarezentrierte Elektrofahrzeugbasis. Die zentrale Domänensteuerung mit nur 996 Metern Kabelbaum ist nicht nur eine Ingenieursleistung, sondern senkt Produktionsgewicht und mögliche Fehlerstellen. 22 Steuergeräte sind vernetzt, über 200 Open-Source-Schnittstellen erlauben schnelle Softwareupdates und Integration neuer Funktionen ohne Hardwaretausch.
Deshalb lohnt der Blick ins Cockpit: Der Snapdragon 8155 von Qualcomm sorgt für performante und flüssige Bedienbarkeit mit kurzen Reaktionszeiten, das 14,6-Zoll-Display mit Leap OS 4.0 Plus zeigt sich konnektivitätsstark mit Multi-App-Ansicht und Fernsteuerung über die Hersteller-App. Over-the-Air-Fähigkeiten sind nicht eingeschränkt – damit bleibt das Fahrzeug softwareseitig langfristig aktuell. Für sicherheitsorientierte Käufer sind 17 Assistenzfunktionen und ein hochfester Sicherheitskäfig relevant, die auf eine Fünf-Sterne-E-NCAP-Bewertung zielen.
Aber Reichweite bleibt im Alltag entscheidend. Der B10 wird in zwei Batteriegrößen angeboten: Die 56,2 kWh-Version liefert realistisch im Sommer um die 340-350 km, im WLTP liegt sie bei 361 km. Die größere 67,1 kWh-Variante erreicht unter optimalen Bedingungen 434 km WLTP – in realen deutschen Winterbedingungen dürfte das eher bei gut 370 km liegen. Die Ladeleistung ist mit 11 kW AC solide, das DC-Fenster mit 140 bzw. 168 kW Schnellladung im Klassendurchschnitt oder leicht darüber. Ein 30-80 Prozent-Ladevorgang ist in rund 18-20 Minuten machbar, was den B10 auch für Langstreckenfahrten geeignet erscheinen läßt.
Besonders interessant ist die Fahrwerksabstimmung, die mit Stellantis-Know-how auf dem italienischen Testkurs Balocco entwickelt wurde. Die Mehrlenker-Hinterachse sorgt für spürbar definierte Radführung, die Gewichtsverteilung von 50:50 stabilisiert das Kurvenverhalten. Das Fahrgefühl ist, trotz frontgetriebenem Layout, harmonisch und vermittelt Vertrauen, wenngleich Konkurrenzmodelle wie der Volvo EX30 mit kräftigerem Heckantrieb bei hohen Geschwindigkeiten mehr Dynamik bieten.
Deshalb stellt sich die Preisfrage: Mit einem Einstieg ab 29.900 Euro bewegt sich der B10 deutlich unter vielen Wettbewerbern – der EX30 startet jenseits 36.000 Euro, der Smart #1 knapp darunter. Die LIFE-Ausstattung bietet bereits Panorama-Glasdach, vollständiges Assistenzpaket, 18-Zoll-Felgen und Rundumkamera. Die DESIGN-Variante legt Komfortdetails wie belüftete Ledersitze und Surround-System darauf. Im Verhältnis zum Preis sind die gebotenen technischen Inhalte hoch, allerdings fehlen aktuell optionale Allradvarianten und klar kommunizierte Akku-Garantiedaten für den EU-Markt.
Im Vergleich zeigt sich: Der Leapmotor B10 ist technisch kein Kompromissfahrzeug. Er zielt direkt auf technisch versierte Käufer, die ein modernes E-SUV für den Alltag suchen, ohne Premiumaufschlag. Dennoch bleiben Fragen offen – etwa zur Langzeithaltbarkeit der neuen Plattform und zur Serviceinfrastruktur in Deutschland. Wer damit leben kann, erhält einen elektrischen Familien-SUV, der sowohl für Einsteiger in die E-Mobilität als auch für Technikfans einen respektablen Wert darstellt.

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